Mitten durch die Stadt und doch voller frischer Natur: Die Wandse. Ein wunderbarer erholsamer Spaziergang entlang dem kleinen Flüsschen führt mich zur Alster.
Die Wandse
Ein kleines Flüsschen ist die Wandse, das westlich der Ortschaft Siek im Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein entspringt und in die Alster mündet. Sie ist etwas über 20 Kilometer lang und hat auf dieser kurzen Strecke drei verschiedene Namen: Wandse – Eilbek bzw. Eilbekkanal und Mundsburger Kanal.
Eine bescheidene Bedeutung hatte sie bis ins 19. Jahrhundert durch die zahlreichen Wassermühlen, die an der Wandse der Energiegewinnung dienten. 10 Mühlen sind überliefert. Unter anderem erinnern die Namen Kuhmühlenteich, Mühlenteich, Holzmühlenteich daran.
Der Name Wandse wurde erstmals 1821 erwähnt und ist vermutlich abgeleitet von dem Namen Wandsbek. Dieser könnte von „Wande“ für Grenze kommen. Vor dieser Zeit wurde die Wandse als Bek, Mühlenbek oder Mühlenstrom bezeichnet.
Auch diente das Wasser zahlreichen Wäschereien und Bleicherein, um Kattune (Baumwollstoffe) zu säubern und auf den Wiesen zu bleichen. Daran erinnert der Straßennahme „Kattunbleiche“ in Wandsbek.
Start
Wandsbeker Allee
Ich habe mal in einem Büro an der Wandsbeker Allee gearbeitet. Manchmal bin ich in der Mittagspause die paar Meter zur Wandse hinuntergegangen und habe mich auf eine Bank gesetzt. Das Flüsslein plätscherte, die grünen Bäume gaben mir die Illusion, mitten in einer üppigen Natur zu sein.
Damals entstand die Idee, von hier aus mal entlang des Flusses bis zur Alter zu wandern. Aber erst jetzt ist was draus geworden. Ich wählte also diese Stelle direkt unterhalb der Wandsbeker Allee zum Einstieg. Idealerweise liegt das Zentrum von Wandsbek mit der U-Bahn-Station „Wandsbek Markt“ ganz nah.
Der Jüdische Friedhof
In der Nähe befindet sich der alte jüdische Friedhof von Wandsbek. Ruhig und dunkel stehen die alten Grabsteine, die zum Teil noch aus dem 17. Jahrhundert sind, unter alten Bäumen. Ein Zaun soll den Friedhof schützen. Meistens kann man dieses kleine wilde Paradies nicht betreten. Doch ein Blick durch den Zaun lohnt sich auf dem Weg zur Wandse.
Das Wandsbeker Gehölz
Wer möchte, kann seinen Spaziergang schon mit dem Wandsbeker Gehölz beginnen. Das liegt jenseits von Wandsbek Markt und ist Überbleibsel des einstigen Jagdreviers, das zum Schloss des dänischen Finanzministers Carl Graf von Schimmelmann gehörte. Ein kleiner Wald als Angebot für städtische Naherholung.
Der Botanische Sondergarten
Flussaufwärts gibt es den Botanischen Sondergarten. Auf 1,5 Hektar findet man gepflegte Gartenanlagen mit heimischen und exotischen Pflanzen. Bänke laden zum Verweilen ein. Der botanische Sondergarten ist eine Oase der Ruhe und Besinnung mitten im lebhaften Wandsbek.
Wenn man diesen Garten als Ausgangspunkt für die Wanderung entlang der Wandse wählt, verlängert man die Strecke um gut zwei Kilometer.
In der Nähe hat eine Ölmühle aus dem 18. Jahrhundert überlebt, die heute als Studentenwohnheim dient.
Spaziergang durch die Natur
Einige Stufen führen von der Wandsbeker Allee zur an dieser Stelle recht naturbelassenen Wandse. Wegen des trockenen Sommers scheint die Wandse hier mehr flacher Bach als Fluss. Trotzdem plätschert das Wasser fröhlich durch tief hängende Äste und über runde Steinbrocken. Es sollen auch wieder Forellen in der Wandse leben. Ich sehe keine.
Dafür ist die Luft voller Vogelgezwitscher und Schmetterlinge. Enten streiten sich laut rufend im Wasser. Auch wenn die Stadt unüberhörbar gegenwärtig ist, so fühle ich mich der Natur sehr nahe. Sogar die Luft scheint frischer.
Ich setze mich für ein paar Minuten auf die Bank, auf der ich früher gerne in der Mittagspause gesessen habe.
Weiter geht’s! Die Wandse weitet sich und wird zum Mühlenteich. Rund um den Teich ist ein kleiner Park entstanden. Auf dem mit Entengrütze bedeckten Wasser schwimmen Enten und Blesshühner. Mittendrin steht ein Graureiher auf einem Strohhaufen. Sein Nest? Ruhig und gelassen schaut er auf das muntere Treiben am Ufer. Ein imposanter Vogel!
Dann erreicht die Wandse den Eilbek-Park und ändert ihren Namen in Eilbek. Im Park gibt es Spielplätze, sogar für Erwachsene! Ein beliebter Ort, um sich sportlich zu betätigen. Ich finde, dass mein Spaziergang schon genug Sport für mich ist und setze mich auf eine Bank. Jogger traben an mir vorbei.
Ein Mann, der seinen Hund spazieren führt, fragt mich besorgt, ob ich ihn fotografiert habe. Nein, nein! Ich weiß um Persönlichkeitsrechte und außerdem mag ich sowie keine Menschen fotografieren. Um zu dokumentieren, dass hier viele Menschen unterwegs sind, müsste ich eigentlich das Lachen der Kinder, das Bellen der Hunde und die immer nahen Straßengeräusche aufnehmen.
Eilbekkanal
Vom Eilbek-Park an ist die Wandse kanalisiert und heißt jetzt Eilbek-Kanal. Die Straßen und Häuser sind nah ans Wasser gerückt. Trotzdem ist mein Spaziergang hier sehr schön und entspannt.
Auf dem Kanal liegen Hausboote vor Anker, luxuriöse Anwesen. Ein paar Quadratmeter auf dem Oberdeck sind mit Bambus als „Garten“ markiert. Hübsch!
Fun Fact: Der Name Eilbek leitet sich ab aus Ylenbeke, dem Bach der Ihlen, der Blutegel. Bis ins 19. Jahrhundert wurden hier Blutegel zu medizinischen Zwecken gesammelt.
Bevor ich den Kuhmühlenteich erreiche, werfe ich einen Blick auf die Hochschule für Bildende Künste. Das interessante Gebäude wurde von dem Architekten Fritz Schumacher zwischen 1911 und 1913 errichtet.
Kuhmühlenteich
Und schon weitet sich das Gelände zum Kuhmühlenteich. Hier tummeln sich große Gänse. Zwei ruhen am Ufer, scheinen wie Ausflügler die Sonne und die schöne Aussicht zu genießen. Sofort folge ich ihrem Vorbild und setze mich auf eine Bank. Herrlich!
Von hier aus kann ich den Fernsehturm sehen. Die Alster ist nicht mehr weit.
Über den Teich ragt der Kirchturm der evangelischen St. Gertrud-Kirche. Sie ist aus den roten Backsteinen gebaut, die für Hamburg so typisch sind. Die jetzige Kirche wurde 1885 eingeweiht.
Wow Fact: Im Jahre 1902 musste für die Konfirmationen sogar auf Wochentage ausgewichen werden, da man für die 1.688 (!) Konfirmanden nicht genügend freie Sonntage zur Verfügung hatte. Die hohe Zahl der Gemeindemitglieder (1902 waren es ca. 105.000!) führte so auch zu weiteren Kirchengründungen, Quelle: St. Gertrud Kirche
Mundsburg-Kanal
Hinter der Kuhmühlenbrücke ändert die Wandse noch einmal ihren Namen und wird zum Mundsburg-Kanal. Die Alster ist nicht mehr fern. Ich kann die weißen Segel der Boote erkennen.
Ich habe mein Ziel erreicht und steige am Mundsburger Damm in einen Bus, um zum Hauptbahnhof zu fahren und von dort nach Hause.
Eigentlich könnte ich auch zu Fuß gehen. Bis zum Bahnhof sind es nur noch zwei Kilometer. Die Strecke führt durch die interessante Straße Lange Reihe mit ihren bunten Läden und Restaurants.
Eine andere Möglichkeit der Verlängerung ist es, weiter zur Alster zu gehen und daran entlang in die Innenstadt. Auch schön!
Aber für heute soll es genug sein!
Fazit:
Ich habe für die gut 4 Kilometer rund 2 Stunden gebracht. Sicherlich kein Weltrekord! Immer wieder habe ich mich auf eine Parkbank gesetzt und die schöne Umgebung genossen.
Meine Empfehlung: Der Spaziergang entlang der Wandse ist wunderschön und lässt sich für Leute mit mehr sportlichem Ehrgeiz noch erweitern.
Links
Entdeckungen vor meiner Haustür:
- Spaziergang im Frühsommer in Hamburg Horn
- Die Horner Geest
- Eichtalpark und Botanischer Sondergarten Wandsbek
- Blohms Park und der wütende Löwe
- Billstedt – Hinterhof Hamburgs
- Wanderung im Ahrensburger Tunneltal
- Fischbeker Heide – Stille erleben
- Xian, das alte Chang’an - 15. September 2024
- LieblingsChinesisch: Der Reiseführer - 8. September 2024
- Jetenburger Kirche, eine weitere Sehenswürdigkeit in Bückeburg - 4. September 2024
Ich habe dich gerne auf deinem schönen Spaziergang begleitet… Wir haben ungefähr die gleiche „rasante Geschwindigkeit“ drauf. – so um die zwei Stundenkilometer. 😉
Liebe Gretlies!
Ich freue mich sehr, von Dir zu lesen! Danke für Deine lieben Worte! Ich hoffe, es geht Dir gut!
Liebe Grüße
Ulrike
Vielen Dank für den wundervollen Bericht über Deinen Spaziergang an der Wandse. Und wie immer sind die Fotos superschön. Du kannst wirklich so lebendig Deine Eindrücke schildern, dass ich mit Dir unterwegs war.