Berggarten Hannover im Regen

Den historischen Berggarten in Hannover bei Regen besuchen: machbar aber nicht unbedingt empfehlenswert.

Berggarten Hannover Lotos

Mal wieder war ich zu Besuch bei meiner Schwester. Für einen Zoo-Besuch reichte die Zeit diesmal nicht. Meine Schwester schwärmte von den üppig blühenden Sommerstauden. Dazu gab eine Sonderausstellung mit dem Titel „Forscher, Sammler, Pflanzenjäger – unterwegs mit Humboldt & Co.“, die sich zunächst mal sehr interessant anhörte.

Das Wetter schien einigermaßen stabil: Nicht besonders sonnig, aber trocken. Also nichts wie hin!

Der Berggarten

Geschichte
Dieser existiert seit 1704 und ist ein Bestandteil der berühmten barocken Herrenhäuser Gärten. Er löste einen seit 1666 existierenden Küchengarten ab.

Von Anfang an war der Bergarten Aufzuchtstation für seltene Pflanzen der hannoverschen Könige. Kurfürstin Sophie (1630 – 1714) hatte ein großes Interesse an fremdartigen Pflanzen. Sie und auch ihre Tochter Charlotte gaben regelmäßig einen Teil ihres “Nadelgeldes” für die Anschaffung neuer Gewächse aus. Der Berggarten diente so mehr und mehr der Anzucht und Pflege seltener Pflanzen.

Anfang des 18. Jahrhunderts sollten im Berggarten auch exotische Nutzpflanzen wachsen. Der Anbau von Reis scheiterte an mangelnder Wärme. Dafür fand man die Lage passend für Tabak und Maulbeerbäume. Rund 100 Jahre lang konnten damit die Seidenraupen der Königlichen Seidenraupenmanufaktur in Hameln mit ihren Blättern gefüttert werden.

Der Aspekt des Anbaus von Nutzpflanzen geriet immer mehr in den Hintergrund. Mit Leidenschaft und Liebe wurden Pflanzen und Bäume aus aller Welt gesammelt und ausgestellt. Im 19. Jahrhundert entstanden etliche Gewächshäuser, die leider im 2. Weltkrieg alle zerstört wurden.

Berggarten

Heute vereint der Berggarten einen Erholungsort mit dem Kennenlernen unterschiedlichster Vegetationsformen. Es gibt einen Steingarten und ein Gewächshaus mit Pflanzen von den Kanarischen Inseln. Ein Pfad führt durch eine kleine Moorlandschaft mit Teichen, in denen viele Frösche quaken.

Im Frühsommer blühen die zahlreichen Rhododendren in üppiger Pracht. Dazu kommen die tropischen Gewächshäuser mit seltenen Kakteen und Orchideen.

Forscher, Sammler, Pflanzenjäger – unterwegs mit Humboldt & Co.

Ausstellung 2019

Berggarten Orchidee

Woher kommen diese vielen exotischen Pflanzen und Blumen, die uns heute so vertraut sind? Besonders auf den großen Entdeckungsreisen der letzten Jahrhunderte waren immer auch Forscher und Sammler dabei. Berühmt vor allem Alexander von Humboldt

Aber auch zahlreiche kaum bekannte Forscher waren dabei. Auf diese will die Ausstellung aufmerksam machen. Mit den Entdeckungen sind auch etliche abenteuerliche Geschichten verbunden.

Berthold Seemann und die Menschenfressertomate
Der Naturforscher gab der bereits zuvor entdeckten Menschenfressertomate von den Fidschi-Inseln ihren Namen. Er beobachtete, dass Stämme, die damals noch kannibalisch gelebt haben sollen, die Pflanze neben den Hütten mit Gefangenen anbauten. „Die Früchte wurden zu Menschenfleisch gereicht und sollten es bekömmlicher machen“, sagt Boris Schlumpberger, Botaniker der Herrenhäuser Gärten. Göttinger Tageblatt

Auch Hermann Wendland, Hofgärtner in den Herrenhäuser Gärten, taucht in der Ausstellung auf. In Costa Rica entdeckte er die Flamingoblume oder Anthurie und führte sie in Deutschland ein. Ich kann mich erinnern, dass ich zu meiner Konfirmation mit etlichen Blumentöpfen dieser Flamingoblumen beehrt wurde. Was sollte ich als 14jährige damit anfangen? Deshalb kommen die mir nicht ins Haus!

Rote Orchidee im Berggarten Hannover

Die Geschichten der Entdecker und Sammler sind sicherlich sehr interessant. Leider sind die Schilder so unscheinbar und niedrig am Boden aufgestellt, dass es sehr viel Mühe macht, sie zu lesen.

Die Ausstellung ist mittlerweile beendet. Doch die Schilder gibt es noch.

Immer wieder fing es an zu regnen, als wir im Berggarten waren. Da sind natürlich die Schauhäuser das optimale Ziel.

Der Berggarten und seine Landschaften

Berggarten Stauden, bunte Blütenpracht.

Im Zentrum unseres Interesses stand diesmal der Staudengrund. Dieser knapp 20.000 Quadratmeter große Gartenbereich vermittelt umfassende Einblicke in die Welt der Wildstauden.

Viele alte Bäume, darunter die mit über 220 Jahren älteste Gurkenmagnolie Deutschlands und die mächtige Gespensterbuche (Süntelbuche), ein Bachlauf und mehrere Teiche schaffen hier unterschiedliche Lebensbereiche für Wildstauden. Der vor 70 Jahren begonnene Staudengrund ist einer der ältesten Anlagen Europas, in dem naturnahe Stauden gezeigt werden. Die im Sommer üppig blühenden Stauden haben mich sehr beeindruckt.

Das Mausoleum der Könige von Hannover

Berggarten Hannover Lindenallee

In den Jahren 1842 bis 1847 wurde das Mausoleum nach Plänen des Hofbaumeisters Laves für Königin Friederike und König Ernst August errichtet. Das Gebäude, das sich im Besitz des Prinzen von Hannover befindet, ist aus Pietätsgründen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Der Umbau des Leineschlosses 1957 machte es notwendig, acht weitere Fürstlichkeiten in das Mausoleum zu überführen, darunter die Kurfürstin Sophie und Georg I, König von England. Umrahmt wird das Gebäude von mächtigen, über 150 Jahre alten Stieleichen.

Vom Mausoleum hat man einen schönen Blick auf die alte Lindenallee. Leider haben die Bäume in der letzten Zeit stark gelitten:

Die Lindenallee und der Tierschutz
Inzwischen sind die noch verbliebenen fast 300 Jahre alten Bäume eigentlich abgängig, denn Pilze, Holzfäule und Konkurrenzdruck haben ihnen sehr zugesetzt. Eine Erneuerung der Allee war daher vorgesehen, wurde jedoch zugunsten des Artenschutzes gestoppt:

Neben anderen seltenen Insekten bewohnt der Juchtenkäfer, auch Eremit genannt, die alten Linden. Da eine Umsiedlung der Käfer den Bestand gefährden würde, musste die Allee erhalten bleiben. Zur Sicherung sind die Bäume gekappt und aufwändig abgestützt worden. Quelle: Herrenhäuser Gärten

Berggarten bei Regen

Berggarten im Regen

Uns boten die Säulen des Mausoleums Schutz vor dem plötzlich einsetzenden Regen. Dann ließ der Regen nach und wir gingen weiter. Doch kaum waren wir ein wenig weiter gekommen, fing es wieder an, in Strömen zu gießen.

Wir stellten uns unter einen Baum, der aber nicht wirklich schütze. Nach einer Weile und bei nachlassendem Regen eilten wir dem Ausgang zu. Wir waren pitschnass. Kaum waren wir draußen, schien wieder die Sonne. Es gab einen schönen Regenbogen.

Fazit: Meine Begeisterung für den Berggarten bei Regen hält sich in Grenzen. Trotzdem: Ein Besuch lohnt sich! Nur wünsche ich Euch mehr Glück mit dem Wetter!

Alle paar Jahre

Der Berggarten hat einen Schatz, den er allerdings nur alle paar Jahre zeigt, und dann auch nur für wenige Stunden: Die weltgrößte Blüte – der Titanwurz. Ich habe die zwar nicht selbst sehen können, als sie 2021 wieder einmal blühte. Aber wozu hat man eine Schwester in Hannover, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollte.

(c) Irmela

Vorsicht: sie stinkt, wenn die Blüte geöffnet ist! Die gelbe Spitze enthält übrigens die Samen, mit denen der weibliche Teilt, der rote, befruchtet wird.

Infos

Berggarten Info 5-2020

Eintrittspreis: Tageskarte: € 3,50 pro Erwachsenen

Kombi-Ticket: € 6,- pro Erwachsenen

Öffnungszeiten: täglich 9:00 – 16:00 Uhr

Webseite

Tipp: Ganz besonders schön ist der Berggarten im Mai, wenn der Rhododendron blüht!

Links

Berggarten 2019
Berggarten Lilie
Berggarten üppig
Berggarten Hannover Kanarenhaus
Im Kanaren Schauhaus
Ulrike
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4 Gedanken zu „Berggarten Hannover im Regen“

  1. Der Berggarten sieht sehr schön aus. Ich muss gestehen, dass ich beim ersten Überfliegen der Überschrift „Biergarten“ gelesen habe. 😉 Vielleicht ist das ja ein Zeichen, mir mal wieder ein feines Bierchen zu genehmigen. 😉
    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

  2. Danke! Dieses Jahr hab ich jedesmal Regen gehabt. Aber ich hab den Berggarten schon oft bei besserem Wetter gesehen, damals als ich vor 15 Jahren noch in Hannover wohnte. Die Schmetterlinge hab ich leider verpasst.
    LG
    Ulrike

  3. Der Berggarten ist wirklich schön, aber bei Regen war ich noch nie da. Schade, dass Du kein besseres Wetter hattest. Im letzten Jahr gab es in den Tropenhallen unendlich viele Schmetterlinge. Wirklich sehenswert.
    LG Burkhard

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