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Ihr habt nur wenig Zeit und möchtet Euch wenigstens die Hamburger Innenstadt ansehen? Hier habe ich einen Vorschlag für einen Spaziergang „3 Stunden Hamburg“ durch das Viertel beim Hauptbahnhof. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hamburger Innenstadt sind dabei und ein paar Geheimtipps.
3 Stunden Hamburg – ein Spaziergang durch die Innenstadt
Ob die Kontorhäuser, zwei der wichtigsten Kirchen, die Stelle des ersten Hamburgs oder das Rathaus – hier findet Ihr alles, um in 3 Stunden Hamburg einen ersten Eindruck zu erhalten! Die aufgeführten Sehenswürdigkeiten sind außerdem alle kostenlos. So bleibt mehr Geld für’s Shopping. Denn auch dafür bietet dieser Spaziergang viele Möglichkeiten.
Man kann, aber man muss nicht alles gesehen haben. Je nachdem, wie intensiv Ihr Euch was anseht, kann der Spaziergang auch weit länger als 3 Stunden dauern. Notfalls kann man das meiste auch in 2 Stunden gesehen haben. An jeder Stelle könnt Ihr abbrechen und seid in wenigen Minuten zurück am Bahnhof.
Meine 3 Stunden Hamburg beginnen am Hamburger Hauptbahnhof
Hauptbahnhof
Schon der Hauptbahnhof ist eine beeindruckende Hamburger Sehenswürdigkeit! Die weite Halle mit ihrer großartigen Dachkonstruktion sollte nicht unbeachtet sein! Schaut mal in die Höhe!
Der Hamburger Hauptbahnhof wurde als Ersatz für die früheren separaten und verstreut liegenden Kopfbahnhöfe verschiedener Bahngesellschaften ab 1904 erbaut und am 6. Dezember 1906 in Betrieb genommen. Mit bis zu 550.000 Reisenden und Besuchern pro Tag (2018 Wikipedia) ist er zusammen mit dem Münchner Hauptbahnhof der meistfrequentierte Personenbahnhof Deutschlands.
73 m Spannweite der Bahnsteighalle. Die Halle ist 150 Meter lang, insgesamt 114 Meter breit und bis zu 37 Meter hoch
Im Zweiten Weltkrieg (Frühling 1941) erhielt der Hamburger Hauptbahnhof eine Tarnabdeckung in Form einer bemalten Holzkonstruktion, um anfliegenden alliierten Bomberverbänden die Orientierung zu erschweren. Trotz dieser Maßnahme wurde er vor allem im November 1941 und Juli 1943 durch Bombentreffer stark beschädigt, so dass nach 1945 sogar ein Abriss und Neubau diskutiert wurde.
Der Bahnhof mit seinen 14 Gleisen wird immer enger und platzt aus allen Nähten. So behindern ständige Umbaumaßnahmen den Bahnverkehr.
Vergesst nicht, Euch bei der Touristinformation im Hauptbahnhof einen Stadtplan mitzunehmen!
Hamburg Hauptbahnhof
Wir nehmen den Ausgang aus der Wandelhalle Richtung Spitalerstraße. Gleich nach Verlassen des Bahnhofs sieht Ihr rechts die Kunsthalle und davor ein blaues Gebäude mit dem Symbol der Bahnhofsmission.
Das Firmament
Die U-Bahn-Station „Hauptbahnhof Nord“ liegt vor dem Bahnhof, Wandelhalle Ausgang Spitalerstraße. U2 Richtung Niendorf Nord/Markt. Am besten ist es, wenn man sich an den Türmchen der Aufzüge orientiert. Schau mal hier .
Ursprünglich 1991 für eine Kunstausstellung in der Kunsthalle geschaffen, fand die Installation „Firmament“ ihren endgültigen Platz in einem verlassenen U-Bahn-Schacht am Hauptbahnhof. Die Künstler Stephan Huber (*1952) und Raimund Kummer (*1954) hatten ein sehr viel umfangreicheres Kunstwerk ausgestellt. Doch in der U-Bahn-Station liegen nur die Beton-Sterne (ca. 100) verstreut auf dem nicht genutzten Tunnelboden. Das Firmament in der U-Bahnstation
Auf dem Bahnsteig gibt es mehrere Möglichkeiten, in den verlassenen U-Bahn-Schacht hineinzuschauen. Am geeignesten ist das schmale Fenster am Aufzug (Richtung Niendorf Markt).
Bahnhofsmission
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte einsetzende Landflucht zum rasanten Wachstum der Städte. Aus den umliegenden ländlichen Gebieten und aus Ostpreußen kamen junge Mädchen nach Hamburg, um ihren Lebensunterhalt als Fabrikarbeiterinnen in der Metall- und Blechindustrie oder als Dienstmädchen zu verdienen. Bei ihrer Ankunft an den Hamburger Bahnhöfen Klosterthor, Berliner, Lübecker und Hannöverscher Bahnhof fielen sie oft in die Hände unseriöser Arbeitsvermittler.
Das musste verhindert werden! So passten Hamburger gutbürgerliche Frauen die jungen Mädchen am Bahnhof ab und vermittelten Arbeits- und Übernachtungsmöglichkeiten, angeregt durch die aus England stammende internationale Bewegung „Freundinnen junger Mädchen“. Das begann 1885.
In Zusammenarbeit mit dem „Verein für Innere Mission / Hamburger Stadtmission“ entstand am 1. Oktober 1895 die Bahnhofsmission in Hamburg, um jungen Frauen beizustehen und dem Mädchenhandel entgegenzuwirken.
Ehrenamt
Ich bin seit 2004 ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Bahnhofsmission Hamburg. Schwerpunkt unserer Aufgaben ist mittlerweile die Hilfe für Reisende. Blinde, Gehbehinderte und Obdachlose. Wer Hilfe beim Umsteigen braucht, bekommt sie hier. Außerdem wissen wir bei der BM, wo es kostenlose Unterkünfte, Essensstellen und Kleiderkammern für Obdachlose gibt. Dabei spielt die Vermittlung und Beratung eine große Rolle.
Wer mag, kann gerne mal vorbeischauen, einen Kaffee trinken und eine Spende hinterlassen. Mehrmals im Monat, meistens Samstag vormittags, leiste ich meine ehrenamtlichen Dienste in der Bahnhofsmission Hamburg.
Der Taubenschlag am Hauptbahnhof
Bevor Ihr in die Mönckebergstraße biegt, werft einen Blick zurück zum Dach des Bahnhof: Mit dem Taubenschlag versucht man, der vielen Tauben am Bahnhof Herr zu werden.
Mönckebergstraße: Kontorhäuser und Levantehaus
Nicht weit ist es zur Mönckebergstraße, wo Ihr nicht nur schön shoppen könnt, sondern auch einige schönsten Kontorhäuser Hamburg stehen.
Einst war Mönckebergstraße, Hamburgs beliebteste und elegante Shoppingmeile, ein altes Wohnviertel: eng und dunkel. Diese Häuser wurden Ende des 19. Jh. abgerissen, nicht nur weil man wegen der Enge und der einfachen Bauweise den Ausbruch von Epidemien und Bränden fürchtete. Nein, man brauchte eine repräsentative Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Rathaus. Dazu wurden etliche Tausende Menschen enteignet und umgesiedelt.
Mönckebergstraße 3 (Kaufhof): Klöpperhaus 1912/13 von einem Wollhändler errichtet, deshalb die bronzenen Schafe an der Ecke
Das Hammonia Haus Mönckebergstraße 5
Mönckebergstraße 8-12: Barkhof
Das Levante-Haus
Mönckebergstraße 7: Levante-Haus 1912/13, Umbau 1995/1997: Heute exklusive Einkaufspassage. Die Skulpturen stammen aus den 1990er Jahren.
Dem Sonnenaufgang entgegen – so die Bedeutung des Wortes „levante“. 1911/1912 von Franz Bach als Kontorhaus errichtet, gibt der erste große Mieter der heutigen Passage ihren Namen, die Deutsche Levante-Linie. Deshalb dient die Sonne als Markenzeichen und ein Sonnensymbol schmückt den Eingang des Backsteinhauses. Bis heute steht das Levantehaus Hamburg für stetigen Wandel in der Stadt.
Bis heute steht das Levantehaus Hamburg für stetigen Wandel in der Stadt. Den Namen Levante Haus bekam das Gebäude in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. 1943/1944 wurde es durch Bomben zerstört, konnte jedoch von 1948 bis 1950 durch Bach & Wischer weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut werden.
Für die Öffnung zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss hat der englische Bildhauer Barry Baldwin einen Figurenfries aus verschiedenen vom Aussterben bedrohten Tierarten angefertigt. In der Decke des 7. Geschosses befindet sich ein künstlich beleuchtetes Bleiglasfenster mit Motiven aus der griechischen Mythologie, gestaltet von der deutschen Malerin Ada Isensee.
Die Kabinen der beiden Paternosteraufzüge, die für die Personenbeförderung nicht mehr zugelassen waren, wurden in Schaukästen verwandelt, in denen sich Läden und Gastronomie der Passage präsentieren können.
Ich empfehle Euch, durch das Haus durchzugehen, die Jugendstil-Treppen zu bewundern und dem verlockenden Duft nach Kaffee und Schokolade nachzugehen. Vielleicht ist hier schon der erste Ruhestopp Eurer 3 Stunden Hamburg gekommen!
Mönckebergstrasse
Bei der Post verlasst Ihr das Levante Haus wieder und wendet Euch nach links, weiter in Richtung Rathaus, dessen Turm Ihr schon sehen könnt. Jetzt steht Ihr zunächst auf dem Platz mit dem Mönckeberg-Brunnen und der U-Bahn-Station „Mönckebergstraße“.
Während seiner Zeit im Senat stieg die Einwohnerzahl auf mehr als das Doppelte an. Damit war ein enormer Zuwachs an Handel, Verkehr und Industrie, an Wohnraum und Infrastruktur verbunden. Da Mönckeberg, dessen Domäne die Staatsfinanzen waren, besonders vorsichtig war, bekam er von den Hamburgern den Spitznamen „Bürgermeister Pfennigfuchser“. Dennoch war Mönckeberg als Senatsmitglied und Bürgermeister allseits beliebt. So rechnete die Arbeiterschaft es ihm hoch an, dass er sich 1905 gegen den Wahlrechtsraub zugunsten der Besserverdienenden zur Wehr gesetzt hatte. Wikipedia
Mönckeberg Brunnen
Die Brunnenanlage sowie die angrenzende ehemalige Bücherhalle waren 1914 von Oberbaudirektor Fritz Schumacher entworfen, wegen des Ersten Weltkrieges aber erst 1926 fertiggestellt worden. Die Bronzen stammen aus der Werkstatt des bedeutenden Dresdner Künstlers Georg Wrba. Die Brunnenanlage dient dem Gedenken an den Hamburger Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg (1839-1908). In dem hübschen Gebäude der Bücherhalle ist heute ein Cafe.
Schaut Euch das Tier genauer an, auf dem sich die Schöne ausstreckt! Hier speit ein Seelöwe das Wasser zurück in den Brunnen.
Tipp: In den Wurstbuden am U-Bahn-Stationseingang gibt es die beste Currywurst in Hamburg.
Nicht zu übersehen ist das rote Gebäude der evangelisch-lutherischen Hauptkirche St. Jakobi, in das Ihr kurz reinschauen solltet. Wenn Ihr stattdessen lieber shoppen wollt, dann ist es nicht weit zur Europa-Passage, rechter Hand von Euch!
Jakobikirche
Die Hauptkirche St. Jacobi steckt voller alter Schätze. Zu den auffälligsten gehört ohne Zweifel die berühmte Arp-Schnitger-Orgel von 1693 auf der Westempore. Sie ist mit ihren 60 Registern und ca. 4.000 Pfeifen die größte erhaltene Barockorgel im nordeuropäischen Raum. Sehenswert sind die drei mittelalterlichen Altäre: der Trinitatisaltar im Hauptchor (um 1510), der Petrialtar im 1. Südschiff (1508) und der aus dem Hamburger Dom stammende Lukasaltar im 2. Südschiff (1499).
1255: Erste Erwähnung als kleine Kapelle. Zwischen 1350 und 1400 ersetzte man den Bau durch eine dreischiffige Hallenkirche im gotischen Stil.
Fun Fact: Die Hauptkirche St. Jacobi gehört zwar zu den kleineren Gotteshäusern Hamburgs, aber sie hatte einen großen Moment: 1769 wurde sie mit dem ersten Blitzableiter in Deutschland versehen und damit ein viel bestauntes Beispiel für High Tech aus Amerika!
Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs fing der Turm bei der Bombardierung Hamburgs am 18. Juni 1944 Feuer und stürzte in das Kirchenschiff. Dadurch wurde St. Jacobi bis auf die Grundmauern zerstört. Die historische Innenausstattung und vor allem die kostbaren Pfeifen der Arp-Schnitger-Orgel waren glücklicherweise zuvor ausgelagert worden und konnten gerettet werden. Bis 1963 wurde St. Jacobi nach mittelalterlichem Vorbild – mit modernem Turmhelm – wiederhergestellt.
Die Kirche ist geöffnet von Montag bis Samstag (ausgenommen Feiertage) zwischen 11 und 17 Uhr, Sonntags und an kirchlichen Feiertagen nach dem Gottesdienst bis 17 Uhr.
Hauptkirche St Petri
Schon von weitem ist die nächste Kirche, St. Petri zu sehen. Ihr geht in diese Richtung weiter, biegt aber vor dem Gebäude links ab. Kurz ein Blick auf das sehr hilfreiche Beratungs und Seelsorge-Zentrum, dann steht Ihr vor einer ganz normalen Bäckerei. Doch die hat es in sich!
Domplatz und Bischofsturm
Der Bischofsturm ist nicht nur die spektakulärste Außenstelle des Archäologischen Museums Hamburg, sondern auch einer der historisch bedeutendsten Orte Hamburgs. Das ringförmige Turmfundament aus dem 12. Jahrhundert mit seinen 19 Metern Durchmesser ist das älteste erhaltene Steingebäude der Hamburger Altstadt.
Vis-á-vis der St. Petri Kirche, tief unter dem heutigen Straßenniveau gelegen, präsentiert sich das historische Turmfundament restauriert mit einer modernen Ausstellung als fester Bestandteil mit einer Eisdiele im Zentrum Hamburgs.
Tipp: Hier ist der ideale Punkt, um an einer außergewöhnlichen Location die 3 Stunden Hamburg ein leckeres Eis zu essen.
Die Hammaburg
Die Hammaburg, der Ursprung Hamburgs, wurde früh bekannt durch Bischof Ansgar (801 – 865), einen von der fränkischen Kirche beauftragten Missionar, der die Burg als Station für seine Bekehrungsaktivitäten der germanischen Stämme des Umlandes nutzte. Im Jahr 845 erreichten Wikinger über die Elbmündung stromaufwärts das Hafenfleet der Hammaburg, die sie plünderten und brandschatzten.
Bischof Ansgar konnte nur mit knapper Not entkommen. Flüchtlinge ließen sich zeitweise im Dorf Schmeessen im Solling nieder, wie anhand von Keramikscherben ermittelt wurde. Die Belagerer zogen nach der Verwüstung wieder ab. Die Hammaburg konnte sich aber von dieser Katastrophe nicht erholen und führte lange Zeit nur noch ein Schattendasein.
Hamburg ist also „die an einer Flussbiegung, auf einer Landzunge gelegene Befestigungsanlage“. Wikipedia
Nach heutigen Erkenntnissen erstreckte sich der Wall der hölzernen Burg unter dem später errichteten Heidenwall. Rund um Domplatz und Domstraße befand sich an dieser Stelle die Domburg. Durch die mehrfache Aufschüttung und Bebauung liegt der heutige Domplatz mindestens vier Meter oberhalb der Burg. Unter anderem standen an derselben Stelle sowohl der Mariendom als auch das Johanneum.
Der Domplatz
Der (katholische) Dom wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. Auf dem durch die Bomben des 2. Weltkrieges freien Platz befand sich bis ins 21. Jahrhundert ein Parkplatz. Mit Hilfe des Einspruchs durch Helmut Schmidt, der von seinem Büro im Gebäude der Zeit einen guten Blick auf das Gelände hatte, wurde der geplante Bau eines gläsernen Bürogebäudes an dieser Stelle verhindert.
2005 begann man mit Ausgrabungen, die schließlich den Nachweis brachte, dass hier die Keimzelle Hamburgs lag. Heute sind die Wälle der Hammaburg mit den grauen Wänden markiert. Die weißen Lichtblöcke markieren die Standorte der Pfeiler des Doms.
Wer sehen möchte, wie die Hammaburg einst ausgesehen haben mag, kann dies in den animierten Bildern des Archaeoscreens direkt neben dem Eingang zur Bäckerei erleben. Es gab ein erstes kleines Kirchlein, einige strohbedeckte Häuser, zwei Schweine wühlen in der Erde. Die kleine Gemeinschaft wurde von Palisaden geschützt. Sehr nett gemachte Animation!
Ihr könntet von hier aus weiter ins Kontorhausviertel oder in Richtung Hafencity weitergehen und Euch die Elbphilharmonie ansehen. Ideal für mehr als 3 Stunden Hamburg!
Unser Rundgang „3 Stunden Hamburg“ führt Euch nun in wenigen Schritten zur evangelischen Hauptkirche St. Petri. Unübersehbar das kompakte Kirchengebäude. Auch hier lohnt sich ein Blick in die Kirche!
Petri-Kirche
St. Petri ist die älteste noch bestehende Kirche in Hamburg. Sie wurde vermutlich Anfang des 11. Jahrhunderts gegründet. Um 1310/20 begann der Bau einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche. Der linke bronzene Türzieher mit Löwenkopf am Hauptportal (Turmeingang) ist das älteste Kunstwerk Hamburgs. Seine Umschrift belegt die Grundsteinlegung des Turms im Jahre 1342. Mit dem Anbau eines zweiten südlichen Seitenschiffes gegen 1418 waren die wesentlichen Erweiterungsbauten abgeschlossen.
1806 bis 1814 (Französische Besatzung) wurde Hamburg fast ausschließlich unter militärischen Gesichtspunkten verwaltet: Kirchen dienten als Pferdestall
1842 fiel die Kirche dem Großen Brand zum Opfer; glücklicherweise wurden die meisten Kunstwerke gerettet. Bereits 1849 konnte das am mittelalterlichen Bau orientierte, aber mit zahlreichen Abwandlungen neu erbaute Kirchengebäude wieder geweiht werden.
Den 2. Weltkrieg überstand St. Petri mit vergleichsweise geringen Beschädigungen. Der Abbruch von Wohnvierteln in der Innenstadt zugunsten von Kontor- und Kaufhäusern nahm St. Petri in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den größten Teil seiner Gemeinde.
Dann steht Ihr schon auf dem Rathausplatz. Natürlich müsst Ihr Euch das prachtvolle Innere ansehen!
Rathaus
Das heutige Rathaus ist vermutlich das sechste Rathaus der Stadtgeschichte.
Nachdem das alte Hamburger Rathaus an der Trostbrücke dem Großen Brand von 1842 zum Opfer gefallen war, wurde als Standort des neuen Rathauses ein Platz an der kleinen Alster, auf der Rückseite der neuen Börse ausgewählt, die als einziges Gebäude in diesem Gebiet über den Brand gerettet wurde.
Die Realisierung des Baus dauerte 43 Jahre von den ersten abgelehnten Wettbewerbsentwürfen 1854 (43 Entwürfe) und von 1876 (128 Entwürfe) über die endgültige Annahme 1884 bis zur Fertigstellung 1897.
Insgesamt 647 Räume befinden sich im Rathaus.
Das Hamburger Rathaus ist eines der wenigen vollständig erhaltenen Beispiele des Historismus in Deutschland. Der dreiflügelige Granit- und Sandsteinbau besitzt eine 111 Meter breite Fassade mit einem 112 Meter hohen Mittelturm. Das Dach ist kupfergedeckt. Die Kombination von italienischen und norddeutschen Renaissance-Elementen an der Fassade erzeugt eine harmonische Gesamtwirkung.
Auf der Rathausmarktseite stehen zwischen den Fensternischen zwanzig Könige und Kaiser des alten deutschen Reiches, von Karl dem Großen bis Franz II. Über den Monarchen thronen am Mittelturm die Darstellungen der bürgerlichen Tugenden; Weisheit, Eintracht, Tapferkeit und Frömmigkeit. Dass die bürgerlichen Tugenden über den Kaisern angeordnet sind, versinnbildlicht die Freiheit der Stadt Hamburg gegenüber der Krone, da Hamburg keine Kaiserstadt, sondern eine Hansestadt war.
Über dem Haupteingang befindet sich zudem ein Mosaik, das die hamburgische Nationalallegorie Hammonia darstellt. Das Fundament des Rathauses ist aufgrund der Bodenbeschaffenheit auf mehr als 4000 Eichenpfählen gegründet.
Der Hygieia-Brunnen
Im Innenhof des Rathauses befindet sich der Hygieia-Brunnen, gestaltet 1895/1896 von dem Bildhauer Joseph von Kramer (1841–1908), einem Bruder von Theodor von Kramer. Die weibliche Bronzefigur, die Hygieia, eine Allegorie für Gesundheit, tritt auf einen Drachen, der symbolisch für die Choleraepidemie von 1892 steht.
Auch praktisch steht dieser Brunnen für Hygiene, da sich in seinem Sockel die Einlässe des Belüftungssystems des Rathauses befinden. Ursprünglich war auf dem Platz eine Figur des Handelsgottes Merkur geplant. Nach der großen Choleraepidemie mit Tausenden von Toten entschied man sich aus Imagegründen jedoch für die Göttin der Reinheit. Die die Hygieia umgebenden Figuren stellen den Nutzen und die Verwendung des Wassers dar.
An dieser Stelle habt Ihr verschiedene Möglichkeiten, Eure Besichtigungen in Hamburg fortzusetzen. Ihr könntet direkt weiter bis zu den Landungsbrücken und zur Elbe gehen. Das sprengt für’s Erste den Zeitrahmen der „3 Stunden Hamburg“, wie ich ihn Euch hier vorschlage.
Von weitem sehr Ihr die weißen Fassaden der Alsterarkaden. Spaziert hindurch zum Jungfernstieg. In den Arkaden und auf dem parallel dazu verlaufenden Neuen Wall gibt es zahlreiche sehr exklusive Geschäfte und Cafes. Eine tolle Gelegenheit, die Reichen und Schönen der Stadt und ihre teuren Autos zu sehen!
Jungfernstieg
Ursprünglich als Reesendamm zum Aufstauen der Alster 1235 unter Graf Adolf IV. von Schauenburg und Holstein entstanden, war der Jungfernstieg Standort der Obermühle.
Einer der Eichenpfähle, aus denen der Damm errichtet worden war, ist zu einer Plastik von Richard Luksch verarbeitet worden, die auf dem Bahnsteig der U1 besichtigt werden kann und an die Opfer eines Wassereinbruchs beim Bau dieser Station in den 1930er Jahren erinnert.
Fun-Fact: Der Jungfernstieg war Deutschlands Straße, die als erste bereits im Jahre 1838 asphaltiert wurde.
Nach dem Großen Brand 1842 wurde eine Regulierung der Alster vorgenommen, ihr Hauptabfluss wurde durch einen alten Festungsgraben unter der Reesendammbrücke durch die Kleine Alster an den Alsterarkaden geleitet, während der alte Abfluss durch das heutige Nikolaifleet erfolgte. Damals wurde die Südseite des Jungfernstieges neu bebaut. Von 1843 bis 1881 lag die erste große Einkaufspassage, der Sillem’s Bazar, am Jungfernstieg.
Ihren Namen hat die Straße durch einen alten Brauch erhalten, denn auf der Flaniermeile führten sonntags Familien ihre unverheirateten Damen, die Jungfern, spazieren.
Wenn Ihr den Jungfernstieg erreicht habt, lohnt sich ein Blick ins Alsterhaus.
Alsterhaus
Als das „Warenhaus Hermann Tietz“, das später zum Alsterhaus wurde, am 24. April 1912 eröffnete, war dies Stadtgespräch. Schon die alte Tietz-Filiale, die seit 1897 bestand, war ein besonderes Warenhaus. Ein so modern ausgestattetes Gebäude mit seiner Lichterpracht und das vielfältige Angebot auf 5.200 Quadratmetern – dafür begeisterten sich die Hamburger.
Das neue Warenhaus wurde noch großartiger. Es gab dort erlesene französische Hutschöpfungen, maßgefertigte Kleider, Sonnenschirme aus reiner Seide, Orientteppiche, Bücher und vieles mehr. Im „Warenhaus Herrmann Tietz“ trat darüberhinaus das Thema Dienstleistungen stärker in den Mittelpunkt
Zwei Weltkriege hat das Alsterhaus architektonisch nahezu unversehrt überstanden jedoch musste die jüdische Familie Tietz wie viele andere vor den Nazis ins Ausland fliehen.
Alsterhaus
Ihr seid am Ende meines Spaziergangs „3 Stunden Hamburg“ angekommen. In 10 Minuten könnt Ihr wieder am Bahnhof sein. Aber Ihr könntet auch unter folgenden Möglichkeiten wählen: Eine Bootsfahrt auf der Alster. Oder zu Fuß einmal rund um die Binnenalster spazieren. Die Kunsthalle, Hamburgs großes Kunstmuseum, liegt direkt vor Eurer Nase.
Ich hoffe, Euch hat mein Vorschlag für einen Spaziergang durch die Hamburger Innenstadt gefallen. Und ich wünsche Euch, dass Ihr mehr Zeit mitbringt als 3 Stunden Hamburg.
Viel Spaß!
Links
- Meine 3 liebsten Sehenswürdigkeiten in Hamburg
- Linie2- Ausflug mit Öffis in die Speicherstadt
- Der Taubenschlag am Hamburger Hauptbahnhof
- Der Michel und seine Orgel
- Miniatur-Wunderland Hamburg
- Speicherstadt
- Landungsbrücken Hamburg
- Gänsemarkt
- Die berühmt berüchtigte Herbertstraße
- Große Freiheit – Reeperbahn
- Elbphilharmie, Hamburgs Wahrzeichen
- 12 Gorillas in der Mönckebergstrasse
Alles, was Du für einen ersten Besuch in Hamburg wissen solltest inkl. den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, findest Du bei den Hamburg-Tipps vom Weltreize-Blog.
- Die Taklamakan-Wüste, geheimnisvoll und abenteuerlich - 1. Dezember 2024
- Deutsches Zollmuseum Hamburg - 26. November 2024
- China Visum – ein Rückblick - 22. November 2024
Sehr geehrter Herr Schätzle,
ich bin kein Stadtführer. In der Woche habe ich auch zu tun.
Es tut mir leid.
LG
Ulrike
Sehr geehrte Frau Ulrike, ich bin am 17. und 18. Mai in Hamburg und würde gerne von Ihnen geführt werden. Gerne auch ganz privat, wenn Gruppenführung nicht möglich ist.
Freue mich auf Ihre Antwort.
Das freut mich sehr!
Danke tausend mal, das waren gestern Wunderschöne 4 Stunden im Hamburg, habe ein bisschen mehr Zeit am Wasser verbracht, damit auch mein Hund sich glücklich fühlt. Aber ohne Dein Bericht wäre es nicht so harmonisch gewesen.
Hamburg lohnt sich auch für solche kurze Zeit, aber der Wunsch noch ein mal zu kommen ist noch größer ;-)))!
Ja, da hast Du recht! Sag Bescheid, wenn Du in Hamburg bist! Vielleicht können wir uns auf einen Kaffee treffen.
Ich liebe Hamburg und bin sehr gerne dort. Dank deines Berichtes weiß ich: „Da muss ich unbedingt mal wieder hin“, denn es gibt immer etwas Neues zu entdecken.
Ich meld mich dann sehr gerne 🙂
Moin! Danke! Wenn du kommst, können wir gerne mal einen Kaffee zusammen trinken! Meld Dich!
LG
Ulrike
Einen Beitrag über meine Lieblingsstadt lese ich immer wieder gerne. Wie sehr freue ich mich nächstes Jahr wieder Hamburg zu besuchen, wenn ich dann entgültig aus China zurück bin.
Vielen Dank für den Beitrag liebe Ulrike und viele Grüße aus Suzhou 🙂
Ich seh’s mal wieder überdeutlich – ich muss un-be-dingt mal nach Hamburg!
Hallo Ulrike,
Danke für den schönen Stadtrundgang.
Hamburg ist eine sehr schöne, weltoffene und auch interessante Stadt,
ein Besuch macht jedesmal viel Freude
und man entdeckt immer wieder etwas „Neues“.
Viele liebe Grüße!
Ecki
Beim Jungfernstieg denke ich immer an Heinrich Heine, nicht nur wegen des Heine-Hauses sondern auch wegen Schabelewopski. https://operasandcycling.com/in-the-footsteps-of-schnabelewopski/