Die Hauptkirche St. Jacobi liegt mitten in der Hamburger Innenstadt, am Jakobikirchhof 22. Sie zählt zu den fünf evangelisch-lutherischen Hauptkirchen Hamburgs.
Die Kirche wurde dem Apostel Jakobus (Jakobus der Ältere) geweiht — eine Bezeichnung, die bereits auf ihre historische Funktion im Pilgerwesen verweist.

Geschichte und Architektur
St. Jacobi war historisch eine Kapelle am Jakobsweg: Das heißt, sie diente als Anlaufpunkt für Pilger, die aus Nordeuropa oder dem Ostseeraum Richtung Spanien unterwegs waren.
Die Kapelle wurde erstmals 1255 erwähnt als kleine Kapelle für Pilger und reisende Kaufleute, die außerhalb der damaligen Stadtmauern lag. Deshalb liegen auch heute noch die Hauptkirchen St. Jacobi und St. Petri, die immer schon innerhalb der Stadtmauer lag, nur wenige Meter von einander entfernt. 1260 wurde die Stadtmauer erweitert und die Kapelle eingegliedert.
Zwischen 1350 und 1400 wurde sie zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche umgebaut. Später (um 1508) wurde auf der Südseite ein viertes Kirchenschiff hinzugefügt. 1438 entstand der Sakristei-Anbau, der im Nordosten gelegen ist und eines der wenigen Zeugnisse gotischer Profanarchitektur in Hamburg.
Im Mittelalter war der Kirchturm ein fünfgeschossiger Bau ohne Helm; erst zwischen 1587 und 1589 wurde ein spätgotischer Turmhelm errichtet. 1769 wurde dort der erste Blitzableiter Deutschlands installiert.
1529 trat Hamburg zur Reformation über, und St. Jacobi wurde evangelisch. Im napoleonischen Zeitalter (um 1813) wurde die Kirche von Truppen als Pferdestall genutzt, was Schäden an der Einrichtung verursachte. Worauf Im 19. Jahrhundert weitere Innen- und Außengestaltungen erfolgten, u.a. wurde eine neugotische Eingangshalle errichtet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Jacobi am 18. Juni 1944 durch Bomben stark beschädigt: der Turm stürzte ins Kirchenschiff hinein. Nur die Grundmauern blieben bestehen. Glücklicherweise war ein großer Teil der Kunstwerke, insbesondere die Orgel und weitere wertvolle Gegenstände, vorab ausgelagert worden.
Der Wiederaufbau erfolgte nach historischem Vorbild, und 1962/63 war die Kirche im Wesentlichen wiederhergestellt. Der Turm erhielt damals ein modernes Design mit neuem Helm.

Kunstschätze und Besonderheiten
Die Arp-Schnitger-Orgel
Die Orgel von St. Jacobi wurde in der Zeit von 1689 bis 1693 von Arp Schnitger gebaut. Sie verfügt über vier Manuale, Pedal und 60 Register, darunter 15 Zungenstimmen, mit insgesamt knapp 4000 klingenden Pfeifen. Insgesamt wurden an der Orgel zwischen ihrer Erbauung und der teilweisen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur wenige Veränderungen vorgenommen. Der alte Pfeifenbestand blieb bis auf die Prospektpfeifen fast vollständig erhalten. Sie heute ist das größte Orgelwerk aus der Zeit vor 1700 und zählt zu den bedeutendsten erhaltenen Barockorgeln.

Ein Kleinod ist das alte Register der Arp-Schnitger-Orgel. Durch Ziehen der Holz-Köpfe konnte die Tonlage verändert werden. Der Clou beim Jacobi-Register: Jeder Kopf stellt einen Prominenten dar. In der oberen Reihe der Erste von links ist Albert Schweitzer. Ein Dieb fand das Register so gelungen, dass er den Kopf des Hamburger Dichters Hans Henny Jahnn abbaute und stahl.. Die Kirche hätte ihn gern zurück..
Johann Sebastian Bach hatte einen Bezug zu Hamburg und der Hauptkirche St. Jacobi, da dort die berühmte Arp-Schnitger-Orgel steht, die Bach als sehr wertvoll erachtete und zu seiner Zeit in der Musikszene hoch angesehen war. 1720 bewarb sich Bach für die Stelle des Organisten an St. Jacobi. Beim Vorspielen waren drei Hamburger Kantoren begeistert.
Doch in die einträgliche Stelle musste man sich damals einkaufen, und zwar mit umgerechnet 20 000 Euro! Das konnte Bach nicht aufbringen und ging stattdessen nach Leipzig. Pastor Erdmann Neumeister schimpfte darüber: „Wenn auch einer von den Bethlehemitischen Engeln vom Himmel käme, der göttlich spielte und wollte Organist an St. Jacobi werden, hätte aber kein Geld, so möge er nur wieder davonfliegen.“
Aber vielleicht war der Job als Organist nicht besonders lukrativ und mit viel Arbeit verbunden, sodass Bach möglicherweise ganz zufrieden war, dass er die Stelle nicht bekam. Orgelstadt Hamburg
Andere
Drei mittelalterliche Altäre sowie ein Stadtpanorama von Joachim Luhn (1681) und wertvolle Gemälde gehören zu den Innenschätzen.
Ein Beichtstuhl in einer evangelischen Kirche? Das Teil stammt aus dem Barock, aber sonst ist wenig darüber bekannt. Jacobi war aber immer auch „Sammelstelle“ für überflüssige Hamburger Kircheneinrichtungen. Vor ein paar Jahren überraschte der Küster hier einen Einbrecher. Der hatte den Beichtstuhl ziemlich demoliert, aber dann schnell eingesehen, dass das falsch war, und die Sünde vor Ort im Beichtstuhl gebeichtet.
Der Sakristei-Anbau (1438) plus der darüber liegende „Herrensaal“ (Barock) sind architektonisch und historisch interessant.
Es gibt außerdem moderne Kunstwerke (z. B. Fenster), Reste der alten Ausstattung, und Restaurierungsarbeitsstätte im Haus.
Aktuelle Situation & Herausforderungen
In den letzten Jahren traten Risse im Mauerwerk des Turms auf. Dies führte Ende November 2024 zu einer sofortigen Schließung der Kirche, um die Stabilität zu gewährleisten. Stützkonstruktionen wurden eingebaut, Messungen und Bohrungen zur Ursachenforschung vorgenommen.
Für eine umfassende Generalsanierung wurden Bund und Stadt Hamburg jeweils 20 Mio. € bereitgestellt. Ein Abschluss der Arbeiten wird nicht vor den 2030er Jahren erwartet. Die Sanierung ist langfristig, da die Schäden am Turmsockel historisch bedingt sind und bereits in früheren Jahrhunderten problematisch waren.
Das Pilgerzentrum
Das „Pilgerzentrum im Norden“ liegt in einer gotischen Seitenkapelle von St. Jacobi, die 2013 als Pilgerkapelle eröffnet wurde. Von hier aus wird die Pilgerarbeit in Hamburg und der gesamten Nordkirche vernetzt und gefördert.
Pilger und solche, die es werden wollen, können sich hier beraten lassen im Blick auf alles, was es für eine noch so kurze oder lange Pilgertour zu bedenken gibt – und das zu sämtlichen norddeutschen und europäischen Pilgerwegen.
So wird die Tradition, wie sie schon 1255 erwähnt wurde, weitergeführt.
Der Jakobsweg (Camino) im Kontext von St. Jacobi
Der Jakobsweg (Camino de Santiago) ist kein einziger Weg, sondern ein Netz von Pilgerwegen in ganz Europa, deren Ziel traditionell das Grab des Heiligen Jakobus des Älteren in Santiago de Compostela in Nordspanien ist.
Pilgernde gehen aus unterschiedlichen Motiven: religiös, spirituell, kulturell, touristisch. Viele Teilstrecken sind beliebt auch als kürzere Wanderungen. Von St. Jacobi aus führen moderne Jakobswege bzw. Pilgerwege in die Umgebung.

Insbesondere ist St. Jacobi Ausgangspunkt des Jacobuswegs Lüneburger Heide:
- Der Jacobusweg Lüneburger Heide beginnt an St. Jacobi in Hamburg.
- Die Weglänge wird in verschiedenen Quellen mit etwa 205 km aufgeteilt in 20 Etappen angegeben (Variante) oder mit ca. 382 km in anderen Beschreibungen.
- Der Weg verläuft u.a. über Seevetal, in der Lüneburger Heide durch Orte wie Hanstedt, Undeloh, Wilsede, Schneverdingen, Soltau.
- In Soltau teilt sich der Weg:
- Variante durch das Aller-Leine-Tal über Walsrode – Mariensee,
- Variante durch den Naturpark Südheide über das Kloster Wienhausen und Celle.
- Der Weg endet im Kloster Mariensee bzw. verbindet sich dort mit weiteren Pilgerwegen.
Der Weg ist mit gelben Muschelsymbolen auf blauem Grund gekennzeichnet, wobei die Spitze der Muschel Richtung Santiago weist.
Netzwerke und Verbindungen
St. Jacobi ist eingebunden in weitere Pilgernetzwerke wie die Via Scandinavica, die Pilgerwege aus dem nördlichen Europa (z. B. Skandinavien) mit dem deutschen Wegesystem verbindet.
Von St. Jacobi aus sind über Nord- oder Ostverbindungen Pilgerrouten möglich nach Schleswig, Lübeck, Bremen etc.
Die Legende
Die Legende besagt, dass nach einer Seeschlacht bei Padrón die Knochen des Apostels Jakobus auf einem Schiff mit Muscheln bedeckt waren. Ein Ritter, der in voller Montur hineinprang, wurde gerettet und dabei mit denselben Muscheln bedeckt. Deshalb ist die Jakobsmuschel heute das Symbol der Pilger des Jakobswegs, das für die Verbindung zum Heiligen Jakobus, die Pilgerreise selbst und die Gastfreundschaft auf dem Weg steht. Bis zum 13. Jahrhundert kauften die Pilger am Ziel ihrer Reise in Santiago de Compostela eine Jakobsmuschel. Diese diente als Beweis dafür, dass sie den Weg tatsächlich bewältigt hatten. Später wurde die Muschel offiziell von einer Urkunde abgelöst. Sie diente aber weiterhin, am Gehstock oder Gewand befestigt, als Erkennungszeichen und Schutz für den Pilger. Auch als Werkzeug oder Trinkgefäß war die Muschel gut zu gebrauchen. Viele Pilger verlängerten ihren Jakobsgang und holten sich am Cap Finisterre eine echte Jakobsmuschel aus dem Meer. Früher ließen sich manche Pilger ihre Jakobsmuschel sogar mit ins Grab legen. Heute dient sie mehr als Souvenir und Erinnerung.
Zusammenfassung
St. Jacobi ist nicht nur ein historisches Denkmal, sondern spielt auch heute eine aktive Rolle als Pilgerkirche — nicht nur als Startpunkt, sondern als Ort der Begegnung, Besinnung und spirituellen Orientierung.
Die aktuellen baulichen Herausforderungen am Turm zeigen, dass der Erhalt eines mittelalterlichen Kulturdenkmals in einer modernen Stadt kontinuierliche Aufmerksamkeit benötigt. Die geplante Generalsanierung wird entscheidend für die Erhaltung der Kirche und ihrer Funktion als Pilgerort sein.
Für Pilgerinnen und Pilger bietet der Weg ab Hamburg eine reizvolle Verbindung von Stadtlandschaft, Elblandschaft, ländlichem Raum und historischen Stätten – ein Streifzug durch Norddeutschland mit spirituellen und kulturellen Stationen.
Quellen
Links
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