Blogparade: Ohne Apotheker fehlt Dir was

Zuletzt aktualisiert vor 6 Monaten

Besuch in einer Apotheke in China

Ohne Apotheker*in fehlt Dir was, schreibt Priska vom Schweizer Blog pharmama.ch und ruft zu einer Blogparade auf. Da fühle ich mich doch angesprochen! Schließlich gäbe es mich persönlich nicht ohne Apotheker:

Meine Großeltern waren Apotheker in Wuppertal. Ich erinnere mich noch gerne an die Besuche bei ihnen. Es gab immer ein Knöterich-Bonbon für uns Kinder. Die sehe ich heute nur noch ganz selten in der Apotheke. Aber der süße, würzige Geschmack weckt jedes Mal Kindheitserinnerungen.

Ein unvergessliches Erlebnis in einer Apotheke in China

Auf Reisen lernt man so manche Apotheke kennen. Denn manchmal braucht man eben Kopfschmerztabletten oder was gegen eine Erkältung. Man hofft, dass kein wirklicher Notfall eintritt, wenn man mal in einem abgelegenen Ort so eine Apotheke in China sieht, die wie aus einer anderen Zeit wirkt:

Traditionelle Apotheke in einer Kleinstadt 1993
Traditionelle Apotheke in einer Kleinstadt 1993

Hochmut kommt vor dem Fall

Eine bemerkenswerte Begegnung in einer Apotheke in China hatte ich während meiner letzten Reise nach China. Ich hatte mir den Fuß umgeknickt. Zwar konnte ich noch gehen, aber der Knöchel schwoll an, der Schmerz behinderte mich beim Gehen. So war ich glücklich, als ich in Peking nahe beim Hotel eine wunderbare moderne Apotheke entdeckte.

Schmerztabletten kaufen? Gar nicht einfach!

Ich gedachte, mir Schmerztabletten und eventuell eine Salbe gegen die Schwellung zu kaufen. Aber mein Besuch war wohl zu spontan. Ich war mir plötzlich unsicher, was Fuß auf Chinesisch heißt. Und „verstaucht“ stand gar nicht in meiner Liste der bekannten Worte. Natürlich sprach auch niemand Englisch.

Hilft Zeichensprache?

Also versuchte ich es so: Mit schmerzverzerrtem Gesicht deutete ich auf meinen Fuß, sagte was von „tut weh“ und „kaputt“. Die nette Apothekerin und ihre Assistentin guckten sich interessiert meinen Fuß an. Ich krempelte das Hosenbein hoch und die Socke runter.

Aha! Man strahlte mich an! Dann bekam ich mehrere Packungen mit Tabletten, die ich 2 Wochen lang nehmen sollte. Ich fand das merkwürdig, war ich doch der Meinung, dass der Fuß in wenigen Tagen wieder gesund sein würde.

Die Salbe wird gekauft!

Apotheke

Als ich darauf bestand, dass ich auch noch eine Salbe haben wollte, schien die Apothekerin leicht irritiert. Die Tabletten würden doch reichen.

Schnell noch ein Foto, dann zog ich mit Tabletten und Salbe ab. In den nächsten zwei Tagen nahm ich die Tabletten ganz so, wie die Apothekerin es vorgeschrieben hatte. Ich wunderte mich nur, dass sie nicht wirklich halfen.

Der hilfreiche Kollege

Dann besuchte mich ein Kollege. Dem ich mein Zimmer zeigte. Auf dem Nachtisch lagen die Tabletten. Verwundert frage er mich: „Warum nimmst Du Tabletten gegen Fußpilz?“ Meine Augen wurden groß und ich starrte ihn verwirrt an. Fußpilz? Ja, das stehe auf der Packung. Mit anderen Worten, ich hatte statt eines Schmerzmittels Tabletten gegen Fußpilz bekommen! Wir lachten beide herzhaft. Glücklicherweise hatte mein Kollege mir eine Tinktur für meinen Fuß mitgebracht, die schnell half.

Die Tabletten gegen eine Pilzinfektion.
Die Tabletten gegen eine Pilzinfektion.

Die Salbe vom Apotheker war völlig falsch!

Wenn ich genauer hingeguckt hätte, dann wäre mir das eine oder andere Schriftzeichen aufgefallen. Aber ich hab ja gedacht, ich könnte Chinesisch!

癣 xuan ist die Ringelflechte, eine Pilzinfektion der Haut, die ich übrigens nicht hatte.

Fazit

Nächstes Mal bereite ich mich besser vor auf einen Besuch bei einer Apotheke in China.

Update 07.05.16

Die Deadline der Blogparade ist erreicht. Es lohnt sich, die einzelnen Beiträge anzuschauen. Mal ganz was anderes als Reise-Blogparaden! So erfährst Du mehr aus der Welt der Pharmazie, Geschichten darüber, wie nützlich Apotheken sind, wie einem geholfen wurde und sehr, sehr zu Herzen gehende Stories sind dabei. Lest hier: Blogparade Update 3

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Ulrike

6 Gedanken zu „Blogparade: Ohne Apotheker fehlt Dir was“

  1. Hallo Ulrike,
    ja, ich finde es auch sehr peinlich – aber nicht für Dich, sondern für die Apothekerin. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man einen geschwollenen Knöchel und ein schmerzverzerrtes Gesicht dahingehend deuten kann, dass die Kundin Fußpilz hat!!!
    Außerdem hätte ich in einer modernen Pekinger Apotheke in der Nähe eines Hotels erwartet, dass die Apothekerin zumindest ein wenig Englisch spricht.
    LG
    Gretlies

  2. Na, du erlebst ja Sachen, Ulrike! :-)) Aber schön, dass sich der Irrtum durch deinen Bekannten dann relativ schnell aufklärte und die Verstauchung dich letztendlich doch nicht allzu lang behinderte.

    LG Michèle

  3. Danke für den ausführlichen Kommentar! Ich glaube, das ist auch mit ein Grund, warum ich dies Medikament nicht gleich als „falsch“ erkannt habe: Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass man gegen eine Pilzinfektion der Haut Tabletten nehmen könnte. Aber es war anscheinend auch keine so schlimme Verstauchung. Die ist quais von alleine geheilt. Ja, diese alte Apotheke, ob es sie noch gibt? Die Aufnahme ist von 1993, in einem kleinen Ort in Südchina. Damals führte nur eine einfache Straße dorthin, die in dem Ort endete, heute gibt es einen Highway…

  4. Wobei ich ja jetzt mal anmerken möchte: Ein systemisches Antimykotikum gegen eine lokale Hautpilzinfektion ist ein wenig wie die Geschichte mit den Kanonen und den Spatzen. (Aber gut, mit der Vernichtung der Spatzenpopulation kennt man sich ja in China aus; war aber langfristig eher ein weniger erfolgreiches Projekt, glaube ich.) Interessant aber in der oberen rechten Ecke der Schachtel das Kürzel „OTC“, was eigentlich in vielen Ländern der Erde für „Over The Counter“ steht – und so viel wie „Apothekenpflichtig“ (aber eben nicht „Verschreibungspflichtig“ heißt.) Damit scheint das Produkt explizit für die rezeptfreie Abgabe zugelassen. Da ich den Wirkstoff dieses Produkts nicht herausfinden kann, kann ich leider auch keine weiterreichenden Erkenntnisse dazu beisteuern.

    In D fällt mir da kein zugelassenes Produkt (zum Schlücken) gegen eine lokale Hautpilzinfektion ein. Eine Creme/Salbe/Spray mit passendem Wirkstoff sollte bei einer lokalen (Haut)Pilzinfektion eigentlich hinreichen, bei Nagelpilz wirds aber zugegeben etwas komplizierter.

    Hier zeigt sich aber auch wieder sehr intensiv, wie schwierig eine Sprachbarriere im Gesundheitsbereich sein kann. Kenne ich selber von mir – auch wenn ich meine, mich im englischen z.B. leidlich durchschlagen zu können, wenn es an „spezifische“ Krankheitswörter geht, sehe ich auch jedes Mal alt aus…

    Unabhängig davon finde ich bei dem ersten Bild die Glasvitrine toll! Echte Handarbeit von Schreiner und Glaser, die wahrscheinlich schon seit 50 und 100 Jahren hält…

  5. Ja, ich hab lange überlegt, ob ich dieses mir sehr peinliche Erlebnis bloggen soll. Aber wenn es Dich zum Lachen gebracht hat, dann hat es sich schon gelohnt. Knöterich ist eine Pflanze, die die bei Magenbeschwerden wirkt. Ich hab die immer gemocht. Sind aber owhl ein wenig aus der Mode gekommen.
    Ich wünsch Dir auch einen schönen Tag!
    Ulrike

  6. Guten Morgen Ulrike,
    als ich heute meine Mails gecheckt habe, habe ich als erstes Deinen neuen Blogbeitrag gelesen … und laut gelacht: Tabletten gegen Fußpilz bei einem umgeknickten Fuß 🙂
    Gott sei Dank konnte Dein Kollege Dir helfen!
    Was sind denn Knöterich-Bonbons, muss ich mal in meiner Apotheke nachfragen.
    Hab einen schönen Tag!
    Gretlies

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