„Buddha“ ist kein Name, sondern ein Titel. Er bedeutet „der Erwachte“. Gemeint ist damit Siddhartha Gautama oder auch Shakyamuni Buddha (der Buddha aus dem Geschlecht der Shakya), ein Mann, der vor über 2.000 Jahren im Norden Indiens lebte und lehrte. Er gilt als Begründer des Buddhismus, einer der großen Weltreligionen.
Doch was wissen wir wirklich über ihn? Vieles stammt aus Geschichten, die erst lange nach seinem Tod aufgeschrieben wurden – mit Wundern und Symbolen ausgeschmückt. Trotzdem lässt sich ein historischer Kern erkennen.
Die Legende von der Geburt Buddhas
Vor langer Zeit lebte in Nordindien, im Königreich der Śākya, ein Herrscher namens König Śuddhodana. Seine Gemahlin, Königin Māyā, war eine fromme und gütige Frau.
Eines Nachts hatte Māyā einen wunderbaren Traum: Ein schneeweißer Elefant mit sechs Stoßzähnen kam vom Himmel herab, trug eine weiße Lotosblüte im Rüssel und trat sanft in ihre rechte Seite hinein. Die Deuter des Traumes sagten, dies sei ein himmlisches Zeichen – die Königin werde einen großen Sohn gebären, der entweder ein weltbeherrschender König oder ein erleuchteter Weiser werde.
Als die Zeit der Geburt nahte, begab sich Königin Māyā auf den Weg zu den Gärten von Lumbinī. Dort, unter einem blühenden Sala-Baum, hielt sie sich an einem Ast fest. Stehend brachte sie ihren Sohn zur Welt – den Prinzen Siddhartha Gautama.
Die Überlieferung erzählt, dass die Erde erbebte, himmlische Wesen Blumen herabregnen ließen und Musik erklang. Das Neugeborene nahm sieben Schritte in jede Himmelsrichtung, und unter jedem seiner Schritte erblühte eine Lotosblume. Dabei sprach er mit klarer Stimme:
„Dies ist meine letzte Geburt. Ich werde Erwachung erlangen und allen Wesen den Weg zeigen.“
So begann das Leben desjenigen, der später als Buddha, der „Erwachte“, bekannt wurde.

Leben und Biografie
Es gibt unterschiedliche Überlieferungen, Legenden und Interpretationen; die historischen Fakten sind nicht vollständig gesichert. Hier das, was in möglichst zuverlässigen Quellen konsensfähig erscheint:
Lebensphase | Was berichtet wird / was angenommen wird |
Geburt | Geboren wurde er ca. im 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr., in Lumbini (heutige Grenze Nepal–Indien), im Shakya-Clan. Sein Vater war Suddhodana, ein lokaler Fürst Seine Mutter hieß Maya. |
Frühes Leben | Als Prinz hatte er ein privilegiertes Leben. Aber eines Tages (es heißt, durch Begegnungen mit Leid: Alter, Krankheit, Tod und ein Asket) wurde Siddhartha bewusst, dass Leid Teil des Lebens ist. Mit etwa 29 Jahren verließ er Frau und Kind, um als Wanderasket auf Wahrheitssuche zu gehen und um Antworten zu suchen. Er probierte Meditation, strenge Askese und wanderte von Lehrer zu Lehrer. Nichts brachte ihm die erhoffte Befreiung. |
Er war sechs Jahre lang auf der Suche, übte Askese und meditierte. | |
Erleuchtung | Unter einem Bodhi-Baum in Bodh Gaya erreichte er schließlich Erleuchtung (Bodhi). Vorher war er oft versucht worden (z. B. von Mara, einer Art personifizierter Versuchung / Täuschung) – dann realisierte er die „Vier Edlen Wahrheiten“. Schließlich entschied er sich für einen „Mittleren Weg“: weder Luxus noch Selbstquälerei. Er verstand, warum Menschen leiden, und wie dieses Leiden überwunden werden kann. Damit wurde er zum „Buddha“. |
Lehrtätigkeit | Nach seiner Erleuchtung begann er zu lehren. Sein erster öffentlicher Vortrag (erste Rede) soll in Sarnath gewesen sein, als er die Lehre vom Achtfachen Pfad und den Vier Edlen Wahrheiten darlegte. Über etwa 45 Jahre soll er durch Nordindien gereist sein, Anhänger gesammelt haben, Gemeinschaften (Sangha) begründet haben. |
Tod / Parinirvana | Er starb in Kusinara (jetzt Kushinagar, Indien). Das genaue Datum ist unklar; er soll etwa 80 Jahre alt gewesen sein. Über die Todesursache wird gesagt, dass er ab einer Lebensmittelvergiftung starb. Möglicherweise durch verdorbenes Schweinefleisch. (Die Anhänger seiner Lehre durften gespendetes Essen nicht ablehnen, auch wenn es Fleisch enthielt). Nach seinem Tod wurde sein Leichnam verbrannt, seine Relikte wurden verteilt und in Stupas verehrt. |
Quelle: | Encyclopedia Britannica |

Buddhas Lehren und Überlieferungen
Zentrale Lehren und Konzepte, die Buddha zugeschrieben werden:
- Die Vier Edlen Wahrheiten
- Es gibt Leiden (Dukkha).
- Es gibt Ursachen des Leidens (z. B. Begehren, Anhaftung).
- Es gibt ein Ende des Leidens (Nirvana).
- Es gibt einen Pfad, der zum Ende des Leidens führt – oft formuliert als der Achtfache Pfad.
- Der Mittlere Weg
Buddha lehrte, dass weder luxuriöses Leben im Übermaß noch extreme Askese zum Ziel führen, sondern ein ausgewogener Weg. - Meditation, Achtsamkeit und geistige Entwicklung
Ein großer Schwerpunkt war die persönliche Praxis: Erkenntnis durch Meditation, Einsicht (Vipassana), ethisches Verhalten, Schulung des Geistes. - Karma und Wiedergeburt
Das Gesetz des bedingten Entstehens: Handlungen (Karma) haben Folgen, und das Leben wird in einem Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt verstanden – man strebt danach, diesem Kreislauf zu entkommen.
Datierung & Quellenlage: Schwierige Teile
Die genauen Jahreszahlen von Geburt, Erleuchtung & Tod sind unsicher. Verschiedene Traditionen (z. B. buddhistische Chroniken, Pali-Kanon, andere Quellen) geben unterschiedliche Daten an. Die Quellen über sein Leben sind zum Teil schriftlich lange nach seinem Tod entstanden, viele Geschichten sind legendär und symbolisch (z. B. Wunder, Visionen, frühkindliche Wunder). Historiker versuchen oft, das Mythische vom Möglichen zu trennen.
Bedeutung und Einfluss
Buddha gilt als Begründer des Buddhismus, einer der großen Weltreligionen / spirituellen Traditionen. Seine Lehren haben sich über ganz Asien verbreitet (und inzwischen weltweit).
Seine Lehren berühren Ethik, Meditation, Philosophie, Psychologie – vieles, was heute als Achtsamkeit oder Bewusstseinsarbeit bezeichnet wird, hat Wurzeln in den buddhistischen Praktiken.
Stätten, die mit seinem Leben verbunden sind (z. B. Lumbini, Bodh Gaya, Sarnath, Kusinara) sind wichtige Pilgerorte.

Was moderne Wissenschaft relativ sicher glaubt
- Existenz einer historischen Person
Die meisten heutigen Buddhismus-Forscher nehmen an, dass Siddhartha Gautama – der Buddha – tatsächlich gelebt hat. Es gibt zwar Legenden und religiöse Überlieferungen, aber die Konsensmeinung ist: Es handelt sich nicht nur um eine mythische Person. - Leben im Nord-Indien / Süd-Nepal Gebiet
Er soll in der Region gelebt haben, in der heute Nord-Indien und Grenzgebiete zu Nepal sind, in einer Zeit als es mehrere kleine Königreiche / Stammesherrscher gab. - Religiöse und philosophische Lehren größtenteils früher Überlieferungen
Viele der frühesten Texte (z. B. der Pāli-Kanon, frühere Schulen wie Theravāda) enthalten Lehren, die Forscher oft für früh und glaubwürdig halten – nicht unbedingt in jedem Details, aber in ihren Grundlinien. Texte wie die „Reden“ (Suttas), die Vorstellungen von Karma, Wiedergeburt, Ethik, Meditation etc., gelten als Teil eines alten gemeinsamen Fundaments. - Mangel an zeitgenössischen schriftlichen Belegen
Es gibt keine bekannte schriftliche Quelle, die direkt aus dem Leben des Buddha stammt. Alle überlieferten Texte wurden später niedergeschrieben (häufig mündliche Überlieferung, dann später Schrift). Auch archäologische oder epigraphische Zeugnisse, die ihn direkt betreffen, sind spärlich und meist aus Jahrhunderten danach. (abstemple.org)
Was unsicher oder umstritten ist
Genaues Datum von Geburt und Tod
Es gibt sehr verschiedene Traditionen und auch in der wissenschaftlichen Literatur unterschiedliche Vorschläge. Man versteht, dass die historischen Quellen (chronikalische Texte, buddhistische Chroniken, Pali-Kanon etc.) verschiedene Chronologien bieten (sogenannte „long chronology“, „short chronology“). (buddhistelibrary.org)

Alter & Dauer bestimmter Lebensereignisse
Zahlen wie „Erleuchtung mit 35“ oder „80 Jahre Lebensdauer“ sind Teil der Überlieferung – sie werden von manchen Forschern als plausible, symbolisch bedeutsame Angaben betrachtet, aber ob sie genau historisch sind, ist fraglich.
Welche Teile der überlieferten Texte beruhen direkt auf dem historischen Buddha
Man kann nicht sicher sein, welche Suttas oder Teile davon wirklich von ihm stammen oder erst später hinzugefügt / bearbeitet wurden.
Manche Texte und Legenden enthalten offensichtlich spätere Schichten oder bildhafte Elemente (Wunder, mythologische Ausschmückung).
Verlässlichkeit der Überlieferungen und ihrer internen Angaben
Chroniken aus Sri Lanka, Tibet etc. liefern widersprüchliche Daten. Auch Angaben, wie viele Jahre zwischen Buddhas Tod und dem Aufstieg von Ashoka lagen, variieren stark. Wissenschaftler versuchen, solche Angaben kritisch zu prüfen in Bezug auf archäologische Funde und Inschriften. (The Open University)
Archäologische Zeugnisse
Ashoka-Inschriften (3. Jh. v. Chr.)
Kaiser Ashoka (Maurya-Dynastie, regierte ca. 268–232 v. Chr.) war ein Förderer des Buddhismus. Seine Fels- und Säuleninschriften sind die frühesten außerbuddhistischen Quellen, die den Buddha erwähnen.
Beispiel: „Ashokas Felsedikt 8“ erwähnt Buddhas wichtige Pilgerorte und belegt, dass Buddha bereits 200 Jahre nach seinem Tod als historisch verehrte Figur galt.
Stupas & Reliquienfunde
Archäologische Funde von Stupas (Kuppelbauten für Reliquien) zeigen, dass Buddhas Überreste früh kultisch verehrt wurden.
Berühmte Beispiele: Sanchi, Piprahwa.
Lumbini-Inschrift
Die Ashoka Lumbini-Inschrift ist eine antike Brahmi-Inschrift aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. auf einer Säule in Lumbini, Nepal, die den Besuch von König Ashoka im Jahr seiner Krönung dokumentiert, um den Geburtsort Buddhas zu ehren. Die Inschrift, auch bekannt als Rummindei-Säuleninschrift, ist eine der ältesten in Nepal und von großer historischer Bedeutung, da sie den genauen Geburtsort Buddhas für die moderne Welt identifiziert und die Errichtung eines Gedenkens durch Ashoka festhält.

Bedeutung und Inhalt der Inschrift
König Ashoka und Lumbini: Die Inschrift bestätigt den Besuch von König Ashoka (Piyadasi) in Lumbini im 29. Jahr seiner Krönung und seine Ehrfurcht vor dem Ort, an dem Buddha geboren wurde. Sie diente als Gedenken und zur Bestätigung des Geburtsortes von Buddha, was sie zu einem wichtigen historischen Fund für die Identifizierung des Ortes macht. Der Text erwähnt, dass als Folge der Erkenntnis über Buddhas Geburt eine Steinsäule errichtet und ein Steingeländer gebaut wurden.
Die Säule wurde von Kaiser Ashoka als Monument zu Ehren Buddhas und als Verweis auf den Geburtsort errichtet, der zu dieser Zeit ein wichtiger Pilgerort war. Die Säule und die Inschrift wurden im Dezember 1896 während Ausgrabungen in Lumbini wiederentdeckt.
UNESCO-Weltkulturerbe: Lumbini wurde 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, was seine immense historische und kulturelle Bedeutung unterstreicht.
Historischer Kontext
- Dritte Säule von Ashoka: Die Lumbini-Inschrift gehört zu den Kleinen Säulenedikten Ashokas, auch wenn sie als Gedenken in der Vergangenheit und nicht als königliche Anweisung in der Gegenwart verfasst ist.
- Einzigartiges Zeugnis: Sie ist eine der frühesten und bedeutendsten Inschriften Nepals und liefert wertvolle Einblicke in die Kultur und Verwaltung der damaligen Zeit.
Was sagen die Historiker?
Der Buddha war sehr wahrscheinlich eine historische Person, die im 5. bis frühen 4. Jahrhundert v. Chr. lebte. Die exakten Daten sind nicht sicher: Geburt, Erleuchtung, bestimmte Lebensstationen sind mit Zahlen überliefert, die aber nicht alle mit zuverlässigen Belegen untermauert sind.
Wenn man eine ungefähre Zeitspanne angeben will, dann bewegen viele aktuelle Studien Tod des Buddha in den Bereich ca. 420-380 v. Chr., mit Abweichungen je nach Chronologie.
Vieles, was über sein Leben erzählt wird (z. B. Wunder, bestimmte Details der Kindheit, Begegnungen) gehört wahrscheinlich zu den späteren Legenden oder symbolischen Erzählungen, auch wenn sie religiös wichtig sind.
Sicher belegt ist Buddha erst in den Inschriften des indischen Kaisers Ashoka (3. Jh. v. Chr.). Dort werden seine Pilgerstätten genannt.
Die ältesten Texte des Buddhismus – die sogenannten Suttas – geben seine Lehre wieder. Viele Forscher sind überzeugt, dass sie im Kern auf den historischen Buddha zurückgehen.
Alles andere – etwa Wunder bei seiner Geburt oder Visionen – sind wohl spätere Ausschmückungen, die seine Bedeutung hervorheben und seine Lehre verdeutlichen sollten.

Schriftliche Quellen
a) Frühbuddhistische Texte (Pāli-Kanon & parallele Überlieferungen)
Pāli-Kanon (Tipiṭaka / „Drei Körbe“
Enthält die Sutta-Piṭaka (Reden), Vinaya-Piṭaka (Ordensregeln) und Abhidhamma-Piṭaka (systematische Lehren).
Niedergeschrieben wurde der Pāli-Kanon vermutlich erst mehrere Jahrhunderte nach dem Tod Buddhas (traditionell um 1. Jh. v. Chr. in Sri Lanka). Trotzdem gelten die Suttas und Vinaya als die ältesten Texte, die am ehesten einen historischen Kern enthalten.
Besonders wichtig: Dīgha-Nikāya (lange Reden), Majjhima-Nikāya (mittellange Reden), Saṃyutta-Nikāya, Aṅguttara-Nikāya.
Āgamas (chinesische Überlieferungen)
Paralleltexte zum Pāli-Kanon, überliefert in Sanskrit oder Chinesisch. Der Vergleich zwischen Pāli- und Āgama-Versionen hilft, spätere Zusätze zu erkennen und den älteren Kern herauszufiltern.
Diese Texte enthalten viele Lebensstationen (z. B. Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum, erste Predigt, Begegnungen mit Schülern). Die Grundzüge der Lehre (Vier Edle Wahrheiten, Achtfacher Pfad, Mittlerer Weg) gelten in der Forschung als sehr alt.
b) Spätere Chroniken
Mahāvaṃsa und Dīpavaṃsa (Sri Lanka)
Geschichtschroniken, die auch Angaben zum Leben Buddhas enthalten. Entstanden erst Jahrhunderte später, eher als religiös-historische Erzählungen gedacht. Für Historiker sind sie hilfreich für Chronologien, aber kritisch zu betrachten.
Lalitavistara-Sūtra
Poetische oder hagiographische Lebensbeschreibungen, die viele Wundergeschichten und mythische Elemente enthalten. Sie sind historisch nicht zuverlässig, aber wichtig für die Entwicklung des Buddha-Bildes.

Warum ist Buddha bis heute wichtig?
Buddha begründete eine Lehre, die sich von Indien aus in ganz Asien verbreitete und heute weltweit Millionen Anhänger hat. Seine Gedanken zu Leiden, Achtsamkeit und Mitgefühl haben nicht nur Religion und Philosophie, sondern auch Psychologie und moderne Achtsamkeitspraxis geprägt.
Buddhas Botschaft ist erstaunlich zeitlos: Leid gehört zum Leben, aber wir können lernen, damit umzugehen. Mit Achtsamkeit, Mitgefühl und klarem Denken. Darum wird der Buddhismus nicht nur als Religion praktiziert, sondern inspiriert auch moderne Psychologie, Achtsamkeitstrainings und sogar Stressbewältigungsprogramme.
Buddha war ein Mensch – ein suchender, zweifelnder, fragender Mensch. Er wurde zur Symbolfigur, weil er Antworten auf die universelle Frage nach dem Leid fand. Seine Lehre, entstanden vor über 2.000 Jahren, bewegt und inspiriert Menschen bis heute – in Tempeln, in Meditationszentren, aber auch in Alltag und Wissenschaft.
Quellen:
- Encyclopaedia Britannica: Buddha
- Metropolitan Museum of Art: Buddha
- Oxford Bibliographies: Historical Buddha
- Open University: The dates of the Buddha
- Ashoka-Inschriften (3. Jh. v. Chr.), insbesondere Lumbini-Säule
- Palikanon
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