Das Mithras-Mysterium

Mithras, der im römischen Reich des 1. bis 4. Jahrhundert auch als Sol Invictus verehrt wurde:

Sol Invictus - rechts der Stier
Römische Silberplakette  aus dem 3.Jh.
Sol Invictus, rechts der Stier

„Am ehrwürdigen Tag der Sonne sollen die Beamten und die in den Städten lebenden Menschen ruhen und alle Werkstätten geschlossen bleiben. Auf dem Lande jedoch dürfen die in der Landwirtschaft tätigen Personen ihre Beschäftigungen frei und rechtmäßig fortsetzen, da es oft vorkommt, dass ein anderer Tag nicht für die Getreideaussaat oder das Pflanzen von Wein geeignet ist; sonst könnte die Gabe des Himmels verloren gehen, wenn man den richtigen Zeitpunkt für solche Arbeiten versäumt.“ Kaiser Konstantin Rom 321n.Chr.


Mithras – welches Mysterium um diesen antiken Gott faszinierte die Menschen auch am Rande des römischen Reiches?

Die Legende von Mithras

Einst verfolgte Mithras einen gewaltigen Stier. Er fing ihn und trug ihn auf den Schultern in eine Höhle. Dort opferte er den Stier. Die tat er zur Erneuerung der Welt. Das Blut und Samen des Stiers erneuerten und stärkten die Erde und alles Leben.

Auf den Abbilungen kniet Mithras als junger kräftiger Mann auf dem Stier und tötet ihn schwungvoll mit einem Dolch. Das erinnert an die Geschichte von Perseus und Medusa.

Mithras in der typischen Haltung der Heiligtumsreliefs: über dem Stier mit dem Dolch in der Hand. Dabei die zwei Fackelträger, Cautes und Cautopates.

Wo immer man in Deutschland auf Überreste des Römischen Reichs trifft, findet man in der Regel auch ein Mithras-Heiligtum. Besonders im 2. und 3. Jahrhundert wurde er sehr verehrt. Es ist nicht so viel über den Kult bekannt, da es sich um einen Mysterienkult handelte, bei dem einiges geheim bleiben musste.

Trotzdem und obwohl er in engem Zusammenhang mit einer minderen Gottheit, dem Sol Invictus, stand, war er äusserst beliebt.

Der Stier und die begleitenden Tiere

Der Mithras-Kult ist voller mysterischer Symbolfiguren, die bislang nur unzureichend erklärt werden können. Allen voran der Stier. Der wird in der Regel als der Urstier gesehen. Der ist Symbol für Stärke und Lebenskraft. Als solcher muss er immer wieder sterben, damit neues Leben entstehen kann. Damit steht Mithas für den Gott, der über das Böse und das Chaos siegt. (Tauroktonie)

Dies ist ein uralter Mythos, der wohl weit in die Urspünge der Religionen zurückgeht. Auch eine Verbindung zu verschiedenen Muttergottheiten wird von Forschenden gesehen.

Der Stier wird von weiteren Tieren begleitet: Dem Hung, der die Treue bedeutet, und der Schlange, die ihrerseits ein Symbol für Wiedergeburt und Unendlichkeit ist.

Interressant ist auch der Skorpion. In manchen Abbildungen der Tauroktonie sticht er den Stier einfach in den Bauch. Aber signifikanter wird seine Bedeutung, wenn er hinterhältig in die Hoden des Stieres kneift.

Mithras und der Sonnengott

Mithras, der als kraftvoller Jüngling dargestellt wird, war ursprünglich von geringer Bedeutung. Erst als er immer deutlicher mit dem römischen Sonnengott Sol verschmolz, wurde sein Kult immer beliebter. Das geschah mit Ende des 1. Jahrhundert und verbreitete sich mit den römischen Soldaten bis an die Grenzen des römischen Reiches. Er war besonders populär bei den Soldaten, da er kraftvoll und siegreich war.

Zwei Fackelträger, Cautes und Cautopates, flankieren oft Mithras in ikonischen Darstellungen und symbolisieren den Kreislauf von Leben und Tod.

Auch viele astrologische Symbole umgeben die zentrale Stiertötung. z.B. der Rabe, der für Kommunikation steht. Der Mantel des Mithras ist häufig mit Sterne geschmückt und der Kopf von Sonnenstrahlen gekränzt.

Die Ursprünge des Mithraskultes

Sein Name geht wohl zurück auf den alten Gott Mitra des indoiranischen Kulturkreises. Dieser war dort eine der mächtigsten Gottheiten, der die Einhaltung der Verträge und Eide überwachte. Trotzdem war er anfangs nur der Helfer anderer mächtiger Götter. Schon im 15. Jahrhundert v. Chr. findet man ihn erwähnt. Allerdings ist die Verbindung des persische Mitra mit dem römischen Mithras nicht nachgewiesen.

Mithras  und die Tauroktonie im Archäologischen Museum Frankfurt.

Der Mithras-Kult war/ist voller dunkler Geheimnisse und komplexer Verbindungen. Deshalb hier ein Textausschnitt des  I. ROEMERCOHORTE OPLADEN e.V. :

Listet man die zwischen den Sternbildern Stier und Skorpion (korrespondierendes Herbstäquinoktium) liegenden Sternbilder entlang des Himmelsäquators auf, finden sich diese als Symbol auf dem typischen Mithraskultbild der Stiertötung versammelt – eine Kryptierung der astronomischen Entdeckung! Cautes mit seiner aufrechten Fackel symbolisiert dabei den Tage des Frühlings-, Cautopates mit der gesenkten Flamme den des Herbstäquinoktiums.

Die naheliegende Frage nach den Gründen für die Gleichsetzung eines unbedeutenden orientalischen Gottes wie Mithras mit dieser gewaltigen Macht, weist ebenfalls auf die Stadt Tarsus und läßt eine Kultentstehung dort vermuten.

Der vergöttlichte Sagenheld und Drachentöter Perseus galt als Gründer der Stadt. Sein himmlisches Sternbild findet sich bildlich gesprochen über dem des Stieres, kniet quasi symbolhaft auf diesem! Perseus nun teilte zahlreiche ikonografische Attribute mit Mithras wie persische Kleidung oder phrygische Mütze.

Was lag näher, als allegorisches Symbol des unbekannten und geheimzuhaltenden neuen Gottes das am Himmel sichtbare Perseus-Sternbild zu identifizieren, das zur zusätzlichen Verschlüsselung und wegen der äußerlich identischen Erscheinung als Mithras bezeichnet wurde. So war der wahre Hintergrund für Unwissende auf keinen Fall zu erkennen.

Roemerkohorte

Für den Kult entstanden viele Heiligtümer, die Mithräen, die gerne in höhlenähnlichen Anlagen unterirdisch eingerichtet waren. Sie waren gar nicht groß. Aber jede Stadt, jeder Ort, wo sich Soldaten aufhielten – also fast überall im römischen Reich – verfügte über ein solches Heiligtum. Und die geheimnisvollen Riten dort, machten ihn populär.

Eine Mithras-Heiligtum, nachgestellt im Museum.

In der Vorstellung existierten im Mithraskult sieben Einweihungsgrade: Rabe – Bienenpuppe – Soldat – Löwe – Perser – Sonnenläufer – Vater (=Priester und Vorsteher der jeweiligen Gemeinschaft). Jedem dieser Grade war eine der Sternsphären zugeordnet.

Übrigens: Es durften nur Männer in den Kult eingeweiht werden.

Das Christentum und der Untergang des Mithras-Kultes

Die geheimen Riten umfassten auch eine feierliche Mahlzeit, die von Christen mit dem Abendmahl verglichen wurde. Das war Blasphemie!

Ein anderer Brauch war das ritualisierte Trinken von Wasser im Mithraskult. Man kann das mit der Taufe vergleichen. Beide symbolisierten Reinigung und Erneuerung.

Hinzu kommt die Figur eines Retters (Mithras), der die Welt rettet. Zusammen mit weiteren typischen Ritualen war eine Übernahme durch das Christentum unausweichlich. Viele neue Christen waren ehemalige Mithras-Anhänger. Mit dem Einrichten des Christentums als Staatsreligion durch Kaiser Konstantin war das Ende des Mithars-Kultes gekommen.

Außerdem war das Christentum weniger streng und auch nicht voller Geheimnisse. Und Frauen hatten uneingeschränkten Zugang. Anfänglich konnten sie sogar Priesterinnen werden!

Weihnachten ist auch der Tag des Mithras

Wie schon geschildert, wird der Name „Sonntag“ und damit der Höhepunkt der Woche auf Sol Invictus zurückgeführt. Aber auch Weihnachten bzw. der 25. Dezember hat seine Bedeutung auch im Mithras-Kult.

Der 25. Dezember lag nahe an der Wintersonnenwende. Damit war ein solcher Tag besonders gut geeignet, Sol Invictus und damit Mithras zu verehren.

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Sonnenuntergang am Nil
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Ulrike
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