Damals in China: FEC Foreign Exchange Certificate

FEC (Foreign Exchange Certificate) : Was war das?
Reisen bis 1993 in China brachte einige heute fast vergessene Herausforderungen mit sich. Und machte den fröhlich reisenden Touristen, vor allem den Individualreisenden, schnell zum Kleinkriminellen. Denn es gab zwei Währungen damals in China. Eine ganz speziell für Leute, die ausländische Währungen mitbrachten und umtauschten:

FEC Foreign Exchange Certificate 10 RMB Schein.
FEC Foreign Exchange Certificate

Foreign Exchange Certificates – FEC

Die FEC wurden 1980 in der VR China eingeführt, parallel zur eigentlichen „Volkswährung“ Renminbi.

Renminbi
Renminbi (chinesisch 人民币 Rénmínbì ‚Volkswährung‘ RMB) ist die Währung der Volksrepublik China und wird von der Chinesischen Volksbank herausgegeben. Diese Renminbi waren nicht frei konvertierbar und durften nicht ein- bzw. ausgeführt werden

Die Foreign Exchange Certificates wurden eingeführt, um den Devisenhandel und -fluss unter Kontrolle zu behalten.

Ausländer mussten vor allem folgende Leistungen mit Foreign Exchange Certificates FEC bezahlen:

  • Hotelzimmer
  • Eintrittskarten
  • Bahnfahrkarten
  • Flugtickets
  • Importierte Waren, die man nur in den Freundschaftsläden erwerben konnte
  • und mehr

FEC waren bei den Einheimischen sehr begehrt, weil auch sie importierte Waren nur damit bezahlen konnten. Wer also eine Waschmaschine oder ein Radio aus den USA haben wollte, brauchte FEC. Abgesehen davon, dass sie auch eine Genehmigung für die Freundschaftsläden brauchten. Denn nur dort gab es die begehrten Waren.

Foreign Exchange Certificate
Die FEC wurden gerne auch einfach Waibi (外币) genannt: Ausländergeld. Der Handel mit FEC war streng verboten.

Schwarzmarkt mit den Foreign Exchange Certificate

Schnell entwickelte sich ein reger Schwarzmarkt. Das führte  dazu, dass ein FEC bis zum doppelten Wert von einem RMB brachte.

Für die Reisenden wurde das schnell zu einem ständigen Ärgernis. Denn wer mit FEC bezahlte, musste den Nennwert zahlen, bekam aber als Wechselgeld nur RMB. Besonders übel empfand ich das bei Bahnfahrkarten. Nicht nur, dass wir als Ausländer meistens nur 1. Klasse-Fahrkarten bekamen, häufig mussten wir einen besonderen Touristenpreis bezahlen. Zusammen mit dem hohen FEC-Kurs kam ich da manchmal auf das Dreifache von dem, was ein Chinese bezahlte.

Damals war China eigentlich ein preiswertes Reiseland, auch wenn man mit FEC zahlte. Doch schnell bekam ich den Eindruck, dass sich bei den Chinesen die Idee festsetzte, dass Ausländer grundsätzlich das Doppelte zahlen mussten, egal ob Bier, Nudelsuppe usw. Und zwar staatlich sanktioniert.

Nach wenigen Tagen war ich auf meiner ersten China-Reise 1987 soweit: Ich ließ mich auf Schwarzmarktgeschäfte ein! Vor den Hotels, in denen Ausländer abstiegen, und auch bei den Freundschaftsläden warteten die jungen Männer: „Change money, Madam?“ Man wurde ein paar Schritte beiseite gewunken, flüsterte sich die gewünschte Summe und den entsprechenden Kurs zu, handelte ein wenig, dann gingen die Geldscheine von Hand zu Hand. Immer begleitet von vorsichtigen Blicken in die Gegend. Kam da ein Polizist?

Als ich in Peking studierte, gab es eine kleine Ladenzeile bei der Uni. Schon an den spärlichen Waren in den Schaufenstern konnte man sehen, dass hier nichts verkauft wurde. In diese Läden ging man, wenn man Geld tauschen wollte. Da die Ladeninhaber nicht weglaufen konnten, konnte man sicher sein, dass man nicht betrogen wurde.

Wechselbetrug

Recht häufig passierte es, dass unbedachte Ausländer beim illegalen Geldwechsel der Foreign Exchange Certificate über’s Ohr gehauen wurden. Eine beliebte Masche lief wie folgt ab:

Man hatte sich auf einen Kurs geeinigt, z.B. 100 FEC gegen 160 RMB. Ich hatte dann immer nur die 100 FEC in einer Jackentasche, damit niemand mir ins Portemonnaie gucken konnte. Der Geldwechsler zog ein Bündel 10 Yuan-RMB aus seiner Tasche, zählte 16 x 10 Yuan-Scheine ab und reichte mir das Geld. Upps! Als ich das nachzählte, waren es nur 15 Scheine! Bereitwillig nahm er das Bündel zurück, zählte noch mal. Tatsächlich! Nur 15 Scheine! Unter vielen Entschuldigungen legte er demonstrativ einen 10er obendrauf. „Jetzt stimmt es!“, lachte er. Während er mir das Bündel reichte, zog er unten einige Scheine weg. Da das in einer etwas hektischen Situation geschah, merkte man das meistens erst viel später. Mit mir hatten die Gauner nie Erfolg!

Einmal bot mir jemand einen Wechselkurs, der um 10 Yuan höher lag als üblich. Da ich wusste, was passieren würde, nahm ich den Packen Scheine, der tatsächlich zu wenig war (also dem eigentlichen Kurs entsprach) und steckte ihn grinsend in meine Jackentasche, gab ihm die Dollar, bedankte mich und verschwand, bevor er sich von seiner Verblüffung erholt hatte, in der Menschenmenge.

Einigermaßen erstaunt war ich, als vor ein paar Jahren im Deutschen Fernsehen vor dieser „neuen“ Betrugsmasche in Europa gewarnt wurde. Da wird eine Ware mit vielen Geldscheinen bezahlt und es passiert das Gleiche wie oben geschildert.

Fahrkartenschwarzmarkt

Eng mit diesem Theater mit dem Geldwechseln hängt auch der Fahrkartenschwarzmarkt zusammen. Nicht nur dass man einen teuren Touristenpreis mit FEC bezahlen musste, es war auch unmöglich, bei offiziellen Fahrkartenverkaufsstellen Tickets für Hardseat oder Hardsleeper (6-Bett-Liegewagen) zu bekommen. Wenn man sich dabei auf Schwarzmarktgeschäfte einließ, kam noch die Schwierigkeit hinzu, dass man die Schriftzeichen nicht lesen kann. Ich wurde 1987 mal beinahe aus dem Zug geworfen, weil mein Ticket nicht bis zum Endpunkt gültig war. (mehr) Übrigens: Hatte man die Fahrkarte, interessierte sich kein Schaffner dafür, ob man als Ausländer harte oder weiche Klasse fuhr.

Das Ende der FEC 1994

Als ich 1993/94 in Peking studierte, nahmen die Geldwechsler schon im Herbst 1993 lieber USDollar als FEC. Mit Beginn des Jahres 1994 wurde die Ausländerwährung FEC abgeschafft.

Der Renminbi ist immer noch nicht komplett frei konvertierbar und seitdem an den Kurs des USDollar angebunden.

Wenn man noch FEC hat, kann man versuchen, diese hier zu wechseln.

Heute

Ich empfinde es als große Erleichterung, dass es die Unterscheidung in Touristenpreise und „normale“ Preise nicht mehr gibt.

Spezielle Schalter für Ausländer bei Museen und Fahrkartenschalter gibt es heute einfach deshalb, weil dafür der Reisepass eingescannt werden muss. Die üblichen Automaten erkennen nur den chinesischen Personalausweis. Manchmal will man damit auch einfach Personal zur Verfügung stellen, das ein wenig Englisch spricht.

FEC Foreign Exchange Certificate Rückseite
FEC Foreign Exchange Certificate Rückseite

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Ulrike
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Ulrike
Jahrgang 1955. China-Expertin seit vielen Jahren. Lasst Euch von meiner Begeisterung für China und die Welt anstecken und folgt mir zu den schönsten Orten in China! Euer Feedback, Eure Fragen sind herzlich willkommen! Einfach einen Kommentar schreiben!

7 Gedanken zu „Damals in China: FEC Foreign Exchange Certificate“

  1. Hallo Norma!
    Ist ja toll, dass Du noch welche hast! Aber die kennt heute niemand mehr. Sie haben nur noch Andenkenwert. Vielleicht kann man bei der Bank of China noch welche wechseln, wenn man viel davon hat. So ähnlich wie mit der D-Mark. Keine Ahnung.
    Liebe Grüße
    Ulrike

  2. Hallo Ulrike – ich habe heute beim Sortieren meiner China-Urlaubsfotos noch zwei von dieser Noten gefunden. Deine Erklärung ist klasse, irgendwie habe ich das nach all den Jahren vergessen. Haben diese Noten überhaupt noch einen Wert? Sonnige Grüsse Norma

  3. Naja, ganz so ausschließlich ist es noch nicht. Man kommt noch gut mit Bargeld durch. Das ist vor allem für Nicht-Chinesen wichtig, da man Wechat bislang nur mit einem chinesischen Konto oder chinesischer Kreditkarte verbinden und aufladen kann.
    LG
    Ulrike

  4. Und inzwischen bezahlt man gar nicht mehr mit Bargeld – jedenfalls nicht in Peking. Alles läuft nur noch über WeChat ab. Das hat den Vorteil, dass man nicht immer nachzählen muss, sondern immer den exakten Betrag überweisen kann 🙂

  5. Hoechst interessanter Bericht. Das war mir voellig neu. Danke dafuer, Ulrike.

    Ein guten neues Jahr 2019 wuenscht Dir Christoph. 🙂

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