Tausendjährige Eier – eine Delikatesse?

Wie schmecken Tausendjährige Eier? Sind Tausendjährige Eier (1oojährige Eier 皮蛋) wirklich so alt? Wie werden sie hergestellt? Wer hat sie „erfunden“? Wie isst man sie? Warum heißen sie auch Schwarze Eier? Tausend Fragen zu den seltsamen fermentierten Eiern aus China – hier kommen die Antworten!

1000jährige Eier, sehr schön hier das fast durchsichtige Weiss und das grünlich schimmernde Gelbei.
Tausendjährige Eier

Wie schmecken 1000jährige Eier?

Tausendjährige Eier bzw. Hundertjährige Eier ( 皮蛋 pidan) sind eine chinesische Delikatesse, in einem langen Prozess fermentierte Enteneier. Westler kostet es anfangs Überwindung, sie zu essen, denn das Auge isst mit, sagt man. Und das hat keinen Spaß an dem fast durchsichtig scheinenden dunklen Eiweiß und dem gelbgrünen Dotter.

Letztere können je nach Sorte hart oder auch halbweich sein, was sie nicht attraktiver macht. Hat man sich erstmal überwunden und stört sich auch an dem leicht chemischen Geruch nicht, dann sind Tausendjährige Eier eine Köstlichkeit. Sie schmecken meist leicht salzig, etwas undefinierbar aber lecker!

Schwarze Eier aus dem Asia-Laden, Verpackung.
Verpackung von Tausendjährigen Eiern, in Hannover gekauft.

Tausendjährige oder Hundertjährige Eier?

Egal! Diese durch Fermentierung konservierten Eier werden auch Hundertjährige Eier genannt. Beides spielt auf die Zubereitung an, die einige Wochen dauert. Auf Englisch (Amerikanisch) habe ich die Bezeichnung „Century Eggs“ gefunden.

Mittlerweile kann man sie auch im Asia-Laden in Deutschland bekommen. Dort ist der gängige Name „Schwarze Eier“, was selbsterklärend ist, wenn man das fast schwarze Eiweiß sieht.

Chinesisch:

皮蛋  • pídàn = Leder-Eier, 1000jähriger Eier

Manchmal werden sie auch Pinien-Eier genannt, weil man zur Herstellung Asche aus Piniennadeln verwendet. Daher übrigens auch der manchmal etwas chemische Geruch. Allerdings gibt es in China auch Hersteller, die zur Beschleunigung des Prozesses tatsächlich Chemikalien einsetzen.

Tausendjährige Eier sind ungekühlt bis u drei Jahren haltbar. In China unterscheidet man zwei Arten dieser Eier: mit festem oder nur halbfestem Dotter.

Die Fermentierung als Art der Konservierung von Eiern ist in China sehr alt. Man erzählt, ein Bauer in Hunan habe per Zufall einige Eier im Schlamm gefunden, diese vorsichtig gekostet und für gut befunden.

Es handelt sich um durch aseptisch behütete Autolyse konservierte Eier. (Wikipedia)

Die Eier aus der Asche

Es gibt zahllose Legenden, wie der Erste die Köstlichkeit der so seltsam aussehenden schwarzen Eier entdeckt hat. Dies ist eine davon:

In der Ming-Zeit vor rund 600 Jahren gab es ein kleines Teehaus im Kreis Wujiang in der Provinz Jiangsu. Es war immer voller Gäste und der Wirt war stets beschäftigt. Die alten Teeblätter aus den Kannen schüttete er in die Ofenasche, da er keine Zeit hatte, sie anderweitig zu entsorgen. Außerdem hielt er ein paar Enten, die ihre Eier gerne in diesen warmen Aschehaufen legten.

Durch Zufall blieben einige der Eier dort liegen und der Ladenbesitzer fand sie einige Monate später, als er den Ofen reinigen wollte. Die Eier waren schwarz, aber rochen sehr lecker. Er probierte eines und stellte fest, dass es köstlich schmeckte.

Jenseits von Legenden heißt es, dass schon sehr früh in China Konservierungsmethoden für Eier gefunden wurden.

Tausendjährige Eier machen satt

Gekochte Eier gelten generell als Sattmacher. Sie enthalten wenig Kalorien aber Proteine. Durch die Fermentierung und die starken Gewürze, die durch das Einlegen den Geschmack verstärken, wird das 1000jährige Ei zum wahren Sattmacher. Deshalb empfiehlt man sie zum Frühstück.

Wie werden sie hergestellt?

Die Herstellung wird gerne mit Käse vergleichen. Auch bei Käse entsteht durch Fermentierung (der Milch) ein lange haltbares Produkt. Der Geruch von Käse ist bei manchen Sorten gewöhnungsbedürftig. Das ist bei den Eiern nicht anders.

Tausendjährige Eier, eingelegte Eier, mit Chili-Pfeffer schön arrangiert.
1000jährige Eier (c) Giovanna Jannelli

Es gibt einige Anleitungen, wie man Tausendjährige Eier selbst herstellen kann. Doch die deutschen Rezepte neigen dazu, den Prozess abzukürzen. Ich würde sie auch nicht selbst herstellen, sondern immer im Asia-Laden kaufen. Das mache ich allerdings nicht oft.

Aber wenn ich unterwegs in China bin, freue ich mich, wenn ich sie auf einem Frühstücks- oder Vorspeisenbuffet entdecke. Dann gehört ein solches Schwarzes Ei zum Entsetzen eventueller Mitreisender für mich zum Frühstück.

Tausendjährige Eier – das Rezept

Die Eier, vorzugsweise Enteneier – seltener Hühnereier, sollten nicht mehr als 5 Tage alt sein. Sie sollten befruchtet sein, dicke Schalen und keinerlei Bruchstellen haben.

Zutaten:

Rohe Enteneier (in der Schale)
Salz
Wasser
Asche von Kiefernnadeln (Asche von anderem Holz geht auch)
Zitronensaft
Getreidespelzen (am besten vom Reis)
Tontopf

Zubereitung:

Mische Asche und Salz in einem Verhältnis von 5 zu 1. Dazu Wasser und Zitronensaft geben, bis eine feste, gerade noch knetbare Masse entsteht.

Die Eier abwaschen und mit einer gleichmäßigen Schicht aus dem Brei überziehen. Dabei dürfen keine Lücken entstehen. Die Eier anschließend in den Getreidespelzen wenden, damit sie nicht aneinander kleben. Dieser Brei hat eine alkaline Konsistenz. Ähnlich der Pottasche. Das trägt zur Haltbarkeit der Eier bei.

Dann schichtest Du die Eier in den Tontopf, der anschließend fest verschlossen wird. Nach 3 Tagen sollen die Eier umgeschichtet werden. Das heißt, die unteren kommen nach oben. Das machst Du nun alle 3 Tage, ungefähr 2 Wochen lang.

Tausendjährige Eier auf dem Markt
Tausendjährige Eier auf einem chinesischen Markt

Danach dürfen die Eier noch einen Monat lang in Ruhe vor sich hin fermentieren.

Zum Essen werden die Eier vorsichtig gepellt und in Viertel geteilt.

Tipp: Das Wasser kann man auch mit grünem Tee aromatisieren.

Dass man statt des Wassers den Urin von Pferden nimmt oder gar den von unschuldigen Knaben, ist eine Legende.

Wie isst man Tausendjährige Eier?

Als Vorspeise tunkt man sie in Sojasoße oder (chinesischen) Essig. Dazu kommen einige Scheiben eingelegten Ingwer. Manchmal findet man sie auf den Frühstücksbuffets guter Hotels oder auch als Vorspeise beim Abendessen.

Anblick und Geruch sind wie gesagt gewöhnungsbedürftig. Das dunkle gelierte Eiweiß und das von grün bis braun schillernde Eigelb sehen so gar nicht aus, als ob das essen könnte. Doch wenn Ihr Euch einmal überwunden habt, verspreche ich Euch einen pikanten feinen Geschmack, angenehm cremig. Zusammen mit eingelegtem Ingwer sind Tausendjährige Eier eine ganz besondere Geschmackssensation!

Man kann die Eier auch für allerlei leckere Gerichte verwenden, z. B. in Teig einrollen.

Tausendjährige Eier in einer leckeren Rolle.
1000jährige Eier in einer leckeren Rolle.

Eine köstliche Alternative: Tee-Eier

1000jährige Eier selbst herzustellen, ist wie Ihr seht nicht ganz einfach. Als einfache und sehr beliebte Alternative empfehle ich Tee-Eier: aromatisch, lecker und vom Aussehen nicht so anspruchsvoll.

Das Rezept der Tee-Eier

Zutaten
Zehn Eier
50 Gramm Teeblätter
50 Mililiter Sojasoße
20 Gramm Salz
20 Gramm Sichuan-Pfeffer
10 Gewürznelken
Zimt
fünf getrocknete Lorbeerblätter
ein Liter Wasser

Zubereitung:
1. Die Schale der gekochten Eier mit einem Esslöffel vorsichtig rundherum aufbrechen, so dass die Marinade stärker auf das Ei einwirken kann. Die Eier aber nicht schälen.
2. Die Eier zusammen mit Wasser, Sojasoße, allen Gewürzen und den Tee-Blättern in einem Topf bei mittlerer Hitze für zehn Minuten erneut kochen.
3. Den Topf vom Herd nehmen. Die Eier vor dem Verzehr für 24 Stunden in dem Sud im Kochtopf belassen.

Tausendjährige Eier sind gesund!

Sie sollen den Blutdruck senken, Gefäßkrankheiten heilen und die Sehstärke schärfen. Außerdem sollen sie die Leber schützen, weshalb sie gerne zu Bier und Schnaps gereicht werden. Letzteres erinnert mich daran, dass man in Deutschland gerne Sol-Eier zum Bier isst.

Wer mehr zu der chemischen Zusammensetzung und den Nährstoffen wissen möchte, sollte sich diesen Artikel ansehen:

Egg preservation in China

H.C. Hou (Hou Xiangchuan)
Institute of Nutrition and Hygiene, Academy of Military Medical Sciences, Shanghai, People’s Republic of China

Links

Zuerst veröffentlicht 2016. Komplett überarbeitet 2022.

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16 Kommentare

  • Pingback: 10 sind 1000 jahre alte eier wirklich so alt Ideen - Vincom Quảng Trị

  • Mich kosten die auch erstmal Überwindung. Doch ist der erste Happen erst drin, dann sind die auf eine exotische Art köstlich. LG Ulrike

  • Hallo Ulrike, ja sie sind echt gewöhnungsbedürftig. Ich habe sie probiert, sie schmecken tatsächlich. Aber mein Lieblingsgericht werden sie nicht. Helga

  • Hallo,
    nein, das weiss ich nicht. Aber dass das Eidotter noch flüssig ist, ist völlig normal. Wenn du sie in Deutschland gekauft hast, sollte das Mindesthaltberkeitsdatum draufstehen. Alles Gute – Urike

  • Geri

    Hallo Ulrike,

    danke für den ausführlichen Artikel!

    Weißt du zufällig woran man erkennt ob die schwarzen Eier noch gut sind? Habe heute welche im Asialaden aus Neugier gekauft und eins verzehrt. Dass das Eigelb fast komplett flüssig war hat mich etwas gewundert, aber nicht vom Essen abgehalten. Ich sag mal es sind dezente Auswirkungen vorhanden.. xD

  • Werner Niebling

    Ich finde den Artikel sehr Aufschlußreich – danke für die Info

  • Hallo Gina,
    Angebrütete Küken? Ne, das könnte ich auch nicht! aber die Tausendjährigen Eier sind echt lecker.
    LG
    Ulrike

  • Hallo Ulrike,

    fermentierte Eier gibt es wohl in vielen Ländern Asiens. Ich muss gestehen, dass ich mich da nicht ran getraut habe. Besonders gruselig fand ich in Kambodscha Eier, die das angebrütete Küken deutlich sichtbar enthielten!

    Liebe Grüße
    Gina

  • Ulrike

    Hallo Ingo,
    Danke für Deine lieben Worte. Sicherlich gibt es so einiges, was man nicht unbedingt essen mag. Nichtverkraften, möchte ich nicht sagen. Ich probiere eigentlich gerne alles mögliche. Ich hab mal in Chengdu etwas gegessen, was absolut nicht schmeckte. Es wurde uns als eine besondere Delikatesse von einer älteren Frau angepriesen. Aber ichhabe nie herausgefunden, was das war. Ich persönlich mag u.a. Rote Bohnen-Paste und Seegurken gar nicht. Aber wenn ich es essen würde, würde ich das auch verkraften, Hundefleisch hab ich auch schon gegessen. Meine einzige heftige Lebensmittelvergiftung hab ich mir in China mit einer einfachen Nudelsuppe von einem Imbiss geholt. Es gibt auch verschiedene Artikel von mir zum Thema Essen: Zum Beispiel
    Ich hatte am meisten Probleme, wnen das Essen viele Knochen enthält. Also hab ich ganz schnell die Schriftzeichen für Fleisch in Würfeln oder Streifen gelernt. Das mit dem Fisch in Thailand kannte ich noch nicht. Da gibt es auch sowas ähnliche in Island… Muss ich nicht haben. Dazu gibt es in Ländenr wie Thailand viel zu viel richtig leckeres zu essen.
    Beste Grüße
    Ulrike

  • Ingo

    Hallo Ulrike, ich bin heute durch Zufall auf deinen Blog gestoßen, weil ich nach dem Original Mapo Doufu Rezept gegoogelt hatte. Ja und nun lese ich schon seit einer Stunde deine Artikel durch. Gefällt mir sehr gut! Bist du auch auf Gerichte/Lebensmittel in Asien gestoßen, die dein Europäischer Magen nicht verkraften konnte? Da gibt es doch z.B. auch einen Fisch, den die Thailänder eingraben und der dann erstmal vor sich hingammelt. Soll eine Delikatesse sein. Man muss doch sicher als Europäer auch ziemlich aufpassen, wenn man auf dem Land bestimmte Delikatessen verpeist. Wie erging es dir da im Laufe deiner Reisen? Das wäre jetzt doch wieder ein blog Thema. 😀 Viele Grüße Ingo

  • Ulrike

    Ich verstehe das vollkommen. Aber es lohnt sich, sich zu überwinden. Ja, und der Geschmack geht auch in Richtung Soleier.

  • Oha, das ist aber wirklich nur was für Mutige! Hier zu Hause gelte ich schon als krass, weil ich Soleier esse, die ja auch länger durchgezogen sind. Ob ich mich an die tausendjährigen rantrauen würde? Ich glaub schon. Aber ich würde mir dabei schon sehr heldenhaft vorkommen. 😀

  • Ulrike

    Das kenne ich! Aber wenn man sich einmal überwunden hat, sind die Eier sehr lecker.

  • Danke, dass du hier die Zubereitung der Tausendjährigen Eier so detailliert schilderst. Da bei mir aber das Auge sehr mit isst, werde ich diese chinesische Köstlichkeit wahrscheinlich nicht ausprobieren, obwohl ich keineswegs heikel bin. 😉

  • Ulrike

    Wie schön, wenn man auf ein zweites Gedächtnis zurückgreifen kann! Und? weiß der beste Mitreisende noch, wie geschmeckt haben?

  • Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, ob wir diese Eier bei unserer Reise nach China gegessen haben.
    Der beste Mitreisende von allen aber nickte eben als ich fragte.

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