Ich liebe Kartoffeln. Wenn gar kein Essen mehr geht, Kartoffeln sind immer noch eine Möglichkeit. Sie hat ihren Weg bis in die chinesische Küche gefunden, nicht ganz so beliebt in China wie die Tomate.
Nun bin ich in der Nationalgeographic auf einen Artikel gestoßen, der einen entfernten, lange zurück liegenden gemeinsamen „Vorfahren“ aufdeckt. Das finde ich außerordentlich interessant und hat mich sofort veranlasst,das weiter zu recherhieren und einen Artikel über die Kartoffel zu schreiben.

Was ist die Kartoffel?
Staple food? Gemüse? Pflanze, Knolle? Obst?
Die Kartoffel (Solanum tuberosum), in Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz auch als Erdapfel, Erdbirne,Grundbirne, Potaten (nur im Plural), Tüffke und unter weiteren Regionalnamen bekannt, ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae).Wikipedia
Das Wort Kartoffel (im 17. Jahrhundert noch Tartuffel) leitet sich von tartufolo ab, dem italienischen Wort für Trüffel, das wiederum abgeleitet ist von lateinisch terrae tuber („Erdknolle“). Die nur entfernt verwandte Süßkartoffel (Ipomoea batatas) bekam ihren Namen wegen der ähnlichen Verwendung und des ähnlichen Aussehens der Knollen.
Wie immer möchte ich mich auf die Kartoffel und ihre Geschichte in China konzentrieren und natürlich die Verwandschaft mit der Tomate.
Die Kartoffel in China – Geschichte, Bedeutung und Zukunft

Die Kartoffel (Solanum tuberosum) ist heute ein fester Bestandteil der chinesischen Landwirtschaft und Küche. Obwohl sie ursprünglich aus den Anden in Südamerika stammt, hat sie in China eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen – von einer zunächst unbekannten Importpflanze zu einem der wichtigsten Grundnahrungsmittel des Landes.
Historischer Hintergrund
Die Kartoffel gelangte im 16. Jahrhundert über europäische Händler nach Asien. In China tauchten die ersten Berichte über die „tudou“ (土豆, wörtlich „Erdbohne“) während der Wanli-Periode der Ming-Dynastie (1572–1620) auf. Erste schriftliche Erwähnungen stammen aus dieser Zeit (z. B. Jiang Yikui) (potatoes.news).
Zunächst war sie vor allem in abgelegenen Bergregionen beliebt, da sie auf kargem Boden und in kühlen Höhenlagen besser gedeiht als Reis oder Weizen.
Später wurde sie nicht nur vom Kaiserhof geschätzt, sondern als Nahrung in entlegenen Bergregionen zur Überwindung von Krisen eingesetzt. Im 18./19. Jahrhundert verbreitete sie sich in Regionen wie Yunnan, Guizhou, Shanxi oder Gansu (potatoes.news, Wikipedia).
2017 lag der Anteil verarbeiteter Kartoffeln bei rund 12 %, überwiegend zur Herstellung von Stärke. In den letzten Jahren wurde jedoch verstärkt auf Verarbeitung zu Chips, Pommes, Nudeln oder sogar Getränken gesetzt (PMC, SpringerLink).
Im Zeitraum 2007–2016 stieg der Pro-Kopf-Verbrauch an Frischkartoffeln von 30 kg auf 52 kg pro Jahr (SpringerLink).
Landwirtschaftliche Bedeutung
Heute ist China der weltweit größte Produzent von Kartoffeln. Etwa ein Viertel der globalen Ernte stammt aus der Volksrepublik. Besonders in den nördlichen und westlichen Provinzen – etwa in Gansu, Yunnan, Sichuan, Innerer Mongolei und Heilongjiang – ist die Knolle ein zentraler Bestandteil der Landwirtschaft.
Im Jahr 2023 erreichte Chinas Kartoffelproduktion ca. 93,5 Millionen Tonnen, was etwa 22 % der globalen Produktion entspricht (PotatoPro, Wikipedia).
Bereits 2015 sowie im Rahmen des Fünf-Jahres-Plans 2016–2020 förderte das Landwirtschaftsministerium aktiv, die Kartoffel als „viertes Grundnahrungsmittel“ neben Reis, Weizen und Mais zu etablieren, u.a. durch Ausbau der Anbauflächen auf 6,67 Mio. ha bis 2020 und Zielsetzung, dass Kartoffeln 30 % der Nahrungsmittelproduktion ausmachen sollen (AgroPages, FreshPlaza, The China Story, SpringerLink, Wikipedia).
Dies soll Ernährungssicherheit gewährleisten, da Kartoffeln robust sind, weniger Wasser benötigen und ertragreich bleiben, selbst bei schwierigen klimatischen Bedingungen.
Kulinarische Vielfalt
In der chinesischen Küche hat die Kartoffel viele Gesichter:
- Sichuan-Küche: Dünn geschnittene, gebratene Kartoffelstreifen (土豆丝, tudousi) mit Chili und Essig.
- Nordchina: Kartoffeln als Sättigungsbeilage in Eintöpfen, z. B. mit Rind oder Lamm.
- Westchina (Xinjiang): Kombination mit Kreuzkümmel, Knoblauch und Fleisch.
- Moderne Snacks: Kartoffelchips, Instant-Kartoffelpüree und Fast-Food-Produkte gewinnen besonders bei jungen Konsumenten an Bedeutung.

Anders als in Europa gilt die Kartoffel in China nicht nur als „Beilage“, sondern wird oft als gleichwertige Hauptzutat zu Gemüse oder Fleisch serviert.
LieblingsChinesisch Kartoffel
土豆 • tǔdòu = Erde + Bohne = Kartoffel
土豆 wird auch für Erdnuss gebraucht. Jedenfalls in einem chinesischen Wörterbuch. Ich lass es mal so stehen – mit einem Augenzwinkern. Eigentlich heißt Erdnuss 花生 huāshēng, Letztere Bezeichnung ist geläufiger.
豆 ist die erste Silbe von Tofu – dem (Soja-) Bohnenquark.
煎土豆 • jiān tǔdòu = gebratene Kartoffeln = Bratkartoffeln
Bratkartoffeln werden auch in China in manchen Restaurants angeboten. Aber wundert Euch nicht, wenn sie gewürzt sehr Chinesisch rüberkommen.
Wirtschaft und Forschung
China investiert stark in Forschung rund um die Kartoffel: neue Sorten für höhere Erträge, Schädlingsresistenz und Anpassung an den Klimawandel. Zudem entwickelt die Lebensmittelindustrie innovative Produkte wie Kartoffelmehl, Nudeln oder sogar alkoholische Getränke auf Kartoffelbasis.
Wissenschaftler in Peking untersuchen derzeit in einem dreijährigen Projekt, wie sich Temperaturszenarien mit ca. 3 °C über dem heutigen Durchschnitt auf Ertrag und Knollengröße auswirken – bisheriger Befund: Ertragseinbußen von über 50 % bei Hitze (Reuters).
Parallel dazu setzen sich Forschungseinrichtungen wie das Internationale Kartoffelzentrum (CIP) für hitze- und krankheitsresistente Sorten ein (Reuters).
Eine aktuelle Studie (2025) ergab, dass die moderne Kartoffel durch eine natürliche Hybridisierung zwischen einer wilden Tomatenverwandten und Etuberosum vor rund 9 Millionen Jahren entstand – wichtige Gene für die Knollenausbildung stammen jeweils von beiden Vorläufern (Reuters, The Guardian).
Vom gemeinsamen Vorfahren von Kartoffel und Tomate
Vor rund zehn Millionen Jahren kreuzten sich Tomaten und Etuberosum-Pflanzen und bildeten die Pflanzensektion Petota, aus der die Kartoffel hervorging. Diese neuen Pflanzen entwickelten Sprossknollen, die in den kalten, trockenen Höhenlagen der Anden ideale Bedingungen fanden. Genomanalysen zeigen, dass Kartoffeln eng mit Tomaten und Etuberosum verwandt sind. Nationalgeographic

Während Tomaten heiße, trockene Bedingungen bevorzugen und Etuberosum eher kühle, feuchte, vereinten die Petota-Arten beide Eigenschaften und konnten sich so ausbreiten. Heute zählen Kartoffeln und Tomaten zu den beliebtesten Nutzpflanzen, vertragen sich im Beet jedoch schlecht.
„Wäre es nicht toll, wenn man beide Pflanzen anbauen könnte, obwohl man nur wenig Platz zur Verfügung hat?“ sagte sich ein gewiefter Gärtner und erfand die Tornoffe: „Kein Problem mit der Tomoffel“: Der Pflanzen-Mix trägt oben leckere Tomaten und an den Wurzeln die beliebten Kartoffeln. Das geht sicher nicht auf dem Weg der Zucht. Man bedient sich der Methode des Pfropfen*.
*Das Pfropfen ist eine Veredelungstechnik, bei der ein Zweig (Edelreis) einer Pflanze auf eine andere Pflanze (Unterlage) gesetzt wird, um die gewünschten Eigenschaften zu kombinieren.
Ausblick
Mit einer wachsenden Bevölkerung und dem Druck durch den Klimawandel spielt die Kartoffel in Chinas Ernährungspolitik eine immer größere Rolle. Sie könnte helfen, die Balance zwischen steigender Nachfrage, knapper werdenden Ressourcen und nachhaltiger Landwirtschaft zu halten.
Kulinarische Links
- Köstliche Kartoffelstreifen
- Wie halte ich Ess-Stäbchen richtig?
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- Kohlrabisalat
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Zuletzt aktualisiert vor 1 Monat ago
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Hatte ich in einem Wörterbuch so gefunden. Also bleibt das so.
Hallo, liebe Frau Ulrike,
Da ist ein Fehler im Abschnitt: LielingsChinesisch Kartoffel.
土豆 wird nie auch als Erdnuss übersetzt!
Erdnuss ist 花生 = Huasheng
Besserwissermodus aus.