Jan Kammann – Ein deutsches Klassenzimmer

Buchrezension „Ein deutsches Klassenzimmer“

Der eher nüchterne Titel lässt kaum vermuten, dass es sich um ein spannendes, hochinteressantes Abenteuerbuch handelt. Erst der Untertitel weist daraufhin, was der Leser erwarten kann:

30 Schüler, 22 Nationen, 14 Länder und ein Lehrer auf Weltreise

Ein deutsches Klassenzimmer

Doch wenn ich den Autor Jan Kammann nicht persönlich kennen würde, hätte ich das Buch wohl nie gelesen. Und das wäre außerordentlich schade gewesen!!!!

Der Autor Jan Kammann

Jan ist Jahrgang 1979. Ich habe ihn kennengelernt, als er eine zeitlang bei dem gleichen China-Reiseveranstalter arbeitete wie ich. Er hatte einige China-Erfahrung. Mit seinem strahlenden Lachen und seiner offenen Art nahm er jeden schnell für sich ein. Doch der Job konnte nur eine Zwischenzeit sein, denn er hatte ja mit dem Ziel „Lehrer“ studiert: Geographie und Englisch.

Dann bekam er die Möglichkeit, an einem Gymnasium in Hamburg zu unterrichten. Eine internationale 10. Klasse mit Schülern aus 22 Nationen.

Spanien, Italien, Kroatien, Mazedonien, Albanien, Kosovo, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Polen, Ukraine, Russland, Armenien, Iran, Afghanistan, Ghana, Südkorea, Nicaragua, Kolumbien, Serbien, Kasachstan und Deutschland.

Auszeit! Die Idee

Was für eine geniale Möglichkeit! Jan freute sich an der Vielfalt seiner Schüler. So entstand die grandiose Idee, in die Heimatländer zu reisen, sich eine Auszeit zu nehmen und zu schauen, wie es in der Heimat der Schüler aussieht.

Als Vorbereitung fordert er im Englisch-Unterricht seine Schüler auf, ihm für ihre Heimat einen Reiseführer zu schreiben: Ratschläge und Hinweise, wie man sie eben nur von Einheimischen erhält. Was muss er unbedingt sehen? Was vermeiden? Sogar ein kleiner Sprachführer sollte dabei sein, damit Jan weiss, wie man in dem Land „Guten Tag!“, „Danke“ und „Bitte“ sagt.

Schließlich haben die Schüler ihren Abschluss gemacht und Jan hat sein Sabbatical genehmigt bekommen. Mit den Reiseempfehlungen seiner Schüler in der Tasche reist er los. Als erstes in den Iran.

Die Reise im Buch

Eigentlich wird in dem Buch keine strikt durchgeführte Weltreise geschildert. Es ist vielmehr ein Konglomerat herrlich beschriebener Abenteuer in den Ursprungsländern seiner Schüler. Er trifft Menschen, Einheimische, die Familien. Abenteuerliche Fahrten über abgelegene Grenzen, Begegnungen mit Polizisten oder mit Nomaden in der Mongolei und immer wieder der Blick auf die Menschen – das alles wird mit einer großen Portion Humor und Offenheit erzählt.

Es fällt mir schwer zu beschreiben, welches Abenteuer, welche Geschichte mir am besten gefallen hat. Locker und leicht folge ich der Reise, überlege, ob ich seine Vergleiche mit Deutschland nachvollziehen kann. Schön auch die Hintergrundgeschichten zu den Schülern, deren Heimat er besucht! Immer erfährt man auch ganz viel über Geschichte und Geografie.

China

Klar, dass mich seine Erlebnisse in China besonders interessieren! Die stammen allerdings nicht von seiner Weltreise sondern aus der Zeit, als er in China Deutsch und Englisch unterrichtete. Die Geschichte mit Jans Auftritt als Pfarrer kannte ich schon. Herrlich!

Leseprobe

Cartagena, Kolumbien

Ich kaufe ein zweites Bier. Langsam wird es persönlicher, und ich merke, wie sehr Juan sich wünscht, auch einfach mal nur dasitzen und sich das bunte Treiben in der Stadt ansehen zu können und nicht, wie jeden Tag, endlose Stunden durch die Stadt zu laufen, unsichtbar meistens und müde und kaputt.

Er erklärt mir seinen Tagesablauf: Er schläft gemeinsam mit Arbeitskollegen irgendwo in einer Wohnung außerhalb der Altstadt, steht auf, hängt sich kiloweise bunten Blendschmuck um und macht sich auf den Weg. Koks und Marihuana kauft er von einem Zwischenhändler. …

Ich lese mich schon wieder in dem Buch fest, entdecke auch in bereits gelesenen Artikeln Neues.

Jan hat nicht alle Länder seiner Schüler bereisen können. Mittlerweile ist er zurück und unterrichtet wieder in einer Integrationsklasse. Neue Länder sind hinzugekommen.

Ein deutsches Klassenzimmer

Ein Reisebuch, das so ganz anders ist. Ich habe es sehr gerne gelesen und auch viel gelernt durch die Lektüre, nicht nur über fremde Länder und Kulturen, sondern auch über Offenheit und Toleranz.

Unbedingt empfehlenswert!

Das Buch hat es in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft! Herzlichen Glückwunsch, Jan!

Jan Kammann – Ein deutsches Klassenzimmer

Seitenzahl 304
Erscheinungsdatum 04.09.2018
ISBN 978-3-89029-500-8
Verlag MALIK

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Ulrike
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