Felix Lee: Mein Vater, China und ich

Der Aufstieg Chinas neu erzählt

oder

Wie VW nach China kam

„Am 17. April 1978 ist Wenpo Lee Anfang vierzig und Leiter der Forschungsabteilung bei Volkswagen in Wolfsburg. Hinter ihm liegt ein langer Weg: Als Kind floh er aus China nach Taiwan, lebte dort auf der Straße, bis ihn ein Lehrerehepaar aufnahm und er schließlich zum Studium nach Deutschland ging. Mit China hatte er abgeschlossen – bis zu dem Tag, an dem eine chinesische Delegation vor dem VW-Werk steht. In der Folge wird Wenpo Lee zu einem der Architekten des China-Geschäfts von VW und trägt damit maßgeblich zum Aufstieg des Landes zur Wirtschaftsmacht bei.

Anhand der Geschichte seiner Familie erzählt Felix Lee die rasante Entwicklung Chinas noch einmal neu: Pointiert, facettenreich, voller Anekdoten – und mit dem kritischen Blick eines Wirtschaftsjournalisten.“ Produktbeschreibung bei Thalia.de

»Kein deutscher Journalist versteht die Widersprüche des modernen China so gut wie Felix Lee.«
Bernhard Zand, DER SPIEGEL

Die Anfänge

Es ist faszinierend und spannend zu verfolgen, wie Wenpo Lee zuerst in Nanjing, Hauptstadt in 30er Jahren bis 1945, aufwuchs. Zu dem Alltag damals gehörte der Krieg mit den Japaner (Stichwort Nanjing Massaker 1937), ständige Unruhe und Unsicherheit. Die Straßen von Nanjing waren voller Bettler, Diebe und sonstigem Gesindel.

Trotzdem gelang es der Familie einiges von ihrem „Wohlstand“ zu retten. Das ist mit Absicht in Anführungsstrichen geschrieben. Denn es bedeutete eigentlich nur, dass sie etwas zu essen hatten, während die meisten hungerten. Ein Hofhaus und ein Geschäft sorgten für das Überleben und dass die Kinder zur Schule gingen. Fließend Wasser gab es nicht, Heizung auch nicht. Im Winter wurde es bitterkalt.

In Sorge um den einzigen Sohn Wenpo Lee schickte die Familie 1948 ihn nach Taiwan, damit er dort zur Schule ging. Da war er erst 12 Jahre alt. Taiwan war zunächst auch nicht besser als Festland China. Aber er eroberte eine Lehrstelle in einer Fahrradwerkstatt.

So konnte er sein Interesse an Autos weiterpflegen. Ein Lehrerehepaar wurde auf ihn aufmerksam und nahm ihn zu sich. Er ging dann auch wieder zur Schule. Danach studierte er Fahrzeugtechnik an einer Militärhochschule. Als er seinen Abschluss gut bestanden hatte, stand ihm die Welt offen für ein Studium.

Er entschied sich, in Aachen Maschinenbau zu studieren. Er heiratete eine Chinesin und zog mit ihr nach Wolfsburg, wo er eineStelle als Ingenieur bei VW antrat.

Volkswagen

1978 wird er als einziger vor Ort, der Chinesisch sprechen konnte, zu einer spontan bei Volkswagen auftauchenden chinesischen Delegation als Übersetzer gerufen.

Das war der Anfang einer letztendlich erfolgreichen Zusammenarbeit mit China. Wenpo Lee war nicht unerheblich daran beteiligt, VW in China zu etablieren.

Felix Lee berichtet vom ständigen Auf und Ab, das vor allem in der Anfangszeit von der Politik bestimmt war. Letztlich ist es Wenpo Lee mit seinem diplomatischen Geschick gelungen, dass VW in China zu einem Erfolg wurde,

Mein persönlicher Eindruck von dem Buch

Das Buch bietet die Möglichkeit, anhand des persönlichen Schicksals eines Chinesen die neuere Geschichte Chinas zu verstehen. Unfassbar, mit welchen Entbehrungen, Fleiss und auch etwas Glück aus dem Jungen in den Wirren der 1940er ein studierter und angesehener Mann wird!

Felix Lee schildert mit Wissen und eben diesen persönlichen Erfahrungen chinesische Phänomene wie u.a. den Japanisch-Chinesischen Krieg, die Kulturrevolution oder die langsame Öffnung Chinas unter Deng Xiao Ping.

Besonders interessant finde ich die aktuelle Geschichte Chinas, die Felix Lee mit viel Kritik an dem rasanten Wachstum schreibt. Er gibt dem Unbehagen Worte, mit dem ich selbst auf das moderne China schaue und das mich auch ein wenig von einer Reise nach China abhält.

Seit Xi Jinping 2013 Staatspräsindent von China ist, hat sich einiges verändert. Das Land ist totalitärer und die Pressefreit und andere Freiheiten werden nach und nach immer mehr eingeschränkt.

Die Abhängigkeit Deutschlands und der Weltwirtschaft von China wird in dem Buch deutlich. Aber …

„Unter der autoritären, zum Teil schon totalitären Umgestaltung, leidet Chinas Image international massiv…“ Felix Lee

Highways, modernste Züge, Hochhäuser können nicht vergessen machen, dass Xi Jinping mit harter Hand regiert. „Ich verschreibe mich dem Volk und werde es nicht enttäuschen.“ ist sein Motto. Doch es soll ein Volk nach seinen Vorstellungen sein.

Da kommt ihm die Pandemie Corona gerade zur rechten Zeit. Sie gibt ihm die Gelegenheit, China weitestgehend vom Westen abzuriegeln. In der Zwischenzeit hat er einiges verändert.

Wenn ich jetzt nach China reise, werde ich es wiedererkennen?

Felix Lee China, mein Vater und ich

Erscheinungsdatum
14.03.2023

Verlag
Ch. Links Verlag
Seitenzahl
256

Auflage 1

Sprache
Deutsch

ISBN
978-3-96289-169-5

Das Buch von Felix Lee ist absolut lesenwert!

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Ulrike

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