Die Lotosblume – vielbesungen und gegessen

Die Blume, die der Reisende am ehesten mit Asien und China verbindet, ist nicht die Chrysantheme oder die Päonie, sondern die Lotosblume. Häufig auch einfach Seerose genannt.

Lotosblume in einem Teich in China.

Lotus oder Lotos?

Lotus [corniculatus] ist die botanische Bezeichnung für Hornklee (und eine populäre Sportwagenmarke), die Seerose hingegen heißt Lotos (entsprechend auch Lotosblüte, Lotossitz). (Quelle: korrekturen.de)

Bei Wiktionary findet man außerdem:

Bedeutungen:

[1] Trivialname für krautige Wasserpflanzen der Familie Nelumbonaceae
[2] umgangssprachlich: Bezeichnung oder Bestandteil der Bezeichnung verschiedener Pflanzen mit Blüten, die denen des echten Lotos ähneln oder die nur aus historischen Quellen überliefert und nicht klar abzugrenzen sind
[3] Typenbezeichnung für Motorboote des DDR-Betriebes PGH Müggelspree Berlin
[4] Baureihe russischer Satelliten

Also werde ich ab sofort, wenn ich dran denke „Lotos“ mit „o“ schreiben, weil ich von der Seerose und ähnlichen Pflanzen schreiben will.

Botanisch betrachtet

Lotosblume

Wissenschaftlicher Name: Nelumbo
Höhere Klassifizierung: Lotosgewächse
Ordnung: Silberbaumartige (Proteales)
Rang: Gattung
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)

Merkmale der Lotosblume

Lotosblumen sind Wasserpflanzen mit Rhizomen. Die großen Blüten sind zwittrig, mit vielen freien Fruchtblättern. Die Bestäubung erfolgt durch Käfer. Sie kommen in der Natur Asiens vor. Eine Art gibt es auch in Amerika.

China bei Regen: Lotosblume
Regentropfen auf Lotosblättern

Das Besondere an den Blättern des Lotos ist, dass sie flüssigkeitsabweisend sind, sodass beispielsweise Wasser einfach abperlt. Dadurch bleiben die Blätter stets sauber, und es können sich keine Pilze oder andere Organismen auf ihnen ausbreiten, die der Pflanze schaden könnten (Lotoseffekt).

Seerose

Lotosblumen in Thailand während eines Meditationsretreat

Wissenschaftlicher Name: Nymphaea
Familie: Seerosengewächse (Nymphaeaceae)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Höhere Klassifizierung: Seerosengewächse
Ordnung: Seerosenartige
Rang: Gattung

Merkmale der Seerose

Auch die Seerosen sind Wasserpflanzen, die Rhizomen bilden. Die einzeln stehenden, zwittrigen Blüten sind schraubig aufgebaut und duften oft. Seerosen kommen. Sie sind in ungefähr 59 Arten auf der ganzen Welt verbreitet.

Ganz ehrlich: Ich kann die beiden Pflanzen nicht wirklich unterscheiden. Werde mich aber sehr bemühen, mich auf die Lotosblume zu konzentrieren und hoffentlich auch immer die korrekte Schreibweise benutzen.

Buddha und der Lotos

Der Legende zufolge wurde Buddha auf einer Lotosblume geboren. Oder er soll auf einer Lotusblüte gestanden haben, schon als Baby. Es gibt deshalb auch unzählige Buddha-Abbildungen, wo Buddha auf einem Lotosblatt im so genannten Lotossitz meditiert.

Pagode Vien Giac Hannover, eine Mutter hält ihr Kleinkind hoch, damit es mit einer Kelle eine Kinderstatue von Buddha mit Wasser übergießt.
Vesakh-Feier in Hannover – Baby Buddha auf der Lotus-Blüte

Symbol für Reinheit

Ihre Wurzeln ruhen im schlammigen Boden, Blätter und Blüten schwimmen auf dem Wasser, das sie nur benetzen, nicht jedoch auf ihr haften kann. Dies macht die Lotosblume zum Symbol der Reinheit.

Im Buddhismus wird sie gerne als Symbol für die Reinheit des Herzens, für Treue, Schöpferkraft und Erleuchtung genutzt.

Lotosblume

In der Lehre Buddhas dient die Entwicklung der Lotospflanze als Vergleich für das Potenzial eines jeden Menschen, die Erleuchtung, den Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu erlangen, auch unter schwierigsten Umständen.

Das Lotos-Sutra

Das Lotos-Sutra, die Lehrrede der Lotosblume vom wunderbaren Gesetz, ist die bedeutendste Schrift des Mahayana-Buddhismus, wie er in China gelehrt wird. Der Name auf Chinesisch lautet kurz  法华 经 pinyin Fǎhuá jīng (Gesetz/Lehre + großartig + Kanon/Werk). Die ältesten Texte und Übersetzungen aus dem in Indien gebräuchlichen Pali sind wohl schon vor rund 2.000 Jahren entstanden. In den Höhlen von Dunhuang wurden Schriftrollen mit der Lotos-Sutra gefunden, die rund 1.500 Jahre alt sind.

Die Lehre kurz gefasst

nach Wikipedia

Lotosblüte aus Silber, Tang Dynastie.
Lotosblüte aus Silber, Famen Tempel bei Xi’an.

Mit dem Lotos-Sutra wird vor allem gesagt,, dass jedes Lebewesen die Möglichkeit ha, die letztendliche Wahrheit zu verstehen und die Buddhaschaft, also die vollkommene Erleuchtung, zu erlangen. Als Hauptelement der Erleuchtung wird die Weisheit des Buddha dargestellt. In diesem Teil tritt uns der „menschliche“ Buddha (Nirmanakaya) gegenüber, wie ihn auch das Theravada kennt, wobei hier auch einige „Dogmen des Theravada“ hinterfragt werden – auch die „Bösen“ können durch Buddhas unendliches Mitgefühl zur Erlösung gelangen, wie der Erzgegenspieler des Buddha Devadatta.

In den weiteren Kapiteln, die als „Gesetz des Ursprungs“ verstanden werden, wird dargestellt, dass der Buddha die Menschen seit ewigen Zeiten belehrt hat und er das fundamentale Prinzip ist, das die Erscheinungen des Universums bedingt und das von Anbeginn des Universums an existiert hat. Buddha erscheint hier als Verkörperung der universellen und allgemeinen Wahrheit, als Beherrscher des Raum-Zeit Kontinuums (Sambhogakaya). Dieser transzendente Buddha (der Buddha des Mahayana) gilt als Verkörperung der kosmischen Ordnung bzw. des Dharma, dessen irdische Verkörperung dazu dient, allen leidenden Wesen zu helfen.

Es wird das Prinzip des Bodhisattvas eingeführt, also Persönlichkeiten, die eigentlich das Nirvana erreicht haben, aber darauf verzichten, um den Menschen mit ihrem Wissen zu helfen.

Frauen im Lotos-Sutra

Ich habe folgendes hochinteressantes Zitat bei Wikipedia gefunden:

Sariputra: Der Körper einer Frau ist schmutzig (durch Befleckung) und kein Gefäß des Gesetzes. Wie bist du da fähig, (Drachen Mädchen) die höchste Erleuchtung zu erlangen? […] Ferner gibt es für eine Frau wegen ihres Körpers noch die fünf Hindernisse: 1) Sie erreicht es nicht, ein Brahmā-Himmels-König zu werden, 2) nicht Indra, 3) nicht König der Māras, 4) nicht raddrehender König und 5) nicht Buddha. Drachen Mädchen: ihr sollt mit eurer überirdischen Kraft nun sehen, dass ich noch schneller als(dies) Buddha werde. Weiterhin gilt:

Wenn nach dem Erlöschen […] eine Frau diesen Sūtrentext hört, sie entsprechend dieser Predigt praktiziert und so ihr Leben beendet, so wird sie […] auf dem Juwelen-Sitz in einer Lotosblüte wiedergeboren. Sie (die in einen Mann verwandelt) wird nicht mehr von Begehrlichkeit bedrängt werden, ferner auch nicht durch Zorn und Torheit.

Die Lotosblume im Tempel

Daxingshan Tempel Xi'an,Kerzen in Form von Lotosblüten.

Die obigen Ausführungen zeigen deutlich, warum die Lotosblume vor allem in den chinesischen Tempeln so beliebt sind.

Man findet sie nicht nur in den Teichen der Tempel, sondern auch als Kerzenständer und als wunderschöne Dekoration. Sehr gerne opfert man auch die geschlossenen Knospen auf den Altären.

Der Tempel der Bahai in Delhi

Die Religionsgemeinschaft der Bahai hat in Delhi, Indien einen ganzenzen Tempel in Form einer Lotosblume errichtet. Ich habe ihn 1992 besucht und war sehr beeindruckt!

Bahai Tempel in Delhi
Bild von rarestohanean auf Pixabay

Lotos kann man essen!

Lotoswurzel in Scheiben als Gemüse.

Die Lotoswurzeln haben ein unverwechselbares Aussehen. Man kann sie als dekoratives und gesundes Teil einer asiatischen Gemüsebeilage nehmen. Das ungewöhnliche Aussehen kommt durch die Luftkammern in der Wurzel, die den Pflanzen den nötigen Auftrieb geben.

Die Lotoswurzel schmeckt relativ neutral. Doch die knackige Struktur gibt dem Gericht eine spezielle Note, ähnlich wie die Wasserkastanie. Die in feine Scheiben geschnittenen Wurzeln nehmen die Aromen von Marinaden und Gewürzen gut auf.

Ich habe sie schon einfach als pikanten Salat gegessen. Wunderbar als Beilage zum Grillen. Bei mir findet Ihr den Lotoswurzelsalat als Kohlrabisalat wieder. Ich hatte hier in Hamburg einfach keinen Lotos bekommen.

Mit unter 100 kcal auf 100 g ist Lotuswurzel eine schlanke Zutat in jedem frischen Gericht. In der chinesischen Heilkunde werden ihr positive Wirkungen bei Herzerkrankungen und Durchfall nachgesagt.

Lotoskerne

Lotussamen

Lotossamen sind ungefähr 1,5 cm lang und oval. Sie werden auch gerne als Lotusnüsse bezeichnet. Sie schmecken leicht nach Mandeln und werden gerne als Knabberei genossen.

Auch die Samenstände haben eine einzigartige Form. Die ausgereiften trockenen Samenstände werde auch in Deutschland gerne als dekoratives Element bei Blumengestecken oder Adventskränzen verwendet.

In China wird aus den Samen der Lotosblume eine helle süße Paste hergestellt, mit der die leckeren Mondkuchen gefüllt werden.

Gedicht von Heinrich Heine

Lotosblume

Wahrhaftig, wir beide bilden
Ein kurioses Paar,
Die Liebste ist schwach auf den Beinen,
Der Liebhaber lahm sogar.

Sie ist ein leidendes Kätzchen,
Und er ist krank wie ein Hund,
Ich glaube, im Kopfe sind beide
Nicht sonderlich gesund.

Vertraut sind ihre Seelen,
Doch jedem von beiden bleibt fremd
Was bei dem andern befindlich
Wohl zwischen Seel und Hemd.

Sie sei eine Lotosblume,
Bildet die Liebste sich ein;
Doch er, der blasse Geselle,
Vermeint der Mond zu sein.

Die Lotosblume erschließet
Ihr Kelchlein im Mondenlicht,
Doch statt des befruchtenden Lebens
Empfängt sie nur ein Gedicht.

Heinrich Heine hat die Lotosblume in noch einem Gedicht besungen und Robert Schumann hat es vertont:

Lotos in der Kunst

Lotosblume auf einer zarten Tuschezeichnung.

Die zarten Farben und markanten Formen der Lotosblume haben seit Jahrhunderten auch die chinesischen Maler inspiriert.

Noch mehr

Viele schöne Fotos von Seerosen findet Ihr auf dem Blog Senioren um die Welt zusammen mit der Geschichte vom Seerosenteich von Claude Monet.

Links

Lotos im Capitalmuseum auf einem Teller
Qing-Dynastie – Capitalmuseum
Lotos
Ulrike

4 Gedanken zu „Die Lotosblume – vielbesungen und gegessen“

  1. Ich wusste nicht, dass man Lotoswurzeln essen kann. Aber vielleicht habe sie schon gegessen, ohne zu wissen, was sie sind.

Schreibe einen Kommentar