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Eine chinesische Schreibmaschine? Wie kann das gehen? Rund 50.000 Schriftzeichen, die aus Pictogrammen entstanden sind, hat die chinesische Schrift. Insgesamt spricht man sogar von mehr als 200.000. Davon sind 5.000 bis 6.000 heute im allgemeinen Gebrauch. Wie kann man das mit einer kleinen Schreibmaschine abdecken?
Geschichte der Schreibmaschine in China
Schon früh hat man in China den Buchdruck erfunden. Allerdings handelte es sich um Blockdruck, bei dem die Texte, ganze Seiten füllend, in eine Holztafel geschnitzt wurden. Immer wieder gab es Ansätze, bewegliche Lettern zu benutzen, also die Texte aus einzelnen Schriftzeichen zusammen zusetzen. Zum Beispiel zur Zeit des Kaisers Kangxi im 17. Jahrhundert. Aber dies erschien aufwändig und kostspielig, weil dafür Kupfer genutzt wurde. Deshalb wurde das wieder aufgegeben und man nutzte weiterhin den Blockdruck.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte man in China dann Schreibmaschinen. Die größte Herausforderung stellte dabei die Menge der Schriftzeichen dar. Es wurden verschiedene Möglichkeiten probiert.
Die Anfänge
Es erschien unmöglich, eine Schreibmaschine mit Tasten für jedes Schriftzeichen zu entwickeln. Also nahm man die beiden Hauptelemente, die die chinesische Schrift prägen, die Radikale und die Striche, gab diesen jeweils eine Taste, mit deren Hilfe man die Schriftzeichen zusammensetzen konnte. Das war sehr umständlich. Ausserdem waren die Schreibmaschinen sehr schwer.
Dann entwickelte schon 1916 Hou Kun Chow (周厚坤) eine Schreibmaschine mit 4.000 Zeichen. Natürlich konnte man nicht für jedes Schriftzeichen eine eigene Taste anbieten. Es wurde damals versucht, eine Möglichkeit zu finden, die Radikale und Strichzeichen mittels eines Kugelkopfes zu kombinieren.
Schließlich gab es Schreibmaschinen, die wie in einem Druck-Setzkasten rund 3.000 gebräuchliche Schriftzeichen anboten. Rein mechanisch musste man aus dem Setzkasten das gewünschte Schriftzeichen raussuchen, das dann mittels Tasten und Hebel zu Papier gebracht wurde. Damit schafften die schnellsten und geschicktesten Anwender bis zu 20 Schriftzeichen in der Minute.
Elektrizität vereinfacht die Maschinen
Mit der Entwicklung elektronischer Schreibmaschinen wurde das Schreiben und die Maschine leichter. Fast funktionierte die Maschine schon wie das Schreiben am heutigen Computer: Man gab das gewünschte Wort in Pinyin ein und es wurden die möglichen Schriftzeichen angezeigt. Mit einer solchen Schreibmaschine soll es möglich gewesen sein, bis zu 200 Zeichen in der Minute zu schreiben.
Übrigens gab/gibt es vorab eine erste Überlegung, um die der Schreibende nicht herum kam: Man kann Chinesisch nämlich von links nach rechts, von rechts nach links, von oben nach unten und von unten nach oben schreiben.
Chinesisch schreiben heute
Wie sehr doch der Computer das Schreiben auf Chinesisch erleichtert hat!
Das funktioniert so wie SMS-schreiben: Man gibt das Wort in Pinyin ein und bekommt entsprechende Vorschläge. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man Pinyin beherrscht und die entsprechenden korrekten Schriftzeichen erkennt:
Beispiel: Ni bedeutet „Du“. Zusammen mit „Hao“ (gut – 2. Bild) ist dies die übliche Begrüßung. Die korrekten Schriftzeichen sind blau hinterlegt. Aber Ihr seht: Es gibt noch mehr Möglichkeiten.
Diese Erleichterung beim Schreiben hat auch seine negativen Seiten: Man beklagt, dass die neue Generation in China kaum noch mit der Hand schreiben kann. Mir geht es auch so. Ich habe früher gerne und gut Chinesisch geschrieben. Aber heute kann ich manchmal kaum noch meinen chinesischen Namen mit der Hand schreiben. Wie der übermäßige Smartphone-Gebrauch in China aussieht, kann man dem entnehmen, dass es eine chinesische Entsprechung des Wortes Smombie (Smartphone + Zombie) gibt!.
Mich faszinieren die chinesischen Schriftzeichen immer noch sehr. Deshalb gibt es auf meinem Blog die Rubrik „LieblingsChinesisch„.
Ich war bei meinem Besuch im Hannoverschen Landesmuseum entzückt, eine solche chinesische Schreibmaschine zu sehen. Die kleine völkerkundliche Abteilung des Museums „MenschenWelten“ birgt so einige interessante Schätze. Unbedingt sehenswert!
Links
- Das Niedersächsische Landesmuseum – Menschenwelten
- Älteste Chinesische Schrifzeichen in Anyang
- Chinesische Schriftzeichen – Hanzi
- LieblingsChinesisch Überblick
- Die Taklamakan-Wüste, geheimnisvoll und abenteuerlich - 1. Dezember 2024
- Deutsches Zollmuseum Hamburg - 26. November 2024
- China Visum – ein Rückblick - 22. November 2024
Ist schon verblüffend, nicht wahr?
Faszinierend! Ich wusste überhaupt nicht, wie eine chinesische Schreibmaschine aussehen könnte.