Die alte Latein-Schule in Bückeburg

Zuletzt aktualisiert vor 2 Wochen

Das Gebäude der alten Latein-Schule in Bückeburg fällt nicht besonders auf in der von alten Häusern gesäumten Schulstraße. Es ist ein schlichtes Gebäude der Renaissance aus gelben Sandstein.

alte Latein-Schule

Das in den Jahren 1613/14 erbaute schlichte einstöckige Gebäude enthält 2 Schulräume und im Obergeschoss eine Wohnung für den Schulleiter. Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg hatte die Latein-Schule iniziiert und sie blieb immer unter der Schirmherrschaft der Fürsten zu Schaumburg.

Als Baumaterial diente Obernkirchener Sandstein, der ursprünglich für den Turm der Bückeburger Stadtkirche gedacht war, die ungefähr zur gleichen Zeit gebaut wurde. Aber der Untergrund war zu instabil für das Gewicht. Deshalb also die Schule.

Sie diente bis 1876 als Schule und Gymnasium. Natürlich bzw. leider waren die Schulen nur für Jungen. Sie sollten diese jungen Menschen auf den künftigen Besuch der Universität vorbereiten. Mitte des 19. Jahrhundert sind die Räumlichkeiten zu klein geworden. Deshalb zog das Gymnasium Adolfinum in größeres Gebäude in der Ulmenallee um.

Noch Ende der 1960er Jahre kam ich in den Genuss, in der alten Schule den Handarbeitsunterricht zu besuchen. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl gewesen, in diesen alten Gemäuern mit dem dicken Mauern und kleinen Fenstern zu lernen.

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Es schien ein Hauch Geschichte durch die Räume zu wehen, die an enge Pulte oder einen Lehrer mit einem Stock erinnerte. Schon lange waren die Zeiten vorbei, in denen Mädchen nicht aufs Gymnasium durften. Der Duft von Altem, Verstaubten lag in der Luft. Und die Erinnerung an eine berühmte Persönlichkeit der Bückeburger Geschichte schien sich hier besonders zu manifestieren.

Die Zeit Herders

Schaumburg-Lippe hatte in der Mitte des 18. Jh. ca. 15.000 Einwohner. Davon lebten nur rund 2.000 in Bückeburg. Kein Wunder, dass die Schule so klein war.

Herder Denkmal Bückeburg

Johann Gottfried Herder (*15.08.1744 † 18.12.1803), war Oberprediger der Schaumburg-Lippischen Landeskirche und Konsistorialrat von 1771 bis 1776 in Bückeburg. In dieser Zeit wohnte er als Lehrer in der Wohnung über den Klassenräumen.

Die Zeit in Bückeburg war von großer Bedeutung für Herder.

Die Zeit des Bückeburger Aufenthalts war Herders eigentliche Sturm-und-Drang-Periode. Seine 1772 von der Berliner Akademie preisgekrönte Abhandlung über den Ursprung der Sprache, die er noch in Straßburg begonnen hatte, eröffnete eine Reihe von Schriften, mit denen er bahnbrechend für die junge deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft werden sollte.

Gemeinsam mit Goethe schrieb er 1772 für die von Merck redigierten Frankfurter Gelehrten Anzeigen, ein kritisches und programmatisches Organ deutscher bürgerlich-oppositioneller Intelligenz, zu dem er viele Rezensionen zu Geschichtsschreibung, Philosophie und Religion beisteuerte.

Wikipedia

„Keine Stunde, in der ein Knabe etwas aufschreibt, ist verloren:“ Herder

In Bückeburg schrieb er seine Abhandlungen über Ossian, Shakespeare und das Volkslied und entwarf dabei ein neues, emphatisches Modell von (Welt-)Literatur. Einen Höhepunkt bildete schließlich die Schrift »Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit« (1774), in der Herder die aufgeklärt humanistische Idee vertrat, dass jede einzelne Kultur aus sich und ihrer Geschichte heraus zu verstehen sei.

Herderstraße

Insgesamt hat Herder überall in Bückeburg seine Spuren hinterlassen. Mit Johann Christoph Friedrich Bach, der aus der berühmten Musikerfamilie stammt und der in Bückeburg an der Stadtkirche tätig war, verband ihn eine tiefe Freundschaft.

Vor der Stadtkirche steht eine Büste von Herder und es gibt eine Herderstraße.

Stadthagen

Bereits 1565 gab es eine Latein-Schule im benachbarten Stadthagen. Als älteste Schule in der ehemaligen Grafschaft Schaumburg bereitete die Lateinschule unter anderem auf ein Universitätsstudium vor. Schüler gingen hier bis zum Jahr 1811 ein und aus. Zuvor gab es bereits seit 1330 in Stadthagen eine Schule zur Vorbereitung auf ein Studium.

Die Latein-Schule heute

Bückeburg Bibliothek von hinten.

Nach umfangreichen Renovierung und Modernisierungen befindet sich seit 1987 in dem historischen Gebäude die Stadtbücherei Bückeburg mit einem Bestand von rund 24.000 Medien aller Art und einem komfortablen Online-Ausleihsystem.

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Ulrike
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