Von Almaty über Horgos nach Yili in China

Zuletzt aktualisiert vor 3 Monaten

Anmerkung vorab: Meine Reise war im Mai/Juni 2007. Seitdem hat sich viel geändert. Vor allem diese Strecke von Almaty nach Urumqi verfügt jetzt über moderne Autobahnen, eine Bahnstrecke. Die Grenzabfertigung in Horgos hat sich sicherlich vereinfacht. Wahrscheinlich würde ich kaum etwas wiedererkennen. Auch wenn meine Reise noch nicht einmal 10 Jahre zurück liegt, ist dies doch ein alter Reisebericht, der ein Erlebnis schildert, das es heute schon nicht mehr so gibt.

Auf dem Weg nach Horgos
Am Straßenrand: Im Hintergrund das Tianshan-Gebirge

Ich bin froh, dass ich die Landschaften entlang der nördlichen Seidenstraße noch so ursprünglich erleben durfte. Es ist wirklich eine Gegend, in die nur selten Touristen kommen. Völlig abseits der ausgetretenen Pfade. 

Reisebericht Seidenstraße 2007:

Almaty nach Urumqi

Wir brechen früh auf und machen uns auf den Weg nach China. Für die rund 350 Kilometer lange Strecke bis zur Grenze bei Horgos benötigt der Bus rund 6 Stunden. Deshalb fahren wir schon um 4:30 Uhr los. Es gilt, vor der Mittagspause der kasachischen und chinesischen Grenzbeamten die Grenzabfertigung zu erreichen. Denn sonst verzögert sich alles.

Verschlafen lassen wir die Vororte von Almaty mit ihren Datschen und Obstplantagen langsam hinter uns. Als es hell ist, befinden wir uns in einer dünn besiedelten Ebene. Im Süden der Straße erkennen wir die Berge des Tian Shan, die zum Teil über 7.000m hoch sind. Ein merkwürdiges Gefühl, denn hinter den schneebedeckten Gipfeln liegt China.

Nördlich der Straße liegt eine endlos wirkende Steppe. Jetzt, im Frühling, ist die Steppe grün und mit blühenden Büschen bedeckt. Wir sehen große Herden von Rindern, Schafen und Eseln.

Harmonie-Pause
Harmonie-Pause

Eine Harmonie-Pause bei einer verwahrlosten Tankstelle wird fast zur Katastrophe, denn die Toiletten befinden sich in einem unbeschreiblichen Zustand, eigentlich nicht zumutbar. Schon werden erste Klagen laut: „Da muss doch der Reiseveranstalter für Ordnung sorgen!“ Als wenn wir da irgendetwas dran ändern könnten! Aber es gibt ja noch ein paar Büsche, in die man sich schlagen kann.

Diese ersten Stunden sind von Langeweile geprägt. Die Landschaft ändert sich nur langsam und allmählich, als wir uns der Grenze nähern. Eine rote Schlucht, staubige Felsen, es geht hinauf in die Berge. Fotostopp! Über uns kreist ein Adler in der von der Hitze flimmernden Luft. Blauer, dunstiger Himmel, gelbrote Berge, wenig Vegetation.

Unterwegs zur Grenze nach Horgos
Unterwegs kurz vor Horgos
Unterwegs

Horgos – Grenzabfertigung

Hin und wieder donnert ein schwer beladender Lastwagen an uns vorbei. Richtung China. Es scheint nicht wirklich viel Handel auf dieser Strecke statt zu finden. doch zu unserem Erstaunen finden wir am Grenzübergang in Horgos lange LKW-schlangen, die auf ihre Abfertigung warten. Wir müssen auch warten. Denn anscheinend haben uns die Fotostopps Zeit gekostet. Wir schaffen zwar noch die kasachischen Formalitäten. Aber die Chinesen machen jetzt Mittagspause.

Wir warten in einem dunklen Raum ohne Komfort oder gar das Angebot von Wasser. Doch daran hatte der kasachische Reiseleiter gedacht. Das Wasser ist lauwarm. Mich hat ein erster Durchfall erwischt. Die Toiletten sind nicht gerade förderlich und verstärken mein Unwohlsein. Doch da helfen Tabletten. Ja, da bin ich radikal, ein paar Imodium und ich habe für die nächsten Stunden Ruhe. Das Warten in der Hitze, währenddessen wir von niemandem eine verbindliche Auskunft bekommen, wann es weiter geht, drückt auf die Stimmung.

Endlich können wir weiter! Wir verabschieden uns vom kasachischen Reiseleiter, steigen zu zwölft in einen Minibus, der eigentlich nur zehn Leuten Platz bietet, und lassen uns im Schritttempo die 1.000 Meter von Horgos zur chinesischen Grenzabfertigung fahren.

China! Bürokratie, keine Ahnung, welcher Schalter der richtige für uns ist. Doch das Wunder geschieht! Eine junge Dame fragt uns auf Englisch, ob wir ein Gruppenvisum hätten. Als ich das bejahe, können wir an den übrigen Schlangen vorbeiziehen und haben einen Schalter ganz für uns alleine. Die Abfertigung wird bürokratisch und gründlich durchgeführt: Wir müssen uns in alphabetischer Reihenfolge aufstellen, so wie wir auf der Liste für das Gruppenvisum stehen. Das wird uns noch öfter passieren. Am Ende der Reise geht das ganz automatisch.

Es gibt eine kurze Irritation, weil eine Teilnehmerin einen vorläufigen „grünen“ Pass hat. Sowas hat der Grenzbeamte noch nie gesehen. Er muss sich bei seinem Vorgesetzten vergewissern, dass der Pass gültig ist. Ich mache mir kurz Sorgen: Ob es hier jemanden gibt, der so einen grünen Pass schon mal gesehen hat? Ja, gibt es!

China!

Dann geht alles recht schnell. Um 16:30 Uhr, nur 30 Minuten nach der verabredeten Zeit stehen wir vor dem Gebäude auf chinesischem Boden. Kein Schatten, sehr heiß, viele Geldwechsler und Taxi-Fahrer, die auf uns einstürmten. Die Teilnehmer sind erschöpft. Unser Reiseleiter Yang ist noch nicht da, weil er so schnell nicht mit uns gerechnet hat und im klimatisierten Bus auf uns wartet. Handy-Empfang gibt es auch nicht.

Glücklicherweise habe ich ein paar Yuan in der Tasche und kann ein Telefon an einer Bude finden. Ich erreiche Yang und in fünf Minuten ist er bei uns. Ein paar Schritte und wir sind im komfortablen und geräumigen Bus. Klimaanlage, Wasser! Entspannt lehnen wir uns zurück, während Yang sich vorstellt und ein bisschen was zum weiteren Ablauf des Tages erzählt.

Yili Straßenschild in mehreren Sprachen
Yili

Jetzt geht die Fahrt wieder durch ausgedehnte Obstplantagen. Anscheinend sind die Aprikosen gerade reif. An vielen Verkaufsständen kann man die köstlichen Früchte kaufen.

Dann erreichen wir die kleine Stadt Yining.

Wikipedia: Gulja (Yining) (kasachisch Құлжа қаласы / قۇلجا قالاسى / Qulja Qalası; chinesisch 伊宁市 / Yīníng Shì) ist die Hauptstadt des im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang der Volksrepublik China gelegenen Kasachischen Autonomen Bezirks Ili. Sie liegt am rechten Ufer des Flusses Ili.

Mir fällt auf, dass die Ortsschilder den Ort „Yili/Ili“ nennen. Überhaupt wirkt alles sehr multikulti: Straßenschilder und alle Hinweise sind mindestens in Chinesisch und Uigurisch verfasst.

Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben, mache ich mich auf einen ersten Rundgang in Yili/Yining. Ah, endlich wieder China! Ich fühle mich wie ein Fisch im vertrauten Gewässer. Doch die Menschen, die mir begegnen, sehen nicht wie Chinesen aus: Kasachen und Uiguren beherrschen das Straßenbild. Auf dem Nachtmarkt mit den vielen Imbissen werden Nudelsuppen und Schaschlik angeboten. Diese Düfte!

Imbissstände in Yili
Imbissstände

Unser Hotel liegt nur wenige Schritte vom Volksplatz entfernt. Ich erkenne einen alten Tempel, den Eingang zu einem großen Markt. Besichtigungen sind leider nicht vorgesehen, denn Yili ist nur eine Übernachtungsstation auf dem Weg von Horgos nach Urumqi.

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Ulrike

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