Die Stadtkirche in Bückeburg war ein zentraler Punkt für mich während meiner Schulzeit am Gymnasium Adolfinum, wo ich 1974 mein Abitur machte. Meine beste Freundin war die Tochter vom damaligen Pastor. Natürlich fanden manche Veranstaltungen der Schule und auch der Schaumburger Märchensänger in der Kirche statt.
Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich oft auf der Empore saß, wenn meine Freundin Orgelspielen übte. Fasziniert sah ich dann auf die Pracht, mit der das Innere ausgestattet war.
Geschichte der Bückeburger Stadtkirche
Als Graf Ernst von Schaumburg Anfang des 17. Jahrhunderts beschloss, seine Residenz vom Schloss Stadthagen ins Schloss Bückeburg zu verlegen, ließ er auch einige neue und repräsentative Bauten in dem Ort errichten. So beauftragte er im Jahr 1608 Giovanni Maria Nosseni mit dem Bau einer Stadt- und Residenzkirche.1611 bis 1615 baute man an der wunderschönen Kiche.
In der Fassade kann man über der mächtigen Tür die Inschrift EXEMPLUM RELIGIONIS NON STRUCTURAE („Beispiel der Frömmigkeit, nicht der Bauweise“) sehen. Dies sind die Anfangsbuchstaben des Bauherrn Ernst von Schaumburg.
Es war ursprünglich auch ein Kirchturm geplant. Doch der stellte sich als zu schwer für den sandigen Untergrund heraus. Der dafür vorgesehene Obernkirchener Sandsein wurde stattdessen für den Bau der Latein-Schule verwendet. Und die Stadtkirche blieb für immer ohne Turm.
Im Ensemble des originalen Gestühls und der Emporen bildet die Fürstenloge über dem Hauptportal, die „Goldene Prieche“, ein Schmuckstück der Innenausstattung. Die Herrscherporträts daneben stammen von 1876.
Die Stadtkirche ist ein eindrucksvolles Gebäude der Weserrenaissance.
Johann Christoph Friedrich Bach
*21. Juni 1732 in Leipzig; † 26. Januar 1795 in Bückeburg
Der Sohn des berühmten Johann Sebastian Bach wurde 1750 von Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe als „Hochgräflich Schaumburg-Lippischer Cammer-Musicus“ nach Bückeburg berufen.
Neben der Leitung der Konzerte hatte er für die Anschaffung und Komposition neuer Musik zu sorgen. Auf Betreiben des Grafen nahm er dazu auch Kontakt mit Musikern anderer Adelshöfe auf, um Notenmaterial zu erbitten – Graf Wilhelm hatte den Ehrgeiz, in seiner Musikbibliothek den neuesten Entwicklungen des Musikgeschmacks zu folgen.
Unter seiner Regie blühte die Musikkultur in Bückeburg. Er komponierte Oratorien und andere Werke, die in der Stadtkirche gespielt wurden. Als Herder nach Bückeburg kam, kam es zu einer intentiven Freundschaft und regem Austausch.
Johann Christoph Bach blieb bis zu seinem Tod in Bückeburg. Er wurde auf dem Jetenburger Friedhof in Bückeburg begraben. Lange galt er als unbedeutend und wird auch heute noch nicht in gleicher Weise wie sein Vater oder seine Brüder geschätzt.
Er schrieb Oratorien und Opern, insgesamt zwanzig Sinfonien (davon sind 12 verschollen), achtzehn Klavierkonzerte, daneben Kammermusik und geistliche Lieder.
Die Orgel
Die Orgel der Stadtkirche wurde 1617 von dem Wolfenbütteler Orgelbaumeister Esaias Compenius d. Ä. erbaut. Aufgrund vieler Um- und Neubauten im Laufe der Zeit war 1962 davon nur noch das Gehäuse erhalten. Ein Brand zerstörte auch dieses, bis auf einige versengte große Holzteile. Die Orgel wurde danach sorgfältig restautiert.
Das Orgelwerk wurde 1993–1997 durch ein völlig neues Instrument ersetzt, das von dem Orgelbaumeister Rudolf Janke aus Göttingen erbaut wurde. Dabei wurden einige Register der Orgel von 1965 wiederverwendet. Das Schleifladen-Instrument hat 47 Register auf drei Manualen und Pedal.
Die Orgel dominiert die Kirche und füllt den Raum mit ihrem Klang. Ich habe es geliebt, meiner Freundin beim Üben zuzuhören.
Mein Eindruck
Ich war bei meinen vielen Besuchen in der Bückeburger Stadtkirche immer wieder erstaunt, dass die Kirche selbst, aber besonders der Innenraum so üppig ausgestattet waren. Das hatte ich eigentlich mit katholischen Kirchen in Verbindung gebracht. Für mich waren protestantische Kirchen eigentlich schlicht und einfach ausgestattet.
Trotzdem hat mich die goldene Einrichtung der Kirche sehr geeindruckt. Während meiner Schulzeit hat die Bückeburger Stadtkirche sicherlich dazu beigetragen, dass ich ein gläubiger Christ war. Das hat sich dann aber schnell gegeben.
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Eine sehr schöne Kirche. LG Marie