Der Lama-Tempel in Peking ist eine der wichtigsten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt. Dieser alte Palast steht für die jahrhundertealte Verbindung des kaiserlichen Chinas mit dem fernen Tibet.
Im Folgenden erfahrt Ihr, wie aus dem Palast eines Prinzen ein tibetischer Tempel mit grandiosen Kunstwerken wurde. Noch immer strömen die Pekinger hierher, um vor den Statuen zu beten. Der gigantische Buddha Maitreya schaut sanft lächelnd auf den Trubel zu seinen Füßen.
Atmet die vom Duft der Räucherstäbchen volle Luft tief ein und lauscht auf den satten Klang der Glocken und Gongs!
Yonghegong bzw. Lama-Tempel
雍和宫 • Yōnghégōng = Palast des Friedens und der Harmonie
Der Lama-Tempel im Norden der Inneren Stadt ist ein „Muss“ in Peking. Die interessante Mischung aus klassisch chinesischen Hallen und tibetischen Elementen ist sehr sehenswert.
Yonghegong ist ein lebendiger tibetisch-buddhistischer Tempel, der gerne von Gläubigen besucht wird. Auch leben einige Mönche in dem Tempel. Hohe tibetische Würdenträger lassen den Lama-Tempel bei keinem Besuch in der chinesischen Hauptstadt aus. Eigentlich ist hier auch der Sitz des Panchen-Lamas, einem der höchsten tibetisch-buddhistischen Priester.
Was ist ein Lama?
Im tibetischen Buddhismus ist ein Lama ein hoher Gelehrter und Priester. Je nach Tradition muss ein Lama verschiedene Eigenschaften besitzen. Chandrakirti (7. Jh.), der einer der größten buddhistischen Lehrer war, erklärte, dass der Lama die Qualität haben sollte, die Bedürfnisse des Schülers zu befriedigen. Was auch immer er auf dem Weg lernen muss, der Lama kann ihm das geben.
Von diesen Gelehrten hat der Tempel in Peking seinen populären Namen. eigentlich heißt er Yonghegong „Palast des Friedens und der Harmonie“ – 雍和宫
Geschichte
Damit sind wir bei der Geschichte dieses berühmten Tempels. Denn ursprünglich war der Lama-Tempel in Peking ein kaiserlicher Palast. Hier wohnten bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts der Prinz Yinzhen und seine Familie. Yinzhen war der Sohn des Kaisers Kangxi (1678 bis 1723). 1723 trat er die Nachfolge an und wurde Kaiser Yongzheng.
1725 brannte ein großer Teil der Anlage ab. Dieser wurde nicht wieder aufgebaut.
Es war eine Tradition, dass der ehemalige Wohnsitz eines Kaisers nicht weiter als profaner Palast und Wohnung dienen durfte.
1744 baute der Sohn von Yongzheng, Kaiser Qianlong (regierte 1735 bis 1793), deshalb den Palast zu einem Tempel um. Als Zeichen seiner Bedeutung für den Kaiserhof bekam der Tempel gelb glasierte Ziegel. Kaiser Qianlong war ein großer Fan des tibetischen Buddhismus‘. Von ihm stammen zum Beispiel auch die tibetischen Tempel in der alten Sommerresidenz Chengde sowie tibetisch-buddhistische Altäre in der Verbotenen Stadt.
Während der Qing-Dynastie liebten es die Kaiserinnen, im Lama-Tempel ihre Gebete zu verrichten. Besonders die Mutter von Kaiser Qianlong kam regelmäßig zum Gebet.
Der Lama-Tempel Yonghegong
Der Lama-Tempel Yonghegong zeigt noch heute den klassischen Grundriss eines Palastes: Streng an einer Nord-Süd-Achse ausgerichtet folgen mehrere Hallen und Höfe aufeinander. Vom prachtvollen Tor geht eine schöne Allee zum ersten Hof, der einen Glocken- und einen Trommelturm enthält.
In den Hallen auf der Achse und zu beiden Seiten kann man viele schöne alte Statuen sehen. Einige Räume dienen auch wechselnden Ausstellungen zur Geschichte des Tempels und zum tibetischen Buddhismus.
Alles führt auf die 5. Halle zu, der Pavillon des Zehntausendfachen Glücks. Diese Halle fällt schon durch ihre Höhe mit drei Stockwerken auf. Sie beherbergt eine 18 Meter hohe Statue des Buddha Maitreya. Die riesige Statue ist ein Geschenk des 8. Dalai Lama an den Kaiser Qianlong. Sie ist aus einem einzigen Sandelholzstamm aus Sichuan geschnitzt.
Östlich liegt die Halle Zhaofolou, wo Qianlongs Mutter Buddha opferte. Die Statue in dieser Halle besteht aus Bronze. Ursprünglich trug der Buddha auf dem Kopf eine Krone mit fünf Buddhafiguren und auf seiner Stirn eine hell leuchtende Perle, während über der Statue ein Schirm hing. Krone und Schirm bestanden aus purem Gold und wurden vor 1949 gestohlen. Sie wurden seitdem nicht wiedergefunden.
Insgesamt hat der Yonghegong die Wirren des 20. Jahrhunderts gut überstanden und erfreut sich heute großer Beliebtheit.
Mein Besuch 2017
Bei einem Besuch des Tempels lässt sich viel entdecken. Man sollte sich ungefähr 2 Stunden für den Besuch Zeit nehmen.
Bei meinem Besuch 2017 gehe ich andächtig von Halle zu Halle, verbeuge mich ehrfürchtig vor den alten Statuen. Der Duft der Räucherstäbchen weht mir um die Nase. Die Sonne scheint. Überall Schilder, die darauf hinweisen, dass man bei Smog keine Räucherstäbchen anzünden soll. Aber heute ist kein Smog. Manchmal klingt ein Gong. Entferntes Mantra-Singen ist zu hören. In den Bäumen spielen Spatzen. Die Hektik der Megametropole scheint unendlich weit weg, trotz der vielen Besucher.
Ich atme tief ein, diese verzaubernde Atmosphäre von altem China und tiefer Religiosität! Ich habe das Gefühl, heute besonders klar zu sein, ich vermeine, die Jahrhunderte des Gebets und Verehrung direkt zu spüren.
Trotz all seiner Bedeutung als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Pekings wirkt der Lama-Tempel unberührt vom Trubel und bietet einen Eindruck authentischen Pekings.
Öffnungszeiten:
Apr. – Oct.: 9:00 to 17:00
Nov. – Mar.: 9:00 to 16:30
Am besten erreichbar mit der U-Bahn-Linie 2 oder 5. Station Yonghegong
Wenn man noch Zeit hat, sollte man sich den Konfuzius-Tempel mit der Kaiserlichen Akademie auf der anderen Straßenseite nicht entgehen lassen! Bislang gibt es auf meinem Blog nur einen Artikel zu dem Hutong vor dem Konfuzius-Tempel. Diese alte Gasse ist hochinteressant mit schönen Restaurants und Galerien.
Die meisten Fotos stammen von meinem Besuch des Lama-Tempels im November 2017. Einige, die ich im April 2011 gemacht habe, sind speziell gekennzeichnet.
Links
- Verbotene Stadt
- Tibetische Glückssymbole
- Der Tempel der Weißen Pagode
- Tibetisch buddhistische Tempel am Wutaishan
- Pekings Sehenswürdigkeiten
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