Meine Verantwortung als Reiseblogger

Zuletzt aktualisiert vor 8 Monaten

Reiseblogger reisen viel. Sie schreiben Reisetagebuch und geben Empfehlungen. Mittlerweile gibt es viele Reisende, die sich ihre Inspirationen und Informationen aus dem Internet holen und dabei natürlich auch Reiseblogs lesen, um sich auf ihre Reise vorzubereiten. Nicht ohne Grund verbreitet sich der Begriff „Influenzer“ immer schneller, immer weiter. Damit haben sie auch eine große Verantwortung als Reiseblogger.

Damit entsteht auch die Frage nach der Verantwortung. Welche Verantwortung hat man, wenn man Informationen, Meinungen und Empfehlungen im Internet der Öffentlichkeit vorstellt? Angesichts der vielen Fake-News, den Hass-Kommentaren usw. frage ich mich, ob das überhaupt jemanden interessiert.

Aus aktuellem Anlass (ergänzt im März 2021)

Corona und die Verantwortung

Die Pandemie 20/21 hat dem Nachdenken über Verantwortung ein neues Kapitel hinzugefügt. Ein Jahr ist seit dem Ausbruch von Covid19 vergangen. Seitdem ist Deutschland von einem unübersichtlichen Paket von Maßnahmen und Regeln überzogen.

Für viele Reisende und auch Reiseblogger scheint es unvorstellbar, nicht reisen zu dürfen. Manche drängen darauf, dass das freie Reisen wieder möglich wird. Manche versuchen, auf Biegen und Brechen zu reisen, auch in Risiko-Gebiete, Da wird von Freiheit und Eigenverantwortung gesprochen.

Aber darum geht es doch gar nicht! Was ist Freiheit, wenn meine Freundin in der Intensivstation um Luft ringt?

Und was bedeutet Eigenverantwortung? Ja, wenn ich sicher sein könnte, dass einzig und allein ich mich anstecke und krank werde! Aber das geht ja gar nicht! Es besteht immer das Risiko, dass ich andere anstecke, auch wenn ich mich nicht krank fühle. Das ist ja das Heimtückische an dem Corona-Virus.

„Jeder, der keinen wirklich wichtigen Grund hat, möge doch bitte in den nächsten Wochen hierbleiben und das Virus nicht noch weiter in der Welt verteilen! Klar ist die Chance, dass ausgerechnet ihr das Virus unbemerkt in euch tragt am Abreisetag, gering. Aber das ist sie für jeden Einzelnen, der verreist. Je mehr Leute verreisen, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit – Mathe sechste Klasse.

Es kommt jetzt einmal darauf an, dass wir alle unsere eigenen Wünsche und Interessen zurückstellen und an das Wohl der Allgemeinheit denken – tatsächlich der gesamten Weltbevölkerung (die sich in der Regel weder auf ein freies Intensiv-Bett noch auf Corona-Sonderhilfen und Kurzarbeit noch auf “ein Impfangebot bis zum Sommer” freuen kann).“ schreibt Jenny auf dem  Blog Weltwunderer

Jetzt kommt es drauf an

Wir alle haben Verantwortung unseren Mitmenschen gegenüber. Wir Reiseblogger sollten uns dessen bewusst sein und mit unseren Artikeln im Moment zeigen, dass die Welt auch schön ist, wenn man nur vor die eigene Haustür treten kann, auch ohne weite Reisen.

Zum Wohle aller sollten wir für eine Zeit die Füße still halten. Eigenverantwortung heißt jetzt, trotz des Durcheinanders des mehr oder weniger offenen Lockdowns, zu Hause zu bleiben, sich impfen zu lassen und abzuwarten, bis die Maßnahmen und die Impfungen greifen.

Beispiel Mallorca: Da haben die Menschen Mallorcas es geschafft, einen sehr niedrigen Inzidenzwert zu erreichen. Prompt werden die Reiseeinschränkungen aufgehoben und Deutsche stürzen mit Begeisterung los, obwohl der Inzidenzwert in Deutschland wieder fast bei 100 liegt, Tendenz steigend. Da sollte für jeden halbwegs klar denkenden Menschen offensichtlich sein, dass spätesten Ostern die 4. Welle rollt.

Liebe Reisebloggerinnen und Reiseblogger! Liebe Alle!

  • Seid Vorbild!
  • Tragt Verantwortung!
  • Haltet Euch an alle Regeln und bleibt zu Hause!
  • Lasst Euch impfen!

Das bedeutet weniger Ansteckungen, weniger Kranke, weniger Tote, Beendigung der Pandemie!

Übrigens: Ich habe eine Freundin, die sich auf einer Reise in Österreich angesteckt hat und sehr krank wurde. Zu einer Zeit, als die Inzidenzwerte in D noch relativ niedrig waren. Sie kann auch Monate danach noch nicht wieder arbeiten wegen der Langzeitfolgen von Covid19.

Was bedeutet Verantwortung für Reiseblogger?

Die Frage nach der Verantwortung stellt auch der Reiseblog „Takly on Tour“ mit seiner Blogparade „Welche Verantwortung haben wir als (Reise-) Blogger?“ Da wird darauf hingewiesen, dass durch die schönen Reiseberichte mancher Ort zum beliebten Reiseziel geworden ist. Overtourism ist das Stichwort. In manchen Beiträgen zu der Blogparade wird dazu aufgerufen, nicht zu fliegen, kein Wasser zu verschwenden, Plastik-Müll zu vermeiden, vegan zu essen u.v.m.

Da regt sich bei mir Widerspruch: Das ist doch nicht die Verantwortung speziell der Reiseblogger! Das ist eine Verantwortung, die jeder von uns, die jeder Mensch hat. Sparsamer Umgang mit Ressourcen, Müllvermeidung und Energiesparen gehören für mich zum täglichen Leben. Auch meide ich Orte, wo sich die Menschen drängen, finde Möglichkeiten, mich ein wenig abseits der Massen zu bewegen. Das Fliegen lässt sich bei mir nicht immer umgehen, vor allem, wenn mein Lieblingsland China ist.

Deshalb halte ich mich am liebsten an den Mittleren Weg, den Buddha lehrte: Nicht zu viel aber auch nicht zu wenig …

Zuerst wollte ich gar nicht an der Blogparade teilnehmen. Doch inzwischen bin ich über ein paar Punkte gestolpert, wo ich eine ganz spezielle Verantwortung der Reiseblogger sehe. Darüber möchte ich im Folgenden schreiben.

Rassismus

Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit.
Mark Twain (1835 – 1910)

Wir Reiseblogger sehen die Welt. Wir erleben vor allem unterwegs, wie unrecht wir mit manchem Vorurteil hatten. Davon sollten wir berichten! Wir sollten den Lesern zeigen, wie einfach es ist, mit Menschen aus aller Welt zusammen Spaß zu haben. Freude an den Unterschieden zeigen und diese Unterschiede lieben! Das ist die Verantwortung von uns Reisebloggern!

Entschieden gegen Rassismus einzutreten, ist nicht immer ganz einfach. Aber wir sollten mit unseren Geschichten dazu beitragen, dass die Welt als eine große wundervolle Gemeinschaft wahrgenommen wird.

Wir sollten keine Blacklists schreiben, von Orten, wo man nicht hinreisen sollte. Nein, gerade an diese Orte, die möglicherweise nicht besonders attraktiv sind, die Leid gesehen haben  oder die gar langweilig sind, sollten wir reisen.

Damit wir berichten können, wie schön diese Orte eigentlich sind. Und zwar nicht wegen irgendwelcher spektakulären Sehenswürdigkeiten, sondern wegen ihrer Menschen. Denn die Menschen sind nicht hässlich oder langweilig. Sie sind wie wir: Neugierig, freundlich, lustig… Man muss ihnen nur erstmal begegnen.

Neulich in der U-Bahn

4 Mädchen, so um die 15 Jahre alt, stehen zusammen. Sie gucken auf ihre Handys, kichern, diskutieren. Freundlich, gemeinsam. Eins der Mädchen hat eine dunkle Hautfarbe, eine stammt offensichtlich aus Asien, eine aus dem Orient. Die vierte hat rote Haare. Alle sind sie ganz offensichtlich beste Freundinnen. Ich freue mich an dem fröhlichen Überschwang der Mädchen, an ihrem gemeinsamen Lachen. Sie steigen aus. Wenig später denke ich: „Wie schrecklich, dass mir der freundschaftliche Umgang dieser Mädchen mit unterschiedlichem familiären Hintergrund so auffällt! Sollte sowas nicht einfach normal sein??“

In diesem Sinne empfehle ich jedem zu reisen, mit Menschen fremder Kulturen in Kontakt zu treten.

Ich weise auch auf unser Projekt „Blogger gegen Rassismus“ hin, bei dem sich jeder gerne beteiligen kann:

Reiseblogger gegen Rassismus

Instagrammable

Nicht nur auf Instagram verbreiten sich manche Fotos ziemlich schnell. Auch Reiseblogger werden zu Influenzern, wenn sie von ihren Lieblingsspots erzählen und tolle Fotos von vermeintlich kaum erreichbaren Orten zeigen. Da wird manch eine einsame Bergspitze zum Hotspot, eine extreme Pose zum Vorbild.

Ich frage mich, ob das wirklich so viel Sinn macht: Überall die gleichen Fotos, austauschbar. Mich kann das nicht zur Nachahmung animieren. Ein Blogpost, in dem ich eine Liste der besten Instagram-Hotspots eines Ortes finde, schreckt mich eher ab.

Abgesehen davon. dass manches Instagram-Foto den Eindruck von menschenleerer Weite vortäuscht. Die Menschenmassen, die darauf warten, selbst ein solches Foto schießen zu können, werden meistens nicht gezeigt. Das gaukelt eine Idylle vor, die es so gar nicht gibt.

Es geht aber noch eine Stufe schlimmer. Neben Berichten über Selfie-Poser, die tödlich in eine Schlucht gestürzt sind, gibt es immer wieder Fotos, die einen zum Nachahmen verführen. Zum Beispiel: Ein junges Pärchen steht auf Schienen im Wald einander gegenüber und küsst sich. Irgendwie scheint das Freiheit zu vermitteln. Doch manch ein jugendlicher Nachahmer sucht sich womöglich Schienen aus, wo plötzlich doch ein Zug kommt. Und dann?

Das scheint schon öfters vorgekommen zu sein. Bereits 2015 hat die Bahn ein Video mit einer deutlichen Warnung ins Netz gestellt: Riskiere nicht Dein Leben für ein Selfie!

Erlebnis

Ich habe selbst mal etwas ähnliches erlebt. Auch 2015. An einer nicht sehr belebten Straßenkreuzung stehen einige Mädchen, vielleicht 13, 14 Jahre alt. Eine läuft auf die Kreuzung und legt sich mitten dorthin, auf den Asphalt. Die anderen gackern und fotografieren eifrig. Nach einem kurzen Schockmoment scheuche ich das Mädchen von der Straße. Was machten die da? Später erfuhr ich, dass es gerade, angeregt von irgendwelchen Fotos im Internet, in Mode war, sich in solchen gefährlichen Situationen zu fotografieren. Wie blöd kann man sein?

Unsere Verantwortung als Reiseblogger liegt meiner Meinung nach darin, solchen Trends nicht hinterherzulaufen und vor allem keine entsprechenden Fotos zu veröffentlichen. Sicherlich wird das nicht viel bewirken. Der Mensch ist ein Herdentier. Wie die berühmten Lemminge rennen sie alle hintereinander her.

Besinnt Euch doch mal auf Eure Individualität, möchte ich Euch zurufen! Was macht Euch und Euren Reiseblog (oder Instagram Account) denn so besonders? Doch nicht das Tausendste „Trolltunga-Foto“ … Kreativität macht aus einem Foto ein besonderes Foto.

Sorgfältige Recherche ist das A und O

Eine sorgfältige Recherche sollte jedem Blogartikel zugrunde liegen. Meine ich. Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen sollte man als Reiseblogger meiden. Es gibt doch bei allem meistens auch eine „andere“ Seite.

Da wird gerne gegen so manche Unart vorgegangen. Tierschutz zum Beispiel ist ein beliebtes Thema auch bei Reisebloggern.

Elefanten

Beispiel 1: Elefantenreiten und Elefanten-Camps. Mit harten Worten wird das Elefantenreiten als Tierquälerei dargestellt. Pauschal wird das Tierquäler-Urteil über alle entsprechenden Angebote an Touristen gefällt und nach einem Verbot geschrieen. Ich bin schon auf einem Elefanten geritten und habe es selbst erlebt, wie liebevoll und respektvoll der Führer mit seinem Tier umgegangen ist. In dem Elefanten-Camp, das ich in Sri Lanka besucht habe, ging es den Tieren gut. Dort wurden verwaiste junge Elefanten liebevoll aufgepäppelt. Natürlich gibt es auch dort schwarze Schafe. Aber das gibt es in Deutschland auch (2019 aktuell Tierquälerei in Hamburg).

Was würdet Ihr denn sagen, wenn ein Inder ankäme und die deutschen Tierheime verbieten möchte, weil er mal irgendwo gesehen hat, dass in einem Tierheim Tiere gequält wurden? Ja, das gibt es auch in Deutschland. Beim Elefantenreiten sollte man daran denken, dass es ganze Familien gibt, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Nur so konnte die Tradition der Arbeitselefanten überhaupt weiter existieren.

Denn Elefanten sind keine Wildtiere, jedenfalls nicht nur! So wie es Wildschweine und Zuchtschweine gibt, ist das auch bei Elefanten. Seit mehr 4.000 Jahren leben in Asien Elefanten und Menschen in einer für beide Seiten nutzbringenden Gemeinschaft. In den südostasiatischen Ländern gibt es viele Tierschutz-Organisationen, die sich sehr eindringlich für den Schutz u.a. der Elefanten einsetzen. mehr

Der Bodhisattva hoch auf einem Elefant
Elefant als Reittier des Bodhisattva Puxian

Delfine

Beispiel 2: Delfine in Definarien leben angeblich nicht so lange wie Delfine in freier Wildbahn. Als ich das kürzlich auf einem Reiseblog las, hab ich erstmal kurz gestockt. Drei Tage vorher hatte ich in einem Wissenschaftsmagazin genau das Gegenteil gelesen. Mehr

Was ist richtig? Wenn ich bei solchen pauschalen Aussagen noch nicht einmal eine Quellenangabe lese, dann werde ich misstrauisch. Bei genügend Interesse recherchiere ich gerne selbst. Leider muss ich dann häufig feststellen, dass die Aussage nicht den Tatsachen entspricht.

Wichtiger Hinweis!!!
Da es anscheinend gerade beim Tierschutz manchen Menschen schwerfällt, sich auf das eigentliche Thema zu konzentrieren: Es geht mir hier und jetzt nicht um Pro und Contra Elefantenreiten, sondern lediglich darum, dass ich eine objektive und mindestens ansatzweise durchgeführte Recherche für sehr wichtig halte.

In diesem Absatz geht es nicht um Tierschutz sondern um Recherche!

Dass manche Themen polarisieren und Leser und Autoren eine starke Meinung dazu haben, sollte den verantwortungsbewussten Reiseblogger nicht davon abhalten, auch andere Meinungen und Erfahrungen zumindest in seine Recherche einfließen zu lassen.

Meine Verantwortung als Reiseblogger

Wir haben als Reiseblogger die Verantwortung, mit dem, was wir sagen, schreiben und auch fotografiert haben, bei der Veröffentlichung sorgfältig und überlegt umzugehen.

Ich bemühe mich, Pauschalurteile in jeder Hinsicht zu vermeiden. Aber auch ich bin nur ein Mensch. Deshalb meine ganz herzliche Bitte: Wenn Ihr in einem meiner Artikel eine Pauschalisierung seht, dann macht mich darauf aufmerksam!

Hier übrigens ein Beispiel, wie ich als Reisende (damals noch nicht als Reisebloggerin) kläglich mit meinem Wunsch, Vorbild zu sein, gescheitert bin: Abfallbeseitigung auf dem Yangtze 1991

Links

Habt Ihr noch Tipps für den verantwortungsvollen Umgang mit den Informationen im Internet? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

Ulrike

7 Gedanken zu „Meine Verantwortung als Reiseblogger“

  1. Liebe Sandra,
    Ja, das Reisen und auch meine Arbeit in einem chinesischen Unternehmen haben mir sehr viel Offenheit gebracht. Ich hatte viele Vorurteile und merke, dass sie erheblich weniger geworden sind. Hihi – konflikfrei ist ads wirklich nicht.
    LG
    Ulrike

  2. Vielen Dank für deinen Post. Ich unterstütze deinen Gedanken voll und ganz, dass man durchs Reisen häufig mit seinen eigenen Vorurteilen konfrontiert wird und eine wunderbare Chance erhält, diese zu überdenken. Gerade in einem fernen Land wie China. Bleibt man zu Hause, bleibt man in seiner kleinen lokalen Welt. Was das an Engstirnigkeit bedeutet, darf ich oft bei meinen Schwiegereltern beobachten. Ich komme durch meine Arbeit in einem internationalen Unternehmen mit Menschen aus fast allen Erdteilen in Kontakt, das ist zwar nicht immer konfliktfrei, aber immer spannend und oft lehrreich.
    LG
    Sandra

  3. Danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Das Verbieten des Arbeitens mit Elefanten, worunter auch das Reiten gehört, würde vielen Menschen die Lebensgrundlage entziehen. Hinzu kommt: Zumindest von Thailand kenne ich das so, dass man nicht auf dem Rücken, sondern eher auf dem Nacken und Kopf sitzt zum Reiten. Ich habe den Text ein wenig geändert. Trotzdem ist der Reit-Elefant kein Wildtier. Er würde, einmal zurück in den Dschungel geschickt, alleine kaum überleben und sucht in der Regel den Kontakt zu Menschen.
    Wenn man nach Elefantenreiten googelt, kommen vor allem Artikel von PETA. Diese unglaubwürdige Organisation, die in den letzten Jahren vor allem durch Tiertötungen und Korruption von sich Reden gemacht hat, lehne ich zutiefst ab. Die meisten, die als Blogger Artikel übers Elefantenreiten schreiben, beziehen ihre Infos pauschal von PETA. Diese einseitige und unreflektierte Berichterstattung finde ich ganz schrecklich. Warst Du denn schon mal vor Ort? Hast Du mit eigenen Augen gesehen, wie die Leute dort mit ihren Tieren umgehen? Oder wie ist das mit den Kamelen in Jordanien oder Ägypten? Da habe ich schon selbst Tiere in erbärmlichem Zustand gesehen, die mit Schlägen zum Transport von Touris gezwungen werden. Das Dromedar ist übrigens erst seit 3.000 Jahren „domestiziert“. Und wo sind da die Stimmen, die danach schreien, das Kamelreiten generell zu verbieten?
    Ich gucke mir das Tier vorher an, gucke wie sein Zustand ist, bevor ich auf ein Tier steige, egal ob Elefant, Kamel oder Pferd. Ich bin auch diejenige, die damals in Petra auf einen Beduinen losgegangen ist, der seinen Esel misshandelte. Trotzdem halte ich ein generelles Verbot nicht für richtig. Es ist wichtig, beide Seiten zu recherchieren. Die ganz große Keule und den erhobenen Zeigefinger lehne ich ab.
    Naja, der Artikel hatte ja ein etwas anderes Thema. Deshalb habe ich auch nur kurz über die Elefanten geschrieben.
    LG
    Ulrike
    Ulrike

  4. Guter Artikel, obwohl ich dir – leider – bei einem Punkt widersprechen muss. das ist das Elefantenreiten.

    Natürlich gibt es Sanctuaries, bei denen die Tiere gut behandelt werden.
    Oft kann man als Besucher aber auch nicht hinter die Kulissen blicken, also z.B. was mit den aufgepäppelten Babys vorher oder nachher passiert (z.B. „Canned hunting“ bei Löwen. Die Löwenbabys werden ja auch gut behandelt – halt so lange sie niedlich sind, später werden sie dann weniger nett behandelt). Und bei vielen Reit-Angeboten für Touristen geht es ums schnelle Geld. Deshalb finde ich es wichtig, daraufhinzuweisen, dass dies massiv problematisch ist. Hier geht es nicht um die Arbeitselefanten von Einheimischen, hier geht es um die Bespaßung von Touristen. Genau wie bei Eseln auch. Klar, Esel sollten nicht mit mehr als 20% ihres Körpergewichtes beladen werden und klar, in Entwicklungsländern wird das meist nicht beachtet. Das ist unschön, aber aufgrund der Situation verständlich. Wenn sich irgendein fetter Tourist von einem Esel den Berg hoch schleppen lässt, weil er zu faul ist zu laufen, ist das aber was anderes. Und genauso ist es halt auch bei Elefanten.

    Zudem ist die Anatomie von Elefanten nicht wirklich fürs Reiten ausgelegt:
    „Eine kurze Erklärung über die Anatomie eines Elefanten: Eine Elefantenwirbelsäule unterscheidet sich diesbezüglich sehr von der eines Pferdes, denn ihre Wirbelsäule ist für das Heben von Gewichten mit dem Rüssel konstruiert – von unten und nicht, um Menschen auf dem Rücken zu tragen. Die Knorpel der Wirbelsäule eines Elefanten zeigen nach oben sowie bei uns Menschen auch. Anstelle von glatten, runden Bandscheiben, haben Elefanten scharfe knöcherne Vorsprünge, die sich von ihrer Wirbelsäule nach oben erweitern. Die Bandscheiben und das Gewebe schützen den Elefantenrücken von oben. Wenn also andauernd Menschen auf Metallsitzen auf dem Rücken eines Elefanten sitzen, ist dies qualvoll und definitiv ungesund für den Elefanten.“
    https://www.green-elephantsanctuarypark.com/nicht-reiten/

    Obendrein – auch da muss ich dir widersprechen – sind Elefanten NICHT domestiziert. Sie sind gezähmte Wildtiere. Bei einer Zähmung mag sich der Charakter des Tieres ändern (man kann durchaus online sehen, wie das funktioniert bei Elefanten), aber nicht – wie bei der Domestizierung – die Genetik.
    4000 Jahre ist auch nicht besonders lange, um ehrlich zu sein. Die Trennung von Wolf und Hund erfolgte vor 30.000 Jahren, die von Wildpferd und dem domestizierten Pferd vor 5000-6000 Jahren.
    Hier erfolgte eine echte Domestizierung, sprich: Die Genetik von domestizierten und Wildtieren ist unterschiedlich. Das ist bei Elefanten NICHT der Fall.

    Also ja, Recherche ist wichtig. Dazu gehört dann auch, nicht von vorneherein zu sagen: Gar nix mit Tieren machen, Leute, das ist böse.
    Sondern wirklich differenziert daraufhinweisen, wie man Tieren nahekommen kann, ohne ihnen und ihrer Art zu schaden.
    Es geht ja nicht darum, alles grundsätzlich zu verdammen, aber ich finde es wichtig, es kritisch zu sehen und auch so darüber zu berichten – ohne pauschal alles zu verurteilen. Denn lieber die Leute etwas sensibilisieren – ohne sie aufzuhetzen, wie das unsägliche Peta mit seinen oft erfundenen Schauergeschichten es tut – sondern um die häufig perverse Art der Geldmacherei auch aufzuzeigen.

    Abgesehen davon geb ich dir bei dem Artikel sehr recht.

  5. Liebe Ulrike,

    vielen Dank für diesen authentischen Beitrag. Auch wenn es nicht die Themen sind, an die ich als erstes denken würde, wenn es um Verantwortung geht, so sind sie dennoch nicht weniger wichtig. Ich teile deine Meinung in allen drei Punkten und halte sie für unabdingbar. Ich freue mich, dass du so wichtige Dinge im Zuge der Blogparade aufgreifst. Schön, dass du dabei bist.

    Liebe Grüße,
    Tanja

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!