In den 1920er Jahren stießen Forscher in einer Höhle bei Peking auf menschliche Knochen. Entsprechend dem damaligen Wissensstand wurden sie Sinanthropus pekinensis genannt. Mittlerweile wird er dem Homo erectus zugeordnet und mit dem Zusatz Pekinensis (= Peking-Mensch) versehen.

Der Fundort Zhoukoudian
周口店地区 • Zhōukǒudiàn = der Kreis – der Zugang – Geschäft – Bezirk
Zhoukoudian liegt in einer Übergangszone zwischen dem nordchinesischen Tiefland im Westen und dem Bergland des Yan-Gebirges. Die Gegend ist wasserreich und weist natürliche Kalksteinhöhlen auf. Es ist vom Pekinger Zentrum ungefähr 42 km entfernt.
Der Hügel Longgushan über den Höhlen kann mit Drachenknochen-Hügel übersetzt werden.Sie liegt ungefähr 130m hoch.
Es gibt zahlreiche Höhlen. Seit 1921 sind die Forscher vor Ort und es ist noch lange nichs alles ausgegraben.
Zhōukǒudiàn: Die Fundgeschichte
Drachenknochen
龙骨 • lónggǔ = Drachenknochen
Das ist das Wort für fossile Menschen- oder auch Tierknochen, die Chinesen schon seit mindestens 2500 Jahren in Höhlen und Bergen gefunden haben und in der Traditinellen Chinesischen Medizin (TCM) verwandten.
Sie verstanden damals nicht, was das für Knochen waren, glichen sie doch keinen der Knochen von bekannten Tieren oder gar Menschen. Experimentierfreudig mahlten sie die Kochen zu feinem Pulver und mischten das Ergebnis in die Medizin. Hat anscheinend gewirkt.
Jedenfalls nutzen manche Chinesen die Drachenknochen noch heute! Sie sind in manchen bäuerlichen Gegenden ein wirtschaftlicher Faktor, der nicht zu vernachlässigen ist. Seit 2010 beschränkt die Regulation on the Protection of Fossils die Ausbeutung der Fossilien auf Knochen, die keinen archäologischen Wert haben.
Dadurch, dass die Archäologen einen besonderen Augenmerk auf die Drachenknochen haben, hat sich in den letzten 100 Jahren die Fossilien des Homo erectus stark vermehrt wurden.
Das erste Fossil
Das erste Fossil, das man 1921 fand, war ein Zahn. Dieser, und man hatte nur den einen, wurde 1927 als von einer bis dahin nicht bekannten Art menschlichen Vorfahren gekennzeichnet.

In mehreren Höhlen haben die Archäologen nicht nur fossile Frühmenschenknochen sondern auch die Knochen von ungefähr 100 Tierarten ausgegraben. Unter anderem wurden hier bis 1966 die Reste von etwa 45 sogenannten Peking-Menschen (Homo erectus), die Fossilien des Shandingdong-Menschen („Upper Cave Man“) sowie zehntausende Steinwerkzeuge gefunden. Wikipedia
So scheint es zu vernachlässigen zu sein, das 1941 während des 2. Sino-Japanischen Krieg zwei Kisten der damals einzigartigen Fossilien auf dem Weg zu einem amerikanischen Kriegsschiff bei einem Angriff verloren gegangen sind. Man wollte sie in Sicherheit in die USA bringen und hat sie verloren.
Heute kann man noch auf einen Teil zurück greifen, der als frühe Abgüsse gemacht wurde. Die waren so umfangreich, dass man sie noch heute als Grundlage der Forschung nimmt.
Bis 2016 und darüberhinaus wurden viele weitere Stätten des Homo erectus ausgegraben wie z.B. Yuanmou, Yunxian oder Nanzhao.
Homo erectus pekinensis
Wer war der Homo pekinensis?
Wie sah der Peking-Mensch aus?
Nachdem man noch viele fossile Knochen ausgegraben hat, kann man heute sagen, dass er wie ein richtiger Homo erectus aussah: Drer Schädel war lang und massiv mit einem ausgeprägten Brauenwulst und einem erhöhten Scheitel (sagittak keel). Er hatte praktisch kein Kinn. Seine durchschnittliche Größe wird auf 1,50 m geschätzt.
Der Peking-Mensch durchstreifte vor ungefähr 800.000 Jahren die kühlen Steppen rundum Peking. Ein kleiner stämmiger Gesell zusammen mit Elefanten, Nashörner, Bären und Wölfen. Die Steppen waren durchsetzt von Wäldern und boten so Schutz und Rückzugsorte.

Viele Fragen sind noch offen
Wie er allerdings etliche Eiszeiten überlebte, bis er vor 230.000 Jahren verschwand, weiß man nicht. Konnte er sich gegen die Kälte durch Kleidung, Felle oder Feuer schützen? Oder wanderte er der Wärme hinterher und kam zurück, wenn es im Norden wieder wärmer wurde?
Ja, man stellt sich auch die Frage, ob Homo erectus pekinensis überhaupt schon gejagt hat oder hat er Fleisch nur gegessen, wenn er ein totes Tier fand? Zahllose Abschläge und vereinzelte Werkzeuge. die in den Höhlen gefunden wurden, können dies nicht klar entscheiden.
Überhaupt: Wie kam es zu den vermehrten Skelettresten in den Höhlen?. Lebte der Peking-Mensch dort oder versammelte er sich im Winter im Schutz der Höhlen? Oder waren die Knochen nur zufällig durch Tiere herangeschleppt worden?

Nachweis für den Gebrauch von Feuer?
Darker colorations in fossil bones usually indicate they have been subjected to thermal events. The coloration of bone is thus a commonly used characteristic to identify past events of burning. Several experimental studies have identified heating temperature from bone color (Shipman et al., 1984; Nicholson, 1993; Stiner et al., 1995).
But in our study, we can see that the range of color does not accurately represent degrees of heating between fossil bones. In our previous research, we found that the CI values for all pretreated bones heated above 600°C were above 0.3 (Table 4; Huang and Zhang, 2021).
And bones burned at high intensity can be clearly recognized from other archaeological bones by XRD patterns and CI values (Lebon et al., 2010). This means a total of 15 bone samples, which CI values above 0.3, were likely burned at 600°C or even higher (Table 3; Figure 4).
Quelle: Frontiers
Die Out-of-Asia Theorie
„Der Peking-Mann spielte auch eine entscheidende Rolle bei der Umstrukturierung der chinesischen Identität nach der chinesischen kommunistischen Revolution und wurde der Arbeiterklasse und den Bauerngemeinschaften intensiv mitgeteilt, um sie in den Marxismus und die Wissenschaft einzuführen (um tief verwurzelten Aberglauben und Schöpfungsmythen zu stürzen).
Als Folge der ersteren neigten die frühen Modelle der Peking-Mann-Gesellschaft stark zu kommunistischen oder nationalistischen Idealen, was zu Diskussionen über primitiven Kommunismus und Polygenismus führte.

Dies führte zu einer starken Spaltung zwischen westlichen und östlichen Interpretationen, insbesondere als der Westen Ende des 20. Jahrhunderts die Out-of-Africa-Hypothese übernahm und die Rolle des Peking-Menschen in der menschlichen Evolution als bloßer Ableger der menschlichen Linie abnahm. Nun, da die Hypothese allgegenwärtig ist, wird die Kreuzung des Peking-Menschen mit menschlichen Vorfahren vor allem in chinesischen Kreisen häufig diskutiert. “ Wikipedia
Was denke ich dazu? All die Funde, die die Forscher mittlerweile getätigt habe, und auch die vorhandenen DNA-Spuren deuten sehr stark auf die Out-of-Africa-These hin. Dass die Chinesen gerne auch einen kommunistischen Hintergrund der Frühmenschen sehen, ist ihrer Ideologie geschuldet.
Neue Funde in Asien zeigen, dass es in der Frühzeit, der Zeit des Homo erectus, sehr viele der Art Homo dort gab.
Die Übergangscharakteristik der Fossilien haben Wissenschaftler wie Stringer dazu bewegt, sie mit H. heidelbergensis in Verbindung zu bringen. Die ältesten Funde, zwei in Yunxian in der Provinz Hubei entdeckte Schädel, wurden auf ein Alter von 900 000 Jahren datiert, weshalb Stringer sogar annimmt, H. heidelbergensis könnte ursprünglich aus Asien stammen und sich dann auf die anderen Kontinente ausgebreitet haben.
Doch laut vielen Wissenschaftlern, auch den meisten chinesischen Paläontologen, unterscheiden sich die chinesischen Funde vom europäischen und afrikanischen H. heidelbergensis, ungeachtet offensichtlicher Gemeinsamkeiten. Ein fast vollständiger Schädel aus Dali in der Provinz Shaanxi wurde auf ein Alter von 250 000 Jahren datiert; er zeigt einen größeren Hirnschädel, ein kürzeres Gesicht und ein niedrigeres Jochbein als die meisten H.-heidelbergensis-Spezies, was für eine weiterentwickelte Spezies spricht.
Ein Besuch der Höhlen vom Zhoukoudian
Auf dem Drachenknochenhügel Longgushan hat man einen Archäoligischen Park eingerichtet. Highlight ist das 2014 eröffnete Museum, in dem viele der hier gefundenen Artefakte und Knochen ausgestellt sind. Der Park umschließt drei der Höhlen:

Der ursprüngliche Fundort des ersten Zahns und weiterer Knochen wird sinnigerweise heute die Affenmenschen-Höhle (Apeman Cave) genannt. Weitere bedeutende Fundstätten sind die Upper Cave Man Site und die New Cave Man Site.
Die Apeman Cave war Fundort der ältesten Fossile und Artefajte. Ca. 800.000 bis 700.000 Jahre alt. In der New Cave Man Höhle wurden dann Knochen gefunden, die rund 100.000 Jahre alt waren.
In der Upper Cave Man Site wurden Relikte gefunden, die ca. 10.000 Jahre alt sind und in den 1930er Jahren ausgegraben wurden.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
April – Oktober 8:30 bis 16:30 Uhr
November – März 9:00 bis 16:00 Uhr
Montag geschlossen
Eintritt: 30,- CNY für das Museum, 30,- CNY für die Höhle
Wie kommt man hin:
1. Take bus 917or 836 from Tianqiao Bus Station to Zhoukoucun Lukou, then change to Fangshan Bus 38 to Yuanren Yizhi (Peking Man Site at Zhoukoudian).
2. Take bus 616 at the south square of Beijing West Railway Station to Liangxiang Ximen, and then change to Fangshan Bus 38.
Ärchäologie auf dem Bambooblog
Wart Ihr schon mal in Zhoukoudian? Was ist Eure Meinung? Schreibt mir gerne einen Kommentar!
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