Die Sueben in Hamburg Farmsen

Sueben in Hamburg? Ich erinnere mich vage, von den Sueben bei Caesar gelesen zu haben.

Die Sueben waren ein wildes Volk

Die Schilderung bei Caesar hat es in sich:

Sueborum gens est longe maxima et bellicosissima Germanorum omnium. …, neque longius anno remanere uno in loco colendi causa licet. Neque multum frumento, sed maximam partem lacte atque pecore vivunt multum sunt in venationibus; quae res et cibi genere et cotidiana exercitatione et libertate vitae, quod a pueris nullo officio aut disciplina adsuefacti nihil omnino contra voluntatem faciunt, et vires alit et immani corporum magnitudine homines efficit. Atque in eam se consuetudinem adduxerunt, ut locis frigidissimis neque vestitus praeter pelles habeant quicquam, quarum propter exiguitatem magna est corporis pars aperta, et laventur in fluminibus.

Der Stamm der Sueben ist der weitaus größte und kriegerischste aller Germanenstämme. …, und nicht länger als ein Jahr dürfen sie zur Bestellung (der Äcker) an einem Platz bleiben. Auch zehren sie nicht viel von Getreide, sondern größtenteils von Milch und Vieh und gehen oft auf Jagd; dieser Umstand speist sowohl durch die Ernährungsart als auch durch die tägliche Übung und Lebensfreiheit, weil sie von klein auf, an keine Pflicht oder Zucht gewöhnt, überhaupt nichts gegen ihren Willen machen, ihre Kräfte und erzeugt Menschen von gewaltiger Körpergröße. Und sie haben es sich zur Gewohnheit gemacht, in den kältesten Gegenden keine Kleidung außer Felle zu tragen, deren Kürze wegen ein großer Teil des Körpers unbedeckt bleibt, und sich in Flüssen zu baden.

Caesar – De Bello Gallico – liber quartus – Kapitel 1-19

Oha, das hört sich wild an! Und diese „Wilden Sueben“ sollen hier gelebt haben, sozusagen vor der Haustür in Farmsen!

Wer waren sie nun wirklich?

„Die Sueben (oder Sweben, Sueven, Suawen, lateinisch Suebi oder Suevi, altgriechisch Σούηβοι/Σόηβοι So(u)ēboi) waren eine Stammesgruppe germanischer Völker.“, schreibt Wikipedia.

Der Archäologiepfad in Farmsen

Sie lebten vor ca. 2.000 Jahren in einem Gebiet, dass sich von der Ostsee bis zu den Mittelgebirgen erstreckte. Nach ihnen nannten die Römer die Ostsee „Mare Suebicum“.

Die Sueben waren ein Volk der Eisenzeit. Sie sollen noch einen Teil des Jahres nomadisch gelebt haben. Aber es sind heute auch einige feste Siedlungsplätze bekannt. In der Völkerwanderungszeit um 500 n.Chr. haben sie sogar ein Reich gehabt, das bis nach Spanien reichte.

Laut Tacitus und anderen antiken Autoren waren die Sueben ein Stammesverbund, der mehrere germanische Stämme zusammenfassten: u.a. Semnonen, Langobarden, Suardonen, Hermunduren, Markomannen, Burer und die Lugier.

Also, das musste ich mir ansehen!

Der Archäologiepfad Farmsen

Ich weiß nicht mehr, was ich gesucht habe. Es war wohl „Archäologiepfade“. So habe ich den Suebenpfad in Farmsen gefunden.

Es gibt eine sehr gute Webseite, die den Weg und die Funde besonders für Kinder aufbereitet hat.

Der Brunnen
Der Brunnen

1953 und 1954 fanden hier Ausgrabungen statt, nachdem man bei den Vorbereitungen zum Bau der Farmsen-Gartenstadt einige Funde machte, die auf einen Siedlungsplatz aus der Eisenzeit deuteten.

Da die Archäologen schon früh annahmen, dass es sich um eine Siedlung der Sueben/Sweben handelte, wurden die Straßen des modernen Stadtteils Swebenbrunnen, Swebenweg usw. genannt.

Später entschloss sich die Mietergenossenschaft mgf Farmsen-Gartenstadt zu der Anlage eines Archäologiepfad, der die Funde und Geschichte lebendig halten sollte. Ich schätze, das war nach 2003.

Heute macht der Pfad einen vernachlässigten Eindruck, jedenfalls am Anfang beim Verwaltungsgebäude. Dort verläuft er in einem schmalen mit Bäumen bewachsenen Streifen. Er dient zugleich als Naturlehrpfad für Kinder. Die überall zu diesem Zweck aufgestellten Schilder sind schmutzig und beschmiert, so dass man sie kaum noch lesen kann.

Sueben der Backofen
Der Backofen der Sueben

Den Opferplatz habe ich deshalb nicht gefunden oder übersehen. Nur der Backofen ist zu erkennen.

Erst als der Pfad sich den Häusern der Siedlung zuwendet, sieht man ein Rekonstruktion eines kleinen Gebäudes der Sueben. Das wird interessanterweise von einem Imker für seine Bienen genutzt. Fleissig fliegen sie ein und aus.

Vorsicht Bienen

Direkt gegenüber ist ein Brunnen zu sehen, der einst von den Sueben 3 – 4 Meter tief gegraben wurde und nun als Nachbildung zu bewundern ist.

Fazit

Hmm, was soll ich dazu sagen? Mich hat es interessiert und zu intensiver Recherche über die Sueben veranlasst. Der Archäologiepfad ist eine nette Idee, aber man müsste sich mehr drum kümmern. In jedem archäologischen Museum erfährt man mehr über die Sueben.

Meine Empfehlung: Ein Ausflug dorthin lohnt sich nicht. Allenfalls kann er mit einem Besuch im Freilichtmuseum Volksdorf kombiniert werden.

Der Suebenknoten

Suebenknoten - Nachbildung

Die Sueben sind den meisten bekannt durch die einzigartige germanische Haartracht: Der Suebenknoten. Es gibt tatsächlich häufige Darstellungen von Männern mit dieser aufwändigen Haartracht.

Tacitus (um 58 bis 120 n.Chr.) beschreibt den Suebenknoten in seiner Germanica. Im ganzen Römischen Reich findet man Abbildungen davon, die ganz allgemein dir Germanen kennzeichnen.

Es gibt aber auch zwei Moorleichen, die eindeutig den Suebenknoten tragen: Die Männer von Osterby und von Dätgen, beide in Norddeutschland. Die Gemeinde Osterby hat den Knoten sogar im Wappen.

Fun Fact: Für diesen speziellen Haarknoten war es sinnvoll, dünnes und schütteres Haar zu haben. Dann lässt er sich leichter und haltbarer binden als mit einem dichten Haarschopf. Das haben Archäologen mit Experimenten festgestellt. Der Mann von Osterby hatte fast schon eine Glatze.

Weitere archäologische Entdeckungen auf dem Bambooblog:

Ulrike

2 Gedanken zu „Die Sueben in Hamburg Farmsen“

  1. Das ist ja interessant.
    Ich wohne in der Nähe und hatte bis heute keine Ahnung von diesem Pfad. Und die Sueben sind mir auch bis dato unbekannt,
    Danke für deinen Artikel, ich lese jetzt auch mal nach, das interessiert mich.
    Liebe Grüße
    Martina

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