Konfuzius und sein Tempel in Peking

Zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren

Direkt gegenüber vom berühmten Lama-Tempel Peking liegt der nicht minder große Tempel des Konfuzius. Lange Zeit wurde er vernachlässigt. Dicke Staubschichten lagen auf allem, wie noch Anfang dieses Jahrhunderts ein Reiseführer schrieb.

In den letzten Jahren scheint er wieder zu Ehren kommen. Erst zaghaft mit der Aufstellung einer Konfuzius-Statue in einer Ecke des Nationalmuseums, dann aber auch mit der Renovierung des Tempels, nicht nur in Peking, sondern vor allem auch in Qufu, dem Ort seiner Familie.

Konfuzius. von alten und neuen Zeiten - Konfuzius
Konfuzius am Nationalmuseum in Peking

Wer war eigentlich Konfuzius?

孔夫子 • Kǒng Fūzǐ = Meister Kong
Der Familienname lautet Kong

551 bis 479 v. Chr. in Qufu , Provinz Shandong, damals Königreich Lu

Seitdem führt die Famile den Namen fort, jetzt schon in der 80. Generation.

Die Daten darf man nicht wörtlich genau nehmen, denn sein Leben fiel weitgehend in eine Zeit, in der man nicht schrieb. Es gibt wenig Zeugnisse aus seiner Zeit oder über ihn. Erst der chinesische Historiker Sima Qian befasste sich 600 Jahre später ausführlich mit seinem Leben.

Trotzdem hat sich die mündliche Überlieferung genau erhalten.

Obwohl Konfuzius aus einer angesehen Familie entstammte, war sein Leben eine reine Achterbahnfahrt. Mal konnte er als angesehner Minister arbeiten, mal war er dem Hungertod nahe. Einige Jahre verbrachte er als Wanderprediger.

Unmoralische Handlungen seiner Dienstherren konnte er nicht ertragen. So verließ er Herzog Ding von Lu als er 80 Singmädchen als Geschenk des Nachbarstaats Qi entgegennahm.

Es sind keine Sprüche von ihm selbst aufgeschrieben worden. Doch konnte man die mündliche Überlieferung sehr schnell auch schriftlich festgehalten wissen.

Der wahrhaft Edle predigt nicht, was er tut, bevor er nicht getan hat, was er predigt.

Konfuzius

Die Lehre

Die Lehre des Konfuzius prägte die Philosophie, Staats- und Soziallehre Chinas und beeinflusste über Jahrhunderte Politik und Moral des Landes. Sie wirkte auch auf die Politik und das Denken in Japan und Korea. Dort blieb sie als fremde, aber positive Anregung im Gedächtnis und wurde den Gegebenheiten angepasst. Gemeinsame Elemente dieser konfuzianisch geprägten Kulturen waren die Betonung der Sozialbeziehungen und sozialen Hierarchien, die Priorität der Innenpolitik vor der Außenpolitik und die Überzeugung, dass Menschen grundsätzlich erziehbar sind.

Verworfen wurden Ideen, die einen sozialen und politischen Egalitarismus zuungunsten der hierarchischen Ordnung einrichten wollten. Für die Staatslehre ergab sich aus den Lehren des Konfuzius einerseits die Berechtigung der kaiserlichen Herrschaft, andererseits eröffnete sie den konfuzianistisch ausgebildeten Beamten des Hofes die Möglichkeit, die Macht des Herrschers und der Militärs einzuschränken. So diente sie dem am Gemeinwohl orientierten Interessenausgleich, oder, wie Konfuzianisten es formulierten, dem „Prinzip der Anwendung eines angemessenen Ausgleichs“.

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Dass manch ein eingefleischter Kommunist heute immer noch nicht zu den Anhängern des Weisen gehört, kann ich verstehen. Aber angesichts der Lehre, die eine strenge Hierarchie fordert, kann ich mir vorstellen, dass man da gerne ein Auge zudrückt. Es passt gut, dass man der Obrigkeit gehorchen soll. Auch unterstützt der Glaube an Konfuzius die kindliche Pietät, der Respekt vor allen Älteren.

Der Konfuzius-Tempel in Qufu

1992 war ich in Qufu und habe mir den Konfuzius-Tempel dort angesehen. Auch wenn er noch nicht in großem Interesse stand, war die Anlage sehr beeindruckend.

Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen.

Konfuzius

Der letzte Angehörige der Familie Kong hatte den Tempel und den angeschlossenen Palast 1949 bei der Gründung der Volksrepublik in Richtung Taiwan verlassen. Er war zur Touristenattraktion geworden. Doch man konnte noch ganz gut erkennen, welch ein Reichtum und Bedeutung er einst ausgestrahlt hatte.

Die ihm gewogenen Kaiser hatten die Familie Kong ob der Verdienste ihres Vorfahren zum Beispiel mit dek Privileg der Drachensäulen und der Ziegel in Kaisergelb ausgestattet. Ausserdem konnte man sehen, wie reiche Leute gelebt hatten.

Das passte den Kommunisten gar nicht. Denn das war die Verkörperung der Vier Alten: alte Denkweisen, alte Kulturen, alte Gewohnheiten und alte Sitten. Der Tempel verfiel, wurde auch von den Plünderungen nicht verschont.

Doch schon in der 90er Jahren erkannte man das hohe Potenzial des Tourismus und der wiederwachnden Konfuzianismus. Heute sind der Tempel und alle an die Familie Kong erinnernden Stätten wie zum Beispiel der Begräbniswald gepflegte Sehenswürdigkeiten in Qufu. Ein Besuch dort ist sehr zu empfehlen.

Qufu: Im Friedwald des Konfuzius
Im Friedhofswald der Familie Kong

Der Konfuzius-Tempel in Peking

Nun aber zum Konfuzius-Tempel in Peking! Er liegt direkt gegenüber vom LamaTempel Yonghegong

Er wurde ursprünglich schon 1302 während der Yuan-Dynastie erricht und erhielt einige Erweiterungen und Renovierungen während der Ming- und Qing- Dynastie. Als zweitgrößter Konfuzius-Tempel in China ist er nur unwesentlich kleiner.

Konfuzius Tempel

Mir ist besonders im Gedächtnis geblieben, dass er sich durch viele alte Bäume auf dem Gelände auszeichnet. Daneben gibt es zahlreiche Stelen mit alten Sprüchen und Lehren. Es ist ein ruhiger und besinnlicher Ort.

An einem edlen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter.

Konfuzius

Eine alte Geschichte

Es gibt eine 700 Jahre alte Zypresse, die „Berühr das Böse-Zypresse“. Während der Ming-Dynastie der Beamte Yan Song kam in den Tempel, um den Heiligen zu verehren. Als er an dem Baum vorbeikam, fegte ihm ein Ast den Hut vom Kopf. Dadurch wurde er als untreu entlarvt.

Die Kaiserliche Akademie

Gleich nebenan liegt die Guozijian, die Kaiserliche Akademie. Sie bildet eine Einheit mit dem Konfuzius-Tempel. Konfuzius wurde um Hilfe gebeten, wenn es um die wichtigen kaiserlichen Prüfungen ging. Und in der Akademie kamen zum Schluß die aussichtsreichsten Kandidaten, die die Prüfungen bestehen wollten, um Minister am Kaiserhof zu werden.

Beide Komplexe sind ganz und gar der Ausbildung und dem Lernen gewidmet. Denn Konfuzius hat das Schulwesen des alten China begründet.

Bildung soll allen zugänglich sein. Man darf keine Standesunterschiede machen.

Konfuzius

So kann man immer wieder Schulklassen sehen, die ehrfürchtig die uralten Lehren lauschen.

Guozijian Jie – wo selbst der Kaiser zufuß ging

Die Straße Guozijian Jie ist mindestens 700 Jahre alt. Schon von weitem ist der bunte Torbogen zu sehen, mit dem die Straße besonders gekennzeichnet ist. So müssen einst viele Straßen in Peking ausgesehen haben.

Auf der Stele steht, dass der Kaiser absteigen muss.
Hier müssen alle Menschen vom Pferd steigen!

Doch die Guozijian Jie ist eine ganz besondere. Sie ist die einzige noch existierende Straße mit Torbögen und wird von der Stadt Peking gehegt und gepflegt. Es sind insgesamt 4 Torbögen, die immer wieder restauriert wurden. In 1940er Jahren, so sagt man, wurden die originalen Holzsäulen von den Japanern durch Betonsäulen ersetzt.

Wie wichtig die Akademie zusammen mit dem Konfuzius-Tempel während der Kaiserzeit war, bezeugen zwei Stelen, auf denen in Chinesisch und in Mongolisch darauf hingewiesen wird, dass auf diesem Straßenabschnitt alle vom Pferd steigen müssen, sogar der Kaiser. Heute sind diese wenigen Meter für Autos gesperrt.

Peking Altstadt Guozijian Strasse
Guozijian Straße

Ob die genannten Zitate alle wirklich von Konfuzius stammen, kann ich nicht garantieren. Aber sie werden ihm zugeschrieben.

Infos

Stand Juli 2021

Eintrittspreis für Konfuzius-Tempel und Kaiserliche Akademie: 30,00 RMB

Öffnungszeiten: 08:30 – 18:00 Uhr
November bis April: Montags geschlossen

Am besten erreicht man den Komplex mit U-Bahn Linie 2 oder 5, Station Yonghegang Ausgang G.

Links

Konfuzius in Peking

Ulrike
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