Muslime, Islam und der Ramadan in China

Ramadan, der heilige Fastenmonat der Muslime, wird auch in China gefeiert und ich möchte über den Islam und die Muslime in China berichten. Das ist ein großes Thema und ich möchte mich auf das beschränken, was man als Reisender in China sieht und erlebt.

Dujianyan Moschee Muslime in China
Moschee in Dujiangyan bei Chengdu, Sichuan

Während die Angehörigen anderer Religionen im Straßenbild Chinas gar nicht auffallen, kann man die Muslime häufig leicht an ihrer Kopfbedeckung erkennen. Die Männer tragen meistens eine Kappe, die rein weiß oder mit orientalischen Mustern versehen sind. Die Frauen tragen, wenn es ihnen möglich ist, ein Kopftuch.

Es gibt ungefähr 24 Millionen Muslime. Aber Muslim ist nicht gleich Muslim: Es gibt ca. 9 bis 10 Millionen Hui und ca. 8 Millionen Uighuren. Der Rest sind Angehörige der zahlreichen Minderheiten. Das sind immer noch weniger als Christen, deren Anteil an der Bevölkerung 40 Millionen oder mehr ist.

Die chinesischen Muslime, die Hui

Die größte Minderheit sind die Hui, die u.a. eine chinesische Provinz bewohnen:

Ningxia (宁夏 = Níngxià) ist ein Autonomes Gebiet im Nordwesten der Volksrepublik China. Der vollständige chinesische Name ist Níngxià Huízú Zìzhìqū 宁夏回族自治区, Autonomes Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität.

35% der Bevölkerung in Ningxia sind Hui. Ningxia hat früher zu Gansu gehört. Damals lebten dort über 90% Muslime. Nach einigem Hin und Her wurde Ningxia 1958 eine selbständige Provinz Chinas und auch immer mehr sinisiert.

Geschichte des Islam in China

Der Islam kam schon im 7. Jahrhundert nach China. Die ersten Muslime in China waren Händler der Seidenstraße. Sie waren häufig Araber, meistens Männer. Und sie kamen allein, d.h. ohne Frauen. Die Reise zog sich ewig hin. Viele blieben unterwegs hängen, weil es ihnen gefiel, weil sie ihren Reichtum vermehren konnten. Manche blieben auch der Liebe wegen, sei es dass sie sich verliebt hatten oder auch nur, weil sie eine so lange Zeit ohne Frauen nicht aushielten.

Xi'an Große Moschee
Im Garten der Moschee von Xi’an

Je weiter sie nach Osten kamen, desto mehr gingen eine Beziehung mit einer chinesischen Frau ein. Die chinesischen Fraue waren ihnen sehr bequem und es ließ sich einfach mit ihnen leben. Genau wie in Mittelasien oder Arabien waren die Frauen ans Haus gebunden. Sie wurden erzogen, dem Mann zu gehorchen, Kinder zu gebären und das Haus zu hüten.

Während der Yuan-Dynastie (1279-1368), als die Mongolenin Peking herrschten, war die Blütezeit der Muslime. Die Mongolen holten sie ins Land und wollten, dass sie bleiben. Sie erhofften sich dadurch Unterstützung bei der Beherrschung Chinas.

Die Muslime passten sich allmählich den Chinesen an, indem sie viele Sitten und Gebräuche übernahmen. Sie lebten nun schon seit mehreren Generationen in China und sahen auch schon wie die Chinesen aus. Nur eines gaben sie niemals aus: Das war ihre Glaube, der Islam.

Während der Ming-Dynastie (1368 – 1644) wurde der Islam zu einer chinesischen nationalen Religion. Sie unterschiedenn sich von den Chinesen nur noch durch spezielle Bräuche wie das Beschneiden, kein Essen von Schweinefleisch oder die muslimischen Gebetszeiten.

Die Hui als nationale Minderheit

Als anerkannte nationale Minderheit haben die Muslime in China besondere Rechte. So galt zeitweise die Ein-Kind-Politik Chinas u.a. nicht für die Hui. Auch steuerliche Vorteile oder leichterer Zugang zu Universitäten waren unter besonderen Rechten der Minderheiten.

Vor allem da die Hui oder auch die muslimischen Uighuren zwei der bevölkerungsreichsten Völker Chins sind, sind die Han-Chinesen manchmal neidisch und eifersüchtig. Das hat in der Vergangenheit schon zu vielen Konflikten geführt. Aber es wird besser, nicht zuletzt wegen der Bemühungen der chinesischen Regierung.

Hui in Urumqi, Muslimes in China
Hui in Urumqi

Die Rechte der Minderheiten sind in chinesischen Verfassung festgelegt:
Die Verfassung und die Gesetze der Volksrepublik China garantieren allen ethnischen Gruppen in China gleiche Rechte und fördern die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung ethnischer Minderheiten.

Naja, unsere Vorstellunge von Menschenrechten sind andere als die der Chinesen: Während die universellen Menschenrechte eigentlich unverletzliche und unveräußerliche Grundrechte eines jeden einzelnen Menschen als Träger einer individuellen Menschenwürde sind, die ihn primär vor Übergriffen des Staates schützen sollen, hat in der Volksrepublik die Verbesserung des Wohlstands und der Lebensqualität der Bevölkerung Vorrang vor den Freiheitsrechten Einzelner.

Damit kommen wir zum zweiten großen islamischen Volk in China – Uighuren:

Die Uighuren, ein Volk Zentralasiens

Die Uighuren sind ein eigenes Volk innerhalb Chinas anders als Hui, die ja eigentlich Han-Chinesen sind. Sie unterscheiden sich deutlich von den Han-Chinesen. Sie haben ein anderes Aussehen, eine andere Sprache und eigene Sitten und Gebräuche. Das birgt natürlich viele Konfliktmögichkeiten innerhalb von China.

Ausserdem sind die Zentralasiatischen Staaten näher als Peking. Als ich von Peking nach Kashgar in Xinjiang kam, erschien mir das Land anders als China, fremdartig was den Baustil oder die Kleidung betrifft.

Doch auch hier sollten wir einen Blick auf die Geschichte werfen.

Die verwirrende Geschichte der Uighuren

Uighuren (uigurisch ئۇيغۇر Uyghur; chinesisch 维吾尔族 Wéiwú’ěrzú) sind eine turksprachige Ethnie, die ihren Siedlungsschwerpunkt im Gebiet des ehemaligen Turkestans hat, insbesondere im heutigen chinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang (Wikipedia).

In Kashgar

Ich habe übrigens Schwierigkeiten mit dem Namen: Uighuren oder Uiguren? Oder Uyghur?? Ich bleibe bei Uighuren.

Die Uighuren leben seit langer Zeit am Rande der Taklamakan-Wüste zusammenmit anderen teilweise nomadischen Turkvölkern. Während der chinesischen Han-Dynastie eroberte Kaiser Han Wudi (141–87 v. Chr.) das Gebiet (heute Xinjiang) und sicherte damit vor allem die Handelswege der Seidenstraße. Damit war auch eine Verbindung zu den Ländern Zentralasien mit China hergestellt.

Seitdem durchlebte das uighurische Volk Höhen und Tiefen, meistens mit den Chinesen als Herrscher. Auch die Mongolen spielten immer wieder eine Rolle in diesem Gebiet.

Im 8. Jahrhundert wardie Hauptreligion derm Manichäismus, aber auch der Buddhismus und auch verschiedene andere Religionen spielten eine Rolle. Erst im 10. Jahrhundert kam es zu einer größeren Hinwendungen zum Islam. Seitdem werden auch die Gebäude in ihrer Architektur von Zentralasien (Samarkand oder Buchara z.B.) beeinflusst.

Während dieser Zeit gab es auch einen Uighurischen Staat, der aber mehr oder weniger von China abhängig war. Die Geschichte dieser Reiche, der Khanate und Kaganate, ist auch für Wissenschaftler manchmal schwer zu durchschauen.

Wichtig ist der heutige Stand: Die Uighuren leben in einem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Das heißt, die haben eine gewisse Autonomie sind aber Teil Chinas. In den letzten Jahren hat es immer wieder Aufstände gegeben, die vor allem das Ziel hatten, Xinjiang unabhängig und zu einem eigenen islamischen Staat zu machen.

Dem setzte die Chinesische Regierung einige Maßnahmen entgegen: Einerseits sollte der Wohlstad erhöht und Armut überwunden werden. Das geschah wie auch schon in anderen Gebieten durch umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur sowie in die industrielle und landwirtschaftliche Entwicklung, aber auch auf den Ausbau des Bildungssystems. Andererseits wurde auch ein Überwachungssystem zur Bekämpfung jeglicher separatistischer und terroristischer Aktivitäten aufgebaut und die Polizeipräsenz verstärkt.

Wie ich Berichten von Leuten, die vor nicht langer Zeit in Xinjiang waren, entnehmen kann, ist das für beide Seiten, also den Uighuren und den Chinesen, von Vorteil. Klar, es ist für uns ungewohnt schnell gegangen und auch nicht immer ganz ohne Probleme. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass die friedliche Koexistenz der Völker das beste ist, was den Menschen auch im ferne Osten Chinas passieren konnte.

Der Ramadan in China

Was ist der Ramadan?

Im Ramadan fastet der Gläubige: Von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang dürfen sie nicht essen oder trinken oder Sex haben. Der Fastenmonat gilt nur für gesunde Erwachsene. Ältere Menschen, Kranke, schwangere Frauen und Kinder vor der Pubertät müssen nicht fasten. Viele tun es aber trotzdem.

Id Kah Moschee in Kashgar
Id Kah Moschee, Kashgar

Der Ramadan geht dieses Jahr vom Abend des Freitag, 28. Februar 2025 bis Sonntag, 30. März 2025.

Der Ramadan gehört zu den 5 Säulen des Islam. Deshalb ist es für jeden Muslim eine Pflicht, sich daran zu halten. Dabei wird besonderen Wert auf die 5 Gebete gelegt, die man jeden Tag zu bestimmten Zeiten verrichten soll. Das ist vor allem im atheistischen China schwierig und trifft bei manchen Arbeitgeber auf Unverständnis. Trotzdem bleibt es meistens friedlich.

Die arabische Staaten senden extra Imame, ausgebildete Prediger, nach China zu dieser Zeit, auch nach Peking. Übrigens fliegen Chinesische Muslime, sowohl Hui als auch Uiguren, nach Saudi Arabien, um an der Hadsch teilzunehmen, der heiligen Pilgerfahrt und eine der 5 Säulen.

Übigens: It is known that Admiral Zheng He (1371–1435) and his Muslim crews had made the journey to Mecca and performed the Hajj during one of the former’s voyages to the western ocean between 1401 and 1433. Wikipedia

Moscheen nur für Frauen?

Ausgerechnet in China hat eine eher in meinen Augen frauenfeindliche Religion Moscheen nur für Frauen hervorgebracht.

Die Frauen-Moscheen der Hui entstanden im frühen 18. Jahrhundert in Henan in Zentralchina und haben sich bis in den Nordwesten ausgebreitet.

Ende der Ming-, Anfang der Qing-Dynastie hatten chinesische Frauen damit begonnen, eigene Moscheen zu gründen.

Die muslimische Gemeinschaft hatte zuvor aus religiösen Erwägungen angefangen, vermehrt Frauen theologisch heranzubilden. In der Folge wurde ein Teil der weiblichen Muslime, die eine religiöse Erziehung erfahren hatten, allmählich in die täglichen religiösen Aktivitäten einbezogen und es ging daraus später die Einrichtung von Frauenmoscheen hervor.

Quellen u.a.:

März 2025

Ramadan Kareem!
斋月
Gesegneten Ramadan!

Weitere Links:

Zuletzt aktualisiert vor 1 Monat

Ulrike

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