Homo habilis und Homo erectus: Frühmenschen in Ostasien

Die Menschheitsgeschichte ist eng verknüpft mit der Entwicklung verschiedener Frühmenschenarten, von denen einige vor Millionen von Jahren in Afrika entstanden und sich dann in andere Teile der Welt ausbreiteten. Besonders bedeutsam ist der ostasiatische Raum – und hier vor allem China –, wo wichtige Fossilien von Homo erectus gefunden wurden.

Während Homo habilis vor allem mit Afrika in Verbindung gebracht wird, gibt es interessante Diskussionen über seine möglichen Spuren in Asien. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte, Funde und wissenschaftliche Bedeutung dieser beiden Frühmenschenarten in Bezug auf China.

Homo erectus

Homo habilis: Der „geschickte Mensch“

Allgemeines

  • Zeitspanne: ca. 2,4 bis 1,4 Millionen Jahre v. Chr.
  • Fundorte: Vor allem Ost- und Südafrika (z. B. Olduvai-Schlucht in Tansania)
  • Merkmale: Kleineres Gehirnvolumen (ca. 510–600 cm³), aufrechter Gang, erstes bekanntes Werkzeugverhalten (Oldowan-Kultur)

Homo habilis in China?

Derzeit gibt es keine gesicherten Funde von Homo habilis in China. Die Art gilt als ein früher Vertreter der Gattung Homo und wird allgemein als ausschließlich in Afrika lebend betrachtet. Einige chinesische Fundstellen älterer Steinwerkzeuge haben jedoch zu Hypothesen geführt, dass Frühmenschen möglicherweise früher nach Asien gelangt sein könnten als bisher gedacht. Es handelt sich dabei aber eher um Hinweise auf frühe Wanderungsbewegungen, nicht um konkrete H. habilis-Funde.

Bedeutung für China:

  • Indirekt relevant, da H. habilis als möglicher Vorfahre von Homo erectus gilt, der sich nach Asien ausbreitete.
  • Die Diskussion über einen „asiatischen Ursprung“ mancher Frühmenschen ist Teil einer breiteren Debatte über die Multiregionale Evolutionstheorie vs. „Out-of-Africa“-Theorie.

Homo erectus: Der „aufgerichtete Mensch“

Allgemeines

  • Zeitspanne: ca. 1,9 Mio. bis 100.000 Jahre v. Chr.
  • Fundorte weltweit: Afrika, Europa, West- und Ostasien
  • Merkmale: Gehirnvolumen ca. 750–1200 cm³, aufrechter Gang, ausgeprägtere Werkzeugkultur, vermutlich erste Kontrolle von Feuer, möglicherweise primitive Sprache

Homo erectus in China

Homo erectus ist die bedeutendste Frühmenschenart in China und wurde in zahlreichen Fundstätten entdeckt, allen voran der berühmte Fund des Peking-Menschen.

Homo erectus

Der Peking-Mensch (Homo erectus pekinensis)

  • Fundort: Zhoukoudian (周口店), südwestlich von Peking
  • Alter: ca. 700.000–200.000 Jahre
  • Entdeckt: Erste Funde 1920er Jahre, von Davidson Black und später Franz Weidenreich weiter untersucht
  • Funde: Schädel, Kiefer, Zähne, Skelettteile
  • Bedeutung: Beleg für die frühe Besiedlung Ostasiens durch Frühmenschen

Weitere Fundorte in China:

  1. Lantian (蓝田), Provinz Shaanxi:
    • Funde von H. erectus aus etwa 1,1 Millionen Jahren
    • Schädel von „Lantian-Mensch“ (Homo erectus lantianensis)
  2. Yunxian (郧县), Provinz Hubei:
    • Zwei gut erhaltene Schädel (Yunxian 1 & 2)
    • Alter: ca. 800.000 Jahre
  3. Hexian (和县), Provinz Anhui:
    • Homo erectus-Fossilien mit etwas primitiveren Merkmalen
    • Alter: ca. 400.000 Jahre
Peking Mensch

Merkmale der chinesischen H. erectus-Funde:

  • Stark ausgeprägte Überaugenwülste
  • Dickwandiger Schädel
  • Relativ flache Stirn
  • Großes Gebiss
  • Hinweise auf Feuernutzung in Zhoukoudian (Asche, Holzkohle, verkohlte Knochen)
  • Werkzeuggebrauch: einfache Steinwerkzeuge der „chinesischen Oldowan-Kultur“

.

-Der Peking Mensch

Debatten und Theorien

Multiregionale Evolution vs. Out-of-Africa

  • Manche chinesische Forscher vertreten die Theorie, dass sich Homo erectus lokal in China zu Homo sapiens entwickelt haben könnte („kontinuierliche Entwicklung“).
  • Die Out-of-Africa-Theorie (heute weitgehend anerkannt) geht dagegen davon aus, dass Homo sapiens sich vor ca. 200.000 Jahren in Afrika entwickelte und sich von dort aus über andere Kontinente verbreitete.

Genetische Forschung

  • Bisher keine genetischen Hinweise, dass chinesische H. erectus direkte Vorfahren des modernen Menschen in China sind.
  • DNA kann aus den meisten asiatischen Fossilien nicht isoliert werden, was weitere Forschung erschwert.

Und noch eine neue These

"Ein vor fast 35 Jahren in Zentralchina entdeckter, zertrümmerter und entstellter Schädel verändert unser Verständnis der frühen menschlichen Evolution in Asien. Wissenschaftler haben den eine Million Jahre alten Yunxian-2-Schädel digital rekonstruiert und entdeckt, dass er wahrscheinlich einem nahen Verwandten der mysteriösen Denisova-Menschen gehörte und zur Linie des Homo longi-Klades gehörte, die vermutlich mit den Vorfahren des modernen Menschen koexistierte.

Der Schädel wurde 1990 auf einer Terrasse des Hanjiang-Flusses in der Provinz Hubei ausgegraben. Ursprünglich dachte man, er gehöre zum Homo erectus, doch moderne Analysen zeigen ein anderes Bild. Mithilfe hochauflösender Computertomographie (CT) und moderner 3D-Rekonstruktionstechniken konnten Wissenschaftler die Verformungen, die im Laufe von Millionen von Jahren durch Fossilisierung und Beschädigung entstanden waren, rückgängig machen. Yunxian 2 besaß eine einzigartige Mischung von Merkmalen: eine große Hirnschale, dicke Brauenwülste, einen langen, niedrigen Schädel und eine breite Basis, die an frühere Menschenarten erinnerte. Gleichzeitig wies er ein flaches Gesicht und weitere typische Merkmale späterer Hominiden auf....

Die Bedeutung von Yunxian 2 geht über sein Alter hinaus. Es liegt nahe am theoretischen Ursprung sowohl der longi- als auch der sapiens-Klade und weist möglicherweise noch Übergangsmerkmale auf, die Aufschluss darüber geben, wie sich diese Gruppen im Mittelpleistozän so schnell diversifizierten. Chinesische Fossilienfundstätten sowie solche auf den Philippinen, in Südafrika und Nordostchina deuten darauf hin, dass in dieser Zeit mehrere Hominidenarten mit hoher morphologischer Vielfalt koexistierten. Dies wirft Kontroversen darüber auf, ob es sich dabei um unterschiedliche Arten oder Variationen entlang der Linie handelt, die zum modernen Menschen führte."

Archaeology News 26.09.25

Zusammenfassung

Während Homo habilis in China nicht nachgewiesen ist und primär ein afrikanisches Phänomen bleibt, spielt Homo erectus eine zentrale Rolle in der Frühgeschichte Chinas. Die Funde vom Peking-Menschen und anderen Orten liefern wichtige Informationen über die frühe Menschheitsentwicklung in Ostasien.

China gehört damit zu den bedeutendsten Regionen der Paläoanthropologie weltweit. Die Diskussionen um die Herkunft und Ausbreitung des Menschen werden durch neue Fossilienfunde und genetische Daten weiterhin spannend bleiben – und China wird dabei vermutlich auch in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen.

Ich finde diese Diskussion sehr spannend.

Links zur Frühgeschichte des Menschen auf dem Bambooblog

Zuletzt aktualisiert vor 1 Woche

Ulrike

2 Gedanken zu „Homo habilis und Homo erectus: Frühmenschen in Ostasien“

  1. Es wird noch diskutiert, ob sich aus dem Homo erectus in Asien auch ein Homo sapiens entwickelt hat, paralell zu dem der sich in Afrika entwickelt hat. Was ich nicht glaube.

Schreibe einen Kommentar