Paris: Je suis malade

Die Umstände zwingen mich, mich an einen gar nicht positiven französischen Satz zu erinnern: Je suis malade.

Reisebericht Paris 2

Mein 2. Tag in Paris: 20.02.16 1. Teil

Manch einer mag sagen, dass ich ein wenig kopfkrank bin, weil ich gerne unterwegs nach einem vorbereiteten Programm vorgehe. Doch diesmal, an meinem 2. Tag in Paris hat es mich richtig erwischt. Mir fiel dann aus meinem rudimentär vorhandenen Schulfranzösisch tatsächlich ein, was „Ich bin krank“ heisst, nämlich „Je suis malade“!

Paris Zimmer

Doch zunächst fing dieser Tag richtig gut an. Nach einer Nacht, in der ich besonders gut geschlafen hatte, wachte ich früh genug auf, um mich meiner gewohnten Routine zu widmen: Ein Wasserkocher verhalf mir zu einem heißen Kaffee, das kostenlose Wlan zu der Möglichkeit, einen ersten Reisebericht aus Paris zu schreiben.

Ich hatte Zeit, denn die Museen öffnen in Paris erst um 10:00 Uhr. Also hatte ich auch noch reichlich Zeit für mein Frühstück. Das Buffet war umfangreich und lecker. Mir fiel nur gleich auf, dass es zwar Wurst aber keinen Schnittkäse gab. Dafür gab es verschiedene Sorten Weißkäse und natürlich Camembert. Eier, gekocht und als Rührei, Toast, Müsli, Obstsalat sowie Saft und Milch boten alles, was ich brauchte, um den Tag gut zu beginnen.

Schließlich ging ich los. Das Wetter war nicht so toll, es sprühte leicht. Aber es war schon deutlich wärmer als gestern. Mit wenigen Schritten und ohne großartig nass zu werden, war ich an der Metro-Station. Die Station Charles de Gaulles-Etoiles ist riesig, Schnittpunkt für etliche Linien: Metro, Regionalzug, Sbahn, alles trifft sich hier. Endlose Gänge, kryptische Wegweiser. Da muss man schon von Beginn an wissen, wo man hin will. Dafür gibt es Ticketautomaten, die Deutsch können!

Wenige Stationen und ich war an der Station Trocadero. Von hier ging ich die paar Schritte zum Platz Iena zu Fuß. So schlimm war der Regen nicht! Kurz vor 10:00 Uhr war ich dort.

Viel verlockender, als vor dem Museum zu warten, erschien mir ein bunter Markt. Wow, war der ordentlich! Es gab Obst-, Gemüse-, Fleisch- und Fischstände. Alles mit einem riesigen Angebot! Tomaten in den verschiedensten Farben, Formen und Größen! Perfekt aussehende Erdbeeren. Frische Fische, Austern, Muscheln.

Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Gleichzeitig war ich aber immer noch so satt vom Frühstück, dass ich nicht wirklich Appetit verspürte. Dachte ich!

Musee Guimet

Aber erstmal ging es jetzt hinüber zum Museum, auf das ich schon ganz gespannt war. Ein großes Museum für Ostasiatische Kunst! Gleich gegenüber vom Eingang erwartete mich eine Ausstellung von Kunstwerken aus Angkor Wat. Die breiten Gesichter der Khmer-Skulpturen lächelten mich sanft und verklärt an. Wie im Traum ging ich von einer aufregenden und wunderschönen Statue zur nächsten.

Paris Angkhor Wat
Angkhor Wat

Da begann es! Es zwickte und zwackte in meinem Bauch. Und so machte ich Bekanntschaft mit der Museumstoilette, noch bevor ich irgendetwas Chinesisches gesehen hatte. Erleichtert stieg ich die Treppe hinauf.

Paris Musee Guimet Porzellan
Paris Musee Guimet Porzellan

Ach, Chinesische Kunst! Wie wunder, wunderschön! Alte Seidengewänder! Schwarzrote Keramik der uralten Yangshao-Kultur! Ein bronzener Elefant! Celadon-Teller! Ach, ich war hingerissen! Buddhas aus den verschiedensten Ecken Ostasiens. Herrlich! Darüber gibt es einen Extra-Artikel. Deshalb hier nur so viel: Ich war begeistert! Aber es zwackte weiter. Der nächste Besuch auf der Toilette brachte kaum Erleichterung.

Verdammt! Je suis malade!

Jetzt wollte ich nur noch zurück zum Hotel. Der bunte Markt – reizte mich gar nicht mehr! Mittagessen dort? Bäh! Lieber nicht! Mit raschen Schritten steuerte ich ohne große Umwege den Arc de Triomphe an.

Unterwegs schaute ich mich immer wieder nach dem grünen Kreuz einer Apotheke um. Als ich schon dachte, es geht gar nicht mehr, da sah ich es: Da vorne leuchtete und blinkte es grün!

Das Drängen in meinem Bauch hatte ein paar Worte Französisch in mir geweckt: „Je suis malade“ seufzte ich dem Apotheker entgegen, der kein Englisch sprach. „Imodium!“ flehte ich. Das ist anscheinend international verständlich. Ich hatte auch keine Zeit mehr für Diskussionen, ob nicht etwas anderes besser helfen könnte.

Ich bekam meine gewünschten Kapseln und mit ein wenig Lächeln und weiterem Stammeln auch einen Becher Wasser. Zwei sollte ich nehmen. Und falls es in einer Stunde nicht besser sei, dann noch eine. Dann müsste alles wieder gut sein. Ich lächelte schwach.

Langsam und erschöpft ging ich zum Hotel. Heute noch ein Museum zu besichtigen, schien mir außerhalb meiner Vorstellungskraft. Dann eben nicht! Schließlich war ich hier nicht, um zu leiden. Auf meinem Zimmer registrierte ich nur nebenbei, dass noch nicht aufgeräumt worden war. Das Telefon klingelte und der freundliche Herr vom Empfang fragte nach, ob ich denn noch das Zimmer gemacht haben wolle. Ich murmelte nur „Je suis malade! Ich möchte nur noch schlafen!“

Und noch ein Museum!

Naja, nach einem kurzen Schläfchen wirkten die Tabletten und ich fühlte mich in der Lage, mir doch noch das zweite Museum des Tages, wie geplant anzuschauen: Das Musee Cernuschi. Auch eine Sammlung ostasiatischer Kunst.

Wie der Museumsbesuch war, warum ich mir noch ein Museum angeguckt habe und wie ich dann zufällig auch die Pagoda Chinoise gesehen habe, das erfahrt Ihr im nächsten Teil meines Paris-Berichtes.

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Ulrike
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11 Gedanken zu „Paris: Je suis malade“

  1. Großartig ! wollte ich auf deinen oben stehenden Kommentar antworten, aber aus irgendwelchen Gründen geht das nicht. Gut schreibe ich einen neuen Kommentar, die Aussage bleibt dieselbe: Großartig 🙂

  2. Du darfst! Vielleicht lass ich das „s“. Dann weiss jeder gleich, dass ich kein Französisch kann 🙂 Und mit den Buddhas werde ich mir nun ganz besonders viel Mühe geben!

  3. Ach, liebe Ulrike meine jahrzehntelang trainierten Lehrerinneninstinkte lassen es unmöglich zu, dass ich übersehe, dass in deinem Titel bei „malade“ ein „s“ zuviel ist 🙂 Ich hoffe du verzeihst mir und ich darf trotzdem den Artikel über die Buddhas lesen auf den ich mich schon freue :mrgreen:

  4. Ja, ich scheue eben auch nicht davor zurück, Tabletten zu nehmen. Normalerweise bin ichkein Fan davon. Aber so ging es mir dann nachmittags iweder einigermassen.

  5. Danke, Michelle! Ja, da kenn ich nichts, wenn ich unterwegs bin, dann greife ich in so einer Situation sehr viel schneller zu Tabletten als zuhause. Ich lass mir meinen Urlaub nicht verderben!

  6. Das war ja nicht so schön … Immerhin scheinen die Tabletten dir glücklicherweise schnell geholfen zu haben. Wäre ja echt blöd gewesen, Ulrike, wenn du bis zum Abflug gar nichts mehr hättest unternehmen können. Und selbst der Flug dann in so einer „brenzligen“ Verfassung … nee, nee.

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