Zuletzt aktualisiert vor 1 Jahr
Formensprache – Faszination Frau
Weibliche Darstellungen der Altsteinzeit
Ausstellung in der Orangerie in der Elfenbeinstadt Erbach
Da flattert mir diese Woche ein schmales quadratisches Büchlein in den Briefkasten. Eine Ausstellung in Erbach? Was soll ich damit? Ich muss erstmal gucken, wo Erbach eigentlich liegt: Im Odenwald, rund 550km südlich von Hamburg. Also nicht gerade so nahe, dass ich mir die Ausstellung kurz mal ansehen könnte.
Dann wird mir klar, wieso ich den Ausstellungskatalog erhalte: Ausgestellt sind steinzeitliche Frauenfiguren, Repliken geschnitzt vom Elfenbeinkünstler Bernhard Röck. Ihn habe ich vor 2 Jahren während der Ausstellung „EisZeiten“ im Archäologischen Museum Hamburg erleben dürfen. Wie sorgfältig und liebevoll er zarte eiszeitliche Figuren aus dem harten Mammutelfenbein herausarbeitete!
Aus dieser Ausstellung damals entstand nun die Idee zu „Formensprache – Faszination Frau“.
In seiner Einleitung zu der Ausstellung in Erbach schreibt er:
Als Elfenbeinfigürchen aus den Höhlen der Schwäbischen Alp publiziert wurden, habe ich sehr schnell an mir selbst gespürt, dass man sich der Faszination und elektrisierenden Eindrücke der Eiszeitkunst nicht entziehen kann, weil Eiszeitkunst direkt in die archaischen Urgründe des Menschseins zurückführt und ein Schlüssel für die Frage ist, wer wir Menschen eigentlich sind.
16 eiszeitliche Frauendarstellungen wurden von 6 lokalen Elfenbeinschnitzern gefertigt und werden in der Ausstellung „Formensprache – Faszination Frau“ in Erbach noch bis zum 01. März 2019 gezeigt.
In diesem unmittelbaren Nebeneinander wirken die Frauenfiguren sehr eindringlich und wecken wieder das Grübeln über Sinn und Zweck solcher recht kleinen Figuren: Göttin? Votiv-Gabe? Pin-up? Fruchtbarkeitssymbol?
Der Katalog
In dem Katalog heißt es:
Fest steht, dass die Frau ein wichtiger Bildträger war, der in ganz Europa über Tausende von Jahren verstanden wurde. Im Alltag der eiszeitlichen Jäger und Sammler waren die Figuren integraler Bestandteil, auch wenn sich deren Bedeutung aus heutiger Sicht nur ansatzweise erschließen lässt.
Stars der Ausstellung sind die Venus von Willendorf, die Dame mit der Kapuze, die Venus von Hohle Fels und mehr. Dazu zeige ich hier Beispiele von der Ausstellung „EisZeiten“.
Die Figuren der Ausstellung in Erbach sind liebevoll und sorgfältig geschnitzte Repliken dieser Figuren.
Angeregt durch einen Kommentar möchte ich darauf hinweisen, dass man 10.000 Jahre altes Mammutelfenbein ganz legal verwenden kann. Das stammt aus Sibirien, wo man auch heute noch viele eiszeitliche Mammutstoßzähne findet.
Danke an Bernhard Röck für die Zusendung des Katalogs! Wie gerne würde ich mir die Ausstellung persönlich ansehen!
Die Ausstellung konnte man bis Ende März 2019 in der Orangerie, Lustgartenstraße 2, in Erbach täglich (außer montags) von 11:00 bis 17:00 Uhr sehen. Auch sonst gibt es mit dem Elfenbeinmuseum viel Schönes und Interessantes zu dem wundervollen Material zu sehen und zu erfahren.
Links
- Xian, das alte Chang’an - 15. September 2024
- LieblingsChinesisch: Der Reiseführer - 8. September 2024
- Jetenburger Kirche, eine weitere Sehenswürdigkeit in Bückeburg - 4. September 2024
Hallo, ich kenne einige Stücke dieser Kunst. Es sind fantastisch Arbeiten aus einer Zeit in der die Frau einen sehr hohen Stellenwert hatte. Vergleichbar mit einigen Dörfern in Papua Neuguinea in der wie ich finde eine ähnliche Formensprache zu finden ist. Leider komme ich aus Asien zu spät zurück um die Ausstellung zu besuchen!
Es handelt sich bei der Ausstellung um Mammut-Elfenbein. Das darf genutzt und gehandelt werden. Im Elfenbeinmuseum werden sicherlich alte Kunstwerke gezeigt, die vor dem Verbot entstanden sind.
LG
Ulrike
Zufälligerweise war ich einmal in Erbach (Odenwald), weil ich dort im Jahr 2004 eine Präsentation gemacht habe. Für das Elfenbeinmuseum hatte ich aber leider keine Zeit.
Die Ausstellung klingt interessant, obwohl Elfenbein als Material sicher nicht mehr zeitgemäß ist (wegen Artenschutz).
Irgendwo habe ich ähnliche Figuren gesehen, ich weiß aber nicht mehr wo. Vielleicht im Museum in Saint-Germain-en-Laye.