„Buddha-Statue in der antiken Stadt Berenike in Ägypten entdeckt“ titelt die Antike Welt Ende April 2023. Ich reibe mir verwundert die Augen: Berenike? Buddha? Ägypten? Das muste ich sofort lesen!

Wo liegt Berenike?
Von Berenike hört man wenig.
Berenike (arabisch برنيس, DMG Baranīs), als Berenice oder Berenice Troglodytica latinisiert, heute Baranis bzw. Medinet al-Haras, ist ein antiker ägyptischer Hafen an der Westküste des Roten Meeres.
Die Stadt liegt in der Küstenebene zwischen dem Wadi Mandit und dem Wadi Umm al-Mandit am Roten Meer. Der Hafen ist heute fast versandet und der Sandstreifen an seiner Zufahrt kann nur von kleinen Fahrzeugen erreicht werden.
Nach der Volkszählung vom 11. November 2006 hatte Berenike 602 Einwohner.
Kein Wunder also, dass der Ort in Vergessenheit geraten ist! Nicht so bei Archäologen, die das antike Berenike ausgraben. Sicher sind die Funde nicht so überwältigend wie die Pyramiden oder die großen Tempel von Luxor, aber Berenike hatte den Hafen, ein Tor zum Osten.
Waren aus Persien, Indien, Arabien und Äthiopien wurden hier umgeschlagen und verhalfen der Stadt vom 2. Jh v. Chr. an für ungefähr 600 Jahre zu einem gewissen Reichtum. Sogar Kriegselefanten wurden hier gehandelt. Die Stadt blühte für eine kurze Zeit, hatte Tempel und große Häuser. Dann versandete der Hafen und der Ort versank in Bedeutungslosigkeit.
Die Buddha-Statue von Berenike
Wie um die weitreichenden Beziehungen in die damals bekannte Welt zu demonstrieren, wurde jetzt eine Buddha-Statue entdeckt.

Sie stellt einen aufrecht stehende Figur dar, der leider die rechte Seite fehlt. Trotzdem kann man den feinen Faltenwurf des Gewandes sehen. Der Kopf ist wunderbar und vollständig erhalten mit einem Kranz aus Sonnenstrahlen, einem sog. Halo.
Unverkennbar ist das Vorbild aus dem Gandharagebiet. Die für diesen graeco-buddhistische Stil bekannte Gegend liegt heute im nördlichen Pakistan. In Gandhāra wurden im 1. Jahrhundert n. Chr. von den Kuschānen die ersten Darstellungen des Buddha in menschlicher Gestalt auf Münzen und als Statuen angefertigt.
Kuschana: Im 1. Jahrhundert n. Chr. (etwa 50 oder 70) wurde Gandhara Zentrum des Kuschana-Reiches der Yuezhi (Indo-Skythen, womöglich aus der chinesischen Nord-Provinz Gansu), deren Hauptstadt sich in der Nähe des heutigen Kabul befand.

Ich bin immer wieder begeistert von den feinen Gesichtern der Gandhara-Kunst. Doch erstaunlicherweise stammt der Stein, aus dem die Buddha-Statue von Berenike besteht, aus einem Steinbruch südlich von Istanbul. Wahrscheinlich haben indische Händler, die in Berenike ansässig waren, die Statue vor Ort anfertigen lassen.
Neben dieser Statue fanden Archäologen auch eine Inschrift in indischer Sprache (Sanskrit) aus der Zeit der Herrschaft des römischen Kaisers Philipp des Arabers (244–249 n. Chr.). Diese Inschrift scheint nicht aus derselben Zeit wie die Buddha-Statue zu stammen, die wahrscheinlich viel älter ist. Andere Inschriften im selben Tempel waren auf Griechisch und stammen aus dem frühen ersten Jahrhundert n. Chr.
Je mehr ich mich mit dieser Statue beschäftigte, desto rätselhafter erscheint sie mir. Doch ich bin begeistert, diesen grandiosen Beweis für Einflüsse und Austausch über die Wege der alten Seidenstrasse zu finden.
Links
- Taxila, Zentrum des Gandhara-Reichs – Reisebericht
- Seidenstrasse
- Musee Guimet Paris
- Wenn der Roland fällt,… - 4. Juni 2023
- Frau und Gesellschaft – China Nachrichten - 1. Juni 2023
- Meine Reiseapotheke - 1. Juni 2023