Hamburg Hauptbahnhof ist weit mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt. Er ist das pulsierende Herz der Hansestadt, ein Ort, an dem sich Geschichte, Architektur und moderne Mobilität auf faszinierende Weise begegnen. Mit täglich über einer halben Million Reisenden zählt er zu den meistfrequentierten Bahnhöfen Europas und ist ein Symbol für die Dynamik und Weltoffenheit Hamburgs.
Ich halte mich sehr oft im Hamburger Hauptbahnhof. Wenn ich mit der Ubahn irgendwohin will, muss ich meistens hier umsteigen. Jede Bahnfahrt fängt für mich hier an. Nicht zuletzt mein Engagement bei der Bahnhofsmission führt mich einmal die Woche zum Bahnhof.

Dabei habe ich keine Angst vor den vielen Menschen und dem Gedränge. Und auch keine Angst, tätlich angegriffen zu werden. Verbale Entgleisungen prallen von mir ab.
Ärgerlich finde ich nur die sich häufenden Verspätungen und Gleisverlegungen der Züge. Da kann es schon knapp werden, wenn man mit einem Blinden z.B. auf Gleis 14 steht und 3 Minuten vor Ankunft des Zuges eine Lautsprecher-Durchsage kommt, dass der Zug jetzt auf Gleis 8 einfährt.
Geschichte eines Großstadtbahnhofs
Eröffnet wurde der Bahnhof im Jahr 1906 nach einer Bauzeit von knapp sechs Jahren. Entworfen wurde das beeindruckende Gebäude von den Architekten Heinrich Reinhardt und Georg Süßenguth. Sie schufen ein Bauwerk, das den Übergang von der wilhelminischen Pracht zur industriellen Moderne markiert.
Die Geschichte des Hamburger Hauptbahnhofs ist eng mit der Entwicklung Hamburgs zu einer der bedeutendsten Handels- und Verkehrsmetropolen Europas verbunden. Sie erzählt von städtebaulichem Ehrgeiz, technischer Innovation und den gesellschaftlichen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts.

Ende des 19. Jahrhunderts besaß Hamburg mehrere kleinere Kopfbahnhöfe, die jeweils von unterschiedlichen Eisenbahngesellschaften betrieben wurden. Diese Anlagen, darunter der Berliner, der Lübecker, der Hannoversche und der Venloer Bahnhof, lagen über die Stadt verteilt und erschwerten den reibungslosen Verkehr erheblich. Mit dem wachsenden Güter- und Personenverkehr wurde die Zersplitterung der Bahninfrastruktur zunehmend zu einem Problem. Der Hamburger Senat beschloss daher, einen zentralen Hauptbahnhof zu errichten, der alle Linien vereinen und den Anforderungen einer modernen Großstadt gerecht werden sollte.
Die Planungen begannen um 1899, und der Standort zwischen Altstadt und St. Georg wurde bewusst gewählt. Hier sollte nicht nur ein reiner Verkehrsknoten entstehen, sondern auch ein architektonisches Wahrzeichen, das die Bedeutung Hamburgs im Deutschen Kaiserreich unterstreichen würde. Mit der Gestaltung beauftragte man die Berliner Architekten Heinrich Reinhardt und Georg Süßenguth. Deren Entwurf sollte den Stil der wilhelminischen Zeit widerspiegeln, zugleich aber für modernste Ingenieurtechniken bereit sein.
Die Bauarbeiten begannen 1902 und dauerten bis 1906. Am 6. Dezember 1906 wurde der neue Hauptbahnhof feierlich eröffnet. Kaiser Wilhelm II. persönlich nahm an der Einweihung teil – ein Zeichen dafür, welch große Bedeutung dem Bauwerk beigemessen wurde. Die imposante Halle mit ihrer gewaltigen Eisen- und Glasarchitektur galt damals als eine der größten und modernsten ihrer Art in Europa. Der Bahnhof ersetzte die bisherigen Endbahnhöfe und verband erstmals alle großen Bahnlinien Hamburgs in einem Durchgangsbahnhof.

Zwei Weltkriegen und Hamburg Hauptbahnhof
In den folgenden Jahrzehnten erlebte der Bahnhof die wechselvolle Geschichte der Stadt hautnah. Während des Ersten Weltkriegs blieb er weitgehend unbeschädigt, diente aber als wichtiger Umschlagpunkt für Truppen- und Materialtransporte. In der Zeit der Weimarer Republik nahm der Personenverkehr stetig zu, was zu ersten Umbauten und Erweiterungen führte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Hauptbahnhof mehrfach von Bomben getroffen, blieb jedoch in seiner Grundstruktur erhalten. Nach Kriegsende spielte er eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau und bei der Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen.
In den 1950er und 1960er Jahren wurde der Bahnhof modernisiert und an die Bedürfnisse des Nachkriegsverkehrs angepasst. Mit dem Ausbau des S-Bahn-Netzes und der Einführung moderner Fernverkehrszüge veränderte sich sein Erscheinungsbild, ohne dass der historische Charakter verloren ging. Ein entscheidender Schritt in seiner jüngeren Geschichte war die Eröffnung der Wandelhalle im Jahr 1988. Sie entstand im Zuge einer umfassenden Sanierung. Und sie machte den Bahnhof zu einem multifunktionalen Ort, an dem Verkehr, Handel und städtisches Leben miteinander verschmelzen.

Die Jahrtausendwende und die aktuelle Situation
Seit der Jahrtausendwende steht Hamburg Hauptbahnhof erneut im Zentrum städtebaulicher und verkehrspolitischer Diskussionen. Die Zahl der Reisenden hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv erhöht, was zu Überlastung und Platzmangel führt. Verschiedene Ausbaupläne, wie etwa zusätzliche Bahnsteige, neue Zugänge und eine Erweiterung der Gleisanlagen, sind in Planung, um den Bahnhof zukunftsfähig zu machen.
Trotz aller Modernisierung bleibt der Hamburger Hauptbahnhof ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Zeit. Er ist Ausdruck des technischen Fortschritts des frühen 20. Jahrhunderts, überstand Kriege und hat sich stets an die Bedürfnisse neuer Generationen angepasst. Seine Geschichte ist damit nicht nur die Geschichte eines Bauwerks, sondern auch die eines lebendigen Symbols für Hamburgs Wandel.

Besonders auffällig ist die monumentale Bahnhofshalle, deren Stahl-Glas-Konstruktion von einer mächtigen Eisenkonstruktion überspannt wird. Mit einer Länge von 206 Metern und einer Spannweite von rund 70 Metern galt sie zur Zeit ihrer Eröffnung als eine technische Meisterleistung. Das markante Portal mit der großen Uhr und dem Turmpaar ist zu einem Wahrzeichen Hamburgs geworden und prägt bis heute das Stadtbild.
Zentraler Knotenpunkt
Der Hauptbahnhof liegt zentral im Herzen der Stadt, zwischen der Altstadt und der Neustadt, nur wenige Schritte von der Mönckebergstraße entfernt. Diese Lage macht ihn nicht nur zu einem wichtigen Verkehrsknoten, sondern auch zu einem kulturellen Treffpunkt. Hier kreuzen sich nationale und internationale Bahnlinien, Regionalverbindungen sowie sämtliche U- und S-Bahn-Linien der Stadt. Reisende können direkt vom Zug in die Innenstadt, zu den Theatern, Museen oder auf die nahegelegene Alster gelangen.

Im Inneren des Bahnhofs herrscht ein stetiges Kommen und Gehen. Neben den Bahnsteigen erstreckt sich eine große Wandelhalle. 1988 eröffnet bietet sie auf zwei Ebenen eine Vielzahl von Geschäften, Restaurants und Dienstleistungsangeboten beherbergt. Sie ist längst mehr als ein Ort des Transits. Viele Hamburger kommen eigens hierher zum Einkaufen, Essen oder einfach zum Beobachten des lebhaften Treibens. Diese Wandelhalle verleiht dem Bahnhof eine besondere Atmosphäre: Zwischen Reisenden mit Koffern, Berufspendlern und Touristen mischen sich Straßenmusiker und kleine Marktstände, die den Ort zu einem Mikrokosmos urbanen Lebens machen.
Orientierung
Nord: Je nachdem, von wo,Du kommst, stellt sich der Bahnhof anders da. Fangen wir da an, wo ich meistens aus der Ubahn ans Licht komme: Hauptbahnhof Nord. Das ist auch der Name der Ubahn-Station. Wenn Du dann auf der Straßeneben bist, siehst Du vor Dir das blaugrüne Gebäude der Bahnhofsmission. Hinter Die liegen die Gleise. Obwohl, davor gibt es neuerdings eine Fahrradstation, wo Du Dein Fahrrad sicher abstellen kannst
Hier (im Westen) liegt der Haupteingang, der zum Einen zur Spitalerstraße, einer der geschäftigsten Einkaufsstraßen mit dem Rathaus am Ende, und zum Anderen in die Wandelhalle führt. Die Wandelhalle hat alles im Angebot, was das Herz des Reisenden (und anderer) begehrt. Auf zwei Ebenen gibt es neben Supermarkt, Drogerie und Apotheke, verschiedene Restaurants und Imbisse.
Für die Reisenden wichtig: In der Wandelhalle sind Reisecenter, Schließfächer und Toiletten. Und es gibt hier die einzigen Aufzüge zu den Gleisen.
Von einem Balkon in der zweiten Ebene hat man einen spektakulären Blick auf die Gleise.

Süd: Der Südsteg ist die Verbindung zwischen der Mönckebergstraße (Westen) und der Steinstraße, die im Osten vom Bahnhof weg führt. Das ist auch die günstigste Verbindung zum ZOB, dem Zentralen Omnibusbahnhof. Natürlich gibt es auch auf dem Südsteg alle, was der Reisende begehrt, nur nicht in den Ausmaßen wie in der Wandelhalle. Klar, es gibt auch Toiletten und Schließfächer, aber man keine Fahrkarten kaufen außer an Automaten.
Eine Besonderheit sind die neuen Aufgänge, die außerhalb des Bahnhofs liegen. Sie sollen das Gedränge etwas entzerren, das regelmäßig auf den Bahnsteigen entsteht.
Im Westen, außerhalb des Bahnhofs, ist die Polizeistation.

Geheimtipp

In dem Tunnel zwischen Südsteg und Mönckebergstraße gibt es den Tunnel-Döner, wo Ihr die preiswertesten belegten Brötchen auf dem Bahnhof findet.
Ich finde die Preise auf dem Hamburg Hauptbahnhof extrem hoch. Belegte Brötchen für 5,- Euro und höher. Und die Leute stehen Schlange dafür! Eine kleine Flasche Cola kostet das Doppelte wie im Supermarkt. Nur die Imbisse bieten einigermaßen gute Preise.
Ich kaufe schon lange keine belegten Brötchen auf dem Bahnhof. Für das Geld bekomme ich beim Bäcker ein ganzes gutes Brot.
Kunst und Kultur rund um den Hauptbahnhof
Wenn Du zu der Spitalerstraße hinausgehst, siehst Du rechts die Kunsthalle. Beim Ausgang Kirchenallee liegen das Ohnsorg-Theater und weiter geradeaus das Schauspielhaus. Auf der anderen Seite, vom Südsteg kommst Du nicht nur zum ZOB sondern auch zum Museum für Kunst und Gewerbe.
Die Atlas-Figur
Atlas war der Sohn des Titanen Iapetos und der Okeanide (Meeresnymphe) Asia, auch Klymene genannt. HyginusMythographus, der das Urweltliche der Gestalt herausstreichen wollte, machte Atlas zum Sohn von Aether und Gaia. Er hatte drei Brüder, nämlich Menoitios, Prometheus und Epimetheus.
Atlas und sein Bruder Menoitios sahen sich nach dem Titanenkampf gegen die Olympier auf der Seite der Verlierer und wurden für ihre Loyalität zu Kronos von Zeus bestraft. Anders als die meisten anderen Titanen wurde Atlas aber nicht in den Tartaros verbannt, sondern erhielt die beschwerliche Aufgabe, an Gaias (Personifizierung der Erde) westlichem Rand zu stehen und dort den Uranos (Personifizierung des Himmels) zu stemmen, um so zu verhindern, dass jene beide ihre urweltliche Umklammerung wieder aufnähmen. So wurde Atlas zum Atlas Telamon (= verankerter Atlas) und erhielt mit Koios, der die Weltachse, um die sich der Himmel dreht, personifiziert, ein Gegenstück. Wikipedia
Diese Figur findet Ihr auf dem Dach der Wandelhalle. Der Atlas stand dort schon bis zum WWII und wurde schwer beschädigt. Nach 80 Jahren kehrt sie an seinen Originalstandort zurück, und der Hamburger Hauptbahnhof ist damit um ein historisches Detail reicher. Die Skulptur hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich und wird uns künftig an die große Tradition dieses Bahnhofes erinnern.

Angst am Hamburger Hauptbahnhof
Der Hamburger Hauptbahnhof gilt als einer der verkehrsreichsten Bahnhöfe Europas – täglich strömen mehr als eine halbe Million Menschen durch seine Hallen. Doch neben der Betriebsamkeit und dem pulsierenden Leben berichten viele Reisende und Anwohner von einem Gefühl der Unsicherheit.
Vor allem in den Abend- und Nachtstunden wird der Bahnhof häufig als unheimlich empfunden. Dunkle Ecken, Obdachlosigkeit, Drogenkonsum und aggressive Stimmungslagen tragen dazu bei, dass manche Menschen den Bereich meiden oder sich dort unwohl fühlen. Polizei und Sicherheitsdienste sind zwar sichtbar präsent, doch das subjektive Sicherheitsgefühl bleibt oft eingeschränkt.
Die Stadt Hamburg arbeitet gemeinsam mit der Deutschen Bahn an Konzepten, um die Lage zu verbessern – etwa durch mehr Beleuchtung, verstärkte Kontrollen und soziale Hilfsangebote. Dennoch bleibt der Hamburger Hauptbahnhof ein Ort, an dem sich die Gegensätze der Großstadt besonders deutlich zeigen: Mobilität und Begegnung auf der einen Seite, Angst und Verunsicherung auf der anderen.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, das Angst am Hamburger Hauptbahnhof unnötig ist. Ich bin jede Woche mehrmals dort, manchmal auch spät abends. Zu keiner Zeit habe ich mich bedroht oder unsicher gefühlt. Natürlich passiert an einem von vielen Menschen besuchten Bahnhof schon mal etwas. Aber in Prozenten zum tatsächlichen Aufkommen ist es doch verhältnismäßig wenig.
Das Vertreiben der Obdachlosen und Bettler sehe ich allerdings kritisch. Dadurch werden nur die Symptome bekämpft, aber eine Lösung der Probleme ist das nicht.
Herausforderungen
Trotz seiner Beliebtheit steht der Hamburger Hauptbahnhof vor großen Herausforderungen. Die enorme Auslastung führt regelmäßig zu Platzmangel auf den Bahnsteigen. Die technische Infrastruktur muss ständig modernisiert werden, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. In den letzten Jahren wurde daher eine umfassende Modernisierung in Angriff genommen, die von der Bahn gemeinsam mit der Stadt Hamburg getragen wird. Ziel ist es, den Bahnhof sowohl funktional als auch ästhetisch an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts anzupassen, ohne seinen historischen Charakter zu verlieren.

Auch kulturell spielt der Bahnhof eine bemerkenswerte Rolle. Unter dem Motto „Kultur im Bahnhof“ finden hier regelmäßig Ausstellungen, Musikveranstaltungen und soziale Projekte statt. Besonders das Engagement für obdachlose und benachteiligte Menschen ist hervorzuheben. Organisationen wie „Hinz&Kunzt“ oder die Bahnhofsmission sind hier täglich im Einsatz, um Hilfe und Unterstützung anzubieten.
So ist der Hauptbahnhof Hamburg nicht nur ein Ort des Ankommens und Abreisens, sondern auch ein Spiegel der Stadt selbst – lebendig, vielfältig, manchmal chaotisch, aber immer voller Energie. Er vereint die Geschichte Hamburgs mit ihrer Gegenwart, verbindet Menschen aus aller Welt und bleibt trotz aller Veränderungen ein Ort, an dem sich das Leben der Stadt in all seinen Facetten verdichtet. Wer den Hauptbahnhof betritt, spürt sofort den Rhythmus einer Metropole, die niemals stillsteht.
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Der Hauptbahnhof ist ja ein proper deutsches Wunderwerk – von Kaiser Wilhelm II. persönlich besucht, natürlich! Aber die Idee, hier jetzt noch mehr Leute durchzuschleusen, find ich schon etwas… überdimensioniert. Die Wandelhalle ist ja vollgepackt mit Leuten, die nicht mal fahren kommen, nur zum Cola kaufen (dort ist sie ja billiger als im Supermarkt, hahaha!). Und die Angst? Quatsch! Wer hat schon Angst vor einem belegten Brötchen für 5 Euro? Ist doch ein Ort des Lebens, auch wenn manchmal ein wenig… chaotisch ist. Mehr Beleuchtung? Hauptsache, die Döner-Verkäufer bleiben! Der Bahnhof ist ein Zeugnis der Zeit, und ja, auch ein Mikrokosmos urbanen Lebens – manchmal sogar etwas unheimlich, aber das gehört dazu!