Die Verbotene Stadt, das ist der gewaltige Kaiserpalast im Zentrum Pekings und einst geheimnisumwittertes Machtzentrum Chinas. Das muss man einfach gesehen haben!
Hier gebe ich Dir einen ausführlichen Blick hinter die roten Mauern aus einer persönlichen Sicht und erzähle vom Leben der Kaiser und ihrer Frauen.

Verbotene Stadt, Palast der chinesischen Kaiser
Egal wie viele Menschen sich entlang der Süd-Nord-Achse von Halle zu Halle drängen, egal, wie viele Menschen sich die Nasen platt drücken an den Fenstern und vor lauter Staunen überwältigt den Atem anhalten: Wenn Du in Peking bist, darfst Du Dir den Besuch der Verbotenen Stadt nicht entgehen lassen!
Aber keine Bange! Die tägliche Besucherzahl ist auf 80.000 begrenzt, jeweils zur Hälfte vormittags und zur Hälfte nachmittags. Wenn Du Dich ein wenig von der Hauptachse entfernst und Dir Zeit lässt, kannst Du die Verbotene Stadt ruhig und abseits der Massen genießen.
Funfact: Die verbotene Stadt ist der größte Palast der Welt, 10 mal größer als Versaille!
9 schnelle Fakten über die Verbotene Stadt
- Baubeginn des Kaiser Palast: 1406 unter Kaiser Yongle der Ming-Dynastie (1368 – 1644)
- Fertigstellung: 1420 – Der Kaiserpalast wurde in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erweitert, restauriert, verschönert. 24 Kaiser der Ming- und der Qing-Dynastie regierten von hier aus das chinesische Reich.
- Gesamtfläche: 720.000 m² Ausdehnung: 960m von Süd nach Nord und 750m von Ost nach West
- Mauer: 3.428 Meter lang, 10 Meter hoch
- Graben: Ausdehnung 3.800 Meter lang, 52 Meter breit, 6 Meter tief
- Die gesamte Anlage soll einer Legende zufolge 9.999 Räume umfassen. Denn der Himmelspalast umfasst 10.000 Räume. Eine gleiche oder gar größere Zahl an Räumen wäre einer Gotteslästerung gleich gekommen. Tatsächlich sind es nach neuesten Zählungen 890 Paläste und unzählige Pavillons mit 8.886 Räumen. Übrigens rechnet man nicht Räume nach von Wänden umgebenen Zimmern, sondern immer den Platz zwischen 4 Säulen/Pfeilern.
- Palast von 14 Kaisern während der Ming-Dynastie (1368 – 1644) und 10 Kaisern der Qing-Dynastie (1644 – 1911)
- Es gibt einen äusseren und einen inneren Hof. Zum inneren Hof hatten nur die Kaiserfamilien und Ihre Bediensteten Zutritt.
- UNESCO Weltkulturerbe seit 1987
- Besucher im Jahr: Rund 15 Millionen. Die tägliche Anzahl der Besucher ist auf 80.000 begrenzt.
- Kostbarkeiten: In den 1940er Jahre wurden von den Guomintang ca. 86 Prozent der Kunstwerke nach Taiwan verschleppt.
Die Verbotene Stadt: Orientierung
Rundum die Verbotene Stadt gibt es Parks und weitere Tempel, die eigentlich auch zu dem Gelände des Palastes gehören bzw. gehörten.
Etwas verwundert hat mich die Länge von Süd nach Nord von nicht einmal einem Kilometer. Denn wer dort gewesen ist, hat das Gefühl endlos lange zu gehen, um wenigstens die Hallen und Paläste an der Mittelachse zu sehen.
Zwei Stunden sind meiner Meinung nach das Minimum, das Du für eine oberflächliche Besichtigung brauchst. Glücklicherweise gibt es an manchen Stellen Sitzgelegenheiten, wo man sich ein wenig ausruhen kann.

Die Verbotene Stadt betritt man durch das Mittagstor im Süden. Ab da gelten die oben gemachten Angaben. Man könnte natürlich auch sagen, dass man den Bereich des Kaiserpalastes schon beim Durchschreiten des Tors des Himmlischen Friedens (das berühmte mit dem Mao-Portrait) betritt. Das ist im weitesten Sinn richtig.
Auch der Kohlehügel im Norden, den man meistens nach Verlassen durch das Tor der Göttlichen Tapferkeit (Shenwumen) besteigt, ist ein Teil der Palastanlagen und war früher ein Garten der Kaiser. Doch mit dem Kaiserpalast wird im Folgenden „nur“ das von Mauer und Graben umschlossene Gelände bezeichnet.
Die filigranen Wachtürme
Der Kaiserpalast ist von einer beeindruckenden Mauer umgeben, die rundum fast 3,5 Kilometer lang und 10 Meter hoch ist. Sie ist an den vier Ecken von Wachtürmen gekrönt, die durch ihre filigrane leichte Gestaltung ins Auge fallen.

Sie wirken gar nicht abschreckend oder besonders wehrhaft. Mit ihren geschwungenen Dächern erfreuen sie das Auge des Betrachters.
Das war eine große Herausforderung. Es heißt, dass einige Architekten ihr Leben verloren, weil dem Kaiser die Entwürfe nicht gefielen.
Schließlich fiel die Aufgabe einem jungen nicht sehr erfahrenen Mann zu. Der Mann hatte schreckliche Angst und lief voller Sorge durch die Straßen Pekings. An einer Ecke begegnete er einem alten Mann, der Grillen in kleinen zarten Käfigen verkaufte.
Nachdenklich betrachtete der junge Architekt den Käfig. Der Gesang der Grille brachte seine Sorgen zur Ruhe. Da kam ihm die Idee, seinen Entwurf für die Wachtürme genau wie einen Grillenkäfig zu gestalten!
Als er schließlich voller Angst dem Kaiser seinen Entwurf vorlegte, war Yongle entzückt. Die Wachtürme wurden genauso erbaut und der junge Mann fürstlich belohnt.
Äußerer und Innerer Palast
Die Verbotene Stadt ist unterteilt in einen Äußeren und einen Inneren Palast. Durch das Mittagstor tritt der Besucher als erstes auf einen weiten Platz, der durchzogen ist von einem Bach, dem Goldwasser-Bach, über den fünf Brücken führen. Das ist natürlich Fengshui und soll die bösen Geister daran hindern, weiter einzudringen.
Die Architektur hat sich seit Beginn des Baus 1406 kaum geändert. Alle Gebäude und Strukturen basieren auf einem Werk des 11. Jahrhunderts: Treatise on Architectural Methods or State Building Standards (Yingzao fashi). Darin wird zur Grundlage aller Konstruktionen die Wiedergabe der sozialen Hierarchien gemacht.
Das Machtzentrum
Der wichtigste Raum im äußeren Hof und gleichzeitig der gesamten Anlage ist die Halle der höchsten Harmonie (太和殿 tài hé diàn). Sie wurde 1420 erbaut und umfasst eine Fläche vom 2.400 m². Mit 36,57 Metern ist sie der höchste Palast in der Anlage. Höher durfte zur Zeit der Kaiser kein Gebäude in Peking sein.
In diesem Palast steht auch der Drachenthron, der von zwei den Frieden symbolisierenden Elefanten bewacht wird.
Die Halle war über Jahrhunderte hinweg der Ort, wo die chinesischen Kaiser symbolisch den Thron bestiegen und wo praktisch alle bedeutenden Zeremonien wie der kaiserliche Geburtstag und die Neujahrsfeier abgehalten wurden.
Böse Geister: Nicht in der Verbotenen Stadt!
Die bösen Geister haben einen schlechten Stand im Palast. Überall erheben sich kaum zu bezwingende Schwellen. Und dann die Geisterwände! Die stehen, manchmal schlicht, manchmal kunstvoll, im Weg, denn böse Geister können nur geradeaus gehen. Auch die wunderschöne Neun-Drachenwand ist eigentlich so eine Geisterwand und soll den Kaiser beschützen.

Die glücksverheißende Neun
Die Zahl Neun steht für langes Leben, Glück und Macht. Sie ist dem Kaiser vorbehalten. Deshalb also neun Drachen, neun Goldknöpfe an den Türen und Toren. Auch die Dachfiguren, die die Dächer der kaiserlichen Paläste verzieren, bestehen aus neun sagenhaften Tieren. Nur hier sind es neun, normale Sterbliche müssen mit weniger auskommen.
Geheimtipp: Halle der Militärischen Tapferkeit
Wer den ersten großen Hof der Verbotenen Stadt durch das Mittagstor betritt und sich gleich nach links (nach Westen) wendet, kommt zur Halle der Militärischen Tapferkeit.
Vom Ende des 17. Jahrhunderts war hier die kaiserliche Druckerei untergebracht. Auf Anordnung der Kaiser wurden Bücher gedruckt und gesammelt. Hinzu kommen wertvolle Gemälde und Tuschezeichnungen.
Die Herstellung und Reproduktion der sehr geachteten Han-Chinesischen Kunstwerke und Kulturzeugnisse erschien den Mandschu-Kaisern als idealer Weg, sich die chinesische Kultur zu eigen zu machen.
Heute wird hier die umfangreiche Sammlung an Keramiken und feinstem Porzellan aus vielen Jahrhunderten ausgestellt.
Nur wenige Besucher finden den Weg zu dieser Halle der Militärischen Tapferkeit. Deshalb solltest Du die Gelegenheit nutzen und die Schönheit kaiserlicher Kunst hier in Ruhe genießen!
Der Äußere Palast – Schaltzentrum der Macht
Auf der Karte wird der Äußere Palast von dem Rest durch die gestrichelte rote Linie getrennt. Dieser Teil der Verbotenen Stadt, Waichao genannt, umfasst die drei südlichen Hallen: Halle der Höchsten Harmonie, Halle der Mittleren Harmonie und die Halle der Wahrung der Harmonie.
In diesen riesigen und repräsentativen Hallen empfing der Kaiser seine Minister und hohe Beamte, sowie Delegationen aus fernen Provinzen oder dem Ausland. Deshalb ist hier alles darauf ausgerichtet, zu beeindrucken und die Macht des Kaisers zu zeigen. „Normale“ Sterbliche durften bereits bis hierher nicht vordringen.

Frauen waren in diesem Bereich des Kaiserpalastes gar nicht zugelassen. Das betraf sowohl die Kaiserinnen und Konkubinen als auch die Frauen der Minister.
Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. So hat Kaiserinwitwe Cixi die Regierung unterstützt und hielt sich auch manchmal in der Halle der höchsten Harmonie auf, um von ihrem verdeckten Platz hinter dem Thron dem Kaiser ihre Wünsche und Ratschläge einzuflüstern.
Der Innere Palast – wo die Kaiser und ihre Frauen lebten
Im Norden der Verbotenen Stadt befinden sich die privaten Paläste des Kaisers, seiner Frauen, Konkubinen und Kinder. Hier durfte er auch mal für kurze Augenblicke privat sein.
Über die gesamte Verbotene Stadt sind kleine Gärten verteilt. Mir gefällt besonders der Garten des Kaisers Qianlong, den man durch die Juwelenausstellung erreicht. Klein, ein wenig dunkel mit alten Bäumen und bizarren Felsen wirkt dieser Garten abgeschlossen und intim.
Es gibt ein faszinierendes Video über Kaiser Qianlong und seinen Garten:

Ich mag gerade die kleinen Paläste des Inneren Bezirks. Stell Dir vor, dass hier unzählige Menschen lebten und auch arbeiteten! Je weiter man an die Außenbezirke, an die Mauer gelangt, desto mehr Wohnungen und Werkstätten der Eunuchen und anderer Menschen, die hier arbeiteten, erkennt man. Leider sind diese Häuser (noch) nicht zugänglich.
Übrigens: Für Frauen und Konkubinen, die beim Kaiser in Ungnade gefallen waren, gab es in abseits gelegenen Ecken der Verbotenen Stadt spezielle Wohnungen, die sog. Kalten Paläste.
Es wurden signifikante Unterschiede zwischen der Dienerschaft, die aus den Eunuchen bestand, und den Verwaltungsbeamten gemacht. Letztere hatten zwar Zutritt, durften aber nicht im Palast übernachten.

Götter und Glauben in der Verbotenen Stadt
Ein Bummel durch die Hallen der Verbotene Stadt führt an vielen meist unbeachteten kleinen Altären und religiösen Symbolen vorbei. Häufig begegnen dem Besucher die Darstellungen der acht tibetisch-buddhistischen Glückssymbole und die Buddha-Statuen.
Vor allem die Frauen des Palastes widmeten sich gerne der Religion. Zahlreiche kleine Tempel und Altäre gab es in jedem Winkel. Alleine für buddhistische Kulte standen rund 40 Orte im Kaiserpalast zur Verfügung.
Besonders in der Qing-Dynastie, deren Mandschu-Kaiser vom (tibetischen) Buddhismus geprägt waren, entstanden buddhistische Tempel im Kaiserpalast.
Kaiser Qianlong (1711 – 1799) förderte die Religionsfreiheit in ganz China und baute überall Tempel, auch im tibetischen Stil. Man denke nur an den tibetischen Tempel im Pekinger Sommerpalast oder an den „Kleinen Potala“ in Chengde, der einstigen Sommerresidenz der Qing-Kaiser.

Die Kaiser prägten mit ihren persönlichen Vorlieben das religiöse Leben in der Verbotenen Stadt und im ganzen Reich. Einige waren Anhänger des Zen-Buddhismus, z.B. Kaiser Shunzi, der erste Qing-Kaiser Mitte des 17. Jh.
Die Qing Dynastie und die Rolle des Kaisers
Mit der Regentschaft Qianlongs im 18. Jh. setzte sich der tibetische Buddhismus als Privatkult des Kaisers und seiner Familie durch. Allerdings war dies umstritten, denn die Legitimation für das Kaisertum kam aus dem Vollzug der uralten konfuzianischen und daoistischen Rituale.
Qianlong bemühte sich um eine tolerante Einstellung zu allen Religionen. Trotzdem wurde die Verbotene Stadt im Laufe der Zeit zu einem Zentrum des tibetischen Buddhismus, in dem Schriften gesammelt und übersetzt wurden, Zeremonien abgehalten und buddhistische Themen diskutiert wurden.
Nicht vergessen darf man die frühen Kontakte mit dem Christentum. Der Jesuit Matteo Ricci erreichte schon im 16. Jahrhundert den Hof der Ming-Kaiser. Dort machte er vor allem mit seinen astronomischen und geografischen Kenntnissen Eindruck. Doch hinterließ das Christentum bis ins 20. Jahrhundert hinein keinen bleibenden Eindruck am kaiserlichen Hof.
Die wichtigste Aufgabe der Kaiser bestand in der Ausübung der heiligen Rituale. Diese, wie z.B. das Gebet um eine gute Ernte und Wohlstand für das Land, stammten aus dem Daoismus. Dafür gab es außerhalb der Palastanlage große Tempel wie den Himmelstempel. Dort war reichlich Platz, so dass mindestens die Minister und hohen Beamten genau beobachten konnte, ob die Zeremonien zufriedenstellend durchgeführt wurden.
Flucht vor der Sommerhitze
Übrigens haben die Kaiser sich nur wenig in der Verbotenen Stadt aufgehalten. Im Sommer zog es sie hinaus, zunächst zum Sommerpalast in Chengde, später zum Sommerpalast vor den Toren von Peking. Dort war die Luft frischer als im Kaiserpalast.
Hinzu kamen die Reisen der Kaiser, die verschiedenste Pilgerreisen unternahmen. Auch mussten sie sich in den Provinzen blicken lassen, um ihre Macht zu demonstrieren.
Schmuck-Ausstellung
Im Osten des Kaiserpalastes befinden sich einige Hallen, in denen Schmuck, kostbare Möbel und Gewänder der Qing-Kaiser (1644 – 1912) ausgestellt sind. Über einen schmalen Vorhof, der von der berühmten Neun-Drachen-Wand geschmückt wird, gelangt man in die Ausstellungen. Man muss eine Extra-Eintrittsgebühr von 10,- RMB zahlen. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Uhren-Sammlung der Kaiser
Seit Januar 2019 ist die Uhrenausstellung in renovierten Gebäuden südlich der Halle der Ahnenverehrung untergebracht. Die liegt gleich hinter der Schmuckausstellung.
Manch ein Qing-Kaiser liebte es, kostbare Uhren zu sammeln und sie sich bei verschiedensten Anlässen schenken zu lassen. In den neuen Räumen haben sie eine würdige Unterkunft gefunden. Die einzigartigen, mit viel Gold und Glitzer ausgestatteten Uhren lassen mich immer wieder mit großen staunenden Augen von Vitrine zu Vitrine schlendern.
Wie sahen die Wohnungen des Kaisers aus?
Wenn man genauer hinguckt, wird man in den Hallen und auch in den Wohnräumen wenig Teppiche oder anderen Komfort finden. Die Wohnungen der Kaiserinnen und Konkubinen waren keine Einzelzimmer. Man lebte eng mit allen möglichen Leuten zusammen. Jeder Schritt wurde beobachtet.
Selbst in der Hochzeitsnacht hatte der Kaiser keine Privatsphäre. Nur ein dünner Vorhang trennte sein Bett von dem Rest des Raumes und den Eunuchen. Heizungen gab es nicht, außer ein paar kleinen Kohleöfchen, die bei Bedarf in die Hallen gestellt wurden.
Im Winter, wenn eiskalte Winde durch die Gänge pfiffen, zogen die Bewohner des Palastes dicke gefütterte Jacken und Mäntel an, mehrere Lagen übereinander, wie es auch heute noch üblich ist. Großer Luxus waren Becken mit glühenden Kohlen, die ein wenig Wärme verbreiteten.
Räuchergefäße vertrieben den üblen Geruch, der häufig durch die Räume zog. Toiletten gab es nicht. Um sich zu erleichtern, benutzte nicht nur der Kaiser einen Toilettenstuhl oder einen Nachttopf.

Fließend Wasser? Die Eunuchen und Dienerinnen hatten immer viel damit zu tun, ihre Herrschaften zu waschen und herauszuputzen. Aber das war den Frauen im Palast ganz recht. Denn so konnten sie sich ihre Zeit vertreiben.
Abwasser wurde in den Graben geschüttet, der den Kaiserpalast noch heute umgibt.
Essen in der Verbotenen Stadt
Es gab keine Esssäle oder spezielle Zimmer. Man nahm die Mahlzeiten da ein, wo man sich sowieso den ganzen Tag aufhielt. Die Betten wurden tagsüber zu Sofas umfunktioniert, wo man schrieb, Musik machte und eben auch aß.
Je nach Rang standen den Bewohnern unterschiedliche Mengen und Qualitäten an Mahlzeiten zu. Dem Kaiser servierte man 108 verschiedene Gerichte, der Kaiserin 96 – bei einem Essen! Lange Wege von den Küchen bis zu den Essenden sorgten dafür, dass das Essen regelmäßig kalt war beim Servieren. Und manchmal auch verdorben.
Deshalb hatte der Kaiser öfters Bauchschmerzen. Die Vermutung lag nahe, dass es sich um einen Gift-Anschlag handelte. Man tat sein Bestes, um den Kaiser bei Gesundheit zu halten. Ärzte überwachten die Zubereitung der Mahlzeiten, Eunuchen und Köche wurden heftig bestraft, wenn das Essen nicht schmeckte oder gar Übelkeit verursachte.
Der Kaiser nahm jeden Tag zwei Mahlzeiten ein. Dazwischen standen ihm Snacks zur Verfügung. Er aß in der Regel alleine, nur von seinen Dienern und Eunuchen umgeben.
Kinderleben im Kaiserpalast
Die Kinder des Kaisers, vor allem die Prinzen, mussten viel lernen. Ihrer Ausbildung wurde Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet. Der Kaiser besuchte sie manchmal in ihren Studierzimmern, wobei die Kinder ihn „Ama“ (Papa auf Mandschurisch) nennen durften.
In einem Palast sind ein paar Spielzeuge des letzten Kaisers Puyi ausgestellt, der ein eher westliches Leben führte.

Manche chinesische Kaiser waren noch Kinder, als sie inthronisiert wurden. In der Verbotenen Stadt kann man einiges an kaiserlichem Kinderspielzeug entdecken.
Opernbühnen
zur Unterhaltung der Kaiserin und der Konkubinen
Die Frauen der Verbotenen Stadt liebten Opernaufführungen, die etwas Farbe und Spannung in den überwiegend langweiligen und eintönigen Alltag im Palast brachten. Deshalb kann man in manchen Hallen kleine Bühnen entdecken.
Eine große Bühne mit mehren Stockwerken ist der Pavillon des Heiteren Klangs (Changyinge). Dort saß vor allem Kaiserinwitwe Cixi gerne mit Konkubinen und Kindern und schaute sich eine Peking-Oper an.
Verbotene Stadt, Kaiserpalast, 故宫 Gùgōng
Der alte Kaiserpalast in Peking hat im Laufe der Geschichte viele Namen gehabt.
Verbotene Stadt – Kaiserpalast
Bekannt ist der größte Palast der Welt heute als Verbotene Stadt. Dieser Name beschreibt die Abgeschiedenheit hinter den hohen Mauern. Nur wenigen Menschen war es erlaubt, bis in den innersten Palast vorzudringen. Denn dort lebte ausschließlich der Kaiser mit seinen Frauen und Konkubinen, sowie zahlreichen Eunuchen, die als Diener und Wächter zum Hof gehörten.
Zijincheng – die Rote Stadt
Ein anderer Name ist Zijinchéng 紫禁城. Zi ist eine Farbe, die irgendwo zwischen Rot und Violet steht. Zi ist auch eine Region im chinesischen Himmel, die der Platz des Polarsterns in der Mitte der Welt ist. Jin Cheng bedeutet „Kaiserpalast“. Zusammen kann man das als „Kaiserliches Zentrum der Welt“ übersetzen.

Dieser Name verbindet die politische, funktionelle und religiöse Bedeutung des Palastes. Gleichzeitig beschreibt der Name „Rote Kaiserstadt“ die Farbe der Mauern und Wände.
Schon bei seinem Bau im 15. Jahrhundert beeindruckte der Palast durch seine tiefroten Mauern und die goldgelb glasierten Ziegel. Dabei spielt auch eine Rolle, dass Rot die Farbe des Glücks und Gelb die Farbe des Kaisers war.
Niemand im ganzen Reich durfte gelbe Ziegel für sein Haus verwenden. Es gab nur eine Ausnahme: Der Konfuzius-Palast und -Tempel in Qufu. Dieses Privileg erhielt die Familie wegen der Verdienste des Konfuzius um das chinesische Reich.
Gugong – Alter Palast
Nachdem der letzte Kaiser die Verbotene Stadt verlassen hatte, wurde der Palast kurz „Alter Palast“ (Gùgōng 故宫) genannt. Wenn man einen Chinesen heute nach dem Weg zum Kaiserpalast fragt, sollte man nach Gùgōng 故宫 oder nach dem Palast-Museum ( 故宫博物院 Gùgōng Bówùyùan) fragen.
Wechselnde Ausstellungen im Kaiserpalast
Es lohnt sich, auch in die zahllosen Ausstellungen zu schauen, die wechselnd die Schätze der Verbotenen Stadt zeigen. Berühmt und mit Extra-Eintritt zu besuchen ist die Juwelen- und Uhren-Ausstellung.
Auch andere Hallen bieten immer neue Ausstellungen zu Themen wie Waffen und Uniformen, zu Hochzeitsbräuchen und Geschenken, zu Buddhismus und vielem mehr. Dazu sollte man auf die Plakate vor und in der Verbotenen Stadt achten und sich die Webseite angucken!
Forschung und Ausgrabungen
In der Verbotenen Stadt wird ständig geforscht und auch ausgegraben. Die Wissenschaftler sind auf der Suche nach den Ursprüngen des Palastes und seines Inventars.
2015 entdeckte man Ziegel und Porzellanscherben, die auf die mongolische Yuan-Dynastie (1271-1368) datiert werden können. Ausgrabungen führten zu der Erkenntnis, dass sich unter dem Palast aus der Ming-Zeit ein älterer Palast befunden hat. Möglicherweise der Palast von Kublai Khan?
06.05.2020: Die Verbotene Stadt öffnet wieder!
Ende Januar 2020 schloss der Kaiserpalast, die größte Sehenswürdigkeit Pekings, seine Tore. Am 01.05.2020 wurde er wieder mit großen Vorsichtsmaßnahmen für wenige Besucher (5.000 täglich) geöffnet.
Gerlind vom Blog ombidombi war als eine der ersten Ausländer dort. Schaut Euch ihre sensationellen Bilder von einer fast menschenleeren Verbotenen Stadt an! Übrigens wurden die Besucherzahlen jetzt nach und nach wieder erhöht.
Wunderbare Aussicht: Der Kohlehügel Jingshan

Im Norden der Verbotenen Stadt befindet sich der Kohlehügel, die mit 43m Höhe höchste Erhebung in Pekings Stadtzentrum. Von hier aus hat man einen grandiosen Blick über die goldgeben Ziegeldächer des Kaiserpalastes. Dadurch bekommt man eine Idee von der gewaltigen Ausdehnung des Palastes. Einen Besuch des Kohlehügels solltest Du Dir nicht entgehen lassen!

Infos
November 1st – March 31st: 8:30 to 16:30 last entry: 15:30
April 1st – October 31st: 60,- RMB
November 1st – March 31st: 40,- RMB
Montags ist die Verbotene Stadt in der Regel geschlossen.
Tickets kann man jetzt nur noch online bestellen. Hotels und Reisebüros helfen dabei. Die Zahl der Besucher ist auf 40.000 pro Tag limitiert.
Die Website des Palastmuseum lautet https://intl.dpm.org.cn/index.html?l=en

Historische Berichte über die Verbotene Stadt
Matteo Ricci
(*06.10.1552 – †11.05.1610)
„Matteo Ricci (1552-1610) was an Italian Jesuit priest and missionary who introduced Christianity to the Ming empire. Ricci entered mainland China through Macao and established a series of residences, eventually making it all the way north to Beijing where he lived from 1601 until his death.
Among his many accomplishments, Ricci created the first European-style world map in Chinese, introduced Euclidean geometry to China, helped to compile the first Portuguese-Chinese dictionary (along with the first Romanization of the Chinese language), and wrote several books in Chinese.
His method of adaptation and accommodation facilitated his rise to fame and unprecedented standing in 16th century Chinese society. Despite being a prolific correspondent, only 54 of Ricci’s letters are known today.“ (Amazon)
Es gibt zahlreiche Bücher über ihn und sein Leben und Wirken am chinesischen Kaiserhof:
Letters from China: A Revised English Translation with Commentary (Englisch) Taschenbuch – 23. März 2019
von Francis Hannafey S.J. (Herausgeber), Simon G. M. Koo (Herausgeber), & 2 mehr
Matteo Ricci auf dem Bambooblog
Sir Reginald Johnston
(*1874 – † 06.03 1938)
Von 1919 bis 1924 war er der Englischlehrer des letzten chinesischen Kaisers Puyi (Kaiser von 1908 bis 1912), dem er die westlichen Ideen näher brachte.
„Twilight in the Forbidden City in 1934. The work is a memoir of Johnston’s time in Beijing between 1919 and 1924, at the court of the Qing Dynasty, where he served as tutor to Aisin-Gioro Puyi (1906–1967), last emperor of China. Johnston was one of only two foreigners who were permitted to enter the imperial palace, and so his account provides a unique Western perspective on the epochal events of the period.
The work has a preface by the emperor Puyi and includes detailed descriptions of palace rituals, including Puyi’s wedding ceremony; translations of key documents; Johnston’s perspective on the revolution of 1911 and the 1917 restoration; his observations on Chinese society as a whole; and eye-witness accounts of the political intrigues of the palace.
The memoir was dramatised in Bernardo Bertolucci’s cinematic masterpiece, The Last Emperor.“ cambridge.org
Twilight in the Forbidden City By: Sir Reginald Fleming Johnston [published: September, 2007]
Sir Edmund Backhouse
(*20.10.1873 – † 08.01,1944)
„In 1899, he arrived in Peking where he soon began collaborating with the influential Times correspondent George Ernest Morrison, translating works from Chinese to English, as Morrison could not read or speak Chinese. Backhouse fed Morrison what he said was insider information about the Manchu court, but there is no evidence of him having any significant ties with anyone of prominence.
At this time, he had already learned several languages, including Russian, Japanese and Chinese. He spent most of the rest of his life in Peking, in the employment of various companies and individuals, who made use of his language skills and alleged connections to the Chinese imperial court for the negotiation of business deals. None of these deals was ever successful.“
Manchu Decadence: The China Memoirs of Sir Edmund Trelawny Backhouse, Abridged and Unexpurgated (China History) (English Edition)
von Edmund Trelawny Backhouse und Derek Sandhaus | 1. Oktober 2015
Links
- Die Farbe Gelb: Kaiserfarbe
- Ein ganz spezieller Palast: Der Palast des Allumfassenden Glücks
- Eine tragische Geschichte: Der Brunnen der Konkubine Zhen
- Wie lebten Frauen in der Verbotenen Stadt? Frauen
- Eunuchen am Kaiserhof
- Flucht vor der Hitze des Sommers: Der Sommerpalast
- Peking Sehenswürdigkeiten
Der Artikel erschien zuerst 2017 auf dem Bambooblog und wurde im Juli 2024 überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht

Hast Du noch Fragen zum alten Kaiserpalast in Peking? Schreib mir einen Kommentar! Ich freue mich drauf und antworte gerne!
- Die weise und rätselhafte Schlange - 2. Februar 2025
- Ich sehe rot! Chinesisch Neujahr - 29. Januar 2025
- Die Wanze – Satirisches Chinesisches Theater - 24. Januar 2025
Ein sehr schöner Beitrag. Auch wer schon öfter in der Verbotenen Stadt war, wird immer wieder Neues entdecken, man könnte dort viele Tage verbringen, ohnw dass es langweilig wird.
LG Marie.
Liebe Maria,
China ist in der Tat exotisch und fremdartig. Doch wenn man erstmal dort iost, wird man feststellen, dass es gar nicht soo anders ist.
Beste Grüße
Ulrike
Die Verbotene Stadt und ihre Geschichte sind so exotisch und anders, als alles, was hier in Europa üblich war. Daher fasziniert es mich auch sehr und China, oder besser gesagt Peking, steht definitiv auf, eine Reiseliste.
Danke für den ausführlichen Bericht und die Tipps.
Viele Grüße
Maria
Danke!
Die Verbotene Stadt ist eine tolle Sehenswürdigkeit und macht es einem leicht, beeindruckende Fotos zu schieß0en
LG
Ulrike
Danke!
Ich bin nun schon5 Mal in der Verbotenen Stadt gewesen und entdeckecke immer noch Neues.
Lg
Ulrik4
Schöne Fotos und interessante Beschreibungen.