Schneeweiß: Die Weiße Pagode Baita

Zuletzt aktualisiert vor 8 Monaten

Der Tempel der Weißen Pagode

chinesisch

白塔寺 • Báitǎ Sì = Weiße + Pagode + Tempel

bzw. Miaoying-Tempel

chinesisch 妙应寺 = Miàoyīng Sì

Die strahlende Weiße Pagode liegt inmitten eines alten Pekinger Stadtviertels. Ihre ungewöhnliche Form leuchtet von weitem, denn sie ist knapp 51 Meter hoch und damit die höchste in China. Auf den ersten Blick wirkt sie gar nicht chinesisch und erinnert an ähnliche Stupas in Nepal oder Tibet.

Weiße Pagode
Xicheng
Stupa, Pagode, Dagoba
Der Stupa (Sanskrit: m., स्तूप, stūpa, Pali thupa oder tope, singhalesisch dagoba, chinesisch tǎ oder Pagoda, birmanisch Paya, tibetisch chörten, thailändisch chedi) ist ein buddhistisches Bauwerk, das Buddha selbst und seine Lehre, den Dharma, symbolisiert.

Ein den frühen Stupas ähnlicher kreisförmig aufgeschütteter Grabhügel (tumulus) diente ursprünglich der Bestattung von Herrschern in Indien und ist seit prähistorisch-megalithischer Zeit bekannt. Im frühen Buddhismus wurden in einem Stupa Reliquien des Buddha und später von herausragenden Mönchen (arhats) aufbewahrt; so wurde er das rituelle Zentrum der Buddha- und Arhatverehrung. Der Stupa wird von Buddhisten rituell im Uhrzeigersinn umkreist (pradakshina).

Eine Pagode ist ein markantes, mehrgeschossiges, turmartiges Bauwerk, dessen einzelne Geschosse meist durch vorragende Gesimse oder Dachvorsprünge voneinander getrennt sind. Gebäude dieser Art sind in Vietnam, China, Nepal, Burma, Japan und Korea zu finden. Die Herkunft des Wortes Pagode ist nicht sicher geklärt. Entsprechende Bauwerke wurden im antiken Indien auf Sanskrit als स्तूप (stūpa) bezeichnet, in Pali heißen sie thupa. Die chinesische Bezeichnung Ta (chinesisch 塔, Pinyin tǎ) stammt ursprünglich aus dem Pali (thap in der antiken chinesischen Aussprache). Wikipedia

Geschichte des Miaoying Tempels

Die Ähnlichkeit mit einer nepalesischen Stupa kommt nicht von ungefähr. Die Ursprünge des dazugehörigen Tempels reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück, als Kublai Khan die mongolische Yuan Dynasie (1271 – 1368) begründete.

Schon 1271 berief Kublai Khan den nepalesischen Architekten Anigo in seine Hauptstadt Dadu (Peking) und ließ die Stupa errichten. Er wollte die Bedeutung des tibetischen Buddhismus betonen, denn der tibetische Buddhismus hatte großen Einfluss auf die Mongolen und ist noch heute die vorherrschende Religion in der Mongolei.

Übrigens: Der Architekt Anigo hat einige der Tempel am heiligen Wutaishan errichtet, wo es auch eine weiße Pagode gibt.

Die Weiße Pagode ist ein Teil des tibetisch-buddhistischen Miaoying Tempels. Im Laufe der Jahrhunderte überstand er einige Unglücke, darunter das Tangshan Erdbeben 1976 . Damals knickte auch der obere Teil der Pagode ab.

Der Tempel und die Weiße Pagode wurden 1978 renoviert. Dabei fand man im Kopfteil der Pagode wertvolle buddhistische Kunstwerke aus der Qing-Dynastie.

Weiße Pagode
Weiße Pagode

Die Weiße Pagode 1988

Das war wohl auch der Zustand, in dem ich den Tempel im Dezember1988 zum ersten Mal erlebte. Ich wusste eigentlich nichts von dem Tempel und war per Zufall in die Gegend der Xicheng Hutongs geraten. Von weitem sah ich die leuchtendweiße Kuppel der Pagode. Sowas macht mich immer sehr neugierig. Also erkundete ich den Tempel, der eng umgeben war von den niedrigen Siheyuan-Häusern, den traditionellen Altstadt-Wohnhöfen Pekings.

Die Weiße Pagode und der sie umgebende Miaoying Tempel waren 1988 wenig beachtet, schon gar nicht von Touristen. So war ich ganz alleine in den düsteren Hallen. Nur eine alte Frau, die anscheinend dabei war, den Altarraum zu fegen, nickte mir freundlich zu und ermunterte mich, Räucherstäbchen anzuzünden und mich vor der verstaubten Buddha-Statue zu verneigen.

In den Ecken waren alte Holzteile von der Hallenarchitektur gestapelt und in einem der Höfe gab es einen großen Haufen der damals allgegenwärtigen Kohlestaubbriketts. Über allem thronte die Weiße Pagode. Eisiger Wind blies durch die Höfe, Glöckchen klingelten wie wild. Und ich ganz alleine! Mir war das ein wenig unheimlich. Die Atmosphäre habe ich immer noch vor Augen, wenn ich an meinen Tempelbesuch damals zurückdenke.

Die Pagode 2009

Anfang des 21. Jahrhunderts wurde der Miaoying-Tempel umfangreich renoviert. Ich hatte das Glück, mir im November 2009 den Tempel noch einmal ansehen zu können. Allerdings bei heftigem Schneefall. Auch diesmal machte der Tempel einen verlassenen musealen Eindruck. Doch die flatternden Gebetsfahnen und einige glühende Räucherstäbchen im Hof zeugten davon, dass Gläubige den Weg hierher finden. Es sollen auch einige tibetische Mönche hier leben, die ich aber nicht gesehen habe.

Weiße Pagode
Weiße Pagoden-Tempel

Seit der Qing-Dynastie gibt es die Tradition, dass am 25. Tag des 10. Mondmonats (dem Jahrestag der Fertigstellung der Pagode) Tibetische Mönche rezitierend und trommelnd die Weiße Pagode umrunden.

Guangji Tempel – Tempel der Monarchie – Weiße Pagode

Wenn man das alte Peking abseits der ausgetretenen Touristenpfade unkompliziert erkunden möchte, empfehle folgenden Ausflug.

Direkt an der U-Bahn-Station Xisi liegt der lebendige buddhistische Guangji Tempel, wo der Sitz der chinesischen Buddhist Association ist, der landesweit größten buddhistischen Vereinigung. In den Hallen und Höfen begegnet man vielen Mönchen und Gläubigen.

Einige hundert Meter weiter entlang der Fuchengmen Nei Straße liegt der Tempel der Monarchie Di Wang Miao, der heute eher Museum als lebendiger Tempel ist. Er beleuchtet einen interessanten Aspekt der chinesischen Religiosität: die Ahnenverehrung.

Von hier aus geht es weiter Richtung Westen bis man bald die Weiße Pagode sieht.

Wenn man noch mehr besichtigen möchte, kann man weiter gehen zu dem kleinen Friedhof, auf dem der Jesuiten-Pater Matteo Ricchi begraben liegt. Auch die umliegenden alten Gassen – Hutong – bieten viele Möglichkeiten, das authentische alte Peking zu entdecken.

Infos

Info (Stand Januar 2020)
Eintrittspreis: 20,- RMB

Mittwochs ist der Eintritt für die ersten 200 Besucher frei

Öffnungszeiten: 9:00 – 16:30 Uhr

U-Bahn-Station: Fuchengmen Ausgang B

Übrigens: Im Internet findet man mehr über die Weiße Pagode, wenn man nach dem Miaoying Tempel sucht.

Die Weiße Pagode im Beihai-Park

Jeder, der die Verbotene Stadt besucht hat, wird zumindest von weitem die Weiße Pagode im Beihai-Park gesehen haben.

Diese wurde 1651 auf der Jade-Blumen Insel in dem kleinen See nördlich des Kaiserpalastes erbaut. Kaiser Shunzhi, der erste Kaiser der Qing-Dynastie, ließ sie errichten, um die Verbindung des Kaiserhofs mit dem Tibetischen Buddhismus zu zeigen. Die Pagode ist rund 37 Meter hoch.

Weiße Pagode im Beihai Park
Weiße Pagode im Beihai Park
Tayuan Si - Wutai Shan
Blick auf den Tayuan Si – Weiße Pagode am Wutaishan
Die große Stupa des Kaisers Asoka
Die große Stupa des Kaisers Asoka in Indien

Links

Ulrike

1 Gedanke zu „Schneeweiß: Die Weiße Pagode Baita“

Schreibe einen Kommentar