Frühlingswetter – die Sonne hat schon richtig Kraft. Die Strahlen wärmen mich an diesem letzten Sonntag im April. Genau das richtige Wetter, um spazieren zu gehen.
Heute hab ich mir die Horner Geest ausgesucht, die ganz in der Nähe ist.
Was ist die Horner Geest?
Die Horner Geest ist ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Damals existierte dort, wo heute die Elbe fliesst, ein breites Urstromtal. Als die letzten Gletscher schmolzen, so vor 12.000 Jahren, hinterließen sie hohe Wälle, die Ufer einer Elbe, die damals bis zu 14 Kilometer breit war. Die Ur-Elbe schnitt sich dabei mehr als 50 Meter durch ältere eiszeitliche Ablagerungen bis auf ein Niveau von 35 Metern unter NN.
An manchen Stellen hat sich der eiszeitliche Wall erhalten, die Elbe liegt weit weg. Nun ist man auf die Idee gekommen, daraus einen schmalen Park zu machen, der von der Station Berliner Tor hinaus aus der Stadt führt. Bis zum Öjendorfer See kann man 10 Kilometer fast durchgehend in Natur wandern. Wenn erst die U-Bah-Haltestelle Horner Rennbahn fertig ist.
Ich entschloss mich, den kurzen Abschnitt von der Haltestelle Burgstrasse bis nach Hause zu gehen.
Burgstraße bis Hammer Kirche
Burgstraße ist eine große Haltestelle, von zahlreiche Busse abgehen. Und natürlich die U2 und U4, die von dort aus nur 2 Stationen vom Hauptbahnhof entfernt ist.
Die Burgstraße, die ihren Namen entweder von einem früheren Anwesen der Ritter von Hamme oder aber von ihrer Lage auf dem Borgfeld ableitet und seit 1853 diesen Namen trägt, beginnt nördlich des Straßenzuges Borgfelder Straße. Die Station gibt es seit 1967.
Die Horner Geest brauche ich nicht lange zu suchen. Eine grüne Schrift weist mir den Weg. Überhaupt ist der Weg gut ausgeschildert.
Gleich nach der Station kann ich die „Fledermausgeest“ erkunden, wenn ich will. Dort ist es möglich abends die seltenen Flattertiere von speziellen Liegen aus zu beobachten. Leider keine Fledermäuse zu sehen, ist ja auch erst mittags.
Ich erfreue mich an den Alten (neuen) Bäumen und den weiten Wiesen. Überall ist das Rauschen der Autos auf der nahen Hammer Landstraße zu hören. Man ist in dem Park nie weit weg von der Straße und auf der anderen Seite von den Häusern.
Dann komme ich zum Thörlspark, einem Park, dem man die traurige Geschichte kaum noch ansieht. Auf diesem ehemaligen herrschaftlichen Anwesen wurde zwischen 1950 und 1954 Trümmerschutt aufbereitet. Erst danach konnte man die Stadtteile Hamm und Horn, die im Krieg zerstört wurden, wieder aufbauen.
Nach wenigen Schritten bin ich an der Haltestelle Hammer Kirche. Sie ist benannt nach der nahen evengelischen Dreifaltigkeitskirche.
Hammer Kirche
Die moderne Dreifaltigkeitskirche wurde in den 1950er Jahren an Stelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Hammer Kirche aus dem Jahre 1693 erbaut. Seit 2002 steht sie unter Denkmalschutz. Es lohnt sich, die vom Gebäude ausgehende Symbolik genauer anzusehen:
So sind Turm und Kirchenschiff in der Form von Alpha und Omega gebaut und symbolisieren Jesu Selbstbeschreibung als Anfang und Ende der Welt. Die breit ausladende Westfassade soll ausgebreitete Arme darstellen und den Betrachter zum Betreten des Hauses einladen.
Im Innern des Kirchenschiffs wirken neben dem gelben Ziegelmauerwerk sichtbare Betonpfeiler wie Zeltstangen, die an das wandernde Gottesvolk der Bibel und zugleich an die Heimatlosigkeit der Überlebenden des Bombenkriegs erinnern sollen.
Gleich bei der Kirche liegt ein alter Friedhof.
Hier ist auch eine gute Gelegenheit zu sehen, wie schmal der Grünstreifen ist. Dreht man sich von der Kirche um, sieht man von der Höhe der Horner Geest auf die Hammer Landstraße hinunter.
Rauhes Haus – Horn
Auf dem Weg zum Rauhen Haus sehe ich viele Blumen und höre die Vögel zwitschen. Ein Rotkehlchen guckt mich eine zeitlang an, als wollte es sagen: „Was machst Du hier in meinem Reich?“
Hinter der Haltestelle Rauhes Haus muss ich kleines Stück eine Straße entlang. Dabei komme ich am Gelände der Stiftung Rauhes Haus vorbei.
Das Rauhe Haus wurde 1833 von Johann Hinrich Wichern, dem großen evangelischen Sozialreformer und Kirchenvater des 19. Jahrhunderts, gegründet. Wicherns pädagogische, vor allem aber seine missionarischen und sozialpolitischen Ideen und Aktivitäten zogen über Hamburg hinaus Kreise und gaben 1848 auf dem Wittenberger Kirchentag den Anstoß zur Gründung der „Inneren Mission“, dem Vorläufer all dessen, was heute als Diakonie bekannt ist.
https://www.rauheshaus.de/ueber-uns/stiftung/#c1389
Es gibt viel Grün und einen Teich. Sicherlich auch ein Teil der Horner Geest.
Hinter dem Rauhen Haus habe ich die Qual der Wahl: Folge ich dem offiziellen Weg der Horner Geest oder gehe ich direkt nach Hause?
Der Weg zur Horner Rennbahn führt durch viele „Wilde Wiesen“. Da gibt es Blumen, die für Insekten und Schmetterlinge interessant sind. Sie werden nur wenig gemäht.
Schließlich erreicht man das Stadtteilhaus Horner Freiheit mit Bibliothek und dem Cafe May. Herrliche Torten!
Doch da ist auch die Mega-Baustelle der Horner Rennbahn mit Bauzäunen und Kränen. Da habe ich keine Lust drauf.
Also gehe ich weiter durch den Blohms Park, der sicherlich auch ein Teil der Horner Geest ist, wenn auch nicht des offiziellen Parks. Den Blohms Park habe ich hier beschrieben.
Ein schöner Spaziergang!
Weitere Spaziergänge in Hamburg
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