Zuletzt aktualisiert vor 1 Jahr
Chinesische Nudeln sind lecker und einfach herzustellen. Ich habe in Peking das sogar in einem Kurs gelernt.
The Hutong – was ist das eigentlich?
Restaurant?
Kochschule?
Reisebüro?
Seminar-Zentrum?
Zunächst ist „The Hutong“ ein kleines Hofhausgebäude in einer der typischen Altstadtgassen im Nordosten der alten Inneren Stadt. Versteckt in den engen Gassen, den Hutongs, findet man den Eingang nur schwer. Nach außen zeigt sich die übliche graue Fassade ohne Fenster. Der Schriftzug über der Tür ist ein wenig verblasst. Da guckt man normalerweise nicht sofort hin.
Den Tipp für The Hutong hatte ich von Linni, einer Bloggerfreundin (ombidombi.de) erhalten. Sie wohnt schon seit ein paar Jahren in Peking und kennt sich aus!
The Hutong
Hinter der Tür öffnet sich ein kleiner Hof, eng umstanden von diversen Hallen und Schuppen. Wie es halt so üblich ist in den traditionellen alten Häusern Pekings. Wir werden freundlich von Michelle begrüßt. Sie zeigt uns kurz die Räume.
Dann haben wir noch ein wenig Zeit, bevor unser Nudelkurs anfängt. Wir nutzen das schöne Wetter, um uns auf der Dachterrasse umzuschauen. Ringsum alte flache Häuser, schmale autofreie Gassen. Die Luft ist mild. Die Sonne strahlt. Von weitem tönt Baulärm. Viele der alten Häuser und Straßen werden renoviert. Nein, keine Spur von Abrissbirnen! Im Sommer kann man sicherlich sehr schön auf der Terrasse sitzen. Uns ist es dann doch etwas zu kalt und wir betreten neugierig die große Küche, wo wir nun gleich lernen wollen, wie man chinesische Nudeln herstellt.
Alle Zutaten und Werkzeuge, Geschirr und Messer waren sauber und bequem auf dem großen Tisch ausgebreitet. Das große Messer fand ich sehr beeindruckend. Sowas benutze ich ja beim Kochen nie! Aber hier waren Profis am Werk – ich würde es lernen!
Achja, muss man Nudeln unbedingt selbst machen? Seitdem ich in Italien mal mit besten frisch hergestellten Nudeln verwöhnt worden bin, habe ich eine ganz besondere Einstellung zu Nudeln. Frisch gemacht schmecken sie einfach am besten!
Nudeln sind neben dem Reis ein wichtiger Hauptbestandteil eines chinesischen Mahls. An jeder Ecke gibt es kleine Restaurants und Imbisse, wo man köstliche heiße Nudelsuppen für wenig Geld bekommt. Wunderbar! Lecker!
Chinesische Nudeln gibt es in vielen Varianten
Geschnitten 切 qiē
Der Teig wird flach ausgerollt, gefaltet und dann in Streifen geschnitten
Durchgedrückt 挤压 jǐyā
Der Teig wird durch eine Nudelmaschine gezogen
Geschabt 削 xiāo
Der Teig wird zu einem festen Klumpen geknetet. Dann werden dünne Scheiben mit schnellen Bewegungen geschabt und direkt ins kochende Wasser geschmissen.
Gezogen 拉 lā
Der Teig wird in eine lange elastische Wurst geformt und immer wieder gezogen, zusammen gelegt und wieder gezogen, bis endlich ein Strang langer dünner Nudeln entsteht, der schließlich mit Schwung ins kochende Wasser geschmissen werden. Dies ist wohl wegen der Kunstfertigkeit der Nudelköche eine der weltweit bekanntesten Nudelsorte. Sie wird gerne als artistisches Kunststück gezeigt und benötigt sehr viel Übung.
Geknetet 揉 róu
Bällchen von Teig werden so lange geknetet, bis sie die gewünschte Form haben.
Das sind alles Varianten aufgrund der Nudelform. Dann gibt es noch die Unterschiede bei den Zutaten: Reis, Weizenmehl, Glasnudeln…
Kochkurs Shanxi Nudeln
Nun aber zu den Nudeln, die wir im The Hutong hergestellt haben!
Chinesische Nudeln: Der Teig
Der Nudelteig besteht ganz einfach aus Weizenmehl und Wasser. Das Mehl sollte glutenreich sein, damit sich der Teig besser kneten lässt und elastisch wird. In 4 Tassen Mehl werden zunächst 1,5 Tassen Wasser getan. Das wird dann leicht mit der Hand gemischt, so dass sich Klümpchen bilden. Nach und nach fügt man mehr Wasser hinzu, knetet zwischendurch immer wieder.
Der Teig ist gut, wenn sich ein elastischer fester Klumpen gebildet hat und kein loses Mehl mehr in der Schüssel ist. Den Teig legt man beiseite und lässt ihn unter einem feuchten Tuch ruhen, während man die übrigen Speisen zubereitet.
Schließlich nimmt man den Teig und rollt ihn zu flachen Fladen aus. Wir haben nun zwei Formen kennen gelernt:
Katzenohren 猫 耳 朵 māo ěrduo
Bei den Katzenohren wird eine Teigrolle geformt, ca. 1 Zentimeter dick. Davon rupft man kleine Stücke ab und formt eine Kugel. Diese wird am Daumenballen entlang gepresst, so dass sich der Teig rollt und das „Katzenohr“ bildet.
Geschnitten 切 qiē
Das ist ganz einfach: Der Fladen wird zusammengelegt, dann werden schmale Streifen abgeschnitten. So entstehen schöne flache Bandnudeln.
Soßen/Beilagen
Nudeln kann man nicht einfach so essen, sondern man braucht ein paar wirklich gut gewürzte Gerichte dazu. Für uns waren es „Eier mit Tomaten“ und „Schweinefleisch mit Auberginen“. Dafür kam nun auch das große Messer in Aktion. Alles musste schön klein geschnitten werden.
Tomaten mit Eiern: Zutaten
4 Tomaten
4 Eier
Kleingehackter Ingwer, Knoblauch
Salz, weißer Pfeffer
Dunkle und helle Soja-Soße
etwas Zucker
1 Sternanis
2 Tassen Brühe oder Wasser
Karamelisiertes Schweinefleisch mit Aubergine
1 große feste Aubergine
500g Schweinebauch
Kleingehackter Ingwer, Frühlingszwiebel
Salz, weißer Pfeffer
Dunkle und helle Soja-Soße
Zucker
2 Teelöffel Öl
6 Körner Sichuan Pfeffer
1 Chili Pfeffer getrocknet oder frisch
Zubereitung:
Alles schön in kleine Würfel schneiden. Auch Knoblauch und Ingwer ganz fein hacken. Alle Zutaten sollten nun in bequemer Reichweite bereit stehen.
Tomaten mit Rührei: Die Eier aufschlagen und quirlen. Zusammen mit ein wenig Wasser in den Wok tun. Rühren bis alles ein wenig angebraten ist. Dann beiseite stellen. In dem Wok nun die Gewürze und Soßen zum Kochen bringen. Die Tomaten mit Eier wieder hinzugeben. 5 Minuten köcheln. Fertig!
Schweinefleisch mit Aubergine: Die Fleischwürfel kurz im Wok mit Wasser ankochen. Beiseite stellen. In den heißen Wok Öl und Zucker tun. Wenn der Zucker leicht braun wird, dann das Fleisch hinzufügen. Rühren bis das Fleisch ganz mit dem braunen Zucker überzogen ist. Dann Ingwer und Frühlingszwiebel, eventuell auch Knoblauch, hinzufügen. Immer schön rühren! Dann kommen die Auberginenwürfel hinzu. 2 Minuten rührend kochen. Schließlich werden die Soja-Soßen und die übrigen Zutaten in den Wok getan. Für 10 Minuten bei niedriger Temperatur köcheln lassen. Rühren nicht vergessen!
Zum Schluss wird das Ganze natürlich von den Köchen verspeist! Lecker! Muss ich noch erwähnen, dass das Ganze unglaublich viel Spaß gemacht hat?!
Was habe ich gelernt?
Neben den köstlichen Rezepten und ihrer authentischen Zubereitung habe ich noch folgendes gelernt:
Chinesische Nudeln selbst herstellen ist ganz einfach!
So ein großes Profi-Messer ist sehr praktisch. Ich habe meine Furcht davor abgelegt.
Ich weiß jetzt auch, wie man mit dem Messer eine Knoblauch-Zehe von ihren Hüllen befreit und sie dann in winzige Stückchen zermalmt.
Anmerkungen: Seid vorsichtig, wenn Ihr ein Bier zum Essen trinken möchtet! Im The Hutong kostet eine kleine Flasche Snow Beer 40,- RMB. Das finde ich eigentlich zu hoch. Im „normalen“ Restaurant kostet eine große Flasche Bier zwischen 10,- und 25,- RMB. Aber wenn der Kochkurs schon 300,- RMB pro Person kostet, kann man sich auch mal ein teures Bier leisten. Wasser und Tee sind kostenlos. (Stand November 2017)
Was ist also The Hutong?
The Hutong bezeichnet sich selbst als „Beijing’s premier culture exchange center“. Sie bieten sehr interessante Touren durch Peking, Kochkurse mit unterschiedlichen Rezepten sowie auch Teambuilding und weitere Möglichkeiten, ein ganz besonderes Peking kennenzulernen. Auch wenn ich die Preise etwas hoch finde, mag ich das Konzept und möchte jedem raten, mal zu gucken, ob er nicht auch etwas findet, was für ihn passt.
Links
- The Hutong – offizielle Webseite
- Die Aubergine
- Die Tomate
- Chinesisch essen – wie läuft das ab?
- Von der Kunst, mit Essstäbchen zu essen
- Die Taklamakan-Wüste, geheimnisvoll und abenteuerlich - 1. Dezember 2024
- Deutsches Zollmuseum Hamburg - 26. November 2024
- China Visum – ein Rückblick - 22. November 2024
Es wird ja auch schon lange diskutiert, ob die Italiener das Nudel machen aus China importiert haben. Ich selbst denke, dass es gerade bei so einfachen Sachen wie Nudeln an vielen Orten der Welt unabhängig zu Entwicklungen kam.
LG
Ulrike
„Der Teig wird zu einem festen Klumpen geknetet. Dann werden dünne Scheiben mit schnellen Bewegungen geschabt und direkt ins kochende Wasser geschmissen.“… Darüber werden die Schwaben nicht glücklich sein, denn das scheint der Beweis dafür zu sein, dass ihre heiß geliebten Spätzle doch eigentlich aus China stammen. 😉