Fledermäuse, weltweit geliebt, gefürchtet oder verabscheut

Zuletzt aktualisiert vor 2 Wochen

Die Fledermaus (Microchiroptera) ist ein Tier, das man selten zu Gesicht bekommt. Ich habe Fledermäuse allerdings fast überall gesehen. Sie sind unterwegs in der Dämmerung und im Dunkel der Nacht, was es fast unmöglich macht, sie von nahem zu sehen. Dadurch war sie in Europa seit Jahrhunderten sehr suspekt. Auch war wenig bekannt über ihre Ernährung, was viele Spekulationen mit sich brachte, was sie bevorzugen. Bis hin zu der Vermutung, dass sie Blut aus Menschen und Tieren saugen.

Fledermäuse

Fledermäuse, Vorurteile überall

Ein verbreiteter Aberglauben in Europa erzählt, dass Fledermäuse den Menschen in die Haare fliegen, sich dort verfangen und schwer aus ihnen zu entfernen seien. Würden sie dort gar pinkeln, wäre eine Glatze die Folge. In der ganzen Welt und über viele Jahrunderte findet man Geschichten über Fledermäuse, die mehr oder weniger gruselig sind und heute dem gespannten Hörer und Leser wohlige Schauer über den Rücken laufen lassen.

So gibt es in Mexiko den mythischen Fledermausgott Camazótz als ‚Todesfledermaus‘ mit scharfen Waffen, die zugleich ein Symbol für Auferstehung war. Auf Bildern der Maya hat dieses Wesen Menschengestalt. Es trägt Fledermausschwingen und einen lanzettenförmigen Nasenaufsatz, wie ihn viele amerikanische Blattnasen-Fledermäuse besitzen.

Häufig wurden Fledermäuse als Vorboten des Todes bezeichnet: In Indien und auf Sri Lanka galten Fledermäuse als Fieberdämonen. Bei den Südslawen verkörperten sie die Pest.

Im europäischen Mittelalter wurden die Tiere der Dunkelheit mit dem Tod in Verbindung gebracht. Man fürchtete die unheimlichen nächtlichen Jäger meist und dichteten ihnen magische Kräfte an.

Der christliche Glaube brachte Fledermaus mit dem Teufel in Verbindung. Er stellte diesen häufig mit Flügeln aus Haut dar, während Engel immer Vogelschwingen hatten. Angeblich flog der Teufel hinter den Fledermäusen her ins Haus.

In der Medizin ist die Fledermaus ein beliebtes Heilmittel. Schon der römische Schriftsteller Plinius berichtet im ersten Jahrhundert von der Verwendung von Fledermäusen gegen allerlei Krankheiten wie Darmentzündungen, Schlangenbiß, Hautverletzungen, Bauchschmerzen und Triefaugen. So wie man sie als Verursacher von Glatzen vermutete, so verwandte man sie auch gegen Glatzen.

Plinius beschreibt aber auch einen Brauch, ein Haus gegen böse Dämonen zu schützen. Dazu trägt man eine lebende Fledermaus dreimal um das Haus, um sie dann an die Tür oder das Fenster zu hängen.

Bis in die Neuzeit hinein wurden Fledermäuse in der Human- wie der Tiermedizin eingesetzt. Gegen Augenkrankheiten, gegen Schmerzen des Viehs etc.

Den geheimnisvollen Orientierungssinn der Fledermäuse im Dunkeln versuchte man auf Bleikugeln zu übertragen, indem man diese mit Fledermausorganen vermengte. Zusammen mit Fledermäusen warf man sie lebend in die Bleischmelze. Hexen erlangten ihr Flugvermögen angeblich durch Einreiben mit Fledermausfett.

Die Fledermaus, eine Fabel von Aesop

Eine Fledermaus fiel in das Gras. Sofort stürzte ein Wiesel auf sie zu und wollte sie verspeisen.

»Ach!« piepste die Fledermaus in Todesangst. »Was willst du? – Was tust du? O lasse mich am Leben!« »Ich kann nicht, ich hasse dich, weil ich alle Vögel hasse«, fauchte das Wiesel.

Die Fledermaus besann sich einen Augenblick. »Ich bin doch kein Vogel; ich kann die Vögel nicht leiden; ich bin doch eine Maus!« beteuerte sie. – Da schenkte ihr das Wiesel das Leben.

Kurze Zeit nachher hatte die Fledermaus dasselbe Unglück. Wieder war ein Wiesel daran, ihr den Hals durchzubeißen.

»Du sollst augenblicklich gefressen werden«, sagte es, »ich hasse alle Mäuse und dich auch!« »Aber ich bin doch keine Maus, ich kann die Mäuse nicht leiden! Ich bin doch ein Vogel!« – beteuerte die Fledermaus.

»Was du nicht sagst -, entschuldige!« antwortete das Wiesel. Und die Fledermaus kam wirklich wieder mit dem Leben davon.

Gullideckel mit Fledermäusen.
Gullideckel mit Fledermäusen.

Wie kommt es, dass Fledermäuse bei uns ein unheimliches, bedrohliches Image haben?

Nicht überall und zu allen Zeiten hatte das Tier ein schlechtes Image, siehe Plinius und Aesop. Doch die Fledermaus hat einige Eigenschaften, die den Menschen früher und auch heute noch unverständlich und unheimlich waren:

Nacht – lebendig und wach
Tag – schlafend

Viele leben in großen Mengen in Höhlen. Diese Höhlen sind schon an sich unheimlich.

Sie verständigen sich mit dem für uns fast unhörbaren Echolot. In tiefster Finsternis verlieren sie nicht die Orientierung und stoßen nicht an. Das konnten sich die Menschen erstmal nicht erklären. Deshalb haben die Fledermäuse auch häufig große Ohren, um das Echo aufzufangen. Erst im 18. Jahrhundert fand man heraus, dass sie etwas anderes als ihre Augen benutzen, um sich zurechtzufinden. Über das Echolot und wie das funktioniert lest Ihr am besten den Wikipedia-Artikel über Fledermäuse.

Sie hängen kopfüber von Bäumen oder der Decke der Höhlen. Sogar ihre Jungen füttern sie in dieser Position. Das wirkt sehr ungewöhnlich.

Zum Fliegen haben Fledermäuse Häute zwischen den Zehen und keine Federn wie Vögel.

Dazu gibt es wirklich Arten, die von dem Blut ihrer Opfer leben. Sie ritzen die Beutetiere ein wenig an und schlecken das Blut auf. Daran stirbt ein Tier aber nicht.

Fledermauszaun

Ernährung

Damit wären wir bei der Ernährung angelangt. Die meisten Fledermäuse fressen Früchte, trinken den Nektar von Blüten oder sie jagen Insekten.

Blut trinken nur die Vampirfledermäuse, die ausschließlich in Amerika vorkommen.

In Europa sind die Fledermäuse von den Jahreszeiten abhängig und halten einen Winterschlaf. Dazu müssen sie sich im Herbst eine dicke Fettschicht anfuttern.

Sonstiges

Fledermäuse bekommen meistens nur 1 Junges, was natürlich zu ihrer Gefährdung beiträgt. Es gibt ca.1270 Arten.

Das älteste Fledermausfossil wird auf 50 Millionen Jahre datiert.

Achtung! Nicht alles, was wie eine Fledermaus aussieht, ist eine Fledermaus! z.B. sind die großen „Fledermäuse“, die in Scharen die Bäume in Sri Lanka bewohnen, eigentlich Flughunde und nur entfernt mit den Fledermäusen verwandt.

Die Grube Messel

Im Jahr 1995 wurde die Grube Messel bei Darmstadt zum ersten UNESCO-Weltkulturerbe Deutschlands ernannt. Aus gutem Grund: Aus dem Ölschiefer der Stätte wurden bereits einige spektakuläre Überreste urzeitlicher Tiere geborgen, darunter Fossilien von Schlangen, Affen, Krokodilen, Urzeitpferden – und auch die von über 500 Fledermäusen.

Bei Letzteren handelt es sich größtenteils um Angehörige der Art Palaeochiropteryx tupaiodon, von denen hunderte vollständige Skelette sowie einzelne Flügel und Köpfe erhalten sind. Gefunden wurden sie vorrangig im Gebiet des ehemaligen Messel-Sees. Die schiere Masse der Überreste und ihre Konzentration auf einen bestimmten Bereich zeugt dem Anschein nach von einer sogenannten Übersterblichkeit. Doch welches Ereignis hat die Tiere vor rund 47 Millionen Jahren in so großer Zahl dahingerafft? Was machte den Messel-See zur „Todesfalle für Fledermäuse“

National Geographic 2024

Forscher haben nun herausgefunden, was den Tod der Fledermäuse verursacht hat. Lest selbst die Antwort in den o.. Artikel!

Fledermäuse in China

Im Gegensatz zu den Europäern haben die Fledermäuse in China einen guten Ruf. Sie gelten als Glückbringer.

(蝙) 蝠 •  (biān)fú = Fledermaus

福 •  fú = Glück

In China wird die Fledermaus gerne als Zeichen für langes Leben, Reichtum, Gesundheit und einen leichten Tod genommen. Wenn man die Augen offen hält, wird man ihnen überall in China begegnen.

Die Geschichte, dass Fledermäuse die Corona-Pandemie verursacht hatten, ist wahrscheinlich erfunden. Das Video einer Fledermaus essenden Asiatin, von dem das Gerücht ausging, stammt weder aus Wuhan noch überhaupt aus China.

Die Fledermäuse und ich

Es ist ziemlich schwer, auf Reisen oder auch Zuhause diese heimlichen Tiere zu sehen. Es ist mir ein paarmal gelungen.

Eine Nacht auf Koh Phangan, Thailand 1992

Für die Nacht hänge ich die Tüte mit dem Brot und die Bananen an einen Balken im Zimmer, damit keine Viecher sie erreichen können. Doch mitten in der Nacht wache ich von leisem Knistern auf. Als ich das Licht einschalte, sehe ich eine riesige Kakerlake, die an der Brottüte hängt und schon ein Loch ins Plastik gebissen hat.

Ich packe die Tüte und gehe mit ihr auf die Veranda. Dort schleudere ich die Kakerlake weg, packe das Brot noch in eine Stofftasche und hänge sie nun dort an einen Balken. Die Bananen kommen gleich daneben. Beruhigt schlafe ich wieder ein. Nach kurzer Zeit wache ich auf, diesmal weil ich aufs Klo muss. Als ich die paar Schritte durch den Sand gehe, wundere ich mich, dass mitten in der Nacht ein Vogel um meine Hütte flattert.

Als ich zurückkomme, sehe ich das Tier wieder. Das ist kein Vogel, das ist eine Fledermaus! Da sie sich so offensichtlich für meine Hütte interessiert, gucke ich mir meine Lebensmittel genau an. Eine der Bananen ist angebissen!! Ich werfe diese Banane auf den Sand vor der Hütte, nehme das Bündel und packe es zum Brot in die Stofftasche, die ich erneut auf der Veranda aufhänge. Nach dieser aufregenden Nacht bin ich am nächsten Morgen unausgeschlafen und schlecht gelaunt. Ich beschließe, mich vorerst nicht mehr selbst zu verpflegen.

Die Fledermaus in Peking 1993

Während des Studiums in Peking kam an einem schönen Frühlingstag vor dem Wohnheim meine Zimmergenossin auf mich zu und zeigte mir eine kleine zitternde Fledermaus in ihrer Hand. „Schau mal! Wie kann ich ihr helfen?“ Ich stand etwas hilflos vor ihr.

Die kleine Fledermaus bewegte sich kaum und guckte ängstlich. In Peking gab es damals keine Wildtierrettung oder sonstwas. Für das Tier schien es das beste, es wieder in das Gebüsch zu setzen und es in Ruhe zu lassen. Als wir einige Zeit später nach ihm sehen wollten, war es verschwunden. Vielleicht hat die Fledermaus sich erholt, vielleicht hat sie auch eine Katze gefressen.

Aussichten 2024

Viele der bekannten Fledermausarten gelten als gefährdet bzw. stark gefährdet. Darüberhinaus sind die meisten Arten bedroht.

In Deutschland wird einiges zum Schutz der Fledermäuse getan. Auch soll die Beliebheit der kleinen und so nützlichen Tiere gefördert werden.

Fledermaus Beobachtungsstation Blohms Park
Fledermaus Beobachtungsstation Blohms Park

Deshalb entstehen überall Fledermausbeobachtungsplätze. Nicht nur die Möglichkeit, in der Dämmerung Fledermäuse zu beobachten, ist genau dort sehr wahrscheinlich. Dazu hat man auch Erklärungen zum Leben und Besonderheiten als Schilder aufgestellt. Ist bestimmt sehr interessant, nur müßte ich mal die Gelegenheit nutzen, meinen inneren Schweinehund überwinden und abends in den nahen Blohms Park gehen.

Ich habe hier mal zusammengetragen, was man meiner Ansicht nach über Fledermäuse wissen sollte. Was habe ich vergessen? Schreibt es in die Kommentare!

Happy Halloween!

Links

Ulrike
Letzte Artikel von Ulrike (Alle anzeigen)

Schreibe einen Kommentar