Der Fuhu Tempel (Fuhu Si) ist einer der schönsten Tempel am Emeishan, aber auch einer der weniger besuchten Tempel.
伏虎寺 • fú hǔ sì = Tempel zum Bezwingen der Tiger
Erbaut wurde der Fuhu Si während der Tang-Dynastie (618 – 907), zu einer Zeit, als sich in den dichten Wäldern des Emeishan noch Tiger rumtrieben. Man versprach sich Schutz vor den Raubtieren. Aber ich denke, es geht auch darum, den Tiger, das Wilde in sich zu bezwingen. Ursprünglich war der Tempel daoistisch. Wenn man genauer hinguckt, kann man so manche alten daoistischen Heiligen entdecken.

Auch wenn die Straße noch recht gut ist und auch Shuttlebusse hinauf fahren, finden wenige Touristen den Weg hierher, da er nicht an der Hauptroute zum Gipfel des Emeishan liegt. So erlebe ich den Tempel inmitten einer feierlichen Ruhe trotz Wochenende und dem nahenden Nationalfeiertag, voll der gemurmelten Gebete und des Dufts der Räucherstäbchen.

Mit sechs Hallen zieht sich der Fuhu Si den Berghang hinauf. Da ist wieder mal Treppensteigen angesagt. Rundherum alte hohe Bäume. Die Feuchtigkeit tropft von den Blättern, Vögel zwitschern. Ich verbeuge mich vor der großen Buddha-Statue in der Haupthalle. Immer wieder setze ich mich auf eine Bank und genieße die Atmosphäre, die frische Luft, die Ruhe.

Langsam gehe ich von Halle zu Halle, steige endlose Treppenstufen, verbeuge mich, lächle den wenigen Menschen zu, denen ich begegne. Ich bewundere die Statuen in einer großen Halle und mache heimlich ein paar Fotos, als keiner hinsieht. Denn hier, in dieser Halle mit den alten Heiligenfiguren und der beeindruckenden Statue des Bodhisattvas Puxian, der auf seinem Elefanten reitet, ist das Fotografieren eigentlich nicht erlaubt.
Eine schöne Nonne
Wenige Schritte weiter sehe ich etwas wunderschönes und traue mich nun nicht zu fotografieren.


In einem Garten steht ein Pavillon mit einer alten Bronze-Pagode. Sie stammt aus der Yuan-Dynastie (1271-1368) und ist über und über mit Geschichten aus Buddhistischen Schriften bedeckt. Die Pagode ist fast 6 Meter hoch. Ein wahres Kunstwerk!
Doch der Anblick, der mich berührt und fasziniert, ist eine junge buddhistische Nonne. In ein einfaches graues Gewand gekleidet, mit Stoffschuhen an den Füßen, der Kopf geschoren, umkreist sie meditierend die Pagode.
Wieder und wieder geht sie bedächtig im Kreis. Sie ist eine wahre Schönheit, mit feinen Gesichtszügen und einem friedlichen Lächeln um den Mund. Mir fehlen die Worte, um die große Schönheit und die Ausstrahlung dieser Frau zu beschreiben. Ich schaue ihr eine Weile zu. Sie lässt sich von den paar Besuchern nicht irritieren.
Langsam gehe ich zur Straße hinunter. Eine ältere Frau spricht mich an. Woher ich komme, wohin ich gehe. Sie ist zusammen mit ihrem Mann aus Urumqi im fernen Westen Chinas zum Emeishan gereist, um hier Urlaub zu machen. Sie findet den Tempel sehr schön, ist jetzt ganz begeistert, eine Westlerin zu treffen, mit der sie chinesisch sprechen kann. Ich freue mich auch. Ein Stück des Weges gehen wir gemeinsam.
Eindrücke:
Öffnungszeit: 08:00 – 16:00 Uhr
Man kann den Tempel besuchen, ohne den Gesamteintritt für den Emeishan zu bezahlen.
Links
- Emeishan und die Natur
- Baoguo Tempel
- Elefanten in China
- So verneige ich mich vor Buddha – Verhalten im Tempel
Zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren
- Zu viele Autobahnen, zu viele Menschen, zu viel für mich! - 22. April 2025
- Päonie oder Pfingstrose, Chinas Nationalblume - 19. April 2025
- Geheimnisvoller Peking-Mensch - 18. April 2025