Brotlaibidole aus der Bronzezeit

Zuletzt aktualisiert vor 2 Wochen

Brotlaibidole sind kleine, unscheinbare Tonteile, die Ausgräber in vielen europäischen Fundstellen der Bronzezeit gefunden haben. Die ersten Funde liegen rund 150 Jahre zurück.

Bislang sind mehr als 100 Brotlaibidole aus einem Gebiet zwichen Donau und Alpen bekannt geworden, Sie sind eher einfach gestaltet, relativ klein, aus Ton mit sehr unterschiedlichen „Verzierungen“. Ich frage mich, wie viele noch in alten Archiven lagern, noch nicht ausgegraben wurden oder gar als unbedeutend übersehen und weggeworfen wurden.

Brotlaibidole
Bornhöck

Zur Zeit gibt es im Frankfurter Archäologischen Museum eine umfangreiche Ausstellung zu den Brotlaibidolen: Aenigma 2.0 (14.10.2024 bis 23.03.2025)

Was bedeutet „Aenigma“?

Einige von Euch werden wohl mal von der Chiffriermaschine „Enigma“ aus dem 2. Weltkrieg gehört haben.

Enigma (griechisch αἴνιγμα aínigma, deutsch ‚Rätsel‘) ist der Markenname und eine Sammelbezeichnung für eine Reihe von Rotor-Chiffriermaschinen, die seit den 1920er-Jahren zur Verschlüsselung von Nachrichten verwendet wurden. Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurden Enigma-Maschinen von den Achsenmächten eingesetzt, hauptsächlich von der Wehrmacht. Den Alliierten gelang es, die damit verschlüsselten Funksprüche nahezu kontinuierlich zu entziffern, was bis 1974 geheim gehalten wurde.

Wikipedia

Aenigma ist Lateinisch und bedeutet „Rätsel“ oder auch theologisch „Symbol“. Damit sind wir bei der Ausstellung in Frankfurt:

Brotlaibidole

Das Archäologische Museum, Frankfurt:

Die Ausstellung gründet auf einer deutsch-italienischen Forschungsinitiative zum Thema „Brotlaibidole – tavolette enigmatiche/oggetti enigmatici“ der Jahre 2008—2011. „Aenigma 2.0“ erweitert dieses Wissen um aktuelle Forschungsergebnisse und neu entdeckte Fundobjekte aus verschiedenen Teilen Europas. Dank der Zusammenarbeit mit mehr als 50 Leihgebern aus 11 Ländern – Museen, Institutionen und Privatsammlungen –, vor allem aus Italien, dem Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse 2024, sowie aus weiteren europäischen Ländern wie der Slowakei, Tschechien, Ungarn, Kroatien, Österreich, Bulgarien und Rumänien, wird diese einzigartige Ausstellung realisiert.

Die Fundgeschichte der Brotlaibidole beleuchtet die Ausstellung ausführlich, die kleinen Tontäfelchen werden in ihrem Fundzusammenhang dargestellt. Sie stammen alle aus der späten Bronzezeit zwischen ca. 1850 und 1500 v. Chr.

Erst nach und nach haben Archäologen aus den verschiedenen Ländern erkannt, dass die „Brotlaibidole“, wie sie nach der ähnlichen Form der Brote genannt werden, irgendwie zusammen gehören. Irgendwie, weil sie nicht identlisch sind, ähnliche Muster haben aber sich deutlich unterscheiden.

Nun hat man sie in dieser Ausstellung zusammengefasst und einander gegenübergestellt. Das Dilemma der Forscher wird dabei offensichtlich. Der Besucher kann sich ein eigenes Bild davon machen, wie sehr sich die Funde gleichen und dann auch wieder nicht.

Hat man bei der einen Ausgrabung mehrere gefunden, so hat man anderswo nur ein einziges Idol ausgemacht. Waren sie in einigen Gräbern niedergelegt, so waren sie anderswo in alten Siedlungsresten verstreut.

Das Rätsel der Brotlaibidole

Über die Verwendung der Idole haben besonders in den letzten Jahren viele Wissenschaftler den Kopf zerbrochen. Religion? Handel? Haushalt? Sie haben noch keine Lösung gefunden.

Gemeinsam ist den Brotlaibidolen die geringe Größe und dass sie aus Ton hergestellt wurden, einfach zu transportieren und in die Tasche zu stecken.

Brotlaibidole und Keramik

Sie sind mit sehr unterschiedlichen Mustern bedeckt: Kreise, kleine Gruben, Rauten, Und dazwischen oder die Kreise u.ä. verbindend sind Linien eingraviert.

Spannend ist es auch, dass diese Muster sich auf den zeitgenössischen Keramikgefässen finden lassen.

Handel

Eine vage Ähnlichkeit mit Siegel aus Mesopotamien legt eine Nutzung beim Handeln mit Gütern nahe. Vielleicht war es ja eine Form, Güter zu kennzeichnen und zu zählen, als es noch keine Schrift gab. Dafür spricht auch die weite Verbreitung. Allerdings hat man noch kein gleiches Muster in weit voneinander gelegenen Siedlungen gefunden.

Sie wurden hauptsächlich im Einzugsgebiet von großen Flüssen gefunden, die einen bequemn Handelsweg bedeuteten.

Brotlaibidole

Gegenstände des täglichen Gebrauchs

Viele Brotlaibidole hat man innerhalb von Siedlungsresten gefunden, manchmal zusammen mit Webgewichten. Könnte es sich um eine Art „Mustervorlage“ beim Weben oder Stricken gehandelt haben? So nach dem Motto „zwei Reihen gerade, dann das Muster, dann… Das ist meine persönliche Lieblinglösung.

Religion

Eine religiöse Bedeutung kann man nur durch die Funde bei Grabausstattungen vermuten, Auch sind einige der Tontäfelchen zerbrochen – mit Absicht oder zufällig?

Fazit

Im Eingangsbereich befindet sich eine Ecke, wo der Besucher sich selbst mit der Entschlüsselung dieses Rätsels der Bronzezeit auseindersetzen kann. Vielleicht findet jemand eine ganz unerwartete Lösung.

Mich hat das Rätsel der Brotlaibidole jedenfalls gepackt!

Versuchsstation Brotlaibidole

Infos

Aenigma 2.0
Wer entschlüsselt den rätselhaften Code der Bronzezeit?

14.10. – 23.03.2024

Ausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt

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Ulrike
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