Begpacker im Trend

Zuletzt aktualisiert vor 10 Monaten

Begpacker sieht man mittlerweile fast überall auf der Welt. Selbst in China wurden sie schon gesichtet. Manche Westler meinen, sich ihr Geld für ihre Weltreise auf diese Weise zusammen schnorren zu können. Dabei betteln sie mit herzzerreißenden Stories, obwohl es doch andere Möglichkeiten gibt, um Hilfe in Notfällen zu erhalten. In Wirklichkeit sind sie ja nicht in Not. Was kann man also tun, wenn man unterwegs in Not gerät? Außer betteln?

Beg Packer – der neue Trend?

2017 machten Fotos von westlichen Backpackern die Runde, die junge Reisende zeigen, wie sie in Ländern wie Indonesien, Malaysia oder Thailand auf der Straße sitzen und betteln. Sie machen auf sich aufmerksam mit Schildern, die ihre Not schildern und um Geld für die Weiter- oder Heimreise bitten. Oder sie bieten Kleinigkeiten an, um diese für kleines Geld zu verkaufen. Ganz dreist, aber immerhin ehrlich, ein Schild mit der Aufschrift „Ich reise um die Welt ohne Geld. Bitte unterstützt mich!“.

Ulrike als Backpacker 1992: Ganz bestimmt nicht als Beg-Packer unterwegs
1992: Warten auf den Bus in Bangkok

Die entsprechenden Fotos findet Ihr hier

Ja, das scheint ein Trend zu werden: sich durch die Welt zu betteln. Es gibt schon Facebook-Gruppen, in denen sich die Leute über beste Bettelplätze und andere Möglichkeiten, sich durchzuschnorren, austauschen. Es ist ein spezieller Begriff für diese Bettler entstanden: Beg Packer – zusammengesetzt aus dem Englischen Wort für „betteln“ und dem Backpacker.

Ach, ein Smartphone oder Notebook haben diese Begpacker natürlich auch, um ihre Erfahrungen möglichst schnell auf ihren Blogs, auf Instagram oder auf Facebook teilen zu können.

Es gibt einige Aspekte, die Du beim Anblick solch trauriger Gestalten bedenken solltest.

Die Not der Einheimischen

In den bevölkerungsreichen Ländern Südostasiens und anderer Länder, zum Beispiel auch in Südamerika, ist die Armut sehr groß. Die Not der Menschen ist so schlimm, wie wir uns das kaum vorstellen können. Trotzdem gibt es nur wenige (im Verhältnis), die sich dazu überwinden können zu betteln. Stolz und Genügsamkeit sind ihre besonderen Eigenschaften.

Manchmal habe ich beobachtet, wie einheimische Bettler ihr Gesicht verbergen, sich demütig in einer unterwürfigen Haltung niederknien oder gar sich mit dem Gesicht nach unten auf den Fußweg legen. Welche eine Überwindung mag es sie gekostet haben, bevor sie sich zum Betteln entschlossen haben! Welche Not mag hinter diesen Menschen stehen!

Und dann kommt so ein Westler mit all seinen Klamotten, Trekking-Schuhen und Kameraausrüstung und sagt, er sei in Not! Damit wird die Würde der Einheimischen mit Füßen getreten. Manche Gabe landet bei ihm und nicht bei denen, die es wirklich nötig haben. Denn die Menschen in Südostasien und anderswo sind gastfreundliche Menschen, denen es meistens selbstverständlich ist zu helfen.

Armut in Yangshuo
Armut in Yangshuo, Südchina

Die Not der Beg Packer

Jeder kann unterwegs in Not geraten, sei es durch Diebstahl, Krankheit oder sonstwas. Aber bei den meisten der abgebildeten Beg-Packer habe ich nicht das Gefühl, dass sie aus Not heraus betteln. Sie versuchen, auf billige Weise die Welt zu bereisen. Auf Kosten anderer.

Mit dem erbettelten Geld finanzieren sie Essen und Unterkünfte, die, egal wie einfach und billig sie sind, meistens weit besser sind als die Möglichkeiten, die ein einheimischer armer Mensch hat.

Außerdem ist es so, dass diese „Reisende“ etwas haben, was die Einheimischen in der Regel nicht haben: Zeit für das Reisen. Schon diese Tatsache lässt sie in den Augen der Menschen, die für das tägliche Leben hart arbeiten und so gut wie nie frei nehmen oder gar reisen können, unendlich reich erscheinen.

Sie treffen auf Unverständnis bei den Einheimischen, die aber häufig trotzdem etwas geben. Martin vom Lateinamerika Reisemagazin schreibt dazu ganz deutlich: „Beg-Packer sind einfach nur saudumm, überheblich, unbedacht, unerfahren und kindisch.“

Beg Packer als Verkäufer

Noch ein Aspekt: Manchmal kann man Begpacker sehen, die selbstgemachte Postkarten oder andere Kleinigkeiten als Souvenirs verkaufen. Auf den ersten Blick sieht das so aus, als ob sie etwas tun für das gespendete Geld. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto schlimmer erscheint mir diese Variante, sich das Geld für die Reise zu schnorren.

Denn die Ärmsten der Einheimischen verkaufen häufig auch Kleinigkeiten. Sie tun das, weil sie eben nicht betteln wollen. Doch die Begpacker machen ihnen Konkurrenz. Das Geschäft wird geteilt – zu Lasten der einheimischen Verkäufer. Der Verlust mag in unseren Augen nicht besonders hoch sein, vielleicht kaum sichtbar. Doch für den lokalen Verkäufer kann es den Unterschied zwischen betteln und überleben sein.

Lösungen für den absoluten Notfall

Wir Westler haben viele Möglichkeiten, wieder rauszukommen aus der unglücklichen Situation, wenn es denn eine ist. Es ist nicht notwendig zu betteln!

Konsulate: Du kannst dich an das Konsulat Deines Heimatlandes wenden. Die Konsulate helfen Dir, eine Möglichkeit zu finden, wie Du am schnellsten wieder nach Hause kommst. Sie finanzieren Dir nicht Deinen Urlaub oder Deine Weiterreise. Aber wenn Du in wirklicher Not bist, willst Du doch nur noch nach Hause, oder?

Geld: Du könntest ja auch Deine Eltern bitten, Dir Geld zu schicken. Aber ich habe den Eindruck, dass sowas mehr Überwindung kostet, als sich auf die Straße zu setzen. Oder Du kannst die teure Kamera oder die soliden Trekkingschuhe zu Geld machen. Dann kommst Du erstmal ein Stück weiter, mindestens bis zum nächsten Konsulat.

Kirchen: Auch örtliche Kirchen helfen Dir unter Umständen, wenn sie die Not erkennen.

Wenn Du eine Tour in die Welt planst, solltest Du auch überlegen, ob sich das Geld für eine Auslandskrankenversicherung lohnt. Das ist auf jeden Fall eine nützliche Ausgabe, die Dir viele Scherereien und Not ersparen kann.

Auch ich habe schon mal Hilfe gebraucht
Ich bin allerdings selbst mal in die hochpeinliche Situation gekommen, ein paar Cent von einem Einheimischen annehmen zu müssen. Es war mir sooo peinlich! Auch wenn es wirklich nur ganz wenig Geld war:

Aus meinem Reisetagebuch: 01.07.1992: Turfan

Beim Reisebüro in Turfan habe ich nur die Reservierung für den Hardsleeper bekommen. Also muss ich mir in Daheyan, wohin mich wieder der Klapperbus bringt, meine Fahrkarte kaufen. Das wird zu einem Riesenproblem, denn ich habe noch genau 113,80 Yuan in der Tasche und die Fahrkarte kostet 114,- Yuan.

Ich verbringe also die meiste Zeit auf dem Bahnhof damit, dass ich versuche, die Schaffnerin zu bitten, mir die 20 Fen (das waren damals rund 5 Pfennig) zu erlassen. Sie ist unerbittlich: kein Geld, keine Fahrkarte. Es gibt in diesem Kaff natürlich keine Bank zum Geldwechseln.

Endlich erbarmt sich ein älterer Chinese, der das Spektakel beobachtet hat. Er spendet mir die 20 Fen. Ich bin ihm außerordentlich dankbar. Es ist so peinlich, dass ich „reiche“ Westlerin bei einem Chinesen schnorren muss! Erleichtert liege ich dann auf meinem Bett im Hardsleeper und lausche auf das Rattern der Zugräder. Zum gesamten Reisebericht

Beg-Packer auch in Deutschland

17.04.17 Bahnhofsmission Hamburg

Ich arbeite mehrmals im Monat ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission am Hamburger Hauptbahnhof und musste zu meiner Verblüffung gestern im Dienst erkennen, dass es Beg-Packer auch hier gibt. Ein junger Mann aus den USA war doch sehr verwundert, dass wir ihm nicht einfach eine Fahrkarte nach Amsterdam gaben. Er brauche sie doch so dringend, er müsse weiterkommen.

Die Bahnhofsmissionen spendieren tatsächlich manchmal in großen Ausnahmefällen eine Fahrkarte nach Hause. Ja, für den preiswertesten Weg. Ja, und nur nach Hause. Dazu müssen wir einen Nachweis sehen, wo „Zuhause“ ist. Und die Story muss stimmen. Alle anderen Möglichkeiten, wie u.a. die Mama anzurufen, müssen ausgeschöpft sein.

Wir sind schließlich unseren Spendern gegenüber verpflichtet, mit dem gespendeten Geld sorgsam und verantwortungsbewusst umzugehen. Das Geld ist für Menschen da, die in einer wirklichen Notlage sind.

Bahnhofsmission Juni 2019:

Ein junger Mann, wie er selbst sagt, Tourist aus irgendwo im Süden, fragt in der Bahnhofsmission nach einer kostenlosen Unterkunft. Als ich sage, dass die Unterkünfte für Wohnungslose nicht den Touristen offen stehen, revidiert er seine Aussage. Im Laufe des Gesprächs verstrickt er sich in immer mehr Widersprüche.

Sicherlich kann jemand, auch ein Tourist, kurzfristig in solch einer, nicht wirklich schönen, Unterkunft unterkommen, wenn er in Not gerät. Wenn die Geschichte passt, spendieren wir auch schon mal ein Bett im Hostel. Aber der junge Mann, der dann behauptete, ihm sei alles gestohlen worden, wollte nicht einmal zur Polizei. Fazit: Wir konnten ihm nicht helfen.

18.09.2019: Am Gerhard-Hauptmann-Platz, mitten in Hamburg, sitzt ein junger Mann mit seinem Bettelbecher. Neben sich ein Schild aus Pappe, auf dem in krakeliger Schrift steht: „Unterstützt meine Reise zu Fuß durch Europa!“ Ja, geht’s noch? Ich arbeite, um mir meine Reisen leisten zu können, und soll den jungen Mann darin unterstützen, sich einen lauen Lenz zu machen? Ich bin verblüfft, fast schockiert. Viel zu spät fällt mir ein, dass ein Foto jetzt gut gewesen wäre, um diesen Beg Packer in Deutschland zu dokumentieren.

Die Situation in Thailand

Als ich diesen Artikel im Januar 2019 auf Facebook zum wiederholten Male postete, erhielt ich einen tollen Kommentar von jemanden, der seit vielen Jahren in Thailand lebt:

Thailand unterstuetzt keine mittellosen Auslaender. Mittlerweile muessen auch Touristen entweder genuegend Cash mitbringen, oder schriftlich beweisen, dass sie ihren Aufenthalt in Thailand finanzieren koennen. Und die Regelungen werden nicht lockerer seit der Militaer-Regierung hier.

Das durchschnittliche Gehalt eines Thais reicht kaum, um eine Familie zu ernaehren. Viele sind verschuldet und Working Poor. Fuer diese Leute ist Reisen ein Luxus und sie verstehen ueberhaupt nicht, wie es sein kann, dass ein Auslaender hier ist und nach Geld fragt, um seine/ihre Weltreise weiterfuehren zu koennen.

Arbeiten in Thailand ohne Arbeitsbewilligung ist strikt verboten. Sogar um Geld zu betteln oder zu musizieren ist nicht erlaubt. Aus diesen Gruenden wird das Betteln von Auslaendern hier nicht gerne gesehen. Und ich verstehe das vollkommen.“ (Pipo Binder)

Einreise verschärfen wegen der massiven Bettelei?

Damit kommt ein weiterer wichtiger Aspekt zur Sprache: Die meisten Länder wollen solche „Beg Packer“ nicht in ihrem Land sehen und verschärfen deshalb die Einreise-Bestimmungen. Das trifft dann alle Reisenden.

Wie Pibo weiter schreibt: „Ich finde es auch problematisch, dass Einreisebestimmungen verschärft werden, weil einige wenige sich nicht zu benehmen wissen. Es gibt Leute, die reisen Low-Budget und kommen gut damit zurecht. Diesen Leuten wird dann eine Einreise verweigert, das finde ich sehr schade für die betreffenden.“ Ja, schade! Aber auch verständlich!

Anmerkung: Für deutsche Staatsangehörige ist der Aufenthalt in Thailand bis 30 Tage visafrei. Man benötigt aber für die visafreie Einreise ein Weiter- bzw. Rückflugticket.

Januar 2019: Begpacking scheint neue Ausmaße zu erreichen: Baby wird als Attraktion missbraucht. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr mich dieses verantwortungslose Verhalten junger Menschen ankotzt!

Juli 2019: Wieder gibt es einen ausführlichen Artikel auf Spiegel online zum Thema „Begpacker“. Es scheint sich immer mehr auszubreiten: Bali geht gegen bettelnde Touristen vor

Links

Über das Durchschnorren und andere inakzeptable Verhaltensweisen mancher „Weltreisender“ findet Ihr auf dem Blog „Tuktuk to go“ einen hochinteressanten Artikel, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat: Elendstouristen

Fazit

Für mich war es immer schon klar: Wenn ich nicht genug Geld habe, dann reise ich nicht! Dabei brauche ich beim Reisen nicht den Luxus. Ich habe viele einfachste Schlafsäle gesehen. Aber wenn das Geld selbst dafür nicht reicht, dann reise ich eben nicht! Oder nicht weit weg oder nicht in Länder, die sehr teuer sind.

Ich arbeite für meine Reisen. Meine Arbeit als Reiseverkehrskauffrau hat mich schon weit herum gebracht. Auch das ist eine Möglichkeit, viel und weit zu reisen: der passende Job!

Es gibt heute so viele Möglichkeiten, preiswert in die Welt zu reisen: Work & Travel, Couchsurfing, Austauschprogramme…

Aber:

Beg-Packing geht gar nicht!

Ulrike
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17 Gedanken zu „Begpacker im Trend“

  1. Ja, Barbara, das ist schrecklich und unverantwortlich, vor allem, wenn man ein Kind dabei hat. Letztendlich werden die Länder ihre Einreisebestimmungen verschärfen, um ihre eigenen Leute zu schützen. Wir Deutsche sind noch privilegiert in den meisten Ländern. Wer weiß, wie lange noch… Schade!
    LG
    Ulrike

  2. Liebe Ulrike!
    Ich stimme dir voll und ganz zu.
    Den Wunsch, günstig Reisen zu wollen, kann ich nachvollziehen. Dafür gibt es aber auch entsprechende Plattformen. Niemand müsste betteln, um low Budget durch die Welt zu kommen.
    Ich finde es auch als verhöhend, wenn man sich ärmer macht als die wirklich arme Bevölkerung und denen das Geld aus der Tasche zieht.
    Das absolut schärfste, was mir mal untergekommen ist war eine Mutter mit ihrem Kind, die so reist und selbstgeknüpfte Armbänder verkauft – irgendwo in SOA. Eine Krankenversicherung hat sie natürlich nicht, wenn mit dem Kind also was ist, will sie sich auf den guten Willen der Bevölkerung verlassen. Naja….

    Ich bin auch ehrenamtlich im Roten Kreuz tätig, und jemand, der meine Hilfe braucht, wird sie auch bekommen. Allerdings lebe ich nach dem RK Grundsatz der Unparteilichkeit, der besagt: Wir helfen nach dem Maß der Not, unabhängig von anderen Faktoren. Jemand, der also nicht wirklich bedürftig ist (und das sind Berg-Packer nicht), will ich nicht helfen, solange andere Menschen daneben (meist Einheimische) mehr Hilfe brauchen.

    Danke für den eindrücklichen Beitrag!
    Lg Barbara

  3. Hallo Johanna,

    Armut und Güte zu erfahren, wenn man sich in einer Notsituation befindet kann eine wunderschöne Erfahrung sein. Doch sich selbst gezielt in eine solche, künstlich herbeigeführte „Notsituation“ zu begeben, einfach nur für den „Kick“, ohne Notwendigkeit, vielleicht aus einem Mangel anderer Reize in der westlichen, behüteten Gesellschaft – das ist der lokalen, armen Bevölkerung gegenüber blanker Hohn. Denn ein Begpacker tut dies „nur“, um weiter zu Reisen, um seinem Traum von der großen Freiheit zu folgen, während andere (hier: Locals) oft keinen Ausweg sehen. Für die geht es ums Überleben, nicht um einen Lifestyle. Ein Begpacker kann jederzeit aus seiner Situation raus, ein armer Einheimischer kann nur davon träumen. Wer erfüllt ihm denn seine (Reise)träume?

    Lg Kasia

  4. Hallo Peggy!
    Wenn die Leute Bilder verkaufen oder Musik machen, habe ich den Eindruck, dass sie sich des Bettelns schämen und wenigstens eine kleine Leistung als Gegenleistung bringen wollen. Trotzdem finde cih das absolut nicht in Ordnung. Musste mich leider auf Facebook mit so einem Beg-Packer auseinandersetzen, der mich als intolerant beschimpfte, weil ich seine „Lebensform“ abscheulich fand. Der war leider vernünftigen Argumenten nicht zugänglich. Andererseits hatte ich das Gefühl, dass er sein schlechtes Gewissen beruhigen wollte, indem er seine Lebensweise schön redete.
    Furchtbar! Und ich finde es erstaunlich, dass es Menschen gibt, die den Beg-Packern ihr Leben ermöglichen.
    Liebe Grüße
    Ulrike

  5. Hallo Ulrike,

    ein sehr interessanter Artikel. Dieses Thema war mit vorher gar nicht so bewusst.

    Tatsächlich haben wir Beg-Packer in Hongkong in den New Territories angetroffen. Ein junger Mann verkaufte dort seine Urlaubsfotos (die noch nicht mal besonders gut waren) mit einem Schild mit einem entsprechenden Schild, dass er Geld für die Weiterreise brauchte. Ein paar Meter weiter, saßen zwei junge Damen die für Geld trommelten.

    Ich stimme dir zu 100 % zu, sich seine Reise zu erbetteln ist ein absolutes No Go und dann noch in Länder, in welchen die Leute am Existenzminimum leben. Entweder ich kann mir meine Reise leisten, oder ich lasse es bleiben.

    Es ist wirklich unglaublich auf für Ideen die Leute kommen und ich kann darüber nur den Kopf schütteln.

    Liebe Grüße
    Peggy

  6. Von Myriam von http://www.namida-magazin.de erreichte mich folgender nachdenklicher Kommentar per Email, da sie anscheinend Schwierigkeiten hatte, einen Kommentar beim Artikel zu posten. Deshalb mache ich das mal:

    Nachdem ich meinen Job gekündigt habe, um von meinem ersparten Geld 3 Monate in Dublin zu leben (Sprachschule besucht) und ich anschließend fast 4 Monate in Deutschland auf Jobsuche war (sprich arbeitslos), hab ich ein anderes „Verhältnis“ zur Armut und zum Betteln. In Dublin gibt es sehr viele Menschen, die auf der Straße leben. Das hat mich sehr traurig und nachdenklich gemacht. Zurück in Leipzig habe ich mir ein Ehrenamt gesucht und helfe nun Jugendlichen, die in schwierigen Verhältnissen leben, eine Ausbildung zu finden und unterstütze sie als Mentorin. In Leipzig kaufe ich regelmäßig die Obdachlosenzeitschrift Kippe bei einem Rumänen, der sie vor meinem Einkaufszentrum verkauft. Seine Geschichte kenne ich – mit falschen Job- Versprechungen wurde er nach Deutschland gelockt, wurde aber schnell gekündigt und muss nun auf der Straße leben, weil er keine Unterstützung bekommt. Er würde wohl ein Zugticket zur Grenze bekommen – mehr nicht.
    Auf der anderen Seite: Junge Leute, die wahrscheinlich das wahre Leben nicht kennen und es super „alternativ und hip“ finden zu betteln. Dafür habe ich kein Verständnis. Fürs Reisen mit wenig Budget – ja auf jeden Fall.
    Mir würde das Betteln auf Reisen aber nicht im Traum einfallen.
    Man kann Woofing, Couchsurfing, Work&Travel oder Housesitting machen, um mit wenig Geld lange im Ausland zu bleiben, da muss man nicht betteln. Das ist echt fragwürdig, besonders als reicher EUler.
    Ich habe ein interessantes Buch gelesen „zu Fuß durch China“ – da laufen 2 Männer von der Wüste Gobi nach HongKong auch mit wenig Budget, sie filmen es für eine Dokumentation. Vorher ist der Autor mit dem Rad von Sibirien nach London geradelt und hat in seinem 1. Buch geschrieben, dass er überall auf Bitte hin kostenlos Trinkwasser bekommen hätte, wenn er bei Tankstellen etc gefragt hat – nicht aber in Deutschland. Das sagt auch einiges über unsere Gesellschaft aus.
    Es ist also immer ein schmaler Grad zwischen unberechtigtes Betteln und unterstützen/helfen bzw. wirklich Hilfe brauchen.

    Viele Grüße
    Myriam

  7. Hallo, Heike
    ich glaube, jemand, der sich selbst und seine Mitmenschen so missachtet wie ein Beg-Packer, sich auch keine Gedanken um Umweltschutz macht.
    LG
    Ulrike

  8. Hallo Ulrike,

    so richtig habe ich von diesem Trend noch nichts mitbekommen, aber es ist mir durchaus aufgefallen, dass einige Youtuber, die die Welt bereisen, bei Ihrer Community um Spenden bitten. Mir persönlich würde es im Traum nicht einfallen, für einen solchen Zweck zu spenden. Ich finde diese Weltreisen per Flugzeug (heute hier, morgen da) ohnehin sehr fraglich. Meiner Meinung nach zerstören diese Leute durch Ihre Art zu Reisen nur die Umwelt. Um schöne Erlebnisse zu haben und die Welt mit anderen Augen zu sehen, muss man nicht ans Ende der Welt fliegen. Und wenn man es dennoch tut, dann sollte schon ein tiefes Interesse dahinterstecken und nicht nur die Suche nach immer neuen Kicks…

    Liebe Grüße,
    Heike

  9. Hallo, danke für Deinen Kommentar. Ich werde hier nicht im Einzelnen dazu antworten, da alles, was ich dazu zu sagen habe, im Artikel steht.
    Betteln und auf Kosten anderer sich ein schönes Leben zu machen, ist ungeheuerlich arrogant. Und bevor Du mich einen Geizkragen nennst: Ich spende nicht nur Geld sondern auch Zeit für Arme und Obdachlose, indem ich für die Bahnhofsmission ehrenamtlich tätig bin. Das empfehle ich dir, auch mal zu tun. Denn so erfährst du, was wirkliche tiefste Not ist.
    LG
    Ulrike

  10. Reisen ohne Geld ist kein moderner Trend. Schon immer sind Menschen ohne Geld gereist. Was sagst du zu Bettelmönchen in China? Sind die jungen Leute aus dem Westen schlechter, nur weil sie sich nicht als religiös verkaufen? Ihnen geht es doch genauso darum Einfachheit zu erleben, Armut zu erfahren und Güte zu begegnen. Es ist auch eine Fähigkeit Freundlichkeit anzunehmen oder einfach großzügig zu sein. Ich finde es total unterstützenswert wenn junge Leute ohne Geld reisen. Sie sind darauf angewiesen mit der Lokalbevölkerung in Kontakt zu kommen und wissen hinterher mehr über das Leben in ärmeren Ländern, als der Standard-Tourist. ich glaube nicht, dass die Welt mehr engstirnige Geizkragen braucht, die nie ihre Komfortzone verlassen.

    Im übrigen: Mit teuren Ressorts oder Hotels schadet man einem armen Land weit mehr, als wenn man von einem Local 20 Cent Fahrgeld annimmt. Dort werden diese armen Einheimischen nämlich oft schlecht oder gar nicht bezahlt. Die Preise werden hochgetrieben und Naturräume für die Einheimischen gesperrt.

  11. Ich hab das noch nie verstanden. Wenn ich kein Geld für einen Luxus-Urlaub hatte, dann hab ich auch schon mal ne Fahrradtour durch die Lüneburger Heide gemacht und gezeltet. Aber mir das Geld für eine Reise zusammenschnorren: Ein absolutes NoGo!
    LG
    Ulrike

  12. Wenn man sich die bilder anschaut, sieht man, dass die gar keinen Hehl daraus machen, dass sie NICHT in Not sind. Es ist ein Projekt „Reisen ohne Geld“ und auf den Schildern steht „Support our trip“. Warum sollte ich das tun? Unterstützen die dann dafür meinen Urlaub? Ich käm gar nicht auf die Idee, jemanden darum zu bitten. Denn mir gehts da wie Dir: Wenn ich kein Geld für eine Reise hab, muss ich weitersparen BIS ich es habe.
    Und warum zum Teufel sollten das Einheimische sie unterstützen, die sich meist nicht mal einen Urlaub leisten können.

  13. Ich schließe mich deinem Fazit uneingeschränkt an: Wenn ich kein Geld habe, dann gehe ich nicht auf Reisen, zumindest nicht auf größere. Eine Möglichkeit wäre noch, zuhause einen Kredit aufzunehmen, wenn es denn unbedingt eine größere Unternehmung in die weite Welt sein muss, und dann abzustottern. Eine Bank „anzupumpen“ ist weitaus weniger peinlich, als in Ländern, in denen die Menschen weitaus ärmer sind als wir, herum zu schnorren.
    Herzliche Grüße!

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!