Salz, wie eigentlich überall, ist seit Urzeiten überlebenswichtig. Salz in China ist etwas besonderes. Es wird seit Jahrtausenden aus Salzwasser und ebenerdigen Vorkommen kommerziell gewonnen und gehandelt.

Über die Bedeutung von Salz in China bin ich erst bei meinen Recherchen für meine Rubrik LieblingsChinesisch zum Wort „Salz“ gestoßen. So ist ein Artikel entstanden, der viel mehr zeigt als Schriftzeichen und Sprache.
Möglicherweise ist der Artikel Grundlage, einmal über Salz nachzudenken und nicht nur einfach zum Salzstreuer zu greifen. Natürlich könnt Ihr auch gleich den Wikipedia-Artikel lesen.
Ich werde davon berichten, wo Ihr auf Eurer Reise spannende Salzgewinnungsorte besuchen könnt, wie Ihr Salz bestellen könnt und mehr.
Was ist Salz?
Tafelsalz besteht aus Natriumchlorid (NaCl). Der Körper eines Erwachsenen enthält ca. 150 bis 300 Gramm Salz. Da er täglich ein paar Gramm davon abbaut, ist darauf angewiesen, es immer wieder auszugleichen. Bei Durchfall oder Fieber kann der Kochsalzverlust bis zu 20g am Tag betragen. Saz wirkt sich positiv auf den Wasserhaushalt, die Nerven und die Verdauung aus. Zuviel Salz kann zu Bluthochdrck führen.

Deshalb ist es besonders wichtig, den Salzkonsum genau zu beobachten. Eigentlich läuft das bei den meisten Menschen ganz automatisch. Aber übersalzenes Fastfood und ein Mechanismus, der Salzkonsum mit einer Dopaminausschüttung (Dopamin = Glückshormon) koppelt, lässt uns unvorsichtig werden.
Salz war vor allem in den Anfängen sehr rar, aber die frühen Menschen konnten es noch im wesentlichen durch die Nahrungsaufname ausgleichen. Trotzdem bekamen sie den Salzmangel auch zu spüren und suchten wie z.B. Rehe oder Pferde hin und wieder sog. Salzlecken auf.
Vor mehr als 250 Millionen Jahren hat sich Salz durch Erhebungen des Meeresbodens, an Land abgelagert. Auf diese Weise gelangte das Salz in die Berge. Aber auch direkt aus/am Meer kommt Salz vor.
Welch ein Fortschritt war es, als der Mensch Methoden entwickelte, Salz zu gewinnen. Nicht nur Salzseen auch Salzbergwerke spielten früh eine Rolle.
Wichtig wurde das Salz auch, als man entdeckte, dass man mit Salz Lebensmittel haltbar machen konnt, durch pökeln z.B.
Salz war in den frühen Zivilisationen so wertvoll, dass es Preise wie Gold erreichte und in Karawanen weit gehandelt wurde. Als die Menschen auf die Idee kamen, Zölle und Steuern zu erheben, kam es auch zu erheblichen Steuern auf Salz. So auch in China.
Antike Salzstraßen
Salzstraßen waren Handelswege, die speziell für den Transport von Salz genutzt wurden. Diese Straßen waren von großer Bedeutung, da sie den Handel und die Verteilung von Salz ermöglichten. Bekannte Salzstraßen in der Antike waren beispielsweise die Via Salaria in Italien und die Via Salara in Rom. Die Namen der Straßen kommen vom Lateinischen „sal“ = Salz und „salarius“ = zum Salz gehörig.
Auch in Deutschland hat sich eine bedeutende Salzstraße durch den Namen erhalten: Hellweg. Auch Orte, in deren Namen -hall-, -hell- u.ä. enthalten ist, haben in der Regel mit dem Abbau und Handel von Salz zu tun. Z.B. hat das idyllisch Örtchen Hallstadt in Österreich durch große Salzvorkommen seinen Ruhm und Wohlstand begründet. Das Salz wurde schon seit dem Ende der Steinzeit in Bergwerken abgebaut.
Die Salzstraße in China „Lianghuai-Salzstraße“ war eine bedeutende Handelsroute für den Transport von Salz von den Salzfeldern im Landesinneren Sichuans zu den bevölkerungsreichen Regionen. Der Salzhandel spielte eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft Chinas, und die Salzstraße war eine der Hauptverbindungen für den Handel mit Salz

Salz in China
Durch Ausgrabungen ist bekannt, dass in China vor 6.000 Jahren aus unterirdischen Sole-Vorkommen gewann. Bereits während der Shang-Dynastie (ab 1.500 v. Chr.) wurde Salz in großem Stil abgebaut und gehandelt.
Im 3. Jh. v.Chr. entdeckten die Menschen der Qin-Dynastie, dass das Salz, was sie seit langer Zeit aus Salzseen gewannen, von tiefen unterirdischen Quellen, einem ehemaligen Inlandsee, kam. Sie entwickelten Rohre, die das kostbare Gut ans Tageslicht beförderte. Das dabei auch zutage tretende Gas benutzten die Arbeiter, um die Brühe zu kochen und somit das Salz zu gewinnen.
Der Name Heijing, 黑井, bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie „schwarzer Brunnen“ und geht auf eine alte Sage zurück:
CRI China
Vor langer Zeit sah eine Frau der Yi-Nationalität namens Ah Zhao eines Tages einen schwarzen Büffel. Sie folgte dem Tier und kam so an eine Quelle. Dort machte der Büffel Halt und begann, den Boden zu lecken, und schon bald quoll an jener Stelle Salzwasser aus dem Boden. Die Quelle wurde fortan „Brunnen des schwarzen Büffels“ genannt. So kam die Gemeinde vor langer Zeit zu ihrem Namen Heijing – schwarzer Brunnen also.

In „Die Erschließung der Himmlischen Schätze“ beschreibt der Wissenschaftler Song Yingxing 1637 die Bedeutung des Salz:
„as there are five phenomena in weather, so are there in the world five tastes… A man would not be unwell if he abstained for an entire year from either the sweet or sour or bitter or hot; but deprive him of salt for a fortnight, and he will be too weak to tie up a chicken…“ Wikipedia
Zigong Salt Industry History Museum
In Zigong, Sichuan, gibt es ein Museum, das ganz dem Salz in China gewidmet ist. Es besteht aus der Xiqin Versammlungshalle und dem Wangye Tempel. Beide sind originale alte Gebäude aus dem Ende der Qing-Dynastie (1644 bis 1911).
Die Salzhändler aus der Provinz Shaanxi bauten diesen Gebäudekomplex 1736, um sich zu versammeln, zu handeln und sich Zuhause zu fühlen. Interessanterweise wurden die Hallen zum Museum gemacht, weil Deng Xiaoping darauf bestand.

Der alte Brunnen (s.o.) ist restauriert. Der Besucher kann ihn auf dem Gelände sehen. Interessant ist die Ausstellung mit zahlreichen alten Werkzeugen der Salzgewinnung.
Es fahren regelmäßig Busse von Chengdu. Zigong ist auchan das Schnellzugnetz angeschlossen. So gelangt man bequem von Xi’an oder Chongqing dahin. Außerdem gibt es noch ein interessantes Dinosauriermuseum.
Marco Polo und das Salz
Marco Polo (1254 – 1324) war in China – oder nicht?
Als ein Indiz für den Wahrheitsgehalt seiner Erzählungen wird angeführt, dass er in seinen Erinnerungen sehr detailreich und ausführlich die Salzgewinnung und den Salzhandelt in China beschreibt.
In „Marco Polos Millionen“ schreibt Michael Seifert: Der Venezianer war kein Schwindler, er war wirklich in China.
(Eberhard Karls Universität Tübingen)
Zitat
Genau so trefflich und einmalig sind die Angaben des Venezianers zur Salzproduktion, wo er systematisch auf die ihm bekannten wichtigsten Salzzonen kurz eingeht: Changlu, Lianghuai, Liangzhe und Yunnan. Hinsichtlich der bedeutenden Salzzone von Lianghuai nennt er präzise die drei damals maßgeblichen Salzämter: Huai’an, Taizhou und Tongzhou.
Erstaunlich exakt ist auch seine Beschreibung der Herstellung von Meersalz am Beispiel Changlus. Die von ihm geschilderte Methode, nämlich die Auslaugung von mit Salz angereicherten Erden und das Sieden der dadurch gewonnenen Sole in großen Eisenpfannen, stimmt haargenau mit chinesischen Berichten aus der Yuan-Zeit überein.
Keinesfalls konnte er das in den Salzmonopolgebieten Venedigs beobachtet haben, denn dort wurde Salz in Becken mittels natürlicher Verdunstung gewonnen. Diese und andere Daten, deren Präzision bisher noch nicht richtig gewürdigt worden ist, sprechen in der Tat dafür, dass der Venezianer in Diensten des Großen Khans stand.
Wie chinesische Quellen belegen, wäre er nicht der einzige Jüngling gewesen, den Kublai Khan (1215-1294) unter seine Fittiche genommen und den er mit wichtigen Aufgaben betraut hätte. Für den mongolischen Herrscher war es zudem politisch vorteilhaft, dass Männer aus allen Teilen der bekannten Welt ihm, dem Großen Khan, ihre Reverenz erwiesen und in seine Dienste traten, nicht nur aufgrund ihrer fachlichen Kompetenzen, sondern auch zur Festigung der nicht unumstrittenen Legitimität seiner Herrschaft gegenüber seinen chinesischen Untertanen.

Orte, die für die Salzgewinnung
Yangpu auf Hainan (洋浦千年古盐田)
In dem Dorf Yantai auf Hainan wird mindestens seit dem 8. Jahrhundert Salz aus dem Meer gewonnen. Noch heute kann man die über 1.000 Steine sehen, auf deren flachen Oberfläche das Meerwasser verdunstet und so das Salz übrig bleibt. Die dörfliche Bevölkerung macht sich die Gezeiten zu Nutze, die bei Flut die Steine mit Meerwasser bedacken. Bei Ebbe verdunstet das Wasser und Salz bleibt zurück.
In der Provinz Jiangsu gibt es einen Ort, der wörtlich übersetzt „Salzstadt 盐城“ heißt. Yancheng ist seit über 2.000 Jahren bekannt für Salzvorkommen in den Flüssen. Während der Westlichen Han (um 119BC) hieß die Stadt Yandu.
Yanjing Tibet
An der Grenze zwischen Sichuan und Tibet liegt der kleine Ort Yanjing 盐井. Auch hier ist das Wort „Salz“ Bestandteil des chinesischen Namens.
Früher lag Yanjing an der Hauptroute der Salzstraße von Tufan nach Nanzhao, außerdem ist sie die Route für den Transport von Yunnan-Tee nach Tibet.

Die Geschichte der Salzproduktion in Yanjing geht 1.500 Jahre zurück. Auch heute noch sind die alten Methoden der Salzherstellung zu sehen. Auf Stelzen in das enge Flusstal des Lancang-Flusses sind die flachen Salztrocknungsplätze gebaut. Diese leuchten in verschiedenen Rot- und Weißtönen, da das Salz mit Mineralien versetzt ist.
Yunnan und anderswo
Wie oben schon beschrieben, wurde in Yunnan nicht nur in Zigong Salz abgebaut. Vor allem die Gegend um Dujiangyan war bekannt für seine ergiebigen Salzquellen und -Salzseen.
An den Küsten wurde meistens Meersalz gewonnen. In den Wüsten des Westen gab es im Sand große Salzvorkommen, die auf das Vorhandenseins ehemaliger Seen und Meeresarme hindeuten. In den Provinzen, die keine Meeresküste haben, wird vor allem das Vorkommen von Steinsalz ausgebeutet.
Der alte moralische Disput um Salz in China
Salz ist einerseits lebenswichtig, andererseits ein lukratives Handelsgut. Wie gesagt, schon früh kam man auf die Idee, Steuern auf das Salz zu erheben und den Handel als Staatsmonopol zu betrachten.
Die Praktiker unter den Debattierenden hielt das Salzmonopol ein wichtiges Mittel für einen funktionierenden Staat. Die Anhänger des Konfuzius dagegen meinten, dass dadurch einige wenige sich bereicherten und das Volk arm und ausgebeutet würde.
Bai Juyi (772 in Xinzheng, Henan; † 846 in Luoyang) war ein chinesischer Dichter der Tang-Dynastie. In seinem Gedicht “The Salt Merchant’s Wife” (c. 808) beschreibt er das luxuriöse Leben einer Salzhändler-Gattin:
The salt merchant’s wife has gold and silver in plenty,
Yet she does not work in the fields or tend silkworms.
Wherever she goes, north, south, east, or west, she never leave s her home.
Wind and waves are her village, her ship her mansion.
Wie so oft in Vergangenheit und Gegenwart und überall auf der Welt führt die Aussicht auf Reichtum zu Korruption bei den einen und weckt Begehrlichkeiten und Neid bei anderen. Dieser Streit um Salz führte zu Reformen bei den Salzsteuern und Zöllen.
LieblingsChinesisch
Jetzt aber endlich zu meinem ursprünglichen Thema, den Schriftzeichen!
盐 • yán = Salz
盐田 • yántián = das Salzfeld
盐池 • yánchí = der Salzsee
把盐递给我,好吗? • bǎ yán dì gěi wǒ, hǎo ma? = Reichst du mir bitte das Salz?
Wenn man meint, dass etwas salzig ist, benutzt man 咸 xián.
Der in Salz eingelegte Fisch heißt 咸鱼 xiányú. Dies war früher in China ein Arme-Leute-Essen.

腌渍 • yānzì = gepökelt
Natriumchlorid (Kochsalz)
食盐 • shíyán = essen + Salz = Natriumchlorid, Kochsalz
氯化钠 • lǜhuànà = Natriumchlorid
In China ist es nicht üblich, Salz zum Essen auf den Tisch zu stellen. Die Gerichte sind in der Regel gut gewürzt.
Salz in China heute
Der Salzkonsum in China ist einer der höchsten der Welt: Durchschnittlich elf Gramm Salz nehmen Chinesinnen und Chinesen jeden Tag zu sich. Gleichzeitig gehen dort 40 Prozent der Todesfälle auf Herz-Kreislauf-Krankheiten zurück, heißt es in einer neuen Studie chinesischer Forscher und Forscherinnen, die im „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde (2022).
Würden Chinesinnen und Chinesen ab sofort nur ein Gramm Salz pro Tag weniger konsumieren, ließen sich dadurch geschätzt 4 Prozent der Fälle von koronarer Herzkrankheit und 6 Prozent der Schlaganfälle verhindern. Das würde bis zum Jahr 2030 neun Millionen Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern, von denen ansonsten vier Millionen tödlich verlaufen würden.
Dabei sieht man in China selten Salz auf dem Eßtisch. Aber die Speisen sind in der Regel gut gewürzt. Es wird auch z.B. kein süßes Frühstück gegessen. Stattdessen greift der Chinese zu warmen, gewürzten salzigen Speisen.
Links
- 10 Tipps für Deine perfekte China-Reise
- Die Tücken der Chinesischen Schriftzeichen
- War Marco Polo wirklich in China?
Die Fotos sind mehrheitlich von pixabay. Die Fotos von Menschen, die Salz auflesen, aus Vietnam sind außer dem von Yanjing.
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