Qianmen in Peking – das Vordere Tor

Zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren

Mitten in Peking, im Süden des größten Platzes der Welt, dem Platz des Himmlischen Friedens, ragt grau und gewaltig das Qianmen auf. Der Übersetzung nach ist es die Vordertür. Zur Stadt? Zum Palast?

Qianmen
Qianmen
Zhengyangmen (正阳门, Pinyin Zhèngyángmén, – „Zhengyang-Tor“), auch unter dem Namen Qianmen (前门, Qiánmén, – „Vordertor“) bekannt, ist ein altes Stadttor in Peking.

正 heißt soviel wie aufrecht, in der Mitte, pünktlich. 阳 ist die Sonne. Gerne wird Zhengyangmen als „Tor der Mittagssonne“ übersetzt.

Geschichte und Bedeutung der Befestigung

Die ursprüngliche Kaiserstadt Beijing bestand aus zwei Teilen: Die Äußere und die Innere Stadt. Im Zentrum der Inneren Stadt liegt der Kaiserpalast. Jedes der Areale wurde von einer eigenen mächtigen wehrhaften Stadtmauer geschützt.

In der Inneren Stadt befanden sich zahlreiche Paläste von nahen Verwandten der Kaiser und von Ministern sowie hohen Beamten. In der äußeren Stadt lebte das „gemeine Volk“ in seinen einfachen Hofhäusern.

Strasse
Blick nach Süden

Nur selten begab sich der Kaiser in die äußere Stadt. Aber dort liegt der Himmelstempel, der einst die wichtigste Opferstätte der Kaiser war. Hier betete der Kaiser um gute Ernten. Wehe, wenn dabei irgendetwas schief lief und die Ernte schlecht ausfiel!

Für den Weg vom Palast zum Himmelstempel nutzte der Kaiser dann die mittleren Tore und Treppen. Das war sein Privileg.

Plan des alten Peking

Die Stelle, wo Innere und Äußere Stadt aufeinander trafen, war durch das Zhengyangmen Tor markiert.

Die Gebäude

Dieser Komplex bestand ursprünglich aus drei Gebäuden: Dem eigentlichen Tor, einem Tor bzw. Gebäude für die Wachtruppen, den Bogenschützen, und ein Wachturm. Letzter wurde in den 1960er Jahren abgerissen. Seitdem gab es dort eine Straße.

Damit ist auch klar, dass „Qianmen“ einfach nur der Name für das Vordere der drei Torgebäude ist. Das war übrigens der Wachturm für die Bogenschützen, wie die vielen kleinen Fenster zeigen.

Zhengyangmen
Zhengyangmen

Das eigentliche Tor nördlich ist aus Holz auf einem steinernen Unterbau errichtet. Es wurde 1421 erbaut und brannte mehrmals ab. Zuletzt wurde die gesamte Anlage 1900 während des Boxeraufstandes zerstört und 1905 wieder aufgebaut.

Das Tor ist 43 Meter hoch und 16,5 Meter breit.

Qianmen Museum

Das Zhengyangmen beherbergt ein kleines Museum, das der Geschichte der Stadttore gewidmet ist. Der vordere Verteidigungsturm ist nicht zugänglich.

Rückblick 1988

Was für ein Gewusel! Die Straße, die zum südlichen Tianmen Platz führt, ist ein Nadelör. Quälend langsam schieben sich Busse und einige Taxen zwischen den Geschäftshäusern rechts und links hindurch. Es ist eine alte Straße, die Qianmenstraße, das erkennt man schon an den schmalen Fahrspuren. Noch schmalere Bürgersteige zwingen die Menschenmassen auch zu Fuß schon mal auf die Straße auszuweichen.

Diese Straße gibt es schon seit fast 600 Jahren und sie war immer eine der wichtigsten Geschäftsstraßen Pekings. Hier reihten sich einst lebhafte Märkte, wie ein Fleischmarkt, ein Juwelenmarkt aneinander, dazwischen Werkstätten und Handelshäuser. Bis 1965 hieß die Straße (und das Tor) Zhengyang-Straße.

Für rund 4 Kilometer vom südlichen Yongdingmen bis zum Platz des Himmlischen Friedens benötigte der Bus manchmal mehr als eine Stunde!

Die Gassen rundum die Qianmenstraße sind voller buntem Leben, in das ich mich auch in den folgenden Jahren gerne immer wieder stürze.

Qianmen heute

Mittlerweile wurden die Viertel südlich vom Platz des Himmlischen Friedens gründlich renoviert. Die Qianmen-Straße präsentiert sich als edle Fußgängerzone. Bekannte Marken wie Gucci oder Pierre Cardin werden hier angeboten. Teegeschäfte, in denen der teuerste und beste Tee Chinas verkauft wird, und natürlich auch Souvenirgeschäfte befinden sich in den neuen alten Häusern.

Qianmen Strasse

Einige der bekanntesten Restaurants befinden sich an der Qianmen-Straße, wie z.B. das Quanjude, das weltberühmt ist für seine köstliche Pekingente.

Bei einigen Häusern ist die Renovierung gut gelungen. Stolz präsentiert man Fotos vom alten Zustand an einigen Hauswänden.

Neue Häuser
Die neuen Häuser passen sich in Stil und Farbe an die traditionelle Architektur an.

Sightseeing Trolley

Zur Freude der zahlreichen Besucher fährt nun wieder eine alte Straßenbahn die paar Hundert Meter langsam auf und ab.

Sie erinnert an die Straßenbahnen, die es in Peking seit 1924 gab. Sie wurden 1966 aufgegeben.

Strassenbahn Pekingf

In der Nähe

Natürlich gibt es auch eine U-Bahn-Station „Qianmen“. Von dem Busbahnhof direkt beim Stadttor fahren Busse zu einigen Abschnitten der Großen Mauer.

Nicht weit ist es zum Eisenbahnmuseum, das ich leider noch nicht gesehen habe. Dann ist auch das Laoshe Teehaus zu erwähnen, das einen Besuch wert ist!

Zero Point

Direkt beim Qianmen Tor befindet sich der ultimative Nullpunkt von Peking und China. Alle Eisenbahnkilometer, alle Straßenkilometer werden ab hier gezählt. Er wird durch eine Platte im Boden gekennzeichnet, die die Himmelsrichtungen anzeigt.

Straßenszene
Straßenszene

Links

Qianmen
Ulrike
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3 Gedanken zu „Qianmen in Peking – das Vordere Tor“

  1. Danke für das Update! Ich war leider schon lange nicht mehr dort!!Ich glaube, viele empfinden die renovierten und zu einem großen Teil neugebauten Häuser als Fake.

  2. Bei einigen ist die Qianmen ja als zu touristisch verschrien, aber ich finde ja immer, diese Ecken gehören auch dazu, um das Bild einer Stadt rund werden zu lassen. Mönckeberg- und Spitalerstraße lässt man in Hamburg ja auch nicht weg. 😉 – Sehr nett finde ich übrigens das Baijiu-Museum – vom Tor aus kommend auf der rechten Seite gelegen, Eintritt frei.

    Nach Einbruch der Dunkelheit, bunt beleuchtet, ist es dort ebenfalls echt nett. Oh, und unbedingt in die kleinen Gassen links und rechts hineinschnuppern!

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