Die Tomate in China wirft so einige Fragen auf. Wie kam sie von Mittelamerika nach China? Warum wird sie in China gerne mit Zucker gegessen? Zusammen mit Eiern ist die Tomate ein schnelles und kräftigendes Gericht. Hier nun einige Antworten und ein Rezept.

LieblingsChinesisch: Tomate
Die dringendste Frage zuerst: Warum essen die Chinesen Tomaten mit Zucker? Hier die Erklärung: Für die Chinesen handelt es sich bei der Tomate um eine Frucht!
西红柿 • xīhóngshì = Westen + rot + (Kaki-) Frucht = Tomate
Sie wurde auch in Deutschland als Frucht bezeichnet, nämlich als Liebesapfel, Paradiesapfel oder Goldapfel (daher der italienische Name pomodoro) bezeichnet. Sie erhielt ihren heute gebräuchlichen Namen „Tomate“ erst im 19. Jahrhundert. Dieser leitet sich von xītomatl ab, dem Wort für diese Frucht in der Aztekensprache Nahuatl.
Geschichte der Tomate
Die Chinesen sind da korrekt, denn die Tomate (Solanum lycopersicum) ist eine Beere. Sie wurde im 16. Jahrhundert aus Südamerika nach Europa eingeführt, von wo aus die köstliche Beere sich schnell über den ganzen Erdball verbreitete. Vor allem die Italiener begeisterten sich für die Tomate.
In Deutschland wurde die Beere als Gemüse und Salat erst nach der Weltausstellung von 1900 beliebt.
Nach Asien kam die Tomate sehr spät und wurde aber gleichfalls schnell sehr beliebt. Allerdings wurde die Tomate in China zunächst als Frucht angesehen und gerne mit Zucker bestreut.
Unterwegs in China
Bei meinen Reisen nach China habe ich mehrfach diese Erfahrung damit machen können. Zum Einen gab es Tomaten auf dem Obstteller, den man in China gerne als Nachtisch serviert. Zum Anderen fand ich geschälte Tomaten auf dem Mittagsbuffet in einem schönen Hotel. Ein kleines Schälchen daneben enthielt weißes Granulat, das ich dummerweise für Salz hielt. Aber es war Zucker.
Wenn man Tomatensalat bestellt, sollte man immer damit rechnen, dass die Tomaten mit Zucker bestreut sind.
Andererseits gibt es das bei Touristen beliebte Rührei mit Tomaten oder auch die Tomaten-Eier-Suppe, die pikant mit Knoblauch und Ingwer abgeschmeckt sind. Zusammen mit der kräftigen Brühe aus Fleisch- oder Gemüsefond gibt die Suppe besonders im Winter Kraft und Energie.
Rezept für Tomaten-Eiersuppe
Zutaten
5 Tomaten
200 ml Gemüsebrühe
Schalotten
Knoblauch und Ingwer nach Geschmack
Chilischoten
Tomatenmark
Pflanzenöl
Zucker Salz, Pfeffer
Frühlingszwiebel
Koriander
Eier
Etwas Zitronensaft
Etwas dunkle Sojasoße
Zubereitung
Alles klein schneiden und bereit stellen.
Die gewürfelten Tomaten leicht im Öl anbraten, Schalotten, Knoblauch, Ingwer, Chili, Zucker hinzugeben. Ein wenig brutscheln lassen, mit der Gemüsebrühe ablöschen. Aufkochen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Die Eier in einer kleinen Schale aufschlagen und kräftig rühren. Die Eiermasse dann langsam bei ständigem Rühren in die kochende Suppe fließen lassen.
Noch einmal mit Zitronensaft abschmecken. Ich tue gerne auch noch ein wenig Sojasoße hinzu. Koriander und die klein gehackten Frühlingszwiebeln drüber streuen. Fertig!
Tomatensalat chinesisch
Tomatensalat geht auf Chinesisch ganz einfach: Tomaten kleinschneiden und Zucker drüber: Fertig!
沙拉 西红柿 • shālā xīhóngshì = Salat + Tomate
Es gibt übrigens auch kandierte Tomaten in China als Süßigkeit zu kaufen.
糖果 西红柿 • tángguǒ xīhóngshì = kandiert + Tomate
In China werden weltweit die meisten Tomaten angebaut
„Mehr als 62 Millionen Tonnen Tomaten hat China laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen alleine im Jahr 2019 produziert. Das Land nimmt damit über 40 Prozent der weltweiten Tomaten-Produktion ein. Nach China kommen Indien mit 19 Millionen Tonnen und die Türkei mit fast 13 Millionen Tonnen.“ Deutschlandfunk
Übrigens: Bei verarbeiteten Lebensmitteln entfällt die verpflichtende Herkunftsangabe. Es muss zwar eine Firmenangabe auf der Dose stehen, dies kann aber der Hersteller, der Verpacker oder der Verkäufer sein. Also können die Tomaten für Pizzatomaten aus der Dose aus China oder jedem anderen Land stammen, ohne dass der Kunde das tatsächliche Ursprungsland erfährt.
Ketchup
Das unverzichtbare Ketchup soll seine Wurzeln in China haben. Darüber gibt es allerdings unterschiedliche Ansichten. Die einen Wissenschaftler meinen das Wort im Malaysischen wiederzufinden. Doch dort wird es in den älteren Wörterbücher als Chinesisch erklärt.
Aber auch Indonesien als Ursprungsland für das Wort und die Soße kommt in Frage. Heute werden unzählige Tomaten für die Ketchup-Produktion in China angepflanzt und nach Europa und USA exportiert.
In China gehört Ketchup nicht zu einem normalen chinesischen Essen.
Ketchup auf Chinesisch:
茄酱 = qiéjiàng – Zusammengesetzt aus den Wörtern für Aubergine und Soße.
Links
- Kochkurs im The Hutong
- Die Aubergine
- Rote Bohnen – süße Leckerei
- Knoblauch aus China
- Chinas Märkte – die schönen Fotos
- Von der Angst unterwegs: Um Mitternacht über den Connor Pass - 10. Mai 2023
- Horner GeestStadtpaziergang - 7. Mai 2023
- Buddha-Statue im alten Ägypten - 3. Mai 2023
Das ist ja interessant! Also auch hier die Tomate als süße Frucht.
LG
Ulrike
Hmm köstlich, Tomaten!
Meine Oma hat daraus Marmelade gemacht – sehr lecker!!!
Ein Brötchen mit Tomatenmarmelade lässt mir jedenfalls eher das Wasser im Mund zusammenlaufen als ein Tausendjähriges Ei!!!
Gretlies
Tomatenbrot gibt es für mich auch – mit Salz. Lecker!
Wenn ich etwas mit Tomaten mache, kommt auch immer eine Prise Zucker dazu. Als Kind gab es öfter Brot mit Tomatenscheiben belegt und mit Zucker bestreut. Süßes Tomatenbrot.
😀 Ja, ist auf jeden Fall ungewohnt. Aber Du hast meine Hochachtung für Deine Experimentierfreudigkeit. LG Ulrike
Die Neugierde war zu groß, hab‘ es soeben probiert…und es mir schlimmer vorgestellt. Es wird aber trotzdem kein Leibgericht werden.
LG E.
Ein wenig mehlig und süß! Ich mag die nicht. Deshalb hab ich die nur einmal vor langer Zeit gegessen.
Kandierte Tomaten – das würde mich interessieren, wie die schmecken. 😉
Da bin ich gespannt!
So dick mag ich’s dann auch wieder nicht. Aber probieren tu ich es heute nachmittag.
Eine Prise Zucker rundet bei vielen Gerichten den Geschmack ab. Aber eine richtig dicke Schicht Zucker auf Tomaten ist ganz gegen meine Gewohnheiten.
LG
Ulrike
Eine kleine Prise Zucker gehört für mich auch an/in alle Tomatengerichte, gibt irgendwie einen ausgewogeneren Geschmack.
LG Erich