Die Einhornhöhle im Harz

Die Einhornhöhle, sagenumwoben, ist eine uralte Karst-Höhle im Harz.

Geschichte der Einhornhöhle

Im Jahre 1656 berichtete der Kieler Arzt Johann Daniel Horst in seiner Sammlung von zehn anatomischen Beobachtungen. Er war zu Gast in der Burg Scharzfels und hat dort auch die Einhornhöhle besucht. Auf der Burg zeigte man die Knochen und Zähne, die die Soldaten zum Zeitvertreib und Lebensunterhalt in der Höhle ausgruben und als Einhorn bis nach Nordhausen in die Apotheken verkauften.

Gottfried Wilhelm Leibniz besuchte im Jahre 1686 die Höhle und schrieb in seinem Bericht auch über den Handel mit Einhorn-Artefakten. Später beschäftigte sich Leibniz mit dem von Guericke beschriebenen Fund und entwarf in seiner Schrift Protagaea eine Fantasie-Rekonstruktion des angeblichen Einhorns. Diese Darstellung wird heute als Werbesymbol der Schauhöhle genutzt.

Die Sage

Einer Sage nach hängt die Entdeckung der Höhle mit der nahegelegenen Steinkirche Scharzfeld zusammen. In der höhlenartigen Steinkirche habe in heidnischer Zeit eine weise alte Frau gelebt, die Ratsuchenden geholfen habe. Eines Tages habe sie ein Mönch in schwarzer Kutte in Begleitung von fränkischen Kriegern vertrieben. Ein Einhorn soll sie vor ihren Verfolgern geschützt haben.

Die Frau schloss sich der Hexengemeinde auf dem Hexentanzplatz des Brockens an. Danach sei der schwarze Mönch in einem Erdloch verschwunden, was zur Entdeckung der Einhornhöhle geführt habe. (Wikipedia)

Funfact: Marco Polo (1254–1324) berichtet in seinen Reisebeschreibungen (Il Milione), er habe auf Sumatra ein Einhorn gesehen. Die Beschreibung lässt vermuten, dass es sich dabei um ein Java-Nashorn oder Sumatra-Nashorn handelte. Andere Details lassen zudem vermuten, dass er das Tier nicht selbst sah, sondern lediglich vom Hörensagen kannte.

Einhornhöhle

Seit 1984 forscht der Paläontologe Ralf Nielbock von der TU Clausthal, 1986/87 mit Stefan Veil vom Landesmuseum Hannover, in der Einhornhöhle. Bis 1989 wurden zahlreiche Steinwerkzeuge des Neandertaler gefunden. Außerdem wurden auch zahlreiche Knochen von großen und kleinen Tieren gefunden. Darunter auch Höhlenbären und Höhlenlöwen. Man kann aber die Anwesenheit des Frühmenschen seit über 100.000 Jahren nachweisen.

Und was soll ich sagen? Ich war bei einer der Grabungskampagnen in den 1980er Jahren dabei! Wir gruben damals voller Hoffnung auf Skelettreste des Neandertalers. Leider ohne Erfolg.

Neueste Forschungen

Damals war die Höhle nur mäßig bekannt bei einigen Archäologen und Besuchern. Die Forschungen liefen dann seit 1989 eher beiläufig. Erst 2010 wurden die Forschungen wieder intensiviert. Die Forscher haben weitere Gänge ausgegraben und viele Artefakte des Neandertaler gefunden. Allerdings wenige Knochen.

Die Sensation

Man fand einen mit einem Strichmuster versehenen Riesenhirschknochen. Lange nachgewiesen war die Anwesenheit des Neandertalesrs, aber konnte er auch Verzierungen, Schmuck oder gar Kunst anfertigen? Ein Forschungsteam unter Leitung des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege und der Universität Göttingen hat den Neufund aus der Einhornhöhle im Harz analysiert und kommt zu dem Ergebnis: Der Neandertaler, unser genetisch nächster Verwandter, hatte bereits erstaunliche kognitive Fähigkeiten. 

Ritzzeichnungen auf Riesenhirschknochen in der Einhornhöhle.

Bei dem Muster, eingeritzt in einem kleinen Knochen, kann es sich nicht um die Spuren eines Werkzeuges zum Schlachten handeln. Die Sensation ist, dass diese „erste Kunst“ ca. 50.000 Jahre alt ist! Damit ist sie älter als die berühmten Höhlenmalerein in Frankreich oder die Kunstwerke der Hohlefels-Höhle in Süddeutschland! Und sie stammt eindeutig vom Neandertaler. denn der moderne Mensch kam erst um 40.000 Jahren in diese Gegend. Uni Kiel

Die Einhornhöhle heute

Die Höhle befindet sich etwa 1,5 km nördlich der Ortschaft Scharzfeld im Landkreis Osterode am Harz. Sie liegt im Gebiet der sog. Brandköpfe. Diese bilden hier ein Plateau etwa 150 m über der Talsohle des nahen Odertales.

Sie ist als Naturdenkmal ausgewiesen und wurde 2006 als ein Bestandteil der Zechstein-Karstlandschaft am Südharz in die Liste der 77 bedeutenden Nationalen Geotope aufgenommen. Seit 2017 ist die Einhornhöhle Teil des UNESCO-Geoparks und offizielles Informationszentrum.

Die Einhornhöhle ist heute die größte begehbare Höhle des Westharzes. Die Höhle hat eine Gesamt-Ganglänge von fast 700 m, die Länge der Hauptstrecke ( = Führungsweg) beträgt knapp 300 m. Innerhalb der Hauptstrecke reihen sich mehrere großen Hallen und Dome aneinander.

Infos:

Scharzfeld, 37412 Herzberg am Harz
Tel. 05521 / 997559

Öffnungszeiten:

Mi.-So. 11:00 -16:00

Höhlen-Touren stündlich 11:00, 12:00, 13:00, 14:00, 15:00

Die Einhornhöhle ist nur in den Sommermonaten für Besucher zugänglich.

Im Internet: Einhornhoehle / Unicorn Cave
Da findet Ihr auch Informationen zur Anfahrt.

Links zu archäologischen Höhepunkten:

Einhornhöhle 1988.
Die Einhornhöhle 1988
Ulrike
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4 Gedanken zu „Die Einhornhöhle im Harz“

  1. Liebe Ulrike, ich bin gerade durch Zufall auf Deinen Blog „gestolpert“ 🙂 So liebevoll aufbereitet! Vielen Dank für Deine Mühe! Und den Tipp mit der Einhornhöhle werde ich beim nächsten Harz-Besuch direkt umsetzen! Viele liebe Grüße!

  2. Da war ich nun schon so oft im Harz, aber zur Einhornhöhle hab ichs noch nicht geschafft. Der Blog macht Lust drauf und ich schreibs mir mal auf meine To-Do-Liste. Danke fürs Zeigen.

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