Hamburg: Tag der offenen Moschee

Immer am 3. Oktober öffnen viele der Hamburger Moscheen ihre Tore und laden ein zum Tag der offenen Moschee. Dieser Tag der offenen Moschee ist bundesweit eine feste Einrichtung geworden. Hamburg verfügt über eine große Vielfalt an Moscheen. Die Seite moscheesuche.de listet für Hamburg 43 Moscheen. Von diesen fallen die meisten kaum ins Auge, befinden sie sich doch häufig in unscheinbaren Wohnhäusern, im Keller oder in Hinterhöfen.

Doch es lohnt sich, mal eine Moschee zu besuchen! Zu sehen, wie die Muslime trotz aller Widrigkeiten liebevoll ihre Gebetsräume ausschmücken, wie sie ihren Glauben von Herzen leben.

Centrum-Moschee
Centrum-Moschee

Dabei gibt es eine große Vielfalt. Praktisch jedes muslimische Land, jede muslimische Glaubensrichtung verfügt über eine eigene Moschee in Hamburg. So kann man, egal ob Araber, Türke oder Pakistani in seiner Sprache die Predigten hören und seinen heimischen Sitten folgen. Natürlich sind diese Moscheen auch beliebte Treffpunkte. Man findet hier Landsleute, kann sich Rat holen oder auch mal ein Gericht aus der Heimat genießen.

Ich besuche gerne eine solche Moschee, lasse mich am 3. Oktober durch die exotischen Eindrücke treiben und probiere das eine oder andere Häppchen. Ich liebe es, mehr von anderen Religionen zu erfahren.

2013 habe ich die Centrum-Moschee in St. Pauli besucht. Diese ist eine Moschee der türkischen Gemeinde in Hamburg. Damals war ein Thema, das mir auch am Herzen lag, warum die Frauen Kopftuch bzw. Schleier tragen. Dazu gab es einige nette Gespräche mit den anwesenden Frauen. Alle waren der Überzeugung, dass sie die Kopfbedeckung nur aus eigenem Antrieb trugen, um sich als fromme Muslima zu zeigen.

Die Imam Ali Moschee

Dieses Jahr (2014) habe ich die Imam Ali-Moschee der persischen Gemeinde an der Alster besucht. Das ist eine Moschee, wie man sie sich vorstellt: Springbrunnen und ein seichter Wasserpool führen auf die mit einer Kuppel und zwei Minaretten geschmückte Moschee zu.

Wenn man, wie ich, schon die großartigen Moscheen in Damaskus oder in Samarkand gesehen hat, wirkt die blaue Imam Ali-Moschee bescheiden, klein. Doch als ich das Gebäude betrat, war ich überrascht. Der runde Gebetsraum ist groß und Licht durchflutet. Der 3. Oktober war dieses Jahr ein Freitag, so dass ich auch das übliche Freitagsgebet beobachten konnte. Der Raum war voller Menschen. Die Ansprache wurde auf Farsi (Persisch) gehalten. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, ein buntes fröhliches Gewimmel.

Die iranischen Gastgeber hatten sich gründlich vorbereitet. Es gab jede Menge Informationsmaterial, man konnte der Ansprache auch auf Deutsch per Kopfhörer folgen und, wenn nicht gerade Gebetsstunde war, an Führungen durch die Moschee teilnehmen.

Imam Ali-Moschee
Imam Ali-Moschee

Hinter dem eigentlichen Moschee-Gebäude gibt es eine Bibliothek, in der ein kleiner Basar aufgebaut war, wo man persisches Kunsthandwerk, Tee und Pistazien erwerben konnte. Auch dieser Raum ist rund und mit einer schönen Kuppel geschmückt. Mir hat besonders die Musik gefallen, die durch einen Mann auf einer Art Zither gespielt wurde.

Mein Besuch

Vor der Moschee waren Zelte und vor allem viele Bänke und Tische aufgebaut. Man konnte persische Spezialitäten essen, Kaffee trinken und vor allem miteinander reden. Das war für mich persönlich die schönste Zeit. Ich war mit einer Freundin gekommen und wir diskutierten über das Gesehene.

Schnell fanden sich zwei muslimische Frauen, die sich unserer Diskussion anschlossen. Offen und strahlend berichteten sie von ihren Erfahrungen mit dem Islam. Das Thema war vor allem das kommende Opferfest. An diesem Tag wird gefeiert, dass Gott es Abraham erlassen hatte, seinen Sohn zu opfern, und stattdessen einen Widder als Opfer annahm. Dieser Feiertag ist einer der wichtigsten im Islam. Ich kann damit wenig anfangen, da ich das Opfern von Tieren ablehne.

Es entspann sich eine angeregte Diskussion, die mir sehr gefiel. Die muslimischen Frauen betonten die Selbstverantwortung und Freiwilligkeit im Islam. Alles kann, nichts muss. Ich lernte hier einen sehr entspannten und diskutierfreudigen Islam kennen. Ich konnte meine Argumente anbringen und die Frauen antworteten geduldig und unerschüttert.

2014 Hamburg Moschee23

Während der ganzen Zeit strahlte die Sonne vom blauen Himmel, die Springbrunnen warfen glitzernde Tropfen in die Luft und das persische Essen duftete. Es war ein gelungener Nachmittag!

21.11.2022 Islamisches Zentrum Hamburg verlässt Schura

Es gilt als Außenposten des iranischen Regimes: Das als extremistisch eingestufte Islamische Zentrum Hamburg tritt aus dem Rat der Islamischen Gemeinschaft aus.

Das laut Hamburger Landesamt für Verfassungsschutz vom Iran gesteuerte und deshalb als extremistisch eingestufte IZH, das die Blaue Moschee an der Alster betreibt, wird seit Jahren geheimdienstlich beobachtet.

Seine Mitgliedschaft in der Schura war heftig umstritten, weil die Stadt Hamburg mit dem Rat einen Staatsvertrag geschlossen hat, der nach zehn Jahren nun zur Evaluierung ansteht. Der Druck war angesichts der blutigen Niederschlagung der systemkritischen Proteste im Iran in den vergangenen Wochen noch gestiegen.

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Ulrike

4 Gedanken zu „Hamburg: Tag der offenen Moschee“

  1. Ja, es gibt schöne Moscheen in Hamburg. Aber die meisten führen ein Schattendasein in irgendwelchen Wohnhäusern oder Kellern.
    Gerade entsteht in Hamburg Horn aus einer ehemaligen Kirche eine neue Moschee. Da bin ich schon gespannt!

  2. Yes, thank you. Hamburg is a town full of different cultures. We can enjoy culture, food from all over the world. I love talkting to people from other countries.

  3. I love the bright vibrant colors of the Imam Ali Mosque. How beautiful and inspiring to have had a conversation with women from other cultures. Isn’t it fantastic what you can learn first hand? Great post!

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