Die römische Villa Urbana Heitersheim

Als ich kürzlich in Müllheim (bei Freiburg) war, war für mich neben dem Besuchs eines Freundes von Interresse, dass die Gegend vor 2.000 Jahren von Römern besiedelt wurden. Zahlreiche Zeugnisse geben viele antike Geschichten kund. So wurde auch die Villa Urbana Heitersheim ausgegraben. Natürlich ergriff ich sofort die Gelegenheit, als mein Bekannter vorschlug, diese zu besichtigen.

Heitersheim Villa Urbana

An einem schönen Tag im Mai machten wir uns auf den Weg. Die Sonne strahlte, ein milder Wind wehte. Wir fuhren durch hügeliges Gelände, in der Ferne immer die Berge des Schwarzwaldes im Blick. Immer wieder Weinstöcke und Obstplantagen.

Was ist eine Villa Urbana?

Das Wort "Villa" stammt aus dem lateinischen und bezeichnete den Landsitz einer reichen Familie (villa urbana) als Sommerresidenz oder als Haupthaus eines Landguts (villa rustica).

Die Bezeichnung „urbana“ implizierte, dass der Hausherr sich einen städtischen Luxus gönnte, mit den Dekorationen und allen Annehmlichkeiten, die das Leben in der Stadt bot.

Der reiche Hausherr residierte dort wie ein Adliger, die manchmal sogar mehrere Villen hatten. Wie z. B. Cicero, der zwar nur über ein mittleres Vermögen verfügte, aber alleine sieben Villen besaß, wie er es teilweise in seinen Briefen beschreibt.

Es war beliebt, eine solche Villa am Hang, auf einen Hügel und vor alle mit einer großartigen Aussicht auf die Landschaft ringum zu errichten.

So war die Villa Urbana Heitersheim auch ein Ort der Entspannung und des Vergnügens, wo Freunde zu Besuch kamen, man reichhaltige Banquette genoß oder man philosophierte und miteinander diskutierte.

Die Villa lag verkehrsgünstig, kaum zwei Kilometer entfernt von der römischen Fernstraße, die – unter heutige B 3 liegend – die Nord-Süd-Verbindung entlang des rechten Rheinufers bildete. Das römische Sulzburg wie auch die Villa Urbana in Heitersheim wurde mit dieser Fernstraße zwischen Müllheim und Bad Krozingen auf Höhe der heutigen Johanniterstraße durch eine nach Osten führende Anschlussstraße verbunden.

Die Villa Urbana bei Heitersheim

Die herrschaftliche Villa Urbana in Heitersheim ist auf dem Gebiet der römischen Provinzen Germania Superior und Raetia einzigartig. Jedenfalls haben die Archäologen (noch) keine vergleichbare Anlage östlich vom Rhein gefunden.

Der Tag bot schönes Wetter und ich konnte mir richtig vorstellen, wie der Hausherr sich in der Sonne ausstreckte und an seine Heimat dachte. Vielleicht sah er die fruchtbaren Gebiete an der Amalfiküste oder in der Toskana vor sich.

Ja, der Tag hatte etwas von Toscana an sich. Die sanften Hügel erstreckten sich vor uns dem Rhein zu und die Wälder des Schwarzwald hinter uns. Weinstöcke soweit man sehen konnte. Lerchen erfüllten die milde Luft über uns mit ihrem hellem Jubel.

Unter einem schützenden Dach liegen die ausgegrabenen Reste der Villa. Ein Peristyl ist nachgebaut. Die einst anliegenden repräsantiven Räume sind angedeutet.

Villa Urbana Heitersheim

„Das Hauptgebäude der römischen Villa wurde in den 20er Jahren des ersten. nachchristlichen Jahrhunderts zunächst als einfacher Holzfachwerkbau errrichtet. Damit ist Heitersheim gegenwärtig der früheste römische Fundplatz rechts des Oberrheins.

Im frühen zweiten Jahrhundert gruppiert sich das nun steinerne Hauptgebäude – in Anlehnung an große italische Villen – um einen großen Innenhof mit einem von Säulen umstandenen Wasserbecken, „Peristyl“ genannt.

In der südlichen Raumflucht lagen die privaten Zimmer der Villenbewohner, der Nordteil diente repräsentativen Zwecken. Südlich davon erhob sich ein kleines separates Badegebäude.

Am Ende des zweiten Jahrhunderts wurde das Hauptgebäude stark umgebaut. Das Peristyl mit Wasserbecken wurde aufgegeben, an seine Stelle trat nun ein offener Hof mit Umgang; die repräsentativen Räumen im Norden wurden vergrößert, ebenso wie das Badegebäude, das nun durch Mauerzüge in den Gesamtwohnkomplex einbezogen wurde.“ Uni Freiburg

Überreste von Glasfenstern, Wandmalereien und Erkern lassen die komfortable Lebensweise der Inhabel der Villa urbana Heitersheim ahnen. Einiges ist davon in Virtrinen und Rekonstruktionen ausgestellt.

Der anschließende Wirtschaftshof liegt unter dem nahen Malteserschloss.

Villa Urbana Heitersheim
Blick auf das Malteserschloss

Der Wirtschaftshof – die Villa Rustica

Der große Wirtschaftshof war zur Versorgung des Anwesends, aber auch zum Handeln gedacht. Wir können uns eine direkte Umgebung mit Obstbäumen und Gemüsebeeten vorstellen.

Es wurde Keramikscherben gefunden, die eine Töpferei auf dem Gelände nahelegen. Natürlich gab es auch eine Bäckerei und eine Küche.

Ställe und Speicher lassen auf eine intensive landwirtschaftliche Nutzung durch die Besitzer der Villa schließen.

Das alles machte ein bequemes und komfortables Leben am Oberrhein möglich. Da sich das alles unter dem Schloss befindet, kann man das nur vermuten.

Wurde Wein angebaut?

Über Weinanbau der Römer im Zusammenhang mit der Villa Urbana Heitersheim habe ich nichts gefunden. Allerdings hatten die Römer die Kenntnis vom Weinanbau und das Keltern nach Gallien und Germanien mitgebracht.

Zuvor war Wein zwar bekannt (bis ca. 50 v.Chr.), aber die Menschen in Gallien und Germanien tranken importierten Wein.

Die Römer sorgten schließlich für die Ausbreitung der Weintrauben nach Germanien. Römische Weinkultur war an der Mosel verbreitet. Selbst am Niederrhein wird um 100 n.Chr. durch die Römer – wenn auch in verhältnismäßig geringem Umfang – Weinbau betrieben, wie Traubenkernfunde aus dieser Zeit in Xanten beweisen.

Villa Artis

Gleich neben dem Römermuseum bei den Ausgrabungen der Villa Urbana steht ein Gebäude, das einem römischen Speicher nachgebaut wurde.

Cafe Artis

Darin befindet sich ein Cafe, das dem Caritasverband Freiburg gehört. Sie schreiben darüber:

„Im Café artis sorgen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam für das Wohl der Gäste. Beschäftigte aus der Zweigwerkstätte Markgräflerland des Caritasverbandes Freiburg-Stadt e.V. erhalten in diesem inklusiv geführten Betrieb eine berufliche Chance.“

Der Caritasverband FreiburgStadt betreibt sowohl das Café artis als auch das Franz-Köberle-Kunst- und Kulturzentrum. Man kann dort sehr gut sitzen und die Umgebung auf sich wirken lassen.

Leider ist das Cafe nur sehr eingeschränkt geöffnet: Samstags bis mittwochs 12 bis 17 Uhr

Das Ende der Villa

Die Villa war nach Ausweis von Münzfunden bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. in Betrieb, als sie ein gewaltsames Ende fand. Sowohl in den Kellern des Hauptgebäudes der Villa wie auch des Verwalterwohnhauses fanden sich deutliche Hinweise auf Brandzerstörungen dieser Zeit.

Infos

Öffnungszeiten von April – Oktober:

WochentagÖffnungszeiten
Dienstag – Samstag13:00 – 18:00 Uhr
Sonntag (und Feiertage)11:00 – 18:00 Uhr

Eintritt frei

Allgemeine Führung: Jeden Sonntag um 15 Uhr

Führungen können bei der Tourist-Info der Stadt Heitersheim vereinbart werden:
Tel.: +49 (0)7634 402-12
E-Mail: tourist-info [at] heitersheim.de

Es lohnt sich!

Links zur Antike auf dem Bambooblog

Landschaft bei der Villa Urbana Heitersheim.

Zuletzt aktualisiert vor 1 Woche

Ulrike

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