Hongkong abseits der Touristenpfade: Hung Shing Tempel
Hongkong hat viel zu bieten. Mich begeistert immer wieder die sich ständig wandelnde Skyline. Aber es gibt auch eine Menge Natur, mehr oder weniger sogar direkt in der Stadt.
Etwas außerhalb liegt der kleine Ort Sai Kung. Einst ein abgelegenes Fischerdorf ist Sai Kung heute ein lebhafter Ferienort mit zahlreichen Seafood-Restaurants und einer schönen Promenade. Von hier starten kleine Fähren zu den vorgelagerten Inseln.
Ich hatte das Glück, einen Ausflug zu der kleinen Insel Kau Sai Chau zu machen.
Die Insel ist nicht unbedingt ein Geheimtipp: Fast die Hälfte der 6,7 km² großen Insel wird von dem Jockey Club Kau Sai Chau Public Golf Club belegt. Doch den bemerkt man gar nicht, wenn man zu dem am südlichen Ende der Insel gelegenen Dorf Kau Sai fährt, natürlich mit dem Boot. Ursprünglich war hier ein sicherer Hafen für die Fischer, die auf ihren Fischerbooten wohnten. Deshalb ist der Ort auch nicht besonders groß.
Kau Sai Village besteht aus einigen bunten Häusern, fest an den Felsen geklebt, über dem der Dschungel hängt. Einige Fisch-Restaurants warten auf Kundschaft. Die Fische werden in Fischfarmen vor dem kleinen Fischerhafen frisch gehalten. Autos haben keinen Platz. Es liegt eine friedliche Ruhe über allem. Manchmal bellt ein Hund und das fröhliche Lachen der Frau, die gerade Seeigel auspult, tönt vom Ende des Weges.
Der Tempel Hung Shing
Die größte Sehenswürdigkeit des Ortes ist der Hung Shing Tempel, ein kleiner Tempel, der nicht mit großen Statuen beeindruckt sondern mit kleinen Holzfiguren, denen man ansieht, dass sie von den einfachen Fischern des Ortes selbst gestaltet wurden.
Der Tempel ist Hung Shing gewidmet, einem Beamten der Tang-Dynastie (680 – 907). Er gab sich ganz dem Studium der Geografie und Mathematik hin und kümmerte sich vor allem um Meteorologie und die Vorhersage des Wetters. Es heißt, dass er nach seinem Tod viele Schiffe vor dem Untergang im Unwetter gerettet hat. Dadurch fand er vor allem Verehrung als Gott des südchinesischen Meeres bei Seeleuten und Fischern.
Besonders in Südchina gibt es viele Hung Shing Tempel. Sein Feiertag ist der 13. Tag des 2. Monats nach dem chinesischen Mondkalender. Das Tempelfest ist jedes Jahr eine große Feier, die viele Menschen anlockt.
Als ich dort war, lag der Tempel in idyllischer Ruhe im Schatten eines uralten Baumes. Erbaut wurde er auf jeden Fall vor 1889. Genau weiß man das nicht und schätzt ihn auf ein Alter von mehr als 180 Jahren.
Seitdem wurde er mehrfach renoviert. Seine zentrale Halle ist ein einfacher großer Raum mit einem Altar, diversen Statuen von Hung Shing und anderen Schutzgottheiten, Choi Pak Shing Kwan und Shui Sin Yeuth. Bunte Opfergaben und große Räucherstäbchen zeugen von der lebendigen Tradition der Verehrung. Der alte Baum vor dem Tempel ist mit farbenfrohen Bändern geschmückt.
Interessant sind die herrlich naiven Figuren von Göttern und mythischen Figuren, denen man es ansieht, dass sie von Einheimischen geschnitzt wurden.





Hier noch einmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Zahlen und Fakten des Hung Shing Tempels:
Historischer Hintergrund
- Der Tempel wurde vor 1889 errichtet, wie historische Aufzeichnungen und die Steininschrift nahelegen. Ursprünglich diente er der Verehrung des Hung Shing, des „Gottes der Südsee“, der Schutz für Seeleute und Fischer gewähren sollte (amo.gov.hk, Wikipedia).
- Der Tempel ist das einzige Heiligtum dieser Art auf Kau Sai Chau, das der lokalen Fischergemeinschaft diente und auch soziale Funktionen wie das Zusammenleben stärkte (Wikipedia, amo.gov.hk).
Architektur & Gestaltung
- Die Architektur folgt dem traditionellen Zwei-Hallen-Drei-Bay-Schema („two-hall, three-bay structure“) mit einem sogenannten dong-chung-Tor (Doppeltor zur Haupthalle) (amo.gov.hk).
- Das Gebäude besteht aus grauen Ziegeln mit einem Holztragwerk für das Dach (Wikipedia, amo.gov.hk).
Restaurierung & Auszeichnung
- Der Tempel wurde in mehreren Renovierungen restauriert – insbesondere in den Jahren 1949, 1970er, 1988 und zuletzt von August 1999 bis Februar 2000 (Wikipedia).
- Die Restaurierung von 2000 erhielt den renommierten UNESCO Asia-Pacific Outstanding Project Award for Cultural Heritage Conservation (discoverhongkong.com, Wikipedia).
- 2002 wurde der Tempel offiziell als declared monument (Schutzdenkmal) des Antiquities and Monuments Office aufgenommen (amo.gov.hk, Wikipedia).
Standort & Bedeutung
- Gelegen im südlichen Teil von Kau Sai Chau, nahe dem Fischerdorf Kau Sai Village, ist der Tempel nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch historisch bedeutsam (Wikipedia, amo.gov.hk).
- Der Insel sind insgesamt zwei Denkmäler zugeordnet – neben dem Tempel auch eine prähistorische Felsgravur an der Nordwestküste (Wikipedia).
Kulturelle Feierlichkeiten
- Jährlich findet Anfang des zweiten Monats im chinesischen Mondkalender das Hung Shing-Fest statt – meist am 12. und 13. Tag. Traditionell werden an diesen Tagen Rituale abgehalten und kantonesische Opern aufgeführt, häufig als Dankopfer an die Gottheit (Wikipedia).
Das Dorf
Wenn man durch das Dorf geht, hat man eventuell das Glück, mal einen Blick in die bescheidenen Häuschen zu werfen, oder den Frauen bei der Zubereitung des Essen zuzuschauen.


Wie kommt man hin?
Nach Sai Kung gibt es diverse Busse:
Unter anderem: Kowloon Motor Bus:
Nr. 92 von Diamond Hill Bahnhof
Nr. 99 von Wu Kai Sha Bahnhof
Nr. 299 von Shatin Central
In Sai Kung muss man sich umhören, ob ein privates Boot fährt. Eine regelmäßige Fähre gibt es nicht.
Links
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Ja, die haben mich auch begeistert!
Ohja! Es gibt wunderbare Wandertouren durch eine schöne Natur. Zum Beispiel auch vom Victoria Peak nach Stanley Market. Das Hongkong Tourist Board hat zig Vorschläge dafür.
Mir gefallen die kleinen, geschnitzten Fischerfiguren so gut!
Ich wusste gar nicht, dass es in Hongkong noch Platz für Natur und Dörfer gibt! Hätte ich nicht gedacht. 🙂
Danke für dieses große Kompliment!
LG
Ulrike
Wer deine Reiseberichte liest, der fühlt sich in dieses so fremde Land versetzt. Der wandert mit dir auf ach so fremden Pfaden, leidet und lacht. Und ein Hauch von Zen weht durch den Geist. Vielen Dank dafür.