Gewitter sind faszinierende Naturphänomene, die gleichermaßen beeindruckend wie gefährlich sein können. Sie entstehen durch komplexe atmosphärische Prozesse und sind weltweit verbreitet – vom Äquator bis zu den Polarregionen. Ich bin natürlich (nicht nur) während meiner Reisen vielen Gewittern begegnet.

Was ist ein Gewitter?
Ein Gewitter ist ein Wetterereignis, das durch elektrische Entladungen in der Atmosphäre – den sogenannten Blitzen – gekennzeichnet ist und häufig mit starkem Regen, Hagel, Windböen und Donner einhergeht. Gewitter treten meist im Zusammenhang mit Cumulonimbus-Wolken (Gewitterwolken) auf, die mehrere Kilometer in die Atmosphäre aufsteigen können. Gefahr geht am meisten von den Blitzen und den Regengüssen aus.
Entstehung eines Gewitters
Die Bildung eines Gewitters ist an bestimmte Bedingungen in der Atmosphäre geknüpft:
- Feuchte Luft
Eine hohe Luftfeuchtigkeit liefert den Wasserdampf, der für die Bildung mächtiger Wolkentürme notwendig ist. - Labile Schichtung
Die Atmosphäre muss „labil“ geschichtet sein – das bedeutet, dass warme Luftmassen unten und kalte Luftmassen oben liegen. Warme Luft steigt auf, kühlt sich dabei ab und kondensiert zu Wassertröpfchen – es entsteht eine Wolke. - Hebung
Ein Auslöser ist notwendig, um die warme Luft zum Aufsteigen zu bringen. Das kann z. B. durch Sonneneinstrahlung, Gebirge oder das Zusammentreffen unterschiedlicher Luftmassen (Kalt- und Warmfronten) geschehen.
Diese Prozesse führen zur Bildung von Cumulonimbus-Wolken. Innerhalb dieser Wolken entstehen durch starke Luftströmungen Reibungsvorgänge, die zu einer Ladungstrennung führen: Oben sammeln sich positive, unten negative Ladungen. Ist die elektrische Spannung groß genug, entlädt sie sich – es kommt zum Blitz.

Der Blitz – elektrisches Schauspiel am Himmel
Ein Blitz ist eine gigantische elektrische Entladung. Er kann eine Länge von mehreren Kilometern erreichen und Temperaturen von bis zu 30.000 °C erzeugen – das ist etwa fünfmal heißer als die Oberfläche der Sonne. Es gibt unterschiedliche Arten von Blitzen:
- Wolke-Boden-Blitze: Die bekannteste Form, bei der sich die Entladung zwischen einer Wolke und der Erdoberfläche vollzieht.
- Wolke-Wolke-Blitze: Entladung zwischen zwei Wolken.
- Innerhalb der Wolke: Entladungen innerhalb einer einzelnen Gewitterwolke (häufigste Art).
Der Donner entsteht durch die explosionsartige Ausdehnung der erhitzten Luft entlang des Blitzkanals. Da Licht schneller ist als Schall, sieht man den Blitz zuerst und hört den Donner einige Sekunden später – daraus lässt sich die Entfernung des Gewitters abschätzen (Faustregel: 3 Sekunden ≈ 1 Kilometer). Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir als Kinder zusammen mit unserem Vater am Fenster standen, gebannt das Gewitter beobachteten und die Zeit zwischen Blitz und Donner abzählten.
Nein, wir hatten keine Angst vor Gewitterb. Erst als ich die erbarmungslosen Unwetter im Dschungel erlebte, fürchtete ich mich manchmal, Die feuchte Luft, wenn sich dann alles wieder beruhigte, war etwas ganz besonderes. So frisch, so prickelnd!
Arten von Gewittern
1. Wärmegewitter
Treten im Sommer bei starker Erwärmung auf. Sie entstehen lokal am Nachmittag und sind meist kurz, aber heftig.

2. Frontgewitter
Bildet sich bei der Kollision von Kalt- und Warmluftfronten. Sie sind oft großräumiger und können Unwettercharakter haben.
3. Orographische Gewitter
Orographische (von griechisch óros = Berg und grápho = schreiben) Gewitter entstehen durch die Hebung von Luftmassen an Bergen oder anderen Geländeerhebungen. Sie sind eine typische Erscheinung in Alpenregionen.
4. Superzellen
Eine besonders gefährliche Form des Gewitters, die lange andauern und Tornados erzeugen kann. Sie sind durch eine rotierende Aufwindzone (Mesozyklone) gekennzeichnet.
Gefahren durch Gewitter
Gewitter sind nicht nur spektakulär, sondern auch potenziell lebensgefährlich:
- Blitzschlag kann tödlich sein oder schwere Verletzungen verursachen.
- Starkregen kann zu Überschwemmungen führen.
- Hagel beschädigt Ernten, Fahrzeuge, Dächer und Fenster.
- Sturmböen können Bäume entwurzeln, Dächer abdecken oder Stromleitungen zerstören.
- Tornados (selten in Mitteleuropa) verursachen schwere Verwüstungen.
Verhalten bei Gewitter – Sicherheitstipps
Um sich bei einem Gewitter zu schützen, sind einige Regeln zu beachten:
Unter freiem Himmel:
- Nicht unter Bäume stellen – sie können vom Blitz getroffen werden.
- In die Hocke gehen, Füße eng zusammen – so wird die Angriffsfläche für Blitze minimiert.
- Offene Felder, Hügel oder Gipfel meiden – dort ist die Blitzgefahr besonders hoch.
- Metallgegenstände (Schirme, Fahrräder) weglegen.
Im Auto:
- Ein Auto mit geschlossenem Metallrahmen bietet durch den sogenannten Faradayschen Käfig Schutz vor Blitzen.
„Ein faradayscher Käfig ist ein Käfig aus elektrisch leitfähigem Material, wie z. B. Metall. Durch die sogenannte Influenz schirmt der faradaysche Käfig elektrische Felder ab, das Innere des Käfigs ist also feldfrei. Ein bekanntes Beispiel ist das Auto, das als Blitzableiter fungiert und dich während eines Gewitters vor einem Blitzschlag schützt.“ easy schule
In Gebäuden:
- Fenster und Türen schließen.
- Elektronische Geräte vom Netz trennen (Blitzschutz!).
- Wasserleitungen nicht benutzen (z. B. nicht duschen) – auch sie können Strom leiten.
Wenn der Himmel brennt – Gewitter in Geschichte und Bibel
Blitz und Donner – einst Stimme der Götter, in der Bibel Zeichen von Gottes Macht.
Wenn der Himmel spricht, verstummt die Erde.

Schwarze Wolken ballen sich zusammen, der Wind heult, und plötzlich zerreißt ein gleißender Blitz den Himmel. Donner grollt wie das Rollen einer unsichtbaren Trommel – so erlebten Menschen seit Urzeiten das Gewitter. Für unsere Vorfahren war es mehr als ein Naturphänomen: Es war die Sprache der Götter. Zeus schleuderte Blitze aus den Wolken, Thor ließ seinen Hammer krachen und die Berge erbeben. Wer den Himmel erzürnte, musste mit Feuer und Donner rechnen.
Auch die Bibel kennt diesen Himmel, der vor Macht bebt. Als Mose am Sinai die Gebote empfing, zuckten Blitze über den Berg, und Donner mischte sich mit der Stimme Gottes. Die Psalmen schildern, wie Gott mit dem Donner spricht und mit Blitzen die Erde erhellt. In der Offenbarung rollen die Donnerschläge wie Vorboten der Ewigkeit durch die Visionen des Johannes.
Beispiele:
2. Mose 9,28: „Bittet den HERRN, dass er Gewitter und Hagel aufhören lässt! Ich verspreche euch: Ihr dürft aus meinem Land fortziehen! Niemand wird euch zurückhalten.“
1. Samuel 12,18: „Samuel betete laut zum HERRN, und noch am selben Tag schickte der HERR ein Gewitter; es donnerte laut und regnete heftig.“
Die beiden Verse zeigen unterschiedliche Situationen:
- 2. Mose 9,28: Hier wird das Ende einer Plage durch ein Gebet herbeigeführt, um die Israeliten zur Freilassung zu bewegen.
- 1. Samuel 12,18: Hier wird ein Gewitter als Strafe oder Zeichen der Macht Gottes gesandt, um die Israeliten zu beeindrucken und ihre Sünde zu zeigen.
Die Gewitterglocke:
„Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango.“
Die Lebenden rufe ich. Die Toten beklage ich. Die Blitze breche ich.
Der erste Nachweis über das Wetterläuten findet sich im Jahr 857. Da schlug nämlich der Blitz in den Dom zu Trier, worauf man zur Abwehr weiterer Gefahren die Glocken in Bewegung setzte.
Ob im Mythos oder in der Schrift – das Gewitter bleibt ein Sinnbild für Macht und Gericht, für Erschrecken und Staunen. Es erinnert uns daran, wie klein wir sind, wenn der Himmel spricht.
Gewitter auf Reisen – Naturphänomen mit Risiko
Reisen bringt uns nicht nur an neue Orte, sondern konfrontiert uns oft auch mit ungewohnten Wetterbedingungen. Ein besonders eindrucksvolles – und zugleich nicht zu unterschätzendes – Naturereignis ist das Gewitter. Ob in den Tropen, in den Bergen oder sogar in der Wüste: Gewitter können überall auftreten, und ihre Intensität sowie ihre Gefahren variieren je nach Region stark.

Habt Ihr schon mal ein tropisches Gewitter im Dschungel erlebt? Das ist ein besonderes Erlebnis! Ich fühlte mich während eines solchen Unwetter in Thailand hin und her gerissen zwischen Faszination und einer unheimlichen Urangst. Blitz, Donner, Blitz, Donner – eine Kakophonie von noch nie gehörtem plötzlichem Krachen, dazu blitzte es permanent. Schließich brach ein Regensturm los. Ich konnte hören, wie der Donner von einer Seite der Berge zur anderen rollte. Das ging eine ganze Weile so. Dann hörte es auf. Ich atmete durch und beruhigte mich wieder.
Besonders in tropischen Ländern wie Indonesien, Thailand oder Brasilien sind Gewitter häufig und heftig. Sie entstehen oft am späten Nachmittag nach heißen, feuchten Tagen. Dann verdunkelt sich der Himmel plötzlich, und nur wenige Minuten später entlädt sich ein regelrechtes Naturspektakel. Für viele Reisende ist das ein faszinierender Moment – wenn Blitze wie Stroboskoplichter über den Himmel zucken und der Donner durch die Straßen hallt. Doch so schön es aussieht, so schnell kann es gefährlich werden.
Gewitter in unterschiedlichen Landschaften
Auch in den Bergen – etwa in den Alpen, im Himalaya oder in den Anden – sind Gewitter ein ernstzunehmendes Risiko. Dort können sie sich blitzartig bilden, vor allem im Sommer. Wer beim Wandern oder Zelten unterwegs ist, sollte stets den Himmel im Blick behalten und nie den Fehler machen, sich in exponierten Lagen oder auf Gipfeln aufzuhalten, wenn sich ein Gewitter ankündigt.
Wüstengewitter wiederum sind seltener, aber nicht weniger beeindruckend. Wenn sich nach langer Trockenheit plötzlich dunkle Wolken über dem Sandmeer zusammenziehen, ist das ein unvergesslicher Anblick – oft begleitet von Staubstürmen, plötzlichem Starkregen und Blitzentladungen.

Mein Tipp für Dich
Informiere dich vorab über das typische Wetter und die Gewitterhäufigkeit deiner Reisedestination – besonders, wenn du Outdoor-Aktivitäten planst. Wetter-Apps oder lokale Wetterdienste helfen, gefährliche Situationen frühzeitig zu erkennen. Im Zweifelsfall: lieber abbrechen und Schutz suchen – Natur geht vor Abenteuer.
Ein Gewitter auf Reisen ist nicht nur eine Erinnerung an die rohe Kraft der Natur, sondern auch eine Mahnung zur Vorsicht – und manchmal sogar eine Chance, innezuhalten und dem Schauspiel mit Respekt und Staunen zu begegnen.
Gewitter in Zeiten des Klimawandels
Infolge des Klimawandels wird eine Zunahme extremer Wetterereignisse erwartet, darunter auch heftigerer und häufigerer Gewitter. Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern, was zu intensiveren Niederschlägen und stärkeren Aufwinden führt – ideale Voraussetzungen für kräftige Gewitterzellen.

Gewitter in China
China gehört weltweit zu den Ländern mit den meisten Gewittern, besonders in den feuchtwarmen südlichen Provinzen. Die Hauptsaison ist im Sommer (Mai–September)
Einige Besonderheiten:
- Südchina (Guangdong, Guangxi, Hainan): Fast tägliche Gewitter im Hochsommer.
- Sichuan-Becken: Gewitterhäufigkeit durch feuchtwarme, eingeschlossene Luft sehr hoch.
- Nordchina (Beijing, Tianjin, Hebei): Gewitter treten v. a. nach Hitzetagen auf, oft mit Sandstürmen kombiniert.
- Westchina (Tibet, Xinjiang): Gewitter meist nur in den Bergen und eher kurzlebig.
Ich habe einmal bei einer Fahrt entlang der Taklamakan den gefürchteten Kara Buran erlebt, einen Sandsturm, der mit unheimlichen Hagelstürmen und Blitz und Donner einhergehen kann. Glücklicherweise dauerte er nicht lange. Es war jedenfalls zum Fürchten.
Geschichte & Kultur

- Frühe Beobachtungen:
Schon in alten chinesischen Schriften, z. B. im Shujing (Buch der Urkunden, ca. 1000 v. Chr.), wurden Donner und Blitz als Zeichen göttlicher Macht beschrieben. - Donnergott Lei Gong (雷公):
In der chinesischen Mythologie ist er der Gott des Donners, oft dargestellt mit Hammer und Meißel, die Blitze und Donner hervorrufen. Mit Krallen wie ein Drache und merkwürdigerweise mit einem Schnabel. - Kulturelle Deutung:
Gewitter galten in der chinesischen Geschichte als himmlische Warnung oder Strafe für unmoralisches Verhalten. - Geschichtliche Ereignisse:
- In Chroniken der Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.) gibt es Aufzeichnungen über Gewitter, die ganze Ernten vernichteten.
- Auch in der Ming- und Qing-Zeit waren Gewitter und Blitzeinschläge häufig dokumentierte Naturereignisse, weil sie oft Brände in Holzstädten auslösten.
- Moderne Forschung:
Seit dem 20. Jahrhundert gilt China als wichtiges Forschungsgebiet für Blitz- und Gewitterstudien, da manche Regionen (z. B. Guangzhou) weltweit Spitzenwerte an Blitzen pro Quadratkilometer haben.
LieblingsChinesisch
Zum Schluss noch die Frage: Was heißt Gewitter auf Chinesisch?
雷暴 • léibào = Das Gewitter
雷 • léi = der Donner
暴 • bào = schädigen, brutal, plötzlich und heftig
闪电 • shǎndiàn = blitzen und Blitz = der Blitz
電 und 雷: Beide Zeichen, vor allem die Langzeichen, zeigen noch deutlich das Bild: Beide habe als Radikal das Zeichen für Regen 雨, darunter dann die Bedeutung: Der Donner ist als „Wolke“ dargestellt. Der Blitz kommt aus der „Wolke“. Wobei bei dem Kurzzeichen auf den „Regen“ verzichtet wird.
Das 电 alleine wird allgemein für Elektrizität genommen. So hat fast jedes Wort für elektrische Geräte das 电 im Namen, z. B. 电话 Telefon oder 电视 Fernseher. Mehr dazu
Zusammengefasst:
Gewitter sind komplexe und beeindruckende Wetterereignisse, die durch die Dynamik der Atmosphäre entstehen. Trotz ihrer Schönheit und Faszination bergen sie erhebliche Gefahren. Mit dem richtigen Wissen und Verhalten kann man sich jedoch gut schützen. In Zeiten des Klimawandels kommt der Beobachtung und Erforschung von Gewittern eine wachsende Bedeutung zu – sowohl für die Sicherheit der Bevölkerung als auch für das Verständnis unseres sich wandelnden Klimas.
Quellen
- Deutscher Wetterdienst
- Hannover.de Verhalten bei Sturm und Gewitter
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz
- Kleine Kulturgeschichte des Gewitters Karl-Heinz Hentschel
Links
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