Die seltsamen Buddhas von Dazu

Die seltsamen Buddhas von Dazu – Top Sehenswürdigkeit bei Chongqing

„Ah! Oh!“, reines Entzücken beim Anblick der bunten Reliefs, die sich hinter üppigen Pflanzen zu verstecken scheinen. Von den Blättern tropft noch der letzte Regen. Die Luft ist frisch und voller waldiger Düfte. Die Reliefs erzählen Geschichten aus dem Buddhismus, irgendwie vertraut und doch ganz anders als von anderen „Tausendbuddha-Grotten“ in China gewohnt.

Dazu Buddhas, bei Chongqing, Figuren im dichten Wald.

Voller Verwunderung gehe ich von Bild zu Bild, versuche die Geschichten zu entziffern. Feierlich schauen Heilige auf mich herunter. Dann gruselige Darstellungen einer buddhistischen Hölle mit lebhaft dargestellten Foltermethoden.

In einem Tempel am Ende des Rundgangs thront die Göttin der Barmherzigkeit Guanyin. Kerzen beleuchten flackernd die tausend Arme, der Duft der Räucherstäbchen zieht durch die dunkle Halle.

Buddhas am Baodingshan bei Dazu 宝顶山

Die beschriebenen Reliefs sind die vom Baodingshan, dem Schatzkammerberg. Sie sind die berühmtesten bei Dazu. Sie sind ganz anders als die, die ich entlang der Seidenstraße gesehen habe. In Bezeklik bei Turfan oder den Yungang-Grotten bei Datong ist die Landschaft karg und wüstenartig.

Buddhas von Dazu, aus dem Leben Buddhas.

Die Buddhas von Dazu befinden sich überwiegend nicht in Höhlen. Der üppige Wald bei Dazu ist das erste augenfällige Unterscheidungsmerkmal. Und noch etwas fällt sofort auf: Die Reliefs sind bunt bemalt! Überall haben sich Farbreste erhalten!

Die Buddhas von Dazu, einer kleinen Stadt bei Chongqing, sind auch deutlich jünger. Sie stammen hauptsächlich aus der Südlichen Song-Dynastie (1127–1279 ). Es heisst, dass die ersten Reliefs in dieser versteckt liegenden Schlucht in einer Zeit entstanden, als der Buddhismus in China verfolgt wurde. Die Abgeschiedenheit bewahrte die Anlage auch vor den Zerstörungen der Kulturrevolution.

Zhao Zhifeng und Liu Benzun
Die Buddhas von Dazu verdanken ihre Entstehung besonders dem Liu Benzun (855 – 907), dessen buddhistische Lehren sich in den dargestellten Geschichten widerspiegeln, und dem Mönch Zhao Zhifeng (12. Jh.), der sich als spirituellen Nachfolger von Liu verstand.

Die frühesten Steinmetzarbeiten wurden 650 zu Beginn der Tang-Dynastie begonnen, aber die schöpferische Hauptperiode begann im späten 9. Jahrhundert, als Wei Junjing (韦君靖), der Präfekt von Changzhou (昌州), den Weg für die Schnitzereien am Berg Beishan bahnte. Seinem Beispiel folgten nach dem Zusammenbruch der Tang-Dynastie Beamte und Angehörige der Oberschicht, Mönche und Nonne und einfache Bürger während der Zeit Fünf Dynastien und Zehn Königreiche (907–65).

Im 12. Jahrhundert, während der Song-Dynastie, begann der buddhistische Mönch Zhao Zhifeng (赵智凤) seine Arbeit an den kunstvollsten Skulpturen und Schnitzereien am Berg Baodingshan, er widmete diesem Projekt 70 Jahre seines Lebens.

Even if one spins a burning hot iron wheel on top of my head,
No matter how excruciating the pain is,
I will not relapse from the mind of enlightenment. (Zhao Zhifeng)

Die buddhistische Hölle
Die buddhistische Hölle

Zhao gestaltete die Skulpturen voller Ehrfurcht und Hingabe zur Verehrung Buddhas, aber auch lehrhaft und eine bildhafte Predigt verdeutlichend. Wie die Bilder in einer mittelalterlichen Kirche sollten sie die Inhalte der Lehre Buddhas jedem nahe bringen, auch wenn er nicht lesen konnte.

Liegender Buddha von Dazu

Berühmt ist die Skulptur eines riesigen liegenden Buddhas.

Vor dem liegenden Buddha, der ihn im Moment des Todes und Eintritts ins Nirvana darstellt, sitzen eine Reihe von Verehrern und Heiligen. Die auf dem Foto einander zugewandten Figuren stellen Zhao Zhifeng und Liu Benzun (mit Hut) dar.

Es gibt vieles zu entdecken am Baodingshan. Auf der Seite Art and Archaeology gibt es viele Fotos mit den dazugehörigen Geschichten.

Anfahrt: Die Buddhas vom Schatzkammerberg liegen ca. 15 Kilometer nordwestlich von Dazu. Es fahren Busse zum Eingang. Man kann den Schatzkammerberg auch als Tagesausflug von Chongqing aus schaffen.

Dazu ist einen Besuch wert!

Nicht nur der Baodingshan bietet Buddha-Skulpturen, die Landschaft ist voller Skulpturen und kleiner Tempel, die es zu entdecken gilt! Dazu der Wald, die frische Luft! Ideal für Wanderungen!

Dazu
Dazu (chinesisch 大足区, Pinyin Dàzú Qū) ist ein Stadtbezirk der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing in der Volksrepublik China.

Nach der Eingliederung des ehemaligen Stadtbezirks Shuangqiao am 22. Oktober 2011 hat Dazu eine Fläche von 1433,21 km² und eine Einwohnerzahl von ca. 970.000 Menschen. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 676,8 Einwohner/km². (Wikipedia)

Weitere Buddhas von Dazu

Beishan 北山

Nur rund 2 Kilometer nordwestlich findet man die Felsreliefs vom Beishan (Nordberg). Die sind gut zu Fuß zu erreichen. Die Skulpturen sind fein ausgearbeitet und bilden überwiegend traditionelle buddhistische Szenen ab.

Ich habe den Beishan bereits 1991 besucht und war begeistert von der Lage mitten in bewaldeten Hügeln und von den schönen Skulpturen.

Buddhas von Dazu 1991
Beishan 1991

Ich nutzte damals die Zeit für eine ausgiebige Wanderung.

Nanshan, der Südberg, 南山

Am Südberg findet man nicht so viele Buddha-Skulpturen, sondern überwiegend Szenen aus dem Daoismus. Die Höhle von Sanqing enthält Tonfiguren von daoistischen Göttern aus der Song Dynastie (960 – 1279)

Shizhuanshan 石篆山

Am Berg Shizhuan, 25 Kilometer von Dazu entfernt, gibt es eine Vielfalt von Skulpturen vom Ende des 11. Jahrhunderts mit daoistischen, konfuzianischen und buddhistischen Themen.

Shimenshan 石门山

Die Skulpturen von Shimenshan, 20km von Dazu, sind die am wenigsten bekannten und deshalb auch selten besuchten Reliefs. Sie stammen vom Anfang des 12. Jahrhunderts. Übrigens findet man hier auch eine Skulptur von Laozi.

Anfahrt

In Chongqing gibt es Busse nach Dazu von folgenden Busstationen: Chongqing Bus Station, Longtousi South Bus Station, Longtousi North Bus Station, Chenjiaping Bus Station.

Im Gegensatz zu meinem Besuch 1991 gibt es jetzt eine Autobahn von Chongqing nach Dazu. Deshalb dauert die Fahrt nur noch rund 2 Stunden. In Dazu fahren Busse zum Baodingshan. Den Beishan kann man gut zu Fuß erreichen. Zu den übrigen Bergen (shan) muss man sich durchfragen, am besten Ihr nehmt ein Taxi!

Buddhas von Dazu

Die Buddhas von Dazu sind seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe. Unter dem Begriff der „Steinschnitzereien von Dazu“ werden dort 75 geschützte Stätten vereint, die schätzungsweise 50.000 Statuen enthalten – wobei sich vollplastische Gestalten mit Halb- oder Flachreliefs abwechseln – mit über 100.000 chinesischen Schriftzeichen in Inschriften und Epigraphen.

Infos (Stand Juni 2022)
Eintrittspreise:

Baodingshan und Shengshou Tempel: 115,- RMB
Beishan: 70,- RMB
Nanshan: 5,- RMB

Kombi-Ticket: 140,-RMB

Öffnungszeiten: 8:30 – 18:00 Uhr

In den letzten Jahren wurden umfangreiche Maßnahmen zur Erhaltung der Reliefs durchgeführt. mehr

Links

China-Reiseberichte auf dem Bambooblog

Ulrike
Letzte Artikel von Ulrike (Alle anzeigen)

1 Gedanke zu „Die seltsamen Buddhas von Dazu“

Schreibe einen Kommentar