Unterwegs lernte ich nicht nur viele Kulturen und Religionen kennen, sondern auch die fröhlichen und manchmal düsteren Volksbräuche, den Aberglauben und die Glückssymbole.
Welcher Aberglauben bestimmt das Leben in China? Welche Glücksbringer helfen im Alltag?
Glückssymbole
Ich habe mir einige Jahre lang gerne Glücksbringer aus aller Welt schenken lassen oder selbst mitgebracht. Doch die „Blauen Augen“ aus der Türkei, die Amulette aus Thailand oder das Hufeisen aus China sind bei mir lediglich Dekoration. Warum habe ich nur alle im Eingangsbereich meiner Wohnung aufgehängt? Ob da doch etwas in mir ist, das sich davon etwas Glück und die Abwehr des Bösen verspricht? 😉
In meinem Türbereich hängt ein ganzes Sammelsurium von Glückssymbole. Von links nach rechts: Knoten, Glocke, Flaschenkürbis, eine geschnitzte Walnuss, Silberbarren.
Aberglaube in China
Wenn man mich also danach fragt, ob ich abergläubisch bin, könnte ich mit einem energischen „nein!“ antworten, wenn da nicht eine Kleinigkeit wäre, die ich aus China mitgebracht habe und seitdem mit mir „rumschleppe“: Für mich ist 4 eine Pechzahl und 8 eine Glückszahl. Wie kommt das?
Glückszahlen – Pechzahlen
In meinem täglichen Leben spielen die Zahlen 4 und 8 eine mehr oder weniger starke Rolle.
4 = 四 sì = 死 sǐ = Tod, sterben
Die Vier hat damit eine ähnliche Bedeutung wie in Europa die 13. In China wird man manchmal Hotels oder Häuser finden, in denen es keine 4. Etage gibt. Da die Chinesen offen für alles sind, habe ich letztens gelesen, dass es vor allem in Hotels die Etagen 4, 13 und 14 nicht geben soll. Sehr verwirrend! Als ich 2017 in China war, habe ich in einem Hotel lange nach meinem Zimmer Nr. 208 gesucht, weil ich auf dem Weg dorthin dachte, dass bei 203 Schluss sei. Es gab einfach kein Zimmer Nr. 204!
Passenderweise wird am 4.4. (bzw. am 4. Tag des 4. Monats) das Qingming-Fest gefeiert, das „Grab-fegen-Fest“. An diesem Tag gedenkt man seiner Ahnen, geht zu ihren Gräbern und säubert diese.
Ich wehre mich innerlich gegen diesen Aberglauben, aber es drängt mich doch sehr, mir eine neue Handy-Nummer zuzulegen, da meine jetzige auf 44 (!) endet.
Die Furcht vor der 4 hat einen schicken Namen: Tetraphobie. Diese ist übrigens in vielen Ländern Ostasiens verbreitet. Auch in Japan, Vietnam, Korea sowie in Singapur und Malaysia trifft man auf die Angst vor der 4. Und überall dort wird Vier wie Tod ausgesprochen.
Dagegen steht die Acht.
8 = 八 bā = 发 fā = Wohlstand, reich werden
Die Acht ist in China vor allem mit Geld und finanziellem Erfolg verbunden und wird gerne in Handy-Nummern oder Autoschildern gesehen. Achtet mal drauf, wenn Ihr in China seid!
Für mich ist die Acht von besonderer Bedeutung, da mein chinesischer Name Babala (Barbara) die Silbe „Ba“ gleich zweimal enthält.
In meinem täglichen Leben spielt die Acht insofern eine Rolle, als ich zum Beispiel auf die Spendendose mit der Nr. 8 bestehe, wenn ich für die Bahnhofsmission sammeln gehe. Ich weiß, dass das Aberglauben pur ist. Doch ich bin ziemlich erfolgreich beim Spendensammeln. Deshalb brauche ich auch gar nicht mehr darauf hinweisen, wenn ich mich zum Sammeln anmelde. Die Dose Nr. 8 ist für mich reserviert.
Siehe auch den Artikel „Barbara und die Acht“
Die Sprache als Basis für Aberglauben
In China gibt es nur rund 400 verschiedene Silben, die durch die 4 Töne zu rund 1300 unterschiedlich ausgesprochenen Silben werden. In China gilt außerdem: 1 Silbe = 1 Wort. Mit 1300 Worten hat man noch keine Sprache und so ist es gekommen, dass es unzählige Wörter gibt, die gleich ausgesprochen werden. Da gibt es viele Beispiele für die Verwendung des einen Wortes, um einen ganz anderen Sinn auszudrücken:
Die Fledermaus als Glücksbringer in China
蝙 蝠 • biānfú = Fledermaus
褔 • fú = Glück
Fünf Fledermäuse stehen für die fünf Glückseligkeiten (Gesundheit, langes Leben, Reichtum, Tugendhaftigkeit und ein schneller natürlicher Tod)
Deshalb findet man vor allem an alten Häusern häufig die Fledermaus abgebildet, um dem Haus und seinen Bewohnern Glück zu bringen.
Über die Bedeutung der Fledermäuse und der Zusammenhang mit dem Glück lest Ihr mehr bei Shaoshi aus Shanghai: Fledermäuse
Fledermäuse als glückbringende Dekoration an einer alten Hausfassade. Die Symbolkraft wird verstärkt durch den Kreis, der für Harmonie und Vollkommenheit steht. Im Zentrum befindet sich ein Schriftzeichen für Glück.
Warum „Tschüss!“ keine freundliche Verabschiedung ist
Die Ähnlichkeit der verschiedenen Laute führt auch zu einigen Missverständnissen, wenn Chinesen fremde Sprachen hören. So mögen sie eigentlich gar nicht, wenn man ihnen beim Abschied „Tschüss!“ zuruft. Denn unser »Tschüss« klingt fast genauso wie das chinesische »去死« (qù sǐ). Und das bedeutet so etwas wie »Fahr zur Hölle!« (wörtlich: »Geh sterben!«). Je länger sie in Norddeutschland wohnen, desto mehr gewöhnen sie sich daran und merken den doppelten Sinn meistens gar nicht mehr.
Glücksbringer zu Chinesisch Neujahr
Wie überall auf der Welt ist das Neujahrsfest ein Anlass, mit allerlei Glücksbringern und Ritualen das Glück für’s nächste Jahr herbeizubeschwören: Deshalb ist Chinesisch Neujahr Hochsaison für Aberglauben in China.
Hier die Erklärung, warum an Neujahr das Zeichen für „Glück“ auf dem Kopf steht:
Rot bringt Glück
Noch ein schönes Beispiel: An Neujahr trägt man das glückbringende Rot – als Unterwäsche! Ich hab mir deswegen extra was angeschafft.
Die magischen Nudeln
Auch Nudeln können in China Glück bringen!
Lange Nudeln. An Geburtstagen serviert stehen sie für ein langes Leben.
Kleine Nudeln: Eine Schüssel voller kleiner Nudeln symbolisiert Geld und Reichtum.
Jiaozi: Die wie antike Gold- oder Silberbarren geformten chinesischen Teigtaschen werden gerne an Chinesisch Neujahr gegessen. Glück und Reichtum für’s Neue Jahr!
Fengshui, der Frosch und das Geld
Fengshui ist eigentlich eine recht vernünftige Lehre von der Ordnung des Kosmos. Es leuchtet ein, dass das Leben einfacher verläuft, wenn das Drumherum ordentlich und sauber ist.
Doch Fengshui hat auch einige seltsame Blüten getrieben. So sagt man, dass ein paar alte Münzen unter der Türmatte Glück und Wohlstand bringen. Das findet eine Steigerung in einem sehr seltsamen Glücksbringer: nämlich dem Geldfrosch.
Schaut Euch mal im Eingangsbereich eines chinesischen Hauses oder Hotels um, ob Ihr da eine fette Kröte seht, die auf einem Haufen Münzen hockt! Weil dieser Geldfrosch einem großen Geldbeutel ähnelt, soll er Geld und Wohlstand anlocken.
Glücksmünzen
Die alten Münzen aus der Kaiserzeit findet man heute noch in großen Mengen. Ihr solltet Euch einige anschaffen. Sie sind deutlich an ihrer runden Form mit dem quadratischen Loch zu erkennen, die Himmel und Erde symbolisieren.
Verbunden durch ein rotes Band sollen die Münzen für Wohlstand und Glück sorgen. Im Südosten der Wohnung oder auch im Portemonnaie ist die Wirkung nicht aufzuhalten. Glückssymbole.
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Geisterwände überall
Geisterwände sind in China allgegenwärtig. Weil böse Geister nicht um Ecken gehen können, stellt man ihnen Wände in den Weg. Der böse Dämon kann sie nicht umgehen, also bleibt das Haus vom Unglück verschont.
Wenn Ihr glaubt, dass das ein veralteter Brauch ist, solltet Ihr Euch mal im nächsten China-Restaurant umschauen! Ich kenne kaum eines, in dem ich direkt von der Tür in den Gastraum gelange. Wenn ich keine Wand umgehen muss, so steht da mindestens ein Aquarium mit ebenfalls glückbringenden Goldfischen im Weg.
Ich habe chinesische Freunde, deren Wohnungseingang entsprechende Hindernisse bereit hält. Muss ich noch sagen, dass ich ganz froh bin, dass mein Flur auch nicht ganz gerade ist? 😊
Meine Glücksbringer
Ich habe viele Glücksbringer von meinen Reisen mitgebracht, doch von Bedeutung sind sie meistens nicht für mich. Hier noch ein paar Fotos von einigen „Glücksbringern“.
Himmelsperlen sind tibetische Glückssymbole. Sie gehören zur traditionellen Kleidung der Tibeter. Wegen des augenähnlichen Musters und weil die echten Dzi-Perlen sehr selten sind, gelten sie bei den Tibetern als Glücksbringer.
Meine Dzi-Perlen habe ich in Xiahe, Provinz Gansu, gekauft.
Mehr zu den „Perlen des Himmels“
Diese wahrscheinlich nicht echte Bernsteinperle, die ich in Xiahe erstand, trage ich immer, wenn ich einen stressigen Tag erwarte. Bernstein soll auch gegen Erkältung helfen. Chinesen lieben Bernstein.
Lies mehr!
- Die 8 Tibetischen Glückssymbole, die man überall auf den Altären tibetischer Tempel sehen kann.
- Dzi-Perlen – Perlen des Himmels
- Chinesisch Neujahr, die Farbe Rot und das Fest, in dem sie die Hauptrolle spielt.
- Mandarine und Apfelsine – Glück aus China
- Das magische Quadrat Lo Shu
Und Ihr so? Habt Ihr von Euren Reisen Angewohnheiten mitgebracht, die an Aberglauben erinnern?
- Archäologie in China – China Nachrichten - 17. Januar 2025
- Frauenmuseum Wiesbaden - 12. Januar 2025
- Die Wanze – Satirisches Chinesisches Theater - 5. Januar 2025
Hallo Michael, das ist ja wirklich eine interessante Geschichte. Ich hab schon seit Jahren Bedenken wegen meiner Handy-Nummer, die auf 44 endet. Aber alles ist gut!
Hihihi, ja die Acht 😉
Ich bin auch ein bisschen an China interessiert- habe die letzten zwei Jahre in Hong Kong gelebt. Nach meiner Rückkehr habe ich bei meinem Arbeitgeber ein bisschen wegen meiner Handynummer gequengelt. Bekommen hab ich: (Vorwahl) 2608 0088.
26. August ist mein Geburtsdatum. Die erste Nummer die ich mir ohne Probleme merken kann.
Den Teil mit dem Abschied (Tschüss) finde ich sehr lustig, das wusste ich gar nicht. xD
So ungefähr ist das auch in China gedacht. Dort ist Rot ganz allgemein die Farbe des Glücks.
LG Ulrike
Spannend.
Das mit der roten Unterwäsche ist auch in Italien Brauch. Soll wohl so sein, dass dann das ganze Jahr das Geld nicht ausgeht. Sagt zumindest meine Freundin in Rom.
LG Liane
Liebe Kasia,
es ist toll, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast! Den Artikel habe ich gelöscht, weil er sehr kurz war und kaum gelesen wurde. Hier kurz die Erklärung, warum man in China nicht Tschüss sagen sollte: Wenn ein Chinese das Wort ausspricht, dann hört sich das in seinen Ohren wie „Chu si!“ an, was bedeutet „Geh sterben!“. Nicht so gut, nicht wahr? Ich habe den Link rausgenommen und habe das Wort in diesem Artikel ergänzt.
Herzlichen Dank!
Ulrike
Hallo liebe Ulrike,
ein interessanter Beitrag! Beim Anklicken von dem Link zum Artikel: „Warum man in China nicht Tschüß sagen sollte“ bin ich auf die, zugegeben, sehr charmante, Umleitung gestoßen. Vielleicht hast Du den Artikel überarbeitet. Hier der Link:
https://www.bambooblog.de/2014/02/27/warum-man-in-china-nicht-tschuss-sagen-sollte/
Lg Kasia
Ich habe mich erst vor gar nicht allzu langer Zeit das erste Mal ernsthaft mit dem Aberglaube auseinandergesetzt und muss beipflichten, dass man bei diesem Unterfangen auf zahlreiche interessante Zusammenhänge treffen kann. Dir Ulrike, weiter alles Gute und viel Freude mit Deinem Blog.
Hallo Ulrike,
schöner Beitrag, gut recherchiert, beschrieben und mit Bildern versehen. Solche Erfahrungen zu diesem Thema habe ich nicht gemacht, deshalb ist mein Beitrag auch sehr viel kürzer ausgefallen.
Viele Grüße
Claudia
Danke, Claudia!
Über den täglichen Aberglaube könnte ich noch viel mehr schreiben. Besonders in Bezug auf China. 😉
LG
Ulrike
Ich habe meinen Artikel aktualisiert und mal die verschiedenen „Glückszeichen“ abgebildet. Ich denke, das Schriftzeichen über der Tür ist das für „Wohlstand/Reichtum“
Hallo, Danke für den Kommentar. Ich habe meinen Artikel aktualisiert und mal die verschiedenen „Glückszeichen“ abgebildet. Ich denke, das Schriftzeichen über der Tür ist das für „Wohlstand/Reichtum“
Ohje, das ist sooo lange her! Irgendwo muss ich ein Buch haben, das ich mir damals in dem Museum gekauft habe. Ich gucke mal. Der Besuch bei den Ainu auf Hokaido war damals (199!) ein Muss für mich.
Ja, das viele Geld, das Chinesen für eine Autoschild mit 8888 ausgeben! Hier in Thailand ist es die 9, weil kau = 9 auch Fortschreiten, mehren, weitergehen bedeutet und damit das Glück, resp. das Geld mehren soll.
Abergläubisch bezeichne ich mich nicht, aber ich band mir immer die gleiche rote Kravatte (Schlips) um, wenn ich zu einer wichtigen Verhandlung ging. Problematisch wurde es, als sie an einer Ecke blöde wurde, ein bisschen ausfranste. Welche andere rote soll ich nun zur Glückskrawatte befördern?
Das mit dem longevity sign sehe ich auch wie peterpreus.
Eine Frage: Ist das goldfarbene Zeichen über dem Durchgang nicht eher das Zeichen für Langlebigkeit?
Ich interessiere mich total für die Ainu! Wenn du da eventuell einen Buch- oder Website-Tipp hättest, wär ich dankbar 🙂
Solche Blogparaden usw. sind eine gute Gelegenheit, den eigenen Blog bekannt zu machen. Einfach gucken und losschreiben!
Ich versuche meistens, das Thema mit einem China-Text zu verbinden.
Alles Gute
Ulrike
Hallo Christiane,
ich stolpere meistens zufällig beim Stöbern bei anderen Blogs auf diese Blogparaden. Zu dieser Blogparade ist der Link oben in dem Einführungstext. Hier direkt: http://www.museumsblog.at/2014/02/28/welt-ohne-zufall-blogparade-zum-thema-aberglauben/
Es gibt bei google+ auch eine Gruppe „BloggerNetzwerk“ Da wird manchmal auf Blogparaden hingewiesen.
Es kann jeder an einer solchen Blogparade teilnehmen oder auch dazu aufrufen, Dauer und mehr ist ganz unterschiedlich.
Je mehr man in der Bloggerszene unterwegs ist, desto mehr Blogparaden, Blogstöckchen usw. begegnen einem. Mir wird es schon fast zu viel. Ich will ja auch mal selbst inspirierte Artikel schreiben. 😉
Viel Spaß
Ulrike
Hallo Ulrike,
herzlichen Dank für die Informationen! Begegnet bin ich Hinweisen auf Blogparaden schon häufiger wusste aber nie, was es damit genau auf sich hat!
Liebe Grüße
Christiane (Texthase Online)
Guten Tag Ulrike,
das ist wieder einmal ein lebendiger und interessanter Artikel! Wie funktioniert das eigentlich mit den Blogparaden? Wie können Blogger daran teilnehmen? Wer kann zu einer Blogparade aufrufen? Und wie lang dauern sie?
Alles erdenklich Gute und viel Erfolg und Freude bei der aktuellen Blogparade!
Liebe Grüße
Christiane (Texthase Online)