Hoch über dem kleinen Städtchen Breisach thront eine alte romanische Kirche. Das St. Stephansmünster Breisach. Wie als wolle sie den Ort und die Menschen beschützen. Schon vor weitem sind die ungleichen Türme zu sehen.
Der Berg, auf dem die Kirche von überall zu sehen ist, war mir alleine für den kirchlichen Gebrauch gleich zu wenig. Ich machte mich also an die Recherche.

Geographie und Geschichte des Münsterberges
Das St. Stephansmünster Breisach liegt auf etwa 226 Metern über der Unterstadt, was den Münsterberg zu einer markanten Erhebung über dem Rhein macht.
Der Münsterberg ist ein Ausläufer des Kaiserstuhls, ist ca. 200 Meter breit und 550 Meter lang. Die Aussicht von dem Berg ist fantastisch! Unten sieht man einen Altarm des Rheins und, wenn man weiter geht, die spitzen Dächer der alten Häuser.
Die exponierte Lage ist natürlich auch unseren Vorfahren ins Auge gefallen. So war der Berg vor ungefähr 2.500 Jahren Sitz eines Keltenfürsten. Anderen Quellen zufolge war das Gebiet um den Kaiserstuhl von 4.000 Jahren besiedelt.
Auch die Römer erkannten seine strategische Bedeutung und errichteten ein Kastell, in dem Kaiser Valentinian I. am 30.August 369 ein Edikt ausstellte, dem Breisach seine erste urkundliche Erwähnung als „brisiacus“ (vom keltischen brisin-ac / „Wasserbrecher“ oder vom keltischen Personennamen Brisios) verdankt.
Die Stelle am Oberlauf des Rheins war strategisch wichtig. Auch war es günstiger Punkt, um den Handel zwischen Nord und Süd zu überwachen und natürlich auch Zölle auf die Waren zu erheben.
Die Bedeutung betonte auch eine hölzerne Brücke, die schon während der Römerzeit bei Breisach den Rhein querte. Später ersetzte man sie durch eine feste Brücke, die 1263 erstmalig erwähnt wurde. Sie war lange Zeit die einzige Brücke über den Rhein.

Dieser Turm diente früher als Gefängnis. Seinen Namen erhielt der Turm durch den burgundischen Landvogt Hagenbach, der dort 1474 gefangengehalten wurde.
Breisach stand wegen der günstigen Lage immer wieder im Zentrum großer Auseinandersetzungen. Die Lage weckte Begehrlichkeiten bei Habsburgern, Staufern und den diversen Kaisern. Wikipedia
St. Stephansmünster Breisach
Kommen wir nun zu der Geschichte des St. Stephansmünster!
Die Kirche, die schon von weitem zu sehen ist, ist dem Heiligen Stephan gewidmet. Dieser war Diakon von Jerusalem und der erste christliche Märtyrer. Der arme Stephan wurde wahrscheinich nur knapp 30 Jahre alt und starb durch Steinigung im 1. Jahrhundert n. Chr.
Stephanus ist der Schutzpatron der Kutscher, Maurer, Steinhauer, Pferdeknechte, Weber, Schneider und Zimmerleute. Bei Besessenheit, Kopfschmerzen, Steinleiden soll er helfen.
Er war als Heiliger sehr beliebt und schnell gab es überall da, wo sich frühe Christen ansiedelten, eine ihm gewidmete Kirche. So auch hier. Allerdings sind die Vorgängerkirchen aus merowingischer oder karolingischer Zeit nur eine Vermutung.
Der Bau des Stephansmünsters
Gebaut an einer romanischen Steinkirche wurde ab dem frühen 12. Jahrhundert. Im 13. Jahrhundert kam noch ein frühgotischer Chor dazu. Damit war die Kirche im Großen und Ganzen fertig.
Über die Jahrhunderte wurden einzelne Teile zerstört und wiederaufgebaut, modifiziert und hinzugefügt. So finden wir in der Kirche viele Zeugen der bewegten Geschichte Breisachs.
Ich will mich auf einige Besonderheiten beschänken.
Die alten Freskoes des St. Stephansmünster
Das Wandbild eines Jüngsten Gerichts des Colmarer Malers und Grafikers Martin Schongauer befindet sich an drei Wänden im Westbau des Stephansmünster. Martin Schongauer war im 15. Jahrhundert Bürger von Breisach.

1755 war das Gemälde unter Putz verschwunden, tauchte 1885 wieder auf und wurde 1931 renoviert.
An der Westwand befindet sich die Darstellung des Jüngsten Gerichts. Die eindrücklichen Gestalten sind in ihrer Lebendigkeit sehr zu bewundern.

Kunsthistoriker schätzen die Bedeutung dieses Wandbildes sehr hoch ein. Nicht nur die handwerkliche Meisterschaft sei charakterisierend. Außergewöhnlich für das ausgehende Mittelalter seien auch die Art der Darstellung und die Auswahl der Motive.
Der Freiburger Theologieprofessor und Landeskonservator Joseph Sauer beschrieb den Freskenzyklus wie folgt: (Wikipedia)
„Eine natürliche Grazie ohne Spur von Geziertheit, eine Verhaltenheit bei aller Tiefe und Ursprünglichkeit des Ausdrucks und eine bezaubernde Anmut ohne empfindsame Süßlichkeit sind über das Weltgericht ausgebreitet. Der Meister hat die Welt der Schrecken und Qual mit erschütternder Eindringlichkeit und Kraft, aber ohne abstoßende Roheit gemeistert. […] Die deutsche Kunst dieser Zeit hat kein anderes Werk solcher Größe und Reife an die Seite zu stellen.“
Der Hochaltar des St. Stephansmünster Breisach

Der Hochaltar wurde in den Jahren 1523 bis 1526 vom Meister H. L. (Hans Loi) geschaffen. Der Mittelschrein zeigt in einer lebendigen Darstellung die Krönung Marias. Gottvater und Christus halten hoch über Marias Haupt eine herrlich mit Blüten und musizierenden Engeln verzierte Krone, der Heilige Geist wird durch eine darüber schwebende Taube symbolisiert.
Auf dem linken Seitenflügel ist rechts der Kirchenpatron Stephanus zu sehen, an dessen Martyrium Steine auf dem Buch in seiner linken Hand erinnern; neben ihm der Heilige Laurentius. Der rechte Flügel ist den Stadtpatronen Protasius und Gervasius gewidmet. Der Altar ruht auf einem kunstvoll geschnitzter Sockel mit der Darstellung der vier Evangelisten.
Krypta
Ein weiteres bemerkenswertes Detail ist die Krypta.

Was ist eine Krypta?
Eine Krypta (altgriechisch κρυπτή kryptḗ, deutsch ‚verborgener Gang, Gewölbe, Gruft‘) ist ein unter dem Chor (Apsis) oder unterhalb des Altars christlicher Kirchen befindlicher Raum, der in der Regel für Heiligengräber (auch Reliquienschreine) und Altäre diente.
Ein besonderer Ort am Stephansmünster ist die unter dem Chor gelegene, durch Arkaden zur Außenwelt geöffnete Krypta. Das Gewölbe des Raumes ruht auf einem Pfeiler in der Mitte, an dem man den Torso eines Christuskreuzes sehen kann. Das ursprünglich vor dem Westportal des Münsters aufgestellte Kreuz wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Ende der 1970iger wurde die Krypta zu einer Gedenkstätte ausgestaltet, die an die fast völlige Zerstörung Breisachs im Jahre 1945 erinnert
Rauchschwalben
Mindestens seit den Jahren 1992 bis 2003 brüteten Rauchschwalben in der Krypta des Breisacher Stephansmünster, mit maximal zwölf besetzten Nestern im Jahr 1995. Die Rauchschwalben gaben den Brutort allmählich auf, als sich Mehlschwalben ansiedelten, die im Jahr 2004 dort 36 besetzte Nester besaßen.
Nach einer Renovierung in den Jahren 2006/2007 blieb die Krypta jahrelang ohne brütende Schwalben. Erst 2018 brütete wieder ein Rauchschwalbenpaar an einem der früheren Neststandorte erfolgreich.
Rauchschwalben bauen ihre Schlammnester an Durchgängen und Stallöffnungen. Ihre Nahrung fangen sie vor allem im Flug. Dabei flitzen sie je nach Wetter nah am Boden oder über der Teichoberfläche entlang. Man trifft sie vor allem in größeren Ansammlungen an. Bei der Insektenjagd fliegen sie im Luftraum unter den Mehlschwalben.
Nabu

Vor dem St. Stephansmünster
Der Platz war bei dem Anfang des Kirchenbaus ein alter Friedhof. Dann nutzen die Bürger den Platz lange Zeit als repräsentativen Paradeplatz.
Bevor man den Platz betritt, stößt man auf den Radbrunnen, der eines der ältesten Gebäude Breisachs ist. Das ist ein 41 Meter tiefer Trinkwasserbrunnen, der unter Bertold V. von Zähringen 1189 begonnen und mit einem hölzernen Tretrad bedient wurde.

Damit war die Trinkwasserversorgung auch whrend einer Belagerung gesichert. Bis 1847 diente ein hölzernes Tretrad zur Wasserförderung, anschließend übernahm diese Aufgabe ein mechanisches Pumpwerk.
Ab Anfang des 13. Jahrhunderts war das Gebäude, in dem sich ein Ratssaal befand, auch das erste Rathaus Breisachs. Nördlich am Turm war eine Gerichtslaube mit Folterkammer und Gefängniszelle angebaut.
Ein Turm etwas unterhalb des Stephansmünsters, wird der Hagenbachturm genannt. Er wurde 1319 zum ersten Mal erwähnt. Früher war der Turm nicht nur ein Tor auf de Weg zum Gipfel sondern auch ein Gefängnis.
Vor der Kirche aber in respektvoller Distanz gibt es ein modernes Kunstwerk: Europa auf dem Stier. Es ist sehr modern aber auch interessant.

Die Stadt preist das Kunstwerk „Europa greift nach den Sternen“ (Skulptur des Breisacher Künstlers Helmut Lutz) als Top Fotospot für Instagram-Fans an. Hinter dem Kunstwerk befindet sich das Rathaus bzw, die Stadtverwaltung Breisachs in einem alten Gebäude.
Breisach und das Stephansmünster sind einen Besuch wert!
Ich habe den warmen Sonnenschein genossen und bin gerne über den Münster geschlendert. Ich fand die Aussicht auf die Unterstadt und den Rhein fantastisch. Aber auch die Kleinigkeiten am Rande finde ich bemerkenswert.
Ihr könnt mühelos 2 Stunden hier verbringen und immer weider etwas Neues entdecken! Diese Kirche ist übrigens noch immer katholisch.
Weitere Links
- Das Ulmer Münster
- Kirchen und Museen und ihre Bedeutung auf Reisen
- Die Stadtkiche von Bückeburg
- St. Josephskirche in Peking
Zuletzt aktualisiert vor 3 Wochen
- Unjusa, geheimnisvoller Tempel in Südkorea - 20. Juli 2025
- ChatGPT über den Bambooblog - 16. Juli 2025
- Dinosaurier in China, faszinierende Entdeckungen - 13. Juli 2025
Ja, ich entdecke gerne die Feinheiten der Kunst und auch die lange Tradition mancher Bilder. Das geht mir übrigens mit allen relgiösen Gebäuden so, ob Kirche, Moschee oder Tempel-
Ich mag es total gerne in alte Kirchen zu gehen und sie mir anzuschauen.
Sie haben für mich nicht nur etwas Demütiges, sondern sind in ihrer Bauweise mit all ihren kunstvollen Verzierungen für mich unbeschreiblich