Tulpenpracht im Keukenhof – Reisebericht Tag 2

Zuletzt aktualisiert vor 1 Jahr

enthält Werbung

Nach einer wunderbar ruhigen Nacht stehe ich früh zum lebhaften Vogelgezwitscher im nahen Wald auf. Es ist früh, denn Zhu hat gesagt, dass Chinesen gerne früh aufbrechen. Mit Sonntag und ausschlafen ist nichts!

Weiter geht’s zum Keukenhof!

Also erstmal ein leckeres Frühstück im Hotel. Der Kaffee ist gut und kräftig, das Rührei etwas trocken, Toastbrot mit Käse ok. Keine Brötchen.

Keukenhof Gruppenfoto

Dann ein Gruppenfoto vor dem Hotel und schon geht es los. Alle fiebern dem Höhepunkt entgegen: Tulpenblüte im Keukenhof.

Unterwegs erzählt Zhu einiges über Tulpen und den Keukenhof – auf Chinesisch natürlich!

Die Tulpe auf Chinesisch

郁金香  • yùjīnxiāng  =  die Tulpe

郁  • yù =  duftend, üppig wachsend

金  • jin  = Gold

香  •  xiāng =  duftend

Letzteres Schriftzeichen kennen wir von Hongkong:

香港 Xiānggǎng = der Duftende Hafen

Keukenhof Tulpen
Die Tulpe - Geschichte
Die Tulpe wächst wild in Zentralasien und im Vorderen Orient. Sie wurde im 15. Jahrhundert im Ottomanischen Reich (heute Türkei) gezüchtet und gelangte durch Handel im 16. Jahrhundert nach Holland. Dort wurde sie so beliebt, dass ihre Zwiebeln teurer als Gold gehandelt wurden. Der erste Börsencrash 1637 kam vor allem durch diese Überbewertung der Tulpe zustande. Die prächtigen Blüten waren vor allem bei den Reichen und dem Adel beliebt.

Eine ausführliche Geschichte der Tulpe gibt es auf dem Blog der Staatlichen Museen zu Berlin: Tulpomanie

Tulpen im Keukenhof

Ankunft

Wir fahren wieder durch die flache holländische Landschaft. Bei strahlendem Sonnenschein! Je mehr wir uns unserem Ziel, dem Keukenhof, nähern, desto dichter wird der Verkehr. Die Einweisung in den noch nicht sehr vollen Parkplatz geht zügig voran. Dann reihen wir uns in die Massen ein, die dem Eingang entgegen streben.

Unglaublich! Diese Menschenmengen! Viele, viele Chinesen! Ein babylonisches Sprachgewirr umgibt mich: Spanisch, Schwedisch, Hindi, Arabisch, Deutsch, Englisch und ganz viel Chinesisch – um nur einige zu nennen. Fasziniert beobachte ich dieses bunte Treiben. Irgendwie freue ich mich über so viel Internationalität.

Fotografen im Keukenhof

Nach wenigen Schritten hinein in das tulpenbunte Gelände verteilt sich die Menge. Schon die ersten Tulpenbeete lösen Entzücken aus. Kaum eine der prächtigen Blüten entgeht dem Ansturm der Fotowütigen. Aus jeder Position heraus wird geknipst, was das Zeug hält. Ein Selfie, ach nein – viele Selfies müssen sein!

Streichelzoo im Keukenhof

Keukenhof Wellensittiche

Dann aber konzentriert sich die Menge wieder, denn es gibt einen kleinen Streichelzoo. In einer großen Voliere zwitschern und schmusen Wellensittiche. Die sind richtig dick und scheinen sehr zufrieden zu sein mit der Sonne.

Freche Ziege
Der Pfau und das Schwein

Gleich daneben ein Gehege mit kleinen frechen Ziegen, liebevoll betreut von zwei Tierpflegerinnen. Ich lasse mich hinreißen und streichle eine. So ein weiches Fell! Hätte ich gar nicht gedacht! Dann verpasse ich ein geniales Foto: Einer der kleinen Racker steigt Zhu auf den Rücken, der gerade eines der Schweinchen fotografiert. Ach, Schweine! Meine absoluten Lieblingstiere. Die brauchen Ruhe und sind so untergebracht, dass man sie nicht streicheln kann. Über meine Schweinebegeisterung übersehe ich beinahe den prächtigen Pfau, der auf dem Zaun über dem hellen Schwein sitzt.

Die Bootsfahrt

Vor lauter Tulpenpracht weiß ich kaum, wohin ich gucken soll! Die leuchtenden Blüten auf dem Gelände des Keukenhof erscheinen riesig groß, größer als normal. Ein Stichwort von Zhu gibt mein nächstes Ziel vor: „Dort drüben fährt das Boot für eine Kanalfahrt ab!“ Ja, das möchte ich machen!

Windmühle

Unterhalb der Windmühle sammeln sich die Leute, die eine Bootsfahrt machen wollen. Zhu, der selbst nicht mitkommt, weist mich als ganz fürsorglicher Reiseleiter auf die Decken hin, die für die Bootsfahrer bereit liegen. Denn es ist trotz Sonnenschein noch empfindlich kalt und windig.

Kanalfahrt

Dann geht’s los durch plattes holländisches Land. Vorbei an schier endlosen Tulpenfeldern, immer von fröhlich singenden Vögeln begleitet. Blesshühner, Enten und Haubentaucher begegnen uns.

Ausflugsboote
Blick von der Mühle auf die Ausflugsboote. Im vorderen sitze ich
Haubentaucher

Im Nachhinein muss ich zugeben, dass diese Bootsfahrt nicht wirklich nötig war. Die Tulpenfelder sind meistens weit entfernt. Außer den Vögeln ist nicht viel zu sehen. Aber es ist eine nette Erholungspause. Die Fahrt kostet € 7,50

Durch den ausgedehnten Park des Keukenhof

Keukenhof: Orchideenhaus

Dann möchte ich gerne die Orchideenaussstellung sehen. Doch die ist wirklich enttäuschend. Sicherlich sind die Blumen sehr schön. Doch Blumentopf reiht sich an Blumentopf. Ich komme mir vor, als sei ich in einer Gärtnerei gelandet.

Keukenhof - der Park
Hyazinthen

Nein, da wandere ich lieber durch den Park! Hier ist das Gedränge nicht so dicht. Ich habe Zeit, die prachtvollen Beete zu fotografieren. Zhu schwärmt von einer seltenen schwarzen Tulpe, die er hier irgendwo gesehen hat. Er ist anscheinend ein wenig enttäuscht, dass ich seine Begeisterung nicht teile.

风信子  fēngxìnzi Hyazinthe

Feng = der Wind; Xin = Treue

Keukenhof

Es wird Mittag und die Schlangen vor den Restaurants werden länger. Die Preise sind happig und die angebotenen Speisen nicht sehr fantasievoll. Ich kaufe mir irgendwo ein Sandwich. Üppig in Plastik verpackt! Das nächste Mal nehme ich mir wie viele Besucher des Keukenhof Proviant mit!

Keukenhof: Geschichte und Zahlen
Der Keukenhof entstand im 15./16. Jahrhundert als Küchengarten eines Schlosses. Im Laufe der Jahre entwickelte sich an dieser Stelle ein englischer Landschaftspark, wie er sehr beliebt war.

1949 fand hier die erste Zwiebelblumenschau statt. Seit 1959 ist der Park der Öffentlichkeit zugänglich.

Rund 100 Lieferanten sorgen für die Pracht aus ca. 4,5 Millionen Blumen, überwiegend Tulpen, die auf diesem Boden sehr prächtig blühen.

Jedes Jahr besuchen rund 1,4 Millionen Menschen aus aller Welt den Keukenhof.

Keukenhof Eingang
Konzertorgel

Dann sind wir auf der Zielgeraden zum Aus- (Ein-) gang. Laute Orgelmusik. Achja. hier wird kein holländisches Klischee ausgelassen! Es gibt sogar eine große holländische Konzertorgel.

Bevor ich rausgehe, erlebe ich noch eine kleine Enttäuschung: Es ist nicht die richtige Jahreszeit für Tulpenzwiebeln! Also gibt es leider keine Mitbringsel für Freunde und Verwandte. Plüschtulpen und Porzellantulpen will ich niemandem zumuten.

Infos (Stand 04-2020)
Eintrittspreis: € 17,50 (online kaufen!)

Es gibt günstige Kombitickets (Bus An-/Abreise und Eintritt) u.a. ab Amsterdam für € 32,50

Öffnungszeiten:

Aus aktuellem Anlass bleibt der Keukenhof 2020 geschlossen.

https://keukenhof.nl/de/

Tipps für den Besuch des Keukenhof

Was blüht? Auf der Webseite des Keukenhof kann man nachschauen, was gerade blüht.

Sonntags ist es besonders voll. Deshalb, wenn es geht, auf andere Tage ausweichen!

Die Toiletten in der Nähe des Eingangs sind sehr beliebt. Besser man erledigt schon im hinteren Bereich des Parks sein Geschäft.

Es gibt aber auch vor dem Eingang bei den Parkplätzen Toiletten. Dort findet man außerdem eine nicht ganz so teure Pommesbude.

Links

Tulpensorte Vampir
Tulpensorte Vampir
Keukenhof rote Tulpen
Tränendes Herz
Die Tulpe und der Virus
Als 1551 die ersten Tulpen aus Konstantinopel in die Niederlande eingeführt wurden, erregten die wechselnden Farbmuster der Blüten, die sogenannte Panaschierung, hohes Aufsehen. Man beobachtete auch, dass diese Farbmuster auf bisher einfarbige Pflanzen übergingen, obwohl man bis dahin die Zucht mehrfarbiger Blüten nur durch aufwändige Kreuzung erreichte. Einige der spektakulär gefärbten Tulpensorten vertrockneten und starben schnell ab, wohingegen andere die Muster beibehielten und vermehrt werden konnten.

Tulpen panaschiert
Panaschierung . Bild von Andreas Hensel auf Pixabay

Insbesondere diese – obwohl auf einem Krankheitsgeschehen beruhende – außergewöhnliche Eigenschaft der Tulpen führte zu einem Aufschwung des Tulpenexportes aus den Niederlanden im 17. Jahrhundert, die ihre monopolistische Stellung durch das Verbot der Ausfuhr von Tulpenzwiebeln und einen kaum nachvollziehbaren Preis zu sichern suchten. Die niederländische Malerei in diesem Jahrhundert hat auffallend häufig jene von Pflanzenviren befallenen Tulpen als Motiv der Stillleben. Wikipedia

Ijsselmeer
Auf der Rückfahrt sind wir über den Damm gefahren, der das Ijsselmeer vor Hochwasser schützen soll und den See von der Nordsee trennt.

Fazit

Ich wurde gefragt, ob sich der Ausflug lohnt. Ja, DIESER Ausflug lohnt sich, wenn man Chinesisch versteht. Ich habe mich in den zwei Tagen wieder sehr an mein Chinesisch erinnert und zum Schluss auch wieder gewagt, den einen oder anderen Satz zu sprechen.

Für mich war besonders der erste Tag interessant wegen des Museums in Schokland.

So ein Ausflug nach Holland ist eine grandiose Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und alle Probleme der Großstadt und des Lebens für einige Stunden zu vergessen. Die Landschaft und die zauberhaften Blumen mit ihren tollen Farben sind pure Schönheit.

Rote Tulpe
Bunte Tulpenpracht im Keukenhof

Ich empfehle von ganzem Herzen einen Ausflug zum Keukenhof!

Ulrike
Letzte Artikel von Ulrike (Alle anzeigen)

5 Gedanken zu „Tulpenpracht im Keukenhof – Reisebericht Tag 2“

  1. Hört sich nach einem tollen Ausflug an. Nach Holland zur Tulpenblüte und Chinesisch reden 🙂
    Ich verpasse die Tulpenblüte seit Jahren – schaffte es aber wenigstens in den blühenden Wald in Belgien.
    Dein Blogbeitrag inspiriert mich dazu, den Besuch nächstes Jahr unbedingt zu machen.
    liebe Grüße
    Gabi

  2. Liebe Ulrike,

    was für ein schöner Ausflug! Und die schönen Blumen!

    Schade, dass das Wetter am ersten Tag nicht mitgespielt hat.

    LG Linni

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!