LieblingsChinesisch Tempel, Moschee, Kirche

Als ich die ersten Male vor gut 30 Jahren nach China reiste, konnte ich kein Chinesisch sprechen oder lesen, und es gab nur wenig Stadtpläne in Englisch. Also lernte ich die wichtigsten Schriftzeichen für Tempel erkennen, um mich wenigstens ein wenig orientieren zu können.

Zhenru Tempel Shanghai
Zhenru, buddhistischer Tempel Shanghai

Ich sehe mir gerne die Tempel und Gotteshäuser des Landes an, das ich besuche. Denn sie spiegeln einen wichtigen Bereich ihre täglichen Lebens wider. Auch besuche ich manchmal Gottesdienste, obwohl ich (meistens) kein Wort verstehe. Ja, ich bin der Meinung, dass sich erst dadurch ein wenig von ihrer fremden Welt für mich erschließt. Märkte und das Leben auf der Straße sind wichtige Aspekte, aber sie sind nicht alles.

Und hier kommen sie: Die wichtigsten Schriftzeichen:

Das Schriftzeichen Tempel

寺 • sì = (buddhistischer) Tempel
寺庙 •  sìmiào = buddhistischer Tempel

佛 • fó = der Buddha

„Si“ wird allgemein für buddhistische Tempel gebraucht.

Das Zeichen 庙 ist sehr interessant! Ich weiß, dass der Teil ohne das Radikal lautmalerisch gemeint ist. Es kommt in vielen Schriftzeichen vor, die „miao“ ausgesprochen werden. In Wirklichkeit wird es „you“ gesprochen und heisst „die Ursache“.

Aber wenn ich mir das Zeichen in Verbindung mit dem Radikal Nr. 44 „breit, weit“ (Wikipedia) anschaue, sehe ich einen Pfahl, an dem eine Laterne aufgehängt ist. Genial! Es ist allerdings ein neues, gekürztes Zeichen, dessen ursprüngliche Form 廟 nichts damit zu tun hat. Manchmal denke ich, dass man sich beim Kürzen der Zeichen wirklich Gedanken gemcht hat.

Famen Tempel
Famen-Tempel bei Xi’an

Miao kann auch der Daoistische Tempel sein. Häufig werden allerdings daoistische Tempel ausserdem als Palast gezeichnet:

宫 • gōng = Palast

Beispiel: 青羊宫 • Qing Yang Gong = Palast der Grünen Ziege, daoistischer Tempel in Chengdu.

BTW.: 共和国​宫 •  Gònghéguó Gōng  = Palast der Republik (in Berlin)

Für die Konfuzis-Tempel ist gleichfalls die Bezeichnung Miao üblich. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihnen meistens eine Schule angeschlossen war. Sie sind allerdings heute meistens nicht mehr genutzt und in Museen umgewandelt.

Pingyao Tempel
Konfuziustempel in Pingyao

Wodurch unterscheiden sich die Tempel, ob buddhistisch oder daoistisch?

Vom Aufbau her sind sich die Häuser sehr ähnlich. Manches wie die 4 Himmelswächter findet man in beiden. Aber bei den Buddha-Tempeln steht eindeutig Buddha im Vordergrund.

Man kann sie u.U. auch an den Gewändern der Mönche oder Priester unterscheiden. In buddhistischen Klöstern ist die vorherrschende Farbe meistens ein Ocker, Braun oder Rot, in daoistischen Anlagen wird Schwarz getragen.

Daoistischer Mönch

Andere Gotteshäuser

Die Moschee

回教堂 • huíjiàotáng = Halle, um für die Lehre zusammenzukommen
礼拜寺 • lǐbàisì = Moschee

Im zweiten Wort kommt das Schriftzeichen Tempel vor. Auch eine Moschee unterscheidet sich in der Regel nicht wesentlich von anderen chinesischen Tempeln. Nur die Gebetshalle ist größer. Und natürlich sind überall arabische Schriftzeichen und Ornamente in einer chinesischen Moschee zu sehen.

Je weiter man nach Westen kommt, desto mehr gleichen die Moschen den orientalischen Vorbildern. Das liegt auch daran, dass die muslimischen Hui sich im vorwiegend im Osten Chinas befinden. Sie sind reine Chinesen, die sich lediglich durch ihre Religion von den Han unterscheiden. Weiter im Westen dagegen leben viele muslimische Völker wie Uighuren oder die Tadschiken, die sich mehr nach Zentralasien orientieren.

Id Kah Moschee in Kashgar
Id Kah Moschee, Kashgar

Die Kirche

圣堂 • shèngtáng = heilig + Halle/Saal = Kirche

Die Kirchen haben in den allermeisten Fällen ein europäisches Aussehen in China. Sie sind nicht nur gut besucht, sie sind auch beliebter Hintergrund für Hochzeitsfotos.

katholische Kirche an der Wangfujing Straße
Peking: Dongtang katholische Kirche an der Wangfujing Straße

Die Synagoge

犹太教堂 • yóutàijiàotáng = Jüdische Lehre + Halle = Synagoge

Das „jüdisch“ ist hier lautmalerisch.

Synagogen sieht man allerdings wenige in China. Trotzdem, es gibt sie und sie gleichen eher ihren europäischen Vorbildern.

Allgemeines

Tempel, Moscheen und Kirchen erfreuen sich wieder großer Beliebtheit. Es werden sogar neue gebaut bzw. in der Vergangenheit umgewidmete Gotteshäuser wieder ihrer ursprünglichen Bedeutung zurückgegeben.

Die gewaltige Kühnheit der Architekten bei Neubauten lässt sich gut anhand der Namaste-Pagode des Famen-Tempel bei Xi’an zeigen:

Ulrike Namaste Dagoba
Die Namaste Dagoba, leider bei schrecklich schlechtem Wetter.

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Qingcheng Shan
Daoistischer Tempel am Qingchengshan
Ulrike
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