Meine Impfungen und ich

Ich bin geimpft, und nicht nur gegen Covid19! Im Laufe meines Lebens, das nun schon 67 Jahre dauert, habe ich viele Impfungen bekommen. Nicht immer ganz freiwillig. Aber es musste sein.

Impfpass Impfungen

Als Kind konnte ich mich nicht dagegen wehren, aber ich hatte volles Vertrauen in meine Eltern. Wenn die sagten, das muss so sein, dann bin ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, mich auf Dauer zu verweigern. Wahrscheinlich hab ich auch deswegen keine Erinnerung an die verschiedenen Impfaktionen.

An die Masern kann ich mich aber erinnern. Als wir Kinder, alle drei, Anfang der 1960er nacheinander an Masern erkrankten, gab es die Impfung gegen Masern noch nicht. Meine mittlere Schwester und ich waren nicht schlimm erkrankt und freuten uns über ein paar Tage zuhause.

Doch meine jüngste Schwester, die damals noch ein Baby war, erkrankte schwer. Meine Eltern waren sehr besorgt. Tage- und nächtelang bangten sie um ihr Leben. Sie taten alles, und schließlich trat die Besserung ein. Glücklicherweise blieben keine Schäden wie bei so manchen anderen.

Tuberkulose, Polio und andere Impfungen folgten. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir uns für manche Aktion in der Schule in einer Reihe aufstellten und brav die Impfung über uns ergehen ließen.

Die Pockenimpfung

Nur eine machte mir Schwierigkeiten: die Pockenimpfung. Ich konnte sie nicht als Baby bekommen, wie es damals üblich war. Ich glaub, wir sind gerade zu dem Zeitpunkt umgezogen. Also musste es im Alter von 10 Jahren sein.

Ich weiss noch, dass diese Impfung mir schon damals sehr wichtig war, denn man konnte ohne die Impfung nicht in die USA einreisen. USA aber war mein Traumziel. Wer konnte ahnen, dass mein Interesse an Amerika mal so nachlassen würde! Ich bin nur ein einziges Mal für 3 Tage in Florida gewesen. Aber das wusste ich damals noch nicht.

Die Pockenimpfung bestand aus einem feinen Schnitt in einen Muskel, keine Spritze. Deshalb haben viele ältere Menschen diese kleinen runden Narben im Oberarm. Bei mir entschied der Arzt, mir die Impfung in die rechte Pobacke zu geben.

So weit so gut. Doch dann bildete sich eine Entzündung in der nahegelegenen Lymphdrüse. Ich musste eine Woche lang auf der linken Seite liegen! Das war vielleicht ätzend. Doch ich wurde gut versorgt mit Lesematerial und anderen Liebenswürdigkeiten meiner Mutter. Ein wenig Fieber, dann war ich durch. Ende der 1970er Jahre waren die Pocken ausgerottet und eine Impfung nicht mehr nötig.

Große Asienreise 1991/92

Damit brauchte ich erst wieder Impfungen 1991, als ich zu meiner Großen Asienreise aufbrach. Obwohl: Ich hätte auch ohne Impfung aufbrechen können. Es war keine vorgeschrieben, nur empfohlen.

Aber zu meinen Vorbereitungen gehörte auch, mich möglichst gegen kalkulierbare Risiken zu schützen. Also ließ ich mich gegen Tetanus, Cholera und Diphterie impfen. Hepathitis und Polio standen allerdings nicht in meinem Plan. Erst als ich mich nach fast einem Jahr entschied, nach Indien zu reisen, rückten auch diese Krankheiten in meinen Fokus. Da war ich gerade in Thailand.

In der Khao San Road in Bangkok gab es einen Arzt, der sich auf das Impfen von Rucksacktouristen spezialisiert hatte. Ich bekam also meine Piekser und reiste ohne einen weiterem Gedanken daran zu verschwenden, weiter. Keinerlei Nebenwirkungen.

Ich bin während meiner Reisen manchem Menschen begegnet, der sehr an diesen Krankheiten gelitten hat. Mich hat es glücklichweise nie erwischt. Ob wegen der Impfungen oder weil ich einfach Glück gehabt habe, weiß ich nicht.

Corona und die Impfung

Und dann kam Corona. Und schließlich auch eine Impfung. Ich nutzte die erste Gelegenheit, mich impfen zu lassen. Ich weiss, dass sie nicht 100% ist, aber welche Impfung ist das schon?

Mir ist es unbegreiflich, wie man sich angesichts der katastrophalen Zahlen nicht impfen lassen kann. Es ist mir unbegreiflich, dass es immer noch – nach zwei Jahren – so viele Impfgegner gibt. Wieviel Tote, wieviel Leid hätten vermieden werden können, wenn sich mehr Leute hätten impfen lassen?

Wenn man jung und gesund ist, ist der Tod durch Covid sehr unwahrscheinlich, schwere Behinderungen jedoch nicht.

David Putrino, Neurologe

Ja, ich halte Impfgegner für im höchsten Maße asozial und unsolidarisch.

Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen, um sich vor einer ansteckenden Krankheit zu schützen. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich und unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen werden nur in seltenen Fällen beobachtet.

Schutzimpfungen haben nicht nur eine Wirkung auf die geimpften Personen (Individualschutz), sondern können indirekt auch nicht geimpfte Menschen vor einer Erkrankung schützen, da sie die weitere Verbreitung einer Infektionskrankheit stoppen oder verringern (Gemeinschaftsschutz).

Bundesgesundheitsministerium

Ich kann nicht alles wissentschaftlich erklären, ich kann auch nicht (und hab auch keine Lust dazu) die Impfgegner widerlegen, aber ich habe Vertrauen in bekannte Virologen wie z. B. Herr Dr. Drosten und andere. Wenn die sich selbst impfen lassen und sagen, wir sollen uns impfen lassen, dann mach ich das. Aber auch weil ich Ungeimpfte in meinem Bekanntenkreis habe, die schwer gelitten haben an Covid19. Da habe ich keine Lust drauf.

Wer im Einzelnen wissen will, was die Impfung bewirkt und was nicht, dann ist hier ein aktueller Artikel des Tagesanzeigers.

Update 08.12.2021: Ich habe nun meine 3. Impfung und leider auch geringfügige Nebenwirkungen. Mein Arm tat ein wenig weh und ich hatte für 4 oder 5 Stunden ein starkes Schwächegefühl. Doch was ist das alles gegen einen heftigen Krankheitsverlauf, womöglich mit Intensivstation und Beatmung, den ich damit überwiegend vermeide. Und noch besser: Ich stecke im Falle eines Falles nicht mehr so viele Menschen an.

Update 17.03.2022: Es wird über Lockerungen gesprochen. Alle haben nach zwei Jahren keine Lust mehr auf die bestehenden Maßnahmen und das Maske Tragen. Das kann ich verstehen. Anderseits stehen die hohen Inzidenzien und jeden Tag über 200 Tote dagegen. Die Regierung will es allen recht machen, es ist ein ständiges Auf und Zu. Auch ich finde das nicht schön.

Update 15.11.2022. Ich bin viermal geimpft und habe Corona mit leichtem Verlauf gehabt. Ich kenne niemanden mit schweren Impfreaktionen. Dabei arbeite ich viel mit Obdachlosen. Seit einigen Monaten gebe ich Nachhilfe und komme mit vielen Menschen zusammen. Es ist wichtig, sich und andere durch die Impfung und das Tragen einer Schutzmaske zu schutzen.

Zum Schluss

Am meisten gebe ich den Impfgegnern mit Ihrem Geschwurbel die Schuld. Die traurigste Aussage habe ich von einem Juden gehört, der Impfungen mit den medizinischen Experienten in der Nazi-Zeit gleichsetzt. Es ist schade, dass da anscheinend kein Vertrauen auch bei jemanden, der lange danach geboren ist, vorhanden ist. Glücklicherweise zeigen die hohen Impfraten in Israel, dass die meisten Juden anders denken.

Wenn die Impfgegner so weiter machen, müssen wir mit einem dritten Corona-Jahr leben!

Ich kann nur betonen: Tragt wenigstens die Maske! So schützt Ihr Eure Nächsten und alle anderen Mitbürger und Mitbürgerinnen und natürlich Euch selbst!

Lasst Euch impfen!

Corona ist vorbei!

2023: Corona ist vorbei, die Testcenter sind abgebaut, die Masken braucht man nicht mehr. Man kann sich in Menschenmassen stürzen, ohne gleich an Corona zu denken. Dennoch kann man sich mit Corona und allen anderen Krankheiten anstecken. Eine Impfung ist da das geringere Übel.

Dieser Artikel entstand im Mai 2022 und wurde aufgrund der aktuellen Situation 2023 überarbeitet.

Ulrike
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4 Gedanken zu „Meine Impfungen und ich“

  1. Wir sollten dankbar dafür sein, dass wir die Möglichkeiten haben, uns gegen alles Mögliche impfen zu lassen. Mit 17 Jahren erkrankte ich an Masern – eine Impfung war vorher aus irgendwelchen Gründen nicht möglich – , und ich war todkrank und lag tagelang im verdunkelten Raum. Seither ist es selbstverständlich für mich, jede Möglichkeit zu ergreifen, mich gegen Krankheiten impfen zu lassen, auch schon um andere nicht zu gefährden. Jetzt bin ich auch geboostert, dafür bin ich sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit dazu hatte.
    LG Marie

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